«Das Geld kannst du dir sparen», sagt der Webflaneur. Sie guckt ihn überrascht an. «Warum?», fragt sie. Sie benötige doch ein «Word», um Texte zu schreiben, «Excel» für Abrechnungen und «Powerpoint», um ihre Präsentationen zusammenzuklicken. «Nicht zwingend», sagt der Webflaneur. Zweifellos fühle sie sich am wohlsten, wenn sie – obwohl sie auch Onlinedienste wie jene von Google benutzen könnte – auf ihrem neuen Computer Bürosoftware installiere. Sie brauche sich aber für ihre – «und das soll nicht abschätzig klingen» – eher simplen Arbeiten kein teures Programmpaket zu kaufen. Stattdessen probiere sie besser Openoffice.org aus, das eben gerade in einer neuen Version erschienen sei. Diese könne nicht nur PDFs abspeichern, sondern auch einlesen. Die Tabellenkalkulation rechne neu mit breiteren Tabellen. Für sie wichtig: Die Software laufe endlich auch auf Macs schnell und stabil. Zudem: Die Benutzeroberfläche des Klons gemahne stärker ans gute alte Office als jene von Microsofts neuer Version. «Und was kostet das?», fragt sie. Openoffice.org dürfe man kostenlos herunterladen, installieren, benutzen und bei Bedarf sogar anpassen, sagt er.
«Was nichts kostet, ist nichts wert», behauptet sie. Er sehe das etwas anders, kontert der Webflaneur. Und er sei nicht alleine damit: Die frei verfügbare Bürosoftware, die übrigens bereits in etlichen Firmen und Verwaltungen sowie in vielen Schulen zum Einsatz komme, schneide in Tests von Zeitschriften ähnlich gut ab wie das kostenpflichtige Pendant. «Apropos nichts wert», fügt er an, «da steckt viel Arbeit und Herzblut von Freiwilligen drin.» – «Von Freiwilligen?», fragt sie. In Open-Source-Projekten, wie Openoffice.org eines sei, könne jedermann mitarbeiten, erklärt er. Beteiligt seien Programmierer – aber nicht nur: Es brauche auch Anwender, die anderen bei Problemen auf die Sprünge hülfen. Es brauche Muttersprachler, die das Programm übersetzten. Es brauche Grafiker, die Logos gestalteten. Es sei tatsächlich erstaunlich, dass eine solche Zusammenarbeit funktioniere, unterbricht sie ihn nun. Und sie fügt an, sie werde sich das Programm gerne mal anschauen.
Einige Wochen später: Die beiden müssen einen Text schreiben. Bevor sie den PC startet, druckst sie etwas herum. Sie habe sich dann doch Microsofts Office geleistet, sagt sie. «Es gab gerade eine Aktion.» Der Webflaneur, selbst eher knausrig, gibt sich verständnisvoll. Das Schöne sei, dass man endlich wieder die Wahl habe, sagt er. Dann fragt er doch noch, weshalb sie sich fürs proprietäre Produkt entschieden habe. «Du kennst mich ja», sagt sie augenzwinkernd, «ich trage lieber Markenkleider als Selbstgestricktes».
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Nachdem das Unternehmen Sun sich Openoffice einverleibt hatte, kam es zur Abspaltung: Ein Teil der Entwickler sprang ab und machte unter dem Namen Libre Office weiter. Der Webflaneur empfiehlt nun dieses nicht kommerzielle Büroprogramm, das unter Libreoffice.org zu finden ist.