«Das haben sie glänzend gelöst!», ruft der Kollege – und hätte vor Begeisterung fast den Kaffee verschüttet. Der Webflaneur folgert: Mit «sie» meint er die Programmierer bei Google, und mit «das» die Entwicklung des Webbrowsers Chrome. «Chrome ist schlicht schlicht», rühmt der Kollege. «Einverstanden», sagt der Webflaneur. Der Browser komme mit bloss vier Knöpfen und zwei Menüs aufgeräumt daher. «Chrome ist praktisch», schwärmt der Kollege. Der Webflaneur ergänzt: Gelungen seien die Kombination von Adresszeile und Suchfeld sowie die grafische Übersicht von oft besuchten Websites. «Chrome ist schnell», fährt der Kollege fort und nimmt einen Schluck Kaffee. Der Webflaneur nickt. Bei Testläufen sei der Browser in vielen Disziplinen zügiger als die Konkurrenz gewesen, insbesondere wenns um Java-Skript gehe. «Und Chrome ist stabil», fügt der Kollege an. Lege eine Website eine Registerkarte lahm, breche nicht gleich das ganze System zusammen. «Firefox, Internet Explorer, Safari sind passé. 2008 wird als Google-Jahr in die ‹Chromik› eingehen!»
Der Webflaneur schüttelt den Kopf. «Lass dich nicht blenden», sagt er. Chrome sei erst eine Beta-Version, gehöre also noch nicht auf Computer, an denen gearbeitet werden sollte. Der Browser müsse zuerst auf Herz und Nieren getestet werden – auch in Sachen Datenschutz. «Ach, ‹chrom› mir nicht mit dieser alten Leier», sagt der Kollege. Doch das bringt den Webflaneur erst richtig in Fahrt. Um die Bedenken, die übrigens auch der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte teile, zu zerstreuen, genüge ein «Don’t be evil» als Firmenmotto nicht mehr. Google verfüge im Internet über eine Vormachtstellung. E-Mails, Suchabfragen und Wissensdatenbanken: «Die US-Firma ‹chromtrolliert› heute vieles.» Deshalb müsse man sich schon fragen, ob man auch noch einen Webbrowser installieren wolle, der offenbar gerne mal nach Hause telefoniere. «Mir ists egal, wenn Google ein Profil erstellt», sagt der Kollege. «Dann kriege ich zumindest genau die Werbung, die mich interessiert.»
Es gebe noch weitere Unschönheiten, warnt der Webflaneur: Google installiere den Browser nicht im Programmverzeichnis, wo er hingehöre. Stattdessen werde er im Datenverzeichnis abgelegt. «Na und?», fragt der Kollege. Zum einen müsse Chrome so für jeden Nutzer einzeln installiert werden, erklärt der Webflaneur, und zum anderen sei dies ein unnötiges Sicherheitsrisiko.
Einig werden sich die beiden in dieser Kaffeepause nicht. «Es ist nicht alles Gold, was glänzt», warnt der Webflaneur beim Abschied nochmals. Derweil mampft der Kollege auch noch das letzte «Chrömli».
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