Das Bücherwürmchen – so pflegt der Webflaneur sie zu rufen, wenn sie es mit dem Lesen mal etwas übertreibt – kommt ihm mit leuchtenden Augen entgegen. «Hast du von dieser Online-Bibliothek gehört?», fragt sie. Sie sei wie gemacht für sie, fährt sie fort. «Immer wenn der Lesestoff ausgeht, feiert die Bibliothek gerade Ferien. Und wenn ich mal in die Ferien darf, ist der Lesefuttervorrat im Nu erschöpft.» Fortan könne sie sich online Nachschub besorgen. «Das ist keine Hexerei, oder?»
Der Webflaneur setzt sich. Die Ausleihe bei Onleihe sei einfach, sagt er dann: Man suche ein Buch aus, lege es in den Warenkorb, lade die Datei herunter. Zur Auswahl stünden pro Bibliothek 3000 Medien – Bücher, Hörbücher, Zeitschriften, Filme. «Und was kostet die ‹Onleihe›?», will sie wissen. Die Dienstleistung sei in der Jahresgebühr der richtigen Bibliothek inbegriffen, sagt der Webflaneur. In der Region Bern mache derzeit erst die Stadtbibliothek Burgdorf mit. Dort koste der Jahresbeitrag zwischen 15 und 70 Franken.
«Es gibt keinen Haken?», fragt sie. Es gebe zwei Häkchen, antwortet er. Unpraktisch sei, dass man ausgeliehene Medien nicht «zurückbringen» kann. Stattdessen müsse man warten, bis die Leihfrist abläuft und die Datei unlesbar wird. Das betreffe, wer auf ausgeliehene Medien warten müsse – und wer sich bloss die auf zwei Medien limitierte Mitgliedschaft gegönnt hat. Und dann sei da noch der Kopierschutz: Damit man die Online-Ausleihe voll nutzen könne, brauche man einen Windows-PC. Ton- und Filmmedien könnten einzig mit dem neuen Mediaplayer und kompatiblen Abspielgeräten wiedergegeben werden. «Da guckst du mit dem Mac und dem iPod in die Röhre.» Der Blick des Bücherwürmchens verfinstert sich schlagartig. Anders sehe es bei Büchern aus, fährt der Webflaneur fort: Diese seien zwar auch kopiergeschützt und könnten nur mit dem Adobe Reader angezeigt werden. Dieser sei aber für viele Systeme erhältlich – auch für jenes ihres Macs, sagt er. Und des Bücherwürmchens Augen leuchten wieder.
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