Am Anfang stand ein Witz. Einige Informatiker der Carnegie Mellon University in Pittsburgh machten sich vor 25 Jahren auf einem Schwarzen Brett im Computernetzwerk über die Kollegen Physiker und deren abstruse Experimente lustig – etwas zu verklausuliert, als dass der Webflaneur alles nacherzählen könnte. Und offenbar selbst zu verklausuliert für einige Kollegen: Diese nahmen die Satire ernst. Das Missverständnis führte zu einer profunden Debatte über die Kennzeichnung ironisch gemeinter Bemerkungen in elektronischen Texten.
Die ersten Ideen waren pragmatisch: Einige Diskussionsteilnehmer wollten satirische Aussagen in der Betreffzeile markieren – gute Witze mit einem *, schlechte mit dem %-Zeichen. Ist ein Witz so schlecht, dass er wieder gut ist, könne er mit *% gekennzeichnet werden, schlug einer – augenzwinkernd? – vor. Ein anderer bevorzugte das Zeichen &, das aussehe wie ein dicker Mann, der sich vor Lachen krümmt. Einer votierte für #: Eine «detaillierte (also kürzer als eine Minute dauernde) Studie über die piktographischen Wirkungen der Schriftzeichen» habe ergeben, dass die Raute an Zähne zwischen lachenden Lippen gemahne. So wogte die Debatte hin und her, bis ihr Scott Fahlman mit einem lakonischen Beitrag ein Ende setzte: «Ich schlage die folgende Zeichensequenz als Witz-Symbol vor: :-). Lest sie seitwärts.» Als Seitenhieb auf die lange Debatte fügte er an: «Es wäre angesichts des aktuellen Trends ökonomischer, ernst gemeinte Beiträge zu kennzeichnen.»
Das war die Geburtsstunde der Smileys oder Emoticons, wie die Zeichengesichter auch genannt werden. Sie verbreiteten sich im Uninetzwerk, hangelten sich via Arpanet von Netz zu Netz weiter. Wo sie vorbeikamen, entstanden neue: (:-) ist laut einem Professor, der die Meldung vom «Kommunikationsdurchbruch» damals weiter verschickte, eine Witzkennzeichnung für Nachrichten, die sich mit Fahrradhelmen beschäftigen. (-: ist ein Smiley für Linkshänder, :-0 ist ein erstauntes, 😀 ein laut lachendes, :-*) ein errötendes, :’-( ein weinendes Emoticon. d:-) trägt eine Schirmmütze, {:-) ein Toupet, 0:-) ziert sich mit einem Heiligenschein. Geraucht wird mit :-Q, geküsst per :-*.
Scott Fahlman aber ist Purist geblieben: Er benutzt nur seine ursprünglichen Emoticons. Der Webflaneur hingegen lacht gerne mal anders. Wandelt aber ein Programm oder ein Handy Textgesichter in grausig gelbe Grinsegrafiken um, hört bei ihm der Spass auf. Dabei bleibt er, auch wenn seine Chat-Partnerinnen animierte Gesichtchen «sooooo knudelig» finden. 😉
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