Schon wieder eine Blasenentzündung?

Von der Ursache bis zur Behandlung: 9 Mythen und Fakten zur unangenehmen Harnwegsinfektion.

Schluss mit Barfuss! Eine Studie bewies, dass kalte Füsse Blasenentzündungen verursachen. Foto: iStock

Die meisten Frauen (und auch wenige Männer) kennen die lästigen und schmerzhaften Blasenentzündungen. Und wer Pech hat, wird sie lebenslang nicht mehr los. So jedenfalls eine der landläufigen Behauptungen. Um Blasenentzündungen und deren Behandlungen ranken sich die verschiedensten Meinungen und Vorstellungen. Die Gynäkologin Dr. Ivrea Florio klärt auf, was stimmt und was nicht.

Dr. med.

Dr. med. Ivrea Florio, Gynäkologin.

1. Blasenentzündungen sind lästig, aber häufig harmlos

Stimmt. Blasenentzündung ist eine Infektion der unteren Harnwege. Die Auslöser sind Bakterien. «Eine Blasenentzündung lässt sich gut behandeln und ist in der Regel zwar lästig, aber harmlos. In seltenen Fällen kann die Entzündung entlang der Harnleiter in die Nieren aufsteigen und dort eine Nierenbeckenentzündung hervorrufen», sagt Ivrea Florio. Im Extremfall kann sich diese auf andere Organe ausbreiten und eine lebensgefährliche Sepsis auslösen. «Blutiger Urin, das Auftreten von Fieber sowie eine fehlende Besserung nach drei bis vier Tagen muss man ernst nehmen. Und sich spätestens dann in ärztliche Behandlung begeben.»

2. Viele Blasenentzündungen heilen von selbst

Stimmt. Akute Blasenentzündungen gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen – die Hälfte aller Frauen sind einmal im Leben davon betroffen. «Die Spontanheilungsrate einer Blasenentzündung ist mit 50 bis 70 Prozent hoch», sagt die Gynäkologin.

3. Wer viel Sex hat, hat häufiger Blasenentzündungen

Stimmt. «Durch die mechanische Reibung kann es zu kleinsten Haut- und Schleimhautverletzungen kommen, welche die Verschleppung der Keime begünstigen», sagt Ivrea Florio. Dabei handelt es sich um körpereigene Keime, die von der Analregion in die Vaginalregion verschleppt werden. «Bei jungen Frauen ist sexuelle Aktivität der Hauptrisikofaktor für eine Blasenentzündung. Kurz nach dem Geschlechtsverkehr und besonders beim Gebrauch von Spermiziden ist das Risiko für eine Blasenentzündung um ein Vielfaches erhöht», sagt Florio. Eine andere häufige Ursache ist der Hormonmangel bei Frauen in oder nach der Menopause. Denn ohne Hormone kann die weibliche Harnröhre an Spannung verlieren. Das zeigt sich beispielsweise darin, wenn Frauen beim Niesen oder Husten kleine Mengen von Urin verlieren. Der fehlende vollständige «Verschluss» der Harnröhre öffnet den Bakterien quasi die Tür.

4. Es bleibt selten bei einer Blasenentzündung

Stimmt teilweise. Nur etwa 12 Prozent aller Frauen erleiden mehr als eine Blasenentzündung. Frauen jedoch, die an wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, das heisst fünf- bis sechsmal pro Jahr, haben ein erhöhtes Risiko, dass das so bleibt. «Heute geht man davon aus, dass bei den Frauen, die häufige Blasenentzündungen erleiden, die Rezeptoren, an welchen sich die Bakterien andocken, verändert sind. Es stehen jedoch zurzeit keine Therapiemöglichkeiten zur Verfügung», sagt die Gynäkologin.

5. Mit der richtigen Prophylaxe lässt sich eine Blasenentzündung häufig verhindern

Stimmt. Dazu Tipps von Dr. Ivrea Florio:

  • Eine korrekte Hautpflege im Intimbereich, das heisst die Pflege mit rückfettender Creme.
  • Auf dem Klo den Po immer von der Scheide zum After abwischen – so haben Darmkeime weniger Möglichkeiten, in die Harnröhre oder die Harnwege zu gelangen.
  • Nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren, möglichst innerhalb einer Stunde.
  • Wer Druck auf der Blase hat, sollte nicht zu lange warten.
  • Genug Flüssigkeit trinken (1,5 bis 2 Liter pro Tag) und auf die Farbe des Urins achten. Klarer Urin ist ein gutes Zeichen für die Blasengesundheit.
  • Keine intravaginalen Spülungen, Desinfektionen, parfümierte Produkte und Spermizide verwenden.

6. Kälte und Nässe können eine Blasenentzündung auslösen

Stimmt. «Bei kalten Füssen und wenn man auf kaltem Untergrund sitzt, wird das Immunsystem herunterreguliert.» Eine norwegische Studie hat bewiesen, dass kalte Füsse tatsächlich Blasenentzündungen verursachen.

7. Antibiotika ist das beste Mittel gegen Blasenentzündung

Stimmt nicht. «Ein grosses Problem ist die zunehmende Resistenzentwicklung der Antibiotika. Die Resistenzraten gewisser Antibiotika sind in den letzten zehn Jahren von 1 Prozent auf 21 Prozent gewachsen. Die Antibiotikatherapie ist bei den gynäkologischen Behandlungsmöglichkeiten darum weit nach hinten gerutscht, da auch die körpereigene Flora dabei zerstört wird», erklärt Ivrea Florio. So verhindert beispielsweise auch der natürliche Einfachzucker D-Mannose, dass die sich die Escherichia-coli-Keime an der Blasenschleimwand festsetzen können. Die Wirkung soll, Studien zufolge, mit jener eines Antibiotikas vergleichbar sein. Aber ohne dessen Nebenwirkungen.

8. Auch Männer haben Blasenentzündungen

Stimmt teilweise. Blasenentzündung sind ein typisches Frauenproblem. Der Grund: Ihre Harnröhre ist kürzer als bei Männern. Darum sind Keime und Bakterien schneller am Ziel. Bei Schwangeren kann sich eine Blasenentzündung leicht zu einer Nierenbeckenentzündung ausweiten und in der Folge zu einer Fehlgeburt führen.

9. Leichte Blasenentzündungen lassen sich selbst behandeln

Stimmt. Ein paar Tipps:

  • Wärme ist etwas vom Wichtigsten. Wenn man spürt, dass es losgehen könnte, gehört eine nicht zu heisse Wärmeflasche auf den Bauch. Auch warme Sitzbäder können entspannen.
  • Viel trinken. Das schwemmt die Erreger und Keime raus. Cranberry-Kapseln oder -Saft enthalten Proanthocanidine, welche das Anhaften der Escherichiacoli-Keime an der Blasenschleimhaut hemmen.
  • Spezielle Blasen- und Nierentees oder Teemischungen aus der Apotheke, z. B. mit Birkenblättern, Goldrute und Süssholzwurzel, können Beschwerden lindern.
  • Pro- und Präbiotika helfen der Darmflora und stärken das Immunsystem. Sie sind besonders wichtig, falls die Darmflora durch eine Antibiotika-Einnahme geschädigt wurde.

20 Kommentare zu «Schon wieder eine Blasenentzündung?»

  • Andreas Kaufmann sagt:

    Meine Frau hatte häufig Blasenentzündungen, als wir noch mit Kondomen verhütet haben. Seit wir keine Kondome mehr benützen, sind die Entzündungen selten geworden.

  • Karl-Heinz sagt:

    Die beste Erfahrung bei akuter Blasenentzündung habe ich mit Literweise grünem Tee, Wasser würde sicherlich auch genügen. Jede 1/2 Stunde 1/2 Liter trinken, mindestens 4 Liter am Tag. So geht es auch ohne Antibiotika. Einfach trinken, trinken trinken.

  • Chris Fogg sagt:

    Ist das wohl der Grund, dass meine Frau nur 1x pro Jahr Sex zulässt? Aus Angst von einer Blasenentzündung?

  • Lia sagt:

    jede Apothekerin rät dazu, bei starken Schmerzen nicht bloss viel zu trinken und irgendwelche Femannose einzunehmen (die sauteuer ist und eher vorbeugend hilft als im Ernstfall), sondern hoch dosiertes Ibuprofen einzunehmen. Dieses habe dieselbe Wirkrate wie Antibiotika, ohne die Nebenwirkungen. Half mir jeweils super. Immer sofort Urin zu lösen ist auch keine ideale Lösung, da hier eine Reizblase begünstigt werden kann. Ich habe 2 Jahre mit 8 Blasenentzündungen und Reizblase hinter mir (wobei bei mir wohl eher Stressfaktoren im Spiel waren als nur körperliche Auslöser), und musste auch lernen, den Urin länger zu halten. Zwischen 4-8mal täglich reicht völlig.

    • Heidi Hermann sagt:

      Ibuprofen ist ein Schmerzmittel. Antibiotika sind Medikamente die Bakterien hemmen oder abtöten. D.h. die „Wirkrate“ kann gar nicht verglichen werden. Und Nebenwirkungen hat Ibuprofen eine ganze Liste, insbesondere wenn man es „hochdosiert“ zu sich nimmt. Das geht von Blähungen über Durchfall bis zu schweren Magenblutungen. Ohne genügende Flüssigkeitszufuhr können teilweise irreversible Nierenschäden bis hin zum Nierenversagen auftreten. Keine seriöse Apothekerin würde deshalb Ihre Behauptungen unterstützen. Und übrigens: eine bakterielle Entzündung kann zu Reizblase führen. Viel trinken und bei Bedarf Wasser lösen gehören sicher nicht zu den Ursachen einer Reizblase.

  • Fritz sagt:

    Männer und Frauen nehmt EM Mikrobakterien ein Zwei Dreimal in der Woche ein dann sind solche Entzündungen weg….und sehr viel anderes auch noch! Googelt mal nach EM wer das nicht kennt wird sehr grosse Augen machen! Viel Spass und gute Gesundheit euch allen…. 🙂
    Fritz

  • Lady Shorley sagt:

    Von einer Ärztin hätte ich mir fundiertere Aussagen gewünscht.
    Das Cranberry eine positive Wirkung hat, ist mittlerweile wiederlegt. Der positive Effekt war darauf zurückzuführen, dass die Frauen mehr getrunken haben.
    Zudem ist eine Therapie mit Antibiotika immer noch am einfachsten und hat die besten Heilungschancen, wenn man halt kein Breitband-Antibiotika verschreibt, sondern eines, welches spezifisch nur gegen E-Coli-Bakterien wirkt, welche für fast alle Blasenentzündungen verantwortlich sind.
    Als Prophylaxe empfehle ich zusätzlich D-Mannose. Die Studienlage hierzu ist leider noch gering, aber bisher mit sehr guten Ergenissen.
    Mir hat es jedenfalls geholfen, von 4-5 Blasenentzündungen jährlich auf max. eine zu reduzieren.

    • Ursel sagt:

      Sie haben vollkommen Recht! Femannose D ist das einzige Mittel, das hilft, ausser Antibiotika. Aber zu oft Antibiotika schwächt das Immunsystem – das ist ein Teufelskreis. Jeden Tag 1 Beutel Femannose hilft ungemein zur Vorbeugung (und schmeckt auch noch gut). Gibt es nur in Apotheken – rezeptfrei – aber ist leider ziemlich teuer.

      • Lady Shorley sagt:

        Ursel, ich empfehle Ihnen Mannosetabletten von Alpinamed! Mit 60 Tabletten kosten knapp 20.- und reichen für einen Monat.

      • René Wenger sagt:

        D-Mannose ist ein genau definiertes Monosaccharid und unter welchem Markenamen es angeboten wird, ob Tabletten, Kapseln oder loses Pulver, ist eine reine Preisfrage.

  • René Wehrlin sagt:

    Als direkt betroffener Mann kommt mir dieser Artikel doch ein wenig zu flappsig und oberflächlich daher: Ich hatte schon mehrere Blasenentzündungen, und die letzte vor zwei Monaten endete mit einer Sepsis mit 40 Grad Fieber bzw. intravenöser Antibiotika-Abgabe im Spital. Ich sei dem Teufel vom Karren gesprungen, meinte mein Urologe später. Sicher: vielfach ist die Blasenentzündung wohl harmlos; aber gerade deshalb – damit man rechtzeitig reagieren kann – müsste deutlicher auf die Gefahr einer lebensbedrohlichen Sepsis hingewiesen werden, statt einfach zu sagen, die Sache sei harmlos. Immerhin ist die Blutvergiftung die dritthäufigste Todesursache überhaupt, und diese Rate könnte man mit besserer Aufklärung senken.

    • Silvia Aeschbach sagt:

      Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Erfahrungen mit Ihrer Blasenentzündung schrecklich waren.Darum habe ich im ersten Punkt auch klar auf die Gefahr einer Sepsis hingewiesen, und auch Symptome genannt, die unbedingt ärztlich abgeklärt werden müssen. Aber Sie
      haben natürlich recht, dass man über die Gefahren einer Sepsis vermehrt aufklären müsste.
      Ich werde das in einem weiteren Blog sicher machen. Danke für den Input!

      • Martin Frey sagt:

        Vielleicht dazu als kleine Ergänzung, Frau Aeschbach: Harnwegsinfekte bei Frauen können banal und nicht behandlungsbedürftig sein, bei Männern sind sie es iaR nie. Ihr Beitrag ist durchwegs aus Sicht der Frau geschrieben (kein Wunder, wenn Sie eine Gynäkologin befragen), aber die Unterschiede zu Harnwegsinfekten bei Männern sind relevant. Solche Unterschiede fliessen in das hinein, was man auch Gender-Medizin nennt. Wäre vielleicht auch mal ein Blog-Thema.

  • Deyhle sagt:

    Ein sehr gutes Becken Bodentraining hilft ebenso!

    • Lia sagt:

      selten so etwas Falsches gelesen. Wie bitte soll ein Muskeltraining Keime daran hindern, in die Blase zu gelangen???

  • Rémy sagt:

    Habe grad kürzlich von einer Freundin erfahren, dass sich Frauen gerne mal „zwischen den Beinen“ den Hintern putzen, also vom After richtung Scheide, was wir Männer nicht tun können weil da was im Weg ist.
    Wenn man sowas tut, sind ja Infektionen vorprogrammiert und logisch! Man putzt die Küche und das WC ja auch nicht mit demselben Lappen!

  • Martin Frey sagt:

    Die Wirkung von Cranberry ist weitgehend widerlegt. Wobei es auch nicht falsch ist, dies einzunehmen, nur sollte man damit nicht zuviele Erwartungen verknüpfen.
    Dies nur am Rande.

  • Plecoptera sagt:

    Ich habe öfters Blasenentzündungen und musste früher oft Antibiotika nehmen, um diese wieder loszuwerden. Seit ich zur Behandlung D-Mannose nehme, werde ich diese relativ schnell ohne Antibiotika wieder los. Kann ich nur empfehlen, ist in Apotheken rezeptfrei erhältlich.

    • Silvia Aeschbach sagt:

      Danke für Ihren Input. Frau Dr. Florio hatte D-Mannose im Interview auch erwähnt.
      Ich habe diese Ergänzung jetzt nachträglich eingefügt.

    • Brigitta sagt:

      Dem kann ich nur beipflichten, auch im Namen von vielen Bekannten, die jahrelang Probleme mit Blasenentzündung und Antibiotika hatten! Seit wir regelmässig, jeden Morgen, eine Kapsel D-Mannose mit Cranberry einnehmen, kennen wir die Probleme nicht mehr! Am Anfang, also bei akuten Blasenproblemen, helfen 2x am Tag eine Kapsel sehr schnell! Viel trinken und warme Füsse sind sehr wichtig!

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