50 und plötzlich Pölsterchen?

Neues Alter, neue Regeln? Bei gleichbleibender Ernährung nehmen wir früher oder später zu. Foto: iStock
Viele Menschen um die 50 kennen das Problem: Plötzlich spannt die Hose, obwohl man sich nicht anders ernährt als früher. Und die Taktik, einfach zweimal aufs Nachtessen zu verzichten, damit sich der Reissverschluss wieder wie von selbst schliesst, funktioniert leider auch nicht mehr. Vor allem Frauen merken während der Wechseljahre, dass es immer schwieriger wird, ihr Gewicht einigermassen zu halten. Ärgerlich ist auch, wo sich die zusätzlichen Kilos ansetzen: Nicht an Busen, Hüften und Po, sondern in der Magen- und Bauchgegend. Da, wo sich früher auch mit ein paar Kilos zu viel nie überflüssiges Fett angesetzt hatte.
Fakt ist: Viele Menschen nehmen mit dem Älterwerden an Gewicht zu. Und dies bei gleichbleibender körperlicher Aktivität und unveränderter Ernährung. Ein Forschungsprojekt in Schweden hat sich der Frage angenommen, warum das so ist.
Unser Fettgewebe verändert sich
Der Körper speichert Fett in sogenannten Fettzellen. Dieses gespeicherte Fett wird laufend abgebaut und durch neues ersetzt. Um herauszufinden, wie sich dieser Fettstoffwechsel verändert, untersuchten Wissenschaftler am Karolinska-Institut, einer der grössten und renommiertesten medizinischen Universitäten Europas, bei 54 Männern und Frauen über einen Zeitraum von durchschnittlich 13 Jahren die Fettzellen. «In dieser Zeit zeigten alle Probanden, unabhängig davon, ob sie zugenommen oder abgenommen haben, einen Rückgang des Lipidumsatzes im Fettgewebe, also der Rate, mit der Lipid (Fett) in den Fettzellen angebaut und neu gespeichert wird», fasst das schwedische Institut die Resultate der im Fachmagazin «Nature Medicine» veröffentlichten Studie zusammen. Diejenigen, die diesen Effekt nicht durch weniger Kalorien kompensiert haben, nahmen durchschnittlich um 20 Prozent zu, heisst es weiter in der Zusammenfassung der schwedischen Universität.
«Die Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, dass Prozesse in unserem Fettgewebe Veränderungen des Körpergewichts während des Alterns unabhängig von anderen Faktoren regulieren», wird Peter Arner, Professor an der Medizinischen Fakultät am Karolinska-Institut in Huddinge und einer der Hauptautoren der Studie, zitiert. «Das könnte neue Wege eröffnen, um Fettleibigkeit zu behandeln.»
Diese Studie könne nur eine Hypothese liefern, aber nicht verlässliche Aussagen, zitiert die Deutsche Presse-Agentur dazu den Altersmediziner Helmut Frohnhofen: «Die Ergebnisse der Studie sind ein interessanter Hinweis, aber es geht hier um recht wenige Probanden.» Übergewicht sei grundsätzlich nicht biologisch bedingt, führt der Abteilungsarzt am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen weiter aus: «Da spielen viele Faktoren eine Rolle, das ist zum Teil genetisch, zum Teil verhaltensabhängig.»
Drei Mahlzeiten täglich – und nichts dazwischen
Was auch immer die individuellen Ursachen sind: Was können wir dagegen tun, im Alter quasi automatisch Kilo um Kilo zuzulegen? Die schwedischen Forscher weisen auf frühere Studien hin, die zeigten, dass der Stoffwechsel im Fettgewebe durch vermehrtes Trainieren beschleunigt werden kann. Wenn ältere Menschen in sportlichen Aktivitäten eingeschränkt seien, lasse sich «das Gewicht am besten über die Ernährung beeinflussen», sagt der Essener Arzt Frohnhofen.
Eine Anpassung der Essgewohnheiten an die körperlichen Gegebenheiten des Alters bedeutet zum Beispiel, den Anteil an Kohlenhydraten oder Fetten deutlich zu reduzieren und/oder den Genuss von Süssgetränken und Alkohol einzuschränken. Empfohlen wird heute auch, sich auf täglich drei Mahlzeiten zu beschränken und dazwischen gar nichts zu essen, weder süsse Naschereien noch salzige Snacks. Zwischen den Mahlzeiten sollten jeweils mindestens vier Stunden liegen, da so mehr Fett verbrannt wird.
Klar, man muss mit 60 oder mehr Jahren nicht mehr rank und schlank sein. Doch verschiedene Studien zeigen deutlich, dass durch Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs steigt. Gefährlich ist vor allem das Bauchfett. Deshalb gilt der Bauchumfang heute als aussagekräftiger für Gesundheitsrisiken als der BMI. Ein Bauchumfang von mehr als 88 Zentimeter bei Frauen und mehr als 102 Zentimeter bei Männern gilt als riskant. Idealerweise sollte der Bauch- bzw. Taillenumfang bei Frauen weniger als 80 Zentimeter und bei Männern weniger als 94 Zentimeter betragen.
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24 Kommentare zu «50 und plötzlich Pölsterchen?»
Wer mit 50 „Pölsterchen“ sein eigen nennt, kann sich trösten: Mit 65 ist daraus (nach meiner Erfahrung) ein veritables Polster geworden. Aber auch dann kann man sich noch trösten: Wenn ein als Sixpack geformter Bauch attraktiv sein soll, wie attraktiv muss dann erst ein Bauch in Form eines Fasses sein!
Ach was. Dicksein ist ein soziales Konstrukt genauso wie das Geschlecht der Menschen. Wer dick ist, ists weil er zuviel isst. Versuchen wieder ein paar Biologisten, so zu tun, als würde uns die Natur was diktieren.
Wer weniger Energie aufnimmt, als er verbraucht, wird mager. Wer mehr Energie aufnimmt, als er verbraucht, wird fett. Der Verbrauch ändert im Verlaufe der Zeit und ist von mehreren Faktoren abhängig. So. Damit ist alles gesagt.
Nein, eben nicht. In „Der Verbrauch … ist von mehreren faktoren abhängig“ steckt ein ganzer Strauss von Problemen, die der Schlüssel zum Thema sind.
Das unterschwellige: „Es braucht nur etwas Disziplin, friss nicht soviel!“ ist in keiner Art und Weise hilfreich.
Herr Papa, eben doch. Ich erkläre Ihnen den Grund. Wenn Energieaufnahme = Energieverbrauch, dann weder Reservenaufbau noch -abbau. Ihr Spruch betreffend Disziplin hat **in dieser Formel** keinen Platz und ist nicht vorgebracht worden. Es ist ganz einfach so, da können Sie sich noch so verbiegen, wie die Formel sagt. Aber weil der Energiebedarf schwankt (Ihr „Problemstrauss“), was Frau Marga ja sagt, gelingt es vielen oft nicht, das Gleichgewicht zu halten, weil sie nicht bemerken, dass sie aus dem Gleichgewicht gekommen sind oder weil sie, jetzt können sie ihre Disziplin ins Spiel bringen, nicht wollen. Man muss die Sache nicht komplizierter machen, als sie ist, Herr Papa.
Kilos aufzubauen ist einfacher wie später wieder abzubauen… Auch mit 50 habe ich noch eine sportliche Figur. Regelmässiges Ausdauer-Training (zB. Rennrad, Laufen, Skitouren) ist neben der massvollen Ernährung und wenig Alkohol ausschlaggebend um knackig zu bleiben. Zudem die Treppe und nie die Rolltreppe oder den Lift nehmen. Einigermassen konsequent zu sein ist die Herausforderung!
Die Natur ist clever. Bei den Frauen stellen in den Wechseljahren die Eierstöcke ihre Östrogenproduktion ein (die anschliessend in geringerem Masse von den Nebennierenrinde übernommen wird). Vor den Wechseljahren nimmt das Fettgewebe der Frauen zu denn da wird Östrogen eingelagert das dann im Laufe der Zeit durch Abnehmen abgegeben wird und als Prophylaxe u.a. der Osteoporose dient.
Schön, dass Sie uns erklären, weshalb wir Frauen dick werden. Aber nun möchte ich den Grund bei den Männern wissen, die ja anteilsmässig dicker sind.
Vielleicht der Hopfen im Bier, der auch Östrogenwirkung hat, und bei Männern zu Bierbäuchen und -brüsten führen kann …
Dario Läuppi. Vermute ich auch…
Ich habe mit 50 locker 8 kg verloren. Ich faste nach der 8/16 Regel und nehme abends wenig Kohlenhydrate zu mir. Nachts und am Morgen habe ich schon manchmal Hunger, aber er vergeht immer wieder schnell.
Vielleicht hat das auch mit der Effizienz des Individuellen Stoffwechsels zu tun. Es gibt Personen die sich grossen Essportionen verschrieben haben und doch Gertenschlank sind. Es gibt aber auch solche die trotz massvoller gesunder Ernährung mehr Gewicht als sie wollen auf die Waage bringen. Ich gehöre (62) der ersten Kategorie an und esse alles und das reichlich.
Ab 40 braucht man jedes Jahr weniger Kalorien. Eine alte Weisheit. Kriegt man in den Griff, wenn man seine Essgewohnheiten allmählich anpasst. Fitnesstraining kann auch helfen, wenn man damit Muskeln aufbaut (und so den Tagesbedarf etwas anhebt). Nützt aber nur, wenn man vorher ein Sprenzel war.
Kein Alkohol und etwas Bewegung wirken Wunder. Ich spreche aus Erfahrung. Wer damit Mühe hat, sollte die Gelegenheit wahrnehmen, seinen Alkholkonsum zu übedenken. Oft nimmt der aus reiner Gewohnheit im fortgeschrittenen Alter immer mehr zu. Alkohol hat viele Kalorien und lässt den Blutzucker absacken. Das führt zu Hunger und zusätzlicher Kalorien, oft in Form von Junk-Food.
Kein Alkohol? Wieso? Alles mit Mass, kein Problem.
Es geht darum, lästige Gewichtszunahme zu verhindern und nicht darum, wie viel Alkohol gut oder schlecht ist. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
@Oskar: Was jetzt? Sie haben geschrieben „…sollte die Gelegenheit wahrnehmen, seinen Alkholkonsum zu übedenken“.
Wenn es nur darum ginge, „lästige Gewichtszunahme zu vermeiden“, gäbe es noch andere Methoden. Ich wende die 8/16-Methode an, kombiniert mit etwas Sport und habe damit mit 55 Jahren bereits 5 Kilo abgenommen und habe nun ein passendes Gewicht, das ich nicht noch weiter reduzieren möchte.
Ja, das mit den Massangaben ist immer ein bisschen heikel. Ich hatte selbst mit 20ig, einen Ruhepuls von ca 50 Schlägen, lief den Marathon unter drei und auf den Pilatus in eineinhalb Stunden. Ich war fit, hatte kaum Körperfett – und einen BMI von 26.
Ich hatte seit je eine gemessene, hohe Knochendichte und damals einen Brustumfang um 130cm.
Wie die Autorin schreibt, ist es bei mir mit 50ig natürlich mehr Gewicht, Umfang, etc.
Kürzlich, bei einer Ganzkörperfettmessung, sah die Sache aber immer noch recht erfreulich aus, obwohl der BMI jetzt um 28 – 30 liegt.
Pilatus in 1.5 Stunden? Wo war den der Startpunkt? Klimserhorn? Von Alpnach aus wären es 1200 Höhenmeter/h – das wäre schon fast die Dimension von Profi-Alpinisten….
Alle Säugetiere nehmen mit dem Alter zu. Das ist völlig natürlich. Wer sich dagegen sträubt, lebt unnatürlich. Das ist aber selbstverständlich erlaubt. Niemand muss sich gemäss seiner Natur verhalten. Er darf sich korrigieren wie er will.
Und das mit dem Bauchumfang ist reine Scharlatanerie. Denn es kommt nicht auf die Menge an Bauchfett an, sondern darauf, wie oft der Körper dieses Fett ab- und wieder aufbaut. Und die Körpergrösse hat auch einen Einfluss. Wer 1.50 oder 2.00m gross ist, hat einen völlig unterschiedlichen Körperbau, muss ihn auch haben. Wer solche Werte 1:1 publiziert, verhält sich verantwortungslos.
Doch hier geht es ja bloss um Lifestyle und nicht um Wahrheit.
Wieso meinen Sie, dass es nicht auf die Menge an Bauchfett ankommt? Ich habe keine medizinische Ausbildung, aber als Laie finde ich es einleuchtend, dass das Bauchfett gefährlicher ist als anderes Fett. Nur schon wegen seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu lebenswichtigen Organen…
Danke Rolf Rothacher
Gerade eben fühlte ich nich sehr schlecht, weil ich so heimtückische Pölsterchrn und einen Taillenumfang über 80 habe.
Ich atme auf und lebe fröhlich gefährlich weiter.
Haben Schön, dass Sie uns erklären, weshalb wir Frauen dick werden. Aber nun möchte ich den Grund bei den Männern wissen, die ja anteilsmässig dicker sind.
Wie kommen Sie darauf, das speziell Frauen in Rothachers Kommentar angesprochen werden?