Mehr Genuss – und weniger «Muss»

In ein Schokoladenglace darf man ohne schlechtes Gewissen herzhaft reinbeissen. Foto: iStock

Es existiert kein wissenschaftlicher Beweis, dass die von Fachleuten so lange gehypte Regel, «fünfmal am Tag Obst und Gemüse essen!», die Gesundheit fördern oder gar Krankheiten verhindern kann. Im Gegenteil: oft kritisierte Genussmittel wie Kaffee und Schokolade könnten – und dies wurde wissenschaftlich mehrfach beobachtet – über gesundheitsförderndes Potenzial verfügen. Diese Aussagen passen allerdings so gar nicht zur allgegenwärtigen Bevormundung gewisser missionierender Ernährungsapostel. Aber es gibt nun mal nicht nur eine gesunde Ernährung, sondern so viele, wie es Menschen gibt. Denn jeder i(s)st bekanntlich anders.

Kommen wir zu den Fakten: Gemäss den aktuellen Eurostat-Daten haben die Schweizer mit 83,7 Jahren die höchste Lebenserwartung in Europa. Und jetzt raten Sie mal, in welchem europäischen Land die meisten Schokoladenprodukte pro Kopf konsumiert werden? Richtig: in der Schweiz! Hinzu kommen die Ergebnisse einer der bis dato umfangreichsten weltweiten Studie zum Body-Mass-Index von Erwachsenen: «Schweizerinnen haben den tiefsten Body-Mass-Index in Europa«, teilte die Universität Zürich im April 2016 mit.

Und das ist noch nicht alles: Wissenschaftler der Columbia-Universität in New York haben laut einer im «New England Journal of Medicine» publizierten Studie errechnet: Je höher der Schokoladekonsum, desto mehr Nobelpreise erhält das Land (pro 10 Millionen Einwohner). Welches Land auch hier auf Platz 1 steht? Sie müssen nicht raten!

Je mehr Schokolade, desto schlanker

Schokoladenkonsum erhöht nicht das Risiko der wichtigsten Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Darmkrebs und Bluthochdruck – und zeigt auch keinen Einfluss auf den härtesten aller klinischen Endpunkte, die Gesamtsterblichkeit. Bei Schlaganfall und Herzkrankheiten errechneten Studienautoren aus Deutschland, Polen und Österreich im «European Journal of Nutrition» 2018 gar eine, wenn auch schwache, «inverse Korrelation» – also je mehr Schokolade genossen wird, desto niedriger das Erkrankungsrisiko.

Doch nicht nur in Sachen Gesundheit liefern Schokoladenstudien überraschende Beobachtungen, auch im Hinblick auf das – gerade bei Frauen stets im Fokus stehende – Körpergewicht: So offenbaren Meta-Analysen – grosse Auswertungen mehrerer Studien – immer wieder: je mehr Schokolade, desto niedriger der BMI.

Kaffee bald auf Rezept?

Ein weiteres Genussmittel, dem immer mehr Menschen aufgrund seiner «schädigenden Wirkung» entsagen, ist Kaffee. Die Schweizer lieben ihn, sie liegen auf Platz 3 in der weltweiten Rangliste des Kaffeekonsums. Früher als «Muselmanns Getränk» verschrien, ist Kaffee gemäss Erkenntnissen zahlreicher Beobachtungsstudien inzwischen ein wahres Allheilmittel, denn er «schützt» (rein korrelativ) vor Diabetes, Depressionen, Krebs, Alzheimer, Gicht, Schlaganfall und Herzerkrankungen.

Und das ist noch nicht alles: Gleich drei aktuellen paneuropäischen Grossstudien aus den Jahren 2017 und 2018 zufolge leben Kaffeetrinker auch länger. Die Panazee-Kaffee-Studienlage war 2018 bereits dermassen beeindruckend, dass die deutsche Nachrichtenagentur DPA gar einen grossen Artikel titelte: «Gibt es Kaffee bald auf Rezept?»

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16 Kommentare zu «Mehr Genuss – und weniger «Muss»»

  • Roland K. Moser sagt:

    Hat sich noch keine(r) beschwert, das Foto sei sexistisch?

    • maike sagt:

      Was genau soll daran sexistisch sein ? Was geht in Ihrer Phantasie da vor ???

      • Roland K. Moser sagt:

        Ich finde es nicht sexistisch.
        Sie leben halt nicht in der Schweiz, sonst würden sie die Anspielung verstehen.

  • Roland Benz sagt:

    OMG, die zwei Glaces sehen lecker aus. Hätte beinahe die zwei bildhübschen Damen übersehen. Zum Thema: Als ich früher jeden Tag 2-4 Stunden Sport trieb, hatte ich angefangen, Schokolade reinzustopfen, um das Gewicht zu halten. Nebeneffekt, der Sixpack war bald von einer kleinen Fettschicht bedeckt. Inzwischen mache ich noch 0-4 Stunden Sport pro Woche und die Fettschicht lässt sich auch mit Baucheinziehen nicht mehr vollständig verbergen. Meine Schlussfolgerung: Mich hat Schokolade nicht schlanker gemacht, sondern das Gegenteil. Aber vielleicht ist im Artikel auch gemeint, dass man sich nur noch von Schokolade ernährt, was bestimmt den Zahnarzt freuen würde.

  • Ronnie König sagt:

    Man nehme sich die alten Indianer mal ein wenig unter die Lupe. Schokolade war mehr wie bei uns damals. Leider ging viel Wissen wohl für immer verloren. Nur hatten die eine andere Art sich Schokolade zuzuführen. Und da wird Schokolade dann schnell gesund. Man kannte auch einst viele hundert Kartoffelsorten, einige davon wurden als Medizin eingesetzt, andere waren zum Erhalt von Gesundheit und wieder andere waren nur bei schwangeren Frauen von Nutzen. Beim Kaffee kann ich leider nicht so viel erzählen, aber auch der scheint, wenn nicht im Übermass konsumiert, eher gesund als schädlich zu sein. Vieles vom schlechten Ruf ist auf die Kirche früher zurück zu führen..

  • Olivier Fuchs sagt:

    Nichts neues, dafür etwas Falsches : es braucht 7 Portionen Gemüse und Früchte! Schoko ist nur gesund, falls mit wenig Milch, welche die Flavonoide neutralisiert, zu meinem Leidwesen. Deshalb bin ich umgestiegen von Kakao zu Chi-Café in die Morgenmilch. Knop will sich einfach populär machen, indem er posaunt: esst, was ihr wollt! Dass die Schweizer schlanker sind und länger leben, hat u. a. mit Wandern, Velofahren, Wintersport, Laufen zum Bahnhof zu tun. Und mit gutem Klima, auch wenn die Bewohner nebelfreier Gebiete im BL, Welschland, Tessin noch 1 bis 2 Jahre länger durchhalten, da sie weniger von Vitamin-D-Mangel betroffen sind. .

  • Michael Sold sagt:

    Man sollte das alles nicht zu eng sehen. Schokolade verleiht Glücksgefühle und das ist schon lange bewiesen. Viel wichtiger ist was man in die Wiege gelegt bekommt. Hier kann man schon bewusst etwas tun dass man z. B. Diabetis 2 kontrolliert oder andere gesundheitliche Schwächen. Alle meine männlichen Vorfahren hatten Leistenbrüche. Durch Bauchtraining und bewusstes lernen wie man schwere Teile lupft, ist konnte ich dies verhindern. Auch beim Essen muss man nicht auf die hyperventlierenden Ratschläge und Bücher zurück treffen sondern bewusst kochen und vor allem frisch zubereiten. Und noch was: Stress macht dick, weil man dadurch mehr isst, was man nicht braucht.

  • Franz Gretener sagt:

    Erstaunlich, welch freie Bahn Verschwörungstheoretiker heutzutage schon im TA haben.
    Spannend wäre auch noch zu erfahren, wie der „Schokoladekonsum in der Schweiz“ gemessen wird. Eventuell über Schokoladen Verkäufe in der Schweiz?

  • Claire Goodwin sagt:

    Kommt doch alles ganz aufs Mass an. Ob ich pro Tag zwei Mahlzeiten mit tafelweise zuckriger Milchschoggi ersetze oder einmal zum Dessert eine Reihe dunkle 80%-Schoggi geniesse, macht doch einen riesigen Unterschied.
    Mir sind die Aussagen viel zu unpräzise.

    • Ralf Schrader sagt:

      Es muss unpräzise bleiben. ‚Gesunde Ernährung‘ ist eine religiöse Kategorie, welche man weder biologisch noch medizinisch konkretisieren kann. Ernährungsgebote und Verbote finden sich schon im Buch Genesis, nur dass es da noch Reinheit und nicht Gesundheit heisst. Das Wort ‚Gesundheit‘ hat erst die griechische Mythologie als ‚Hygieia‘ erfunden.

      Gesundheit ist so etwas wie Gerechtigkeit. Solche Kategorien sind religiös intendiert, machen ein warmes Gefühl irgendwo im Bauch, haben aber keine empirischen Parameter, an die man fest machen kann.

      So wie sich kein Richter oder Polizist mit der unkonkreten Gerechtigkeit befasst, so wird sich kein Mediziner oder Ernährungswissenschaftler mit der subjektiven Kategorie Gesundheit befassen.

      • Maura sagt:

        Habe ich Ihren Kommentar richtig gelesen? Gesundheit sei eine Art Gerechtigkeit? Was wollen Sie mit diesem Satz sagen? Ich verstehe ihn so; wenn ich gesund (Körper, Geist und Seele) lebe, passiert mir nichts, kein ‚Gar Nichts‘. Dann die grosse Ernüchterung – in 2 Sekunden gelähmt, Ursache nicht bekannt! Gerechtigkeit? Dann müsste ich ja ein furchtbarer Mensch gewesen sein, Raubbau am Körper, böser Geist und kein Licht in der Seele! Und so war ich weiss Gott nicht.

      • René Wenger sagt:

        ‚Gesunde Ernährung‘ ist eine religiöse Kategorie“. Sie bringen es au8f den Punkt. Ich bin Agnostiker, nicht nur in religiösen Fragen.
        Ich finde, die gesündeste Lebensweise ist die 5-Punkte-Diät. Sie ist sehr einfach. Pt.1 = Ich esse alles, was mir schmeckt. Pt.2= Ich esse nichts, das ich nicht mag. Pt.3= zu einem Essen gehört ein Glas Wein. Pt.4= Nach einem Essen brauche ich einen Espresso oder Caffè Corretto . Pt.5= Cholesterin, Kalorien und das Zeug ist für mich chinesisch und diese Sprache kenne ich nicht. Mit diese Diät lebe ich seit Jahrzehnten beschwerdefrei ohne Arzt- und Apothekerkosten. Kürzlich konnte ich problemlos meinen Fahrausweis verlängern. (Jg.1923)

      • Maike sagt:

        Fahrausweis mit 96 ist die eine Sache, aber fahren ist die andere. Ich betreue Senioren in diesem Alterssegment und keiner von denen weisst noch die körperliche Fitness auf, die heutzutage von einem Autofahrer im täglichen Strassenverkehr abverlangt werden. Ihre 5 Punkte regel in allen Ehren, aber die Bauteile Ihres Körpers waren schon über 90 aktiv. Nachweisslich beginnt der körperliche Abbau schon mit Mitte 20.
        Wenn sie sich jetzt einen Knochen brechen – möge es Gott verhindern – was meinen Sie wohl, wie lange sie da brauchen werden, bis das wieder ausgeheilt ist ?
        Sollten Sie in der Tat noch selber Autofahren, würden Sie sich und den anderen einen grossen Gefallen tun, wenn Sie den Fahrausweis abgeben. Mein Vater, rüstiger 80iger, hat es ohne jegliche Einbusse gemacht. Geht.

  • Ralf Schrader sagt:

    ‚Angeblich schädliche Nahrungsmittel wie Schokolade und Kaffee können in Wahrheit unsere Gesundheit verbessern.‘

    Nahrung wirkt nur auf Krankheiten, nicht auf Gesundheit. Es gibt nichts, was Gesundheit verbessern kann. Schutz vor Krankheiten, Prävention, heisst zwar umgangssprachlich Gesundheitsschutz, wirkt aber doch nur auf Krankheiten, nicht auf Gesundheit.

    Die Gesundheit wird täglich geringer, bis der Tod die auf Null setzte. Auch heilen oder genesen ist keine Wirkung, keine Verbesserung von Gesundheit, nur Linderung von Krankheit. Krankheiten und Gesundheit sind keine Pole auf der gleichen Skala.

    • Ronnie König sagt:

      Man Gesundheit mit richtiger Nahrung sehr wohl erhalten, also ist es gesund. Ganz einfach. Sie bringen mir immer wieder die Dinge durcheinander. Der Körper nutzt sich ab, bis am Ende alles desolat ist und man dann untergeht. Wer krank ist, der ist nicht gesund, denn kranke Gesunde gibt es nicht. Damit zeigen sie schön was für ein Chaos in ihrem Kopf regiert. War das nun der Kaffee oder die Schokolade?

  • Stefan Meier sagt:

    In anderen Ländern isst man statt ein wenig Schokolade Tonnen von Kuchen und Torten. Logisch sind wir Schoggi-Schweizer da gesünder… Ernsthaft: Mit irgendwelchen isolierten Korrelationen kann man wirklich alles „beweisen“.

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