Drei Zutaten für entspannte Weihnachten

Da kommt Stimmung auf: Kein Weihnachten ohne «Love Actually» (2003), hier mit Hugh Grant als Premierminister. Fotos: Universal

Mein Verhältnis zu Weihnachten ist mit jenem in einer langjährigen Beziehung vergleichbar: Es wird und wurde durch Höhen, Tiefen, Distanz, Leidenschaft, Langeweile, Hoffnung und Kompromisse geprägt. Und manchmal gabs auch ein Happy End.

Am Anfang stand die Vorfreude: Als Kind liebte ich den frühen Morgen des                25. Dezember über alles. Während der Rest der Familie noch schlief, bewunderte ich meine Geschenke. Und nie werde ich den Geruch von Kerzen und Tannennadeln vergessen, der noch im Weihnachtszimmer hing: himmlisch!

«Bist du nicht etwas jung, um verliebt zu sein?» Liam Neeson als Daniel mit Film-Sohn Thomas Brodie-Sangster (Sam).

Meine Teenagerjahre waren – nicht nur in der Weihnachtszeit – geprägt von Unruhe und Widerstand. Familienfeste passten in dieser Phase nicht in meine Welt. Ausserdem empfand ich die familiäre Harmonie als verlogen, denn alle Arbeit blieb doch an meiner Mutter hängen, die sich natürlich nicht helfen lassen wollte. Wenn am 24. Dezember alles in schönstem Glanz erstrahlte, kollabierte sie vor Erschöpfung beinahe unter dem Christbaum. Während mein Vater, wie jedes Jahr, über den Verpackungsmüll schimpfte und schon den Abfallsack zückte, bevor das erste Geschenk ausgepackt war. O du fröhliche!

«Kauft keine Drogen, Kinder», rät Bill Nighy als Billy Mack. «Werdet Popstar, und ihr bekommt sie umsonst.»

Die Jahre kamen und gingen. Je nach Beziehungs- und Kontostand wurden die Festtage mal festlicher und mal karger gefeiert, mal besinnlicher und mal strittiger. Und so habe ich gelernt, dass ein entspanntes Fest keine Selbstverständlichkeit ist. Sondern ein Ziel, dem ich mit den folgenden drei Überlebensstrategien immer näherkomme.

1. Eine Prise Egoismus

Geht es mir gut, dann profitieren auch meine Liebsten davon. Eine gewisse Planung, die aber auch Freiräume lassen soll, verhindert zu grosse Hektik. Ich mache mir keine Schuldgefühle mehr, wenn ich nicht überall erscheine, wo ich eingeladen bin. Und ich gehe auch Kompromisse ein. So respektiere ich den Wunsch meines Mannes, dass er keinen Tannenbaum möchte, dekoriere aber die Wohnung weihnächtlich. Ich akzeptiere, dass meiner besten Freundin der ganze Rummel zuwider ist. Also schenke ich ihr früher oder später im Jahr etwas. Und weil Weihnachten für mich mit Genuss verbunden ist, esse ich, was mir schmeckt, und zwar ohne Rücksicht auf die bekannten Nebenwirkungen. Aber ich klage dann auch nicht den ganzen Januar darüber, ich müsse unbedingt abnehmen.

2. Eine Scheibe Realismus

Irgendwann musste ich einsehen, dass meine Weihnachtsgefühle nie mehr die gleichen sein werden wie früher. Heute bin ich glücklich, wenn ich die Freude in den Augen meiner Grossneffen sehe. Und ich halte eigene Erwartungen in Grenzen, weil sonst Enttäuschungen vorprogrammiert sind. Denn nicht alle sind in diesen Tagen in Hochstimmung. Ich rücke meinen Lieben also nicht zu sehr auf die Pelle, sondern habe immer mein Plan-B-Wohlfühlprogramm: Schlafen, baden, mit den Hunden spazieren gehen, lesen und meinen Lieblings-Weihnachtsfilm «Love Actually» zum x-ten Mal gucken.

3. Eine Portion Nächstenliebe

Gerade in dieser Zeit nehme ich immer wieder bewusst wahr, wie gut es mir geht. Dies ist für mich eine Verpflichtung, um zu geben. Sei es, dass ich Menschen und Tiere in Not – im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten – unterstütze. Oder mir Zeit nehme, um zuzuhören und zu helfen, wenn nötig. Denn das ist doch der tiefere Sinn von Weihnachten und widerspricht Punkt 1 in keiner Weise.

Und weils so schön ist, hier ein Appetithäppchen von «Love Actually»:

13 Kommentare zu «Drei Zutaten für entspannte Weihnachten»

  • Erika Ruf sagt:

    In der Bibel steht geschrieben, weshalb wir Weihnachten feiern. Weihnachten = geweihte Nacht. Wir haben vergessen, dass vor 2018 Jahren in einem Stall in Bethlehem Jesus geboren wurde.
    Es stimmt schon, dass aus dem einst christlichen Fest ein ganz unchristliches Geschäfts-Fest geworden ist. Verrückte Welt.

  • Nina sagt:

    Love Actually ist neu auf Netflix. Ich liebe Englische Weihnachten. Mulled Wine, Christmas Pudding, Carols. Dann die Männer erst: Hugh Grant, Colin Firth, Eddie Redmayne, Andrew Lincoln. Einfach nur WOW.

  • Pernille Lutgen sagt:

    Eine Portion Nächstenliebe soll also der tiefere Sinn von Weihnachten sein? Mit ein paar Klicks im Internet oder nur schon auf Wikipedia könnte sich die Blogschreiberin kundig machen, warum Weihnachten gefeiert wird. Ich bin immer wieder erschüttert, wenn ich realisiere, auf was für ein bescheidenes und oberflächliches Bildungsniveau die westliche Welt doch hinuntergefallen ist. Was für eine Schande für die ehemalige Hochzivilisation Abendland, die 68er Kulturrevolution hat in der Tat ganze Arbeit geleistet.

  • Sandra sagt:

    .. ich bin jeweils froh wenn es wieder durch ist.

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    1. alkohol
    2. mehr alkohol
    3. noch mehr alkohol.
    und sicher keine dämlichen romantikfilme.
    ich empfehle „mercy christmas.“

    • Veronica sagt:

      Wären die Weihnachtstage keine besonderen Tage, würden wir nicht lesen, dass die Kündigung „ausgerechnet vor Weihnachten“ ausgesprochen wurde, der betagte Onkel „ausgerechnet vor Weihnachten“ verstorben ist. Schicksalsschläge sind immer tragisch, vor Weihnachten empfinden wir sie als tragischer. Nie wird uns das sowie unser Alleinsein bewusster, wie an den Weihnachtstagen, nicht Herr Rittermann? Oder gibt es einen anderen Grund, wieso Sie diese Tage nur in alkoholisiertem Zustand ertragen?

      • Martin Frey sagt:

        Schön gesagt, Veronica.
        Notabene gibt es in „Love actually“ eine grandiose Filmfigur, die mir spontan bei Hr. Rittermann und seinem Post in den Sinn kommt. 🙂
        In dem Sinne frohe Weihnachten allerseits!

    • Carolina sagt:

      Da ich seit sehr vielen Jahren zwischen der angelsächsischen und der deutsch-/schweizerischen Variante von Weihnachten hin- und herpendle, alle möglichen Traditionen, Glaubensrichtungen und Dogmen, wie Weihnachten denn nun zu sein habe, aus meiner Familie kenne, muss ich Ihnen sagen: Wenn Sie selber Akteur sind, also nicht nur komatös auf dem Sofa liegen und alles ihrer Frau überlassen, hilft Alkohol gar nichts. Im Gegenteil! In jeder Variante (bei der eher feucht-fröhlichen in England bzw der eher getragenen hier) führt zuviel Alkohol nur dazu, dass die Menschen, die man eigentlich zur Unterstützung bräuchte, einen verachten und für ‚useless‘ halten.
      Saufen Sie an jedem anderen Anlass, aber sehen Sie zu, dass Sie Weihnachten an der Seite Ihrer Liebsten stehen (!). Oder: wenn Sie

    • Carolina sagt:

      /2 wirklich so grauenhaft finden, seien Sie ein Mann und sorgen dafür, dass Sie es in der verhassten Form abschaffen, wenigstens für Sie selber. Ich finde, es gibt wenig Schlimmeres als Alkoholleichen bei Traditionen, die anderen etwas bedeuten. Ein grösseres Statement, dass Ihnen die Gefühle anderer völlig egal sind, können Sie kaum geben.

    • ich auch sagt:

      Haaahhhh! Ich trinke mit, Philipp M. Rittermann!

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