Best-of: Was punkto Ernährung wirklich etwas bringt
Es sind Sommerferien, auch für unsere Autorin. Deshalb publizieren wir während einer Woche einige Beiträge, die besonders viel zu reden gaben. Dieser Beitrag erschien erstmals am 16. Mai 2018.

Wissenschaftlich ist der Fall klar: Frische Zutaten verwenden und selber kochen bewährt sich. Foto: iStock
In den letzten Monaten wurde der Büchermarkt von Ernährungsratgebern überschwemmt. Im Gegensatz zu früher geht es heute weniger um die Wirkung verschiedener Diäten aufs Abnehmen, sondern um Studien- und Forschungsgebnisse und deren Einfluss auf unsere Gesundheit. Sehr positiv ist mir der «Ernährunskompass» des Biologen und Wissenschaftsjournalisten Bas Kast aufgefallen, in dem er ein Fazit aus Hunderten wissenschaftlicher Studien zieht. Was sich als «Trockenfutter» erweisen könnte – am Schluss des Buches listet Kast immerhin auf 30 Seiten kleingedruckte Literatur- und andere Nachweise auf –, ist eine durchaus knackige Lektüre.
Die sogenannt gesunde Ernährung

«Der Ernährungskompass» von Bas Kast (C. Bertelsmann).
Ein Grund für die informative Unterhaltung ist, unter anderem, dass sich der Autor selbst einbringt und nicht von «oben herab» doziert. Er zeichnet seinen persönlichen Gesundheits- und Ernährungsweg auf, von dem Moment an, als er als 40-Jähriger mit Schmerzen in der Brust zusammenbrach. Bast führt diesen Schwächeanfall auf seinen jahrelangen Junkfood-Konsum zurück, und er beschloss darum, seine Ernährung total umzustellen. Ein idealer Ausgangspunkt also für eine mehrjährige Entdeckungsreise auf dem Gebiet der sogenannten gesunden Ernährung.
Der Autor versteht es ausgezeichnet, die Heilsversprechen der Ernährungsgurus kritisch zu durchleuchten. Seine Erkenntnisse sind nicht alle atemberaubend neu, trotzdem spannend, weil er sie teilweise überraschend interpretiert. Ein Unterschied zu einem anderen, prominenten Ernährungswissenschafter, Uwe Knop, ist, dass Kast sehr faktenorientiert ist, während Knop dazu rät, intuitiv auf den eigenen Körper zu hören. «Wir werden tagein, tagaus mit immer neuen Ernährungsweisheiten behelligt – kein Wunder, dass wir nicht mehr gross hinhören. Auch ich verlasse mich auf keine sogenannte Autorität mehr›, sondern nur noch auf Daten», sagt dagegen der Wissenschaftsjournalist Kast.
Zwölf Tipps

Bas Kast. (Bild: Mike Meyer/Random House)
Am Schluss des Buches fasst Bas Kast seine zwölf wichtigsten persönlichen Ernährungstipps zusammen. «Essen Sie echtes Essen, und kochen Sie selber», «Machen Sie Pflanzen zu Ihrer Hauptspeise» oder «Lieber Fisch als Fleisch», höre ich nicht zum ersten Mal. Auch die Hinweise zu Joghurt («ja»), Käse («ok») und Milch («so lala») und den Rat «Zucker minimieren, industrielle Transfette meiden», sind mir ein Begriff. Angesprochen hat mich der Schlankmacher-Tipp «Zeitfenster-Essen». Dies in Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen rund um das Thema «Intervallfasten». Die wissenschafliche Ergebnisse, wie Omega-3-Fettsäuren auf unser Gehirn und unser Gewicht wirken können, haben mich echt überrascht.
«Dieses Buch wird Leben retten!», wird der bekannte Professor Christian Keysers, Autor des Buches «Unser empathisches Gehirn», auf der Rückseite des Ratgebers zitiert. Ein ziemlich hoch gegriffenes Kompliment. Was mich betrifft, so hat mich der «Ernährungskompass» einen regnerischen Sonntagnachmittag gut unterhalten und mir einige neue Denkanstösse bezüglich meiner Ernährung vermittelt. Und das ist doch schon einiges.
Lesen Sie auch die Beiträge von Uwe Knop «Pasta macht nicht dick» und «Kein Zucker ist auch keine Lösung».
15 Kommentare zu «Best-of: Was punkto Ernährung wirklich etwas bringt»
Frische Broccoli seien besser als TK-Broccoli – Falsch. TK-Broccoli werden gleich am Erntetag eingefrohren, wodurch die Vitamine drin bleiben. Frische Broccoli machen erst ein paar Tage eine Reise bis in den Supermarkt und verlieren deutlich an Vitaminen. Fisch statt Fleisch, kein Käse keine Milch. Das klingt sehr nach verstecktem Vegerarier. Deshalb – bitte sofort vergessen, was hier geschrieben wird. Ist zwar trendy aber einfach nur falsch.
Keine Milch und kein Käse ist eine sehr sinnvolle Empfehlung. Es gibt genügend Studien die nahelegen, dass Milchprodukte div. Krebserkrankungen begünstigen, insbesondere Brustkrebs, Prostatakrebs und Hodenkrebs. Alle 3 Krebsarten kommen sehr häufig vor in Ländern mit hohem Milchkonsum. Auch Osteoporose ist besonders häufig in Ländern mit hohem Milchkonsum. Auch wenn Milch Calcium enthält, dies liegt in einem schlechten Verhältnis vor. (PH Wert, Milchzucker) Dies führt dazu, dass der Körper effektiv Calcium abbaut, um den tiefen PH Wert der Milch auszugleichen.
Aus meiner Sicht zufällige Koinzidenzen.
Es gibt meines Wissens nur Studien über Korrelationen zwischen irgendetwas und Krebs. Nichts zu der Ätiologie oder Pathogenese von Krebs.
Wenn man eine vergleichende Untersuchung zwischen Schuhgrösse und der Inzidenz an Lungencarzinom macht, wird man eine Stichprobengrösse finden, ab der beides korreliert. Das funktioniert mit jedem Merkmal, ob Ernährung, Frisur oder Fingernagelackfarbe.
Das Typische an Mensch und Tier ist, alles ist mit allem schwach korreliert. Deswegen ist es Voodoo, Korrelationen überhaupt auszurechnen. Fast alle Schweizer, welche bei einem Verkehrsunfall tragisch ums Leben kamen, haben in des 24h vor dem Unfall ein Milchprodukt verzehrt.
Solche Resultate können Sie im Buchregal in die Esoterikecke stellen.
Einer der erst mit 40 „nach jahrelangem Junk-Food Konsum“ realisiert, dass das ein Problem sein könnte, an dessen Verstand darf m. E. getrost gezweifelt werden.
Daran dürfte etwas sein. Generell sind ja Bekehrte und „Wiedergeborene“ die grössten Fanatiker, die sich angesichts der frisch erworbenen Erleuchtung und etwas aufgeschnapptem Halbwissen in immer neue Irrwege verrennen.
In diesem Fall scheint das nicht ganz so schlimm zu sein, aber dafür reichlich banal. Zumindest hört sich das alles nach Minimalwissen an, das eigentlich jeder kennen dürfte, der ab und zu den Wissenschaftsteil einer Zeitung liest oder sich mit Ernährungsgrundlagen beschäftigt hat. Aber wer jahrzehntelang ahnungslos war, dem erscheinen wohl auch die einfachsten Banalitäten als grandiose Erkenntnis..
Nicht mit mir. Ich solle ‚frisch‘ einkaufen, mir die Schürze umbinden, stundenlang in der Küche stehen, abwaschen, Reste wegräumen. Wenn ich an ein Migros – Buffet etc. gehe, spare ich bis 2 Stunden täglich. Und diese Essen sind nicht ungesünder, im Gegenteil variantenreicher, und nie schlecht gekocht.
Na, Sie geben sich aber mit wenig zufrieden – und – sehen vermutlich auch dementsprechend aus, nämlich so wie mindestens ein Drittel der Schweizer Bevölkerung…
Man kann Essen-Kochen als Arbeit betrachten oder als ein bereicherndes Hobby. Beim Selberkochen kann man auch weit mehr an Geschmäckern ausprobieren, als es das Durchschnitts-Essen in einem Restaurant. Das ist auf einen Durchschnittsgeschmack standartisiert. Wer nur Durchschnitt ist, wird damit sehr gut zurecht kommen. Wer mehr vom Genuss des Lebens kosten will, meidet Abfütterungsstätten.
Ist dasselbe wie mit dem Wein: wer die mit Gold- und Silber-Medaillen premierten Flaschen kauft, riskiert nichts, trinkt dafür auch nur Durchschnitt, verpasst das Aussergewöhnliche.
Da wurde auch auch gekocht. Sie haben es nur nicht selbst gemacht, sondern jemand anders für Sie.
Schreibt die Autorin doch in ihrem ersten Satz – In den letzten Monaten wurde der Büchermarkt von Ernährungsratgebern überschwemmt…
Der Büchermarkt wird nicht nur in den letzten Monaten von solchen Ernährungsratgebern überschwemmt, das geht schon jahrelang so. Hitliste sind die Diätratgeber. Jedes Jahr etwas neues, und sei es nur, alte Diäten (Atkins) in neue Schläuche (LowCarb) zu verpacken. Und dann die Ecke mit den Verzichtsratgeber – Vegan, vegetarisch etc.
Unter dem Strich kann man auf alle diese Ratgeber gut und gerne verzichten, wenn man mit seiner Nahrung nicht über die Stränge schlägt. Von allem ein bisschen von nichts zuviel. (Wieder) auf den Körper hören und aufhören zu essen, wenn man satt ist.
Vor allem – e-sport ist kein Sport. Sport hat was mit Bewegung zu tun !
Zu den noch strittigen Fragen der Gesundheitswissenschaften zählt sie, ob es möglich ist, den Gesundheitszustand biografisch zu verbessern. Die Gesundheit kann ab und an deutlich schlechter, als vom Alter her zu erwarten, werden. Das ‚heilt‘ man, wenn es gut läuft, danach fast wieder aus. Aber immer nur fast. So gut, wie es mit heute um 9:12 Uhr geht, geht es mir statistisch nie wieder. Wird es jetzt schlechter und morgen wieder besser, ist es morgen dennoch schlechter als heute 9:12 Uhr.
Die Frage ist, ob man aus einem guten Gesundheitszustand heraus den noch verbessern kann. Das würde ich verneinen. Gesundheit kann biografisch immer nur schlechter werden. Man kann das Schlechterwerden nur verlangsamen. Aber das ist nicht das Gleiche wie Gesundheit erhalten, oder gar fördern.
Dieses Buch von Jahr 1958 ist absolut phenomenal :
Nie Mehr Krank Sein: Das Geheimnis langen Lebens Gebundene Ausgabe – 1958
von Robert G. Jackson (Autor)
„Phänomenal“ – so heisst das Zauberwort.
Das Geheimnis, lang zu leben und von Bagatellen abgesehen nie krank zu werden, besteht nur darin, vor oder gleich an der ersten richtigen Krankheit zu sterben. Das kann durchaus mit 95 sein.
Aber natürlich wird jeder Mensch mal schwer krank. Im besten Fall dauert die erste und letzte grosse Krankheit nur Sekunden und dann ist man tot. Es sieht so aus, wie nie krank gewesen, aber der Tod kam nicht ohne Grund. Nur hat den Grund niemand, sich selbst inbegriffen, bemerkt.