Was punkto Ernährung wirklich etwas bringt

Wissenschaftlich ist der Fall klar: Frische Zutaten verwenden und selber kochen bewährt sich. Foto: iStock

In den letzten Monaten wurde der Büchermarkt von Ernährungsratgebern überschwemmt. Im Gegensatz zu früher geht es heute weniger um die Wirkung verschiedener Diäten aufs Abnehmen, sondern um Studien- und Forschungsgebnisse und deren Einfluss auf unsere Gesundheit. Sehr positiv ist mir der «Ernährunskompass» des Biologen und Wissenschaftsjournalisten Bas Kast aufgefallen, in dem er ein Fazit aus Hunderten wissenschaftlicher Studien zieht. Was sich als «Trockenfutter» erweisen könnte – am Schluss des Buches listet Kast immerhin auf 30 Seiten kleingedruckte Literatur- und andere Nachweise auf –, ist eine durchaus knackige Lektüre.

Die sogenannt gesunde Ernährung

«Der Ernährungskompass» von Bas Kast (C. Bertelsmann).

Ein Grund für die informative Unterhaltung ist, unter anderem, dass sich der Autor selbst einbringt und nicht von «oben herab» doziert. Er zeichnet seinen persönlichen Gesundheits- und Ernährungsweg auf, von dem Moment an, als er als 40-Jähriger mit Schmerzen in der Brust zusammenbrach. Bast führt diesen Schwächeanfall auf seinen jahrelangen Junkfood-Konsum zurück, und er beschloss darum, seine Ernährung total umzustellen. Ein idealer Ausgangspunkt also für eine mehrjährige Entdeckungsreise auf dem Gebiet der sogenannten gesunden Ernährung.

Der Autor versteht es ausgezeichnet, die Heilsversprechen der Ernährungsgurus kritisch zu durchleuchten. Seine Erkenntnisse sind nicht alle atemberaubend neu, trotzdem spannend, weil er sie teilweise überraschend interpretiert. Ein Unterschied zu einem anderen, prominenten Ernährungswissenschafter, Uwe Knop, ist, dass Kast sehr faktenorientiert ist, während Knop dazu rät, intuitiv auf den eigenen Körper zu hören. «Wir werden tagein, tagaus mit immer neuen Ernährungsweisheiten behelligt – kein Wunder, dass wir nicht mehr gross hinhören. Auch ich verlasse mich auf keine sogenannte Autorität mehr›, sondern nur noch auf Daten», sagt dagegen der Wissenschaftsjournalist Kast.

Zwölf Tipps

Bas Kast. (Bild: Mike Meyer/Random House)

Am Schluss des Buches fasst Bas Kast seine zwölf wichtigsten persönlichen Ernährungstipps zusammen. «Essen Sie echtes Essen, und kochen Sie selber», «Machen Sie Pflanzen zu Ihrer Hauptspeise» oder «Lieber Fisch als Fleisch», höre ich nicht zum ersten Mal. Auch die Hinweise zu Joghurt («ja»), Käse («ok») und Milch («so lala») und den Rat «Zucker minimieren, industrielle Transfette meiden», sind mir ein Begriff. Angesprochen hat mich der Schlankmacher-Tipp «Zeitfenster-Essen». Dies in Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen rund um das Thema «Intervallfasten». Die wissenschafliche Ergebnisse, wie Omega-3-Fettsäuren auf unser Gehirn und unser Gewicht wirken können, haben mich echt überrascht.

«Dieses Buch wird Leben retten!», wird der bekannte Professor Christian Keysers, Autor des Buches «Unser empathisches Gehirn», auf der Rückseite des Ratgebers zitiert. Ein ziemlich hoch gegriffenes Kompliment. Was mich betrifft, so hat mich der «Ernährungskompass» einen regnerischen Sonntagnachmittag gut unterhalten und mir einige neue Denkanstösse bezüglich meiner Ernährung vermittelt. Und das ist doch schon einiges.

Lesen Sie auch die Beiträge von Uwe Knop «Pasta macht nicht dick» und «Kein Zucker ist auch keine Lösung».

26 Kommentare zu «Was punkto Ernährung wirklich etwas bringt»

  • Gabriella sagt:

    Bas Kast empfiehlt Fisch! Ich hoffe, er meint Süsswasserfische. Alle andern zu kaufen und verzehren ist ungesund (Quecksilber und Platik) und unethisch (Schleppnetze so gross wie drei Jumbojets nebeneinander, 80% des Fangs wird wieder ins Meer geworfen, inkl. Seehunde, Schildkröten, Delphine etc).
    Bas Kast reitet auf einer Welle und wird vermutlich bald von anderen „Propheten“, die sich die Klinke in die Hand geben, überholt.

  • Jacques sagt:

    „Was punkto Ernährung wirklich etwas bringt“; – Meine empirische Erkenntnis: Man sollte täglich essen, und das Trinken (noch wichtiger) nicht vergessen. Sonst kann man nicht überleben. Ich finde ’survivre‘ äussert wichtig und essentiell, noch mehr als essentielle Fettsäuren. Und als kleiner Luxus: Ich esse gern mit Stil, heisst, ab und zu noch einen guten Wein dazu. Für das seelische Wohlbefinden.
    – Körper und Geist braucht auch Geistiges (in vino veritas).

  • tststs sagt:

    „Zeitfenster-Essen“? „Intervallfasten“?
    Ist das Neusprech für: iss nur, wenn du Hunger hast?

    • Jacques sagt:

      Das mache ich eigentlich schon lange so. Einzige Regel, aber nicht geregelt. Wie, mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur. Manchmal kommt der Appetit auch beim Essen, wie in anderen Bereichen. Beim Arbeiten überfallen mich allerdings manchmal diffuse Unlustgefühle. (vegetative Dystonie eben).

  • Leyena sagt:

    Das mit dem „lieber Fisch statt Fleisch“ irritiert mich. Wo hat Bas Kast eine Studie gefunden, dass (der heutige) Fisch gesund sei?

  • Anna sagt:

    Ich empfehle auch die anderen Bücher von Bas Kast. Er schafft es „Wissenschaft“ knackig und spannend zu erzählen. Mein Lieblingsbuch von ihm ist ganz klar: „Die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt“

  • Karl-Heinz sagt:

    Unser Organismus wurde über Millionen von Jahren an die jeweils regionale Ernährung gepolt. Substanzen, die er nicht kennt, irritieren ihn. Deshalb meine These: „Rübli statt Avocados“.

    • Gerhard Engler sagt:

      Die Schweiz ist nicht seit Millionen von Jahren besiedelt. Bis vor 50’000 Jahren wohnten die Vorfahren der heutigen Schweizer in Afrika. Und Amerika wurde erst vor 15’000 Jahren besiedelt.

      • tina sagt:

        rüebli statt avocaco finde ich super! avocado müssen mühsam hertransportiert werden und jeder transport ist schlecht für die umwelt.

      • Hotel Papa sagt:

        Dummerweise ist aber die Ökobilanz eines Apfels, der im Frühsommer von Südamerika im Containerschiff nach Europa kommt besser, als die von einem, der gekühlt und begast hier gelagert wurde…
        (Man könnte natürlich auch zur Unzeit auf Äpfel verzichten. Schmecken tun die, die man aktuell bekommt, sowieso nicht…)

      • tina sagt:

        ich finde ja nicht, dass man auf alles verzichten muss, aber man muss auch nicht jede woche avocados, ananas und bananen essen und es sich dann mit schönreden, dass die ökobilanz besser sei.

      • Jacques sagt:

        Deshalb tut uns auch Ginseng und Ingwer gut. Anregende „Gewürze“, sollen gar aph­ro­di­sisch wirkend. Wer daran zweifelt, kann es selbst testen. Bei beiden Partnern empfohlen, sonst nur halbe Wirkung auf das Leidenschaftszentrum. Geteilte Freude – ist doppelte Freude. Empirisch erwiesen! Wirkung durch Wein und Apéro (wie Kir) verstärkt.

    • adam gretener sagt:

      Es gibt keine Menschheit über Millionen von Jahren. Wir sind sowas wie eine Freak-Wave, welche spontan in Afrika entstand und nun die Welt besiedelt. Ein Wimpernschlag in der Weltgeschichte. Ich bin zwar auch für Nachhaltigkeit, aber ein Rüebli, welches ein halbes Jahr im Kühlregal gelagert wird, hat keine bessere Bilanz als eine Tomate aus Spanien. Das wollen uns die Schweizer Bauern nur glauben machen.

      • tina sagt:

        dann schau dir mal die gewächshäuserwüsten an andernorts. hier schonmal gesehen? avocados werden auch eher aus südamerika importiert und halt nicht eben aus spanien…. und der strom für die kühlung: hierzulande beispielsweise nicht mit braunkohle. warum durch anbau und transporte die umwelt in anderen ländern und das meer verpesten

      • tina sagt:

        mal ganz zu schweigen von der modernen sklaverei, die in diesen gewächshäuserwüsten läuft. man kann nicht einfach eine ökobilanz anschauen ohne weiter darüber nachzudenken. nichts gegen ökobilanzen! die erkenntnis mit den äpfeln aus südafrika war ein gesunder schock. aber das habe ich wohl vor ca 25 jahren schon gelesen oder länger

  • Michael sagt:

    Generell habe ich langsam Probleme mit diesen andauernden Ratschlägen, was man wie essen soll, um nicht zu fett zu werden. Was ist das für ein absolutes Luxusproblem in der westlichen Welt, wenn man auf der anderen Seite andauend in Funk und Fernsehen von den Hungerkatastrophen in der restlichen Welt hört. Ich bekomm das einfach nicht aus meinem Kopf. Wir sprengen mit TRINKWASSER unseren Garten oder jagen es durch das WC. Ein Drittel der erzeugten Nahrung landet unverbraucht wieder im Abfall. Wir degenerieren, indem wir immer mehr Lebensmittelallergien entwickeln.
    Mein Zwiespalt ist, auch ich essen gerne, und kochen ist für mich ein bisschen wie Zen.

    • Clara Goodwin sagt:

      Hm. Wenn Sie nun aber leicht über der Mitte des Lebens sind, übergewichtig, diabetes- und schlaganfallgefährdet? Betreffen Ernährungstipps dann immer noch ein Luxusproblem? Unser Überfluss steht im krassen Gegensatz zu Hungerkatastrophen, ja. Trotzdem oder gerade deswegen sollten wir halbwegs bewusst einkaufen und essen. Gesund und bei Sinnen können wir mehr für die Welt tun – und sei es nur in unserem kleinen Radius.

      • Mariu sagt:

        @CG:Dass diejenigen,die „sich bereits über der Mitte des Lebens befinden“ übergewichtig, diabetes- und schlaganfallgefährdet sind“ ist ein Indiz dafür,dass sie in all den Jahren zuvor mit allem gewaltig übertrieben haben,zu viel, zu fett und zu süss gegessen, geraucht und gesoffen haben und dass sie offenbar zu dämlich waren, sich auch nur ansatzweise mit ihrer Lebensweise auseinanderzusetzen und/oder,dass die grösste sportliche Disziplin es ist, sich ab und zu die Zehennägel zu schneiden. Ich sehe ja im Fitnesscenter, wo immer öfter (leider zu spät geläuterte) ältere Menschen förmlich einherwatscheln und sich kaum mehr bewegen können, weil sie 1. viel zu fett und unförmig geworden sind und 2. die Gelenke es zufolge jahrzehntelanger Überbelastung einfach nicht mehr schaffen.

  • Peter Maier sagt:

    Ächz. Essen als Religionsersatz und zur Selbstoptimierung. Unappetitlich.

    • Hanspeter Niederer sagt:

      Es geht darum, sich nicht selbst zu zerstören mit Junkfood. Von Religion keine Spur.

  • Peter Aletsch sagt:

    Terrible simplification. Es geht doch darum, unseren Geschmack zu verfeinern und zu erweitern, so dass das Angenehme mit dem Nützlichen (Gesundheit) harmoniere. Wenn man immer ‚das, was schmeckt‘, isst, kommt man nicht weiter. Es braucht manchmal mehrere Anläufe, um sich an ein ungewohntes, aber lohnenswertes Nahrungsmittel oder Essen zu gewöhnen. Falls überhaupt. Es sind nicht einfach ‚3 Jahre mehr‘, sondern inhaltsreichere, gesündere Jahre. Dasselbe mit Sport und Kultur. Ich kann mir Sie nicht vorstellen z.B. als Besucher von Konzerten mit Neuer Musik.

  • Markus Bachmann sagt:

    Und noch ein Ernährungsguru, der wissenschaftliche Daten mit Gesundheit verwechselt. Leute, esst das, was schmeckt! Das Leben ist zu kurz, um sich ständig zu kasteien. Echt, was sollen die theoretisch 3 Jahre gewonnene Lebenszeit, wenn sie nicht Genugtuung gegeben haben?

    • Hotel Papa sagt:

      Die Industrie hat „was schmeckt“ dermassen perfektioniert, dass der Junk-Food-Junkie ohne weiteres 20 Jahre „Holdrio, was soll ich mich kasteien“ mit danach 40 Jahren Leidensweg bezahlen kann.

    • Roland K. Moser sagt:

      Als einem noch kein aromatisierter Müll als Essen verkauft wurde, konnte man „Essen, was schmeckt“ und war dann auch gesund.

      • Markus Bachmann sagt:

        @Hotel Papa: hinter einem exzessiven Junkfoodkonsum stecken normalerweise ganz andere Antriebe als das Geschmacksempfinden. Daher glaube ich auch nicht, dass die gesundheitlichen Probleme des Autors vom Essen stammen, sondern von der allgemeinen Lebensführung. Daher bleibe ich dabei: essen, was schmeckt. Und „Industriefood“ schmeckt nun mal nach Plastik.

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