Happy End mit Dr. Pickel

Macht üblen Pickeln und Furunkeln den Garaus: Die Amerikanerin Dr. Sandra Lee ist Dermatologin, kosmetische Chirurgin und Youtube-Star. Foto: youtube.com/user/DrSandraLee

Es gibt Dinge, die man verständlicherweise am liebsten hinter geschlossenen Türen macht. Zum Beispiel die Zehennägel schneiden, die Beine und die Bikinizone waxen oder die Nasenhaare auszupfen. Ich habe auch noch nie erlebt, dass es Menschen gibt, die sich daran erfreuen, anderen bei diesen intimen Beschäftigungen zuzuschauen. Doch es gibt Ausnahmen: Rund 3,5 Millionen Menschen ergötzen sich daran, wenn die US-Dermatologin Dr. Sandra Lee auf ihrem Youtube-Channel und in anderen sozialen Medien Pickeln, Furunkeln und Zysten zu Leibe rückt.

Die Dermatologin, die sich selbst als Dr. Pimple Popper bezeichnet, also Dr. Pickel-Drücker, nimmt sich allen Inhalten an, die sich in den Poren ihrer Patienten angesammelt haben. Ihre Fangemeinde ist begeistert, wenn die Pickeljägerin danach neue Gruselvideos mit so einladenden Namen wie «Die Rückkehr der Po-Zyste» oder «Die Mitesser-Goldmine» auf ihrem Kanal hochlädt. Und wir reden hier nicht von kleinen Mitessern, sondern von regelrechten Hautkratern, die sie in Grossaufnahme seziert. Und ihre zahlreichen Fans lassen sich bei jedem «Eingriff» überraschen, wie viel Talg und Eiter nach dem scharfen Schnitt aus den Porenöffnungen herausquillt. Oder, als regelrechter Höhepunkt, sogar eruptiv gegen die Gläser ihrer medizinischen Brille spritzt. Die Nachfrage nach dem «Popping Content» ist so gross, dass der US-TV-Sender TLC Anfang 2018 ein einstündiges Special mit dem Titel «This Is Zit» ausstrahlte.

Man kann nicht hin- und nicht wegsehen

Dabei ist die Faszination am öffentlichen Beseitigen von Mitessern nicht ganz so neu. Im Kultfilm «Hairspray» (1988) von John Waters drückt, presst und knetet eine Mutter (Debbie Harry) ihrer Teenager-Tochter einen üblen Killerpickel aus, dessen Inhalt bis an die Wand spritzt. Was damals als äusserst widerwärtig galt, ist heute anscheinend hip.

Doch was macht die Faszination des «Pimplepoppens» aus? Sind es nur Grüsel, die sich daran erfreuen? Vielleicht treibt sie aber die Sehnsucht nach einem Happy End. Denn diese Videos funktionieren wie ein kleiner Horrorfilm: Zuerst wächst die Anspannung, dann kommt es zum Schnitt, man kann fast nicht hinsehen, dann die grosse Frage: Was kommt raus? Und wie viel? Der erste aufkommende Ekel über den Erguss weicht der Erlösung: Alles ist raus! Alles ist sauber! Wenn nur alles so einfach wäre wie das Pimplepopping und sich das Böse in der Welt genauso schnell und effektiv beseitigen liesse.

Ein kurzer Einblick in Dr. Lees Welt. Wer traut sich?

Video: youtube/youtube.com/user/DrSandraLee

Und jetzt zum praktischen Teil: Natürlich können Sie mal einen Pickel oder einen Mitesser selber ausdrücken. Aber wenn es um grössere Verunreinigungen geht, ist der Gang zur Kosmetikerin oder zur Hautärztin gefragt. Denn wird das Ausdrücken unsachgemäss ausgeführt, kann es zu Entzündungen und Infektionen kommen. Der gestaute Talg wird statt nach draussen in tiefere Hautschichten befördert und verkapselt sich dort. Durch das Hantieren an der wundähnlichen Stelle geraten Keime in die Haut, und der Pickel beginnt zu nässen oder – noch schlimmer – zu eitern. Besonders gefährlich ist es, wenn man einen Mitesser oberhalb der Oberlippe selber ausdrückt. Hier kann es im schlimmsten Fall sogar zu einer Blutvergiftung kommen.

Wenn Sie trotzdem als Pimplepopperin agieren möchten, hier die wichtigsten Tipps:

1. Vor dem Pickelausdrücken die Haut sorgfältig reinigen.

2. Die Hände desinfizieren.

3. Sterile Gaze bereithalten.

4. Nicht lange rumdrücken und nie die Fingernägel benutzen! Von zwei Seiten die Haut neben dem Pickel in Richtung der Erhöhung drücken. Wer eine Nadel benutzen möchte, sollte diese sterilisiert in der Apotheke kaufen.

5. Nicht drücken, bis die kleine Wunde blutet. Sonst steigt die Entzündungsgefahr.

6. Allfälligen Eiter mit steriler Gaze aufsaugen.

7. Haut mit einer antibakteriellen Lösung behandeln und nicht mehr weiter berühren.

3 Kommentare zu «Happy End mit Dr. Pickel»

  • Manoman sagt:

    Das Mitgefühl des Befreiens. Des Mitessers. Sonst kann ich es mir nicht vorstellen, dass sich Menschen so etwas so gerne anschauen.

  • Markus sagt:

    Es sind Pickel und Pickel. Bei Akne nur Arzt und Medikamente und auch nach Laserbehandlung der Haut kann es zurück kommen, man muss es probieren in Schach zu halten mit Ernährung und guter Hautpflege, und positiv denken, Glück hat wer einen guten Partner findet und stabiles Leben führen kann. Gute Bildung und sicheres Einkommen vom Vorteil.

  • Hanspeter Niederer sagt:

    Erste Massnahme: die Haut über dem Pickel mit einer über einem Feuerzeug sterilisierten Stecknadel aufreissen. Allen Eiter ausdrücken, der leicht aus dem Pickel fliesst. Danach den Pickel grossräumig zwischen zwei Fingern fassen und kräftig zudrücken, sodass der restliche eiter und danach wenn möglich viel Blut herausfliesst. Je mehr Blut, um so besser. Den Pickel mit einer Desinfektionslösung abtupfen. In Zukunft auf alle Milchprodukte verzichten.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.