Erfolgreich im Doppelpack

Die Prinzessin und die Möchtegern-Präsidentin: Ava Phillippe mit Mutter Reese Witherspoon. Foto: Gonzalo Marroquin (Getty)
Ich mag Reese Witherspoon. Und nicht erst seit sie für ihre Darstellung von June Carter im Drama «Walk the Line» einen Oscar gewann. Ich mochte sie auch schon in ihren früheren, eher leichtgewichtigen Filmen «Cruel Intentions» oder «Legally Blonde», weil sie es schon als junge Schauspielerin verstand, ihre Rollen der reizenden, aber ein bisschen doofen Blondine mit Selbstironie zu würzen. Seither ist die inzwischen 41-Jährige einen langen und erfolgreichen Weg gegangen. Als Produzentin der HBO-Mini-Serie «Big Little Lies» wurde sie vielfach preisgekrönt, und als Frauenrechtlerin schafft sie sich in Hollywood Gehör.
Dass Reese auch über Humor verfügt, zeigte kürzlich ihre Reaktion auf einen peinlichen Patzer des Hochglanzmagazins «Vanity Fair». Auf dem Cover der jährlichen «Hollywood Issue» war Witherspoon (dank Photoshop) plötzlich ein drittes Bein gewachsen. Eine andere Diva hätte da wohl einen hysterischen Anfall bekommen, doch Reese twitterte nur cool: «Nun, ich schätze, jetzt weiss jeder, dass ich drei Beine habe. Ich hoffe, ihr könnt mich so trotzdem akzeptieren.»
Attraktiv, selbstbewusst und unabhängig: Witherspoon beweist, dass man mit Mut, Talent und Geschäftstüchtigkeit selbst in einer männerdominierten Domäne eine wichtige Rolle spielen kann. Unverständlich, warum sie in letzter Zeit fast nur noch im Doppelpack mit ihrer 18-jährigen Tochter Ava Phillippe posiert. Kein roter Teppich, keine Gala, keine Show, an dem die 41-Jährige nicht mit ihrem jungen Lookalike auftaucht und so zu «intelligenten» Schlagzeilen wie: «Wer ist bloss die Mutter und wer die Tochter?» inspiriert. Diese «Mini-me»-Show kennen wir ja bereits von Cindy Crawford (51) und ihrer Tochter Kaia (16). In diesem Fall war die Absicht der Mutter allerdings klar: Ein bisschen Glanz von der Topmodel-Tochter tut auch dem eigenen Ego ziemlich gut und reanimiert jede Karriere.
«Was ist falsch daran, ehrgeizig zu sein?»
Und jetzt also Ava. Die habe sich ihr Taschengeld bis vor kurzem bei McDonald’s verdient, wird Mutter Reese gerne zitiert. Etwas sprunghaft mutet in diesem Zusammenhang an, dass Ava letztes Jahr in einem goldfarbenen Haute-Couture-Kleid, zusammen mit dem Maharadscha Padmanabh Singh von Jaipur, den legendären Debütantinnenball in Paris eröffnen durfte. Wie passen da die Aussagen von Witherspoon, die in einem Essay im US-Magazin «Glamour» zum Thema Frauenförderung schrieb: «Was zur Hölle ist falsch daran, ehrgeizig zu sein? Ich war mein ganzes Leben lang ehrgeizig. Tatsächlich erinnere ich mich lebhaft daran, wie ich meinem Lehrer in der dritten Klasse erzählt habe, dass ich die erste Präsidentin der USA werden will.»
Für die Tochter scheint eher die Prinzessinnenrolle vorgesehen: Vor ein paar Tagen modelte Ava für das Modelabel Rodarte. Und dies natürlich wieder im unschuldigen Prinzessinnen-Look. Das Motto der Hebstkampagne, für die auch andere Stars wie die Regisseurin Sofia Coppola und die Schauspielerin Kirsten Dunst fotografiert wurden, hiess: «Frauen, die uns inspieren».
Aber husch, husch. Schon glänzt Prinzessin Ava in ihrer nächsten Aufgabe: Seit kurzem ist sie das Aushängeschild der neuen Lifestyle-Linie ihrer Mutter namens Draper James. Und wie könnte es anders sein: Wange an Wange werben die beiden für die neue Valentins-Kollektion 2018. Der Weg zum neuen Supermodel ist für Ava Phillippe vorgegeben.
Dieser führt sicher nicht mehr hinter die Theke bei McDonald’s.
2 Kommentare zu «Erfolgreich im Doppelpack»
Schön, wenn Frauen erfolgreich sind! Ehrgeiz und Kampfgeist sind nicht typisch weibliche Eigenschaften, weshalb sie bei Frauen eher als negativ und aggressiv empfunden werden – und nicht zuletzt auch von weniger erfolgreichen Frauen verurteilt werden. Oft schwingt in der Verurteilung dieser auch viel Neid und Unzufriedenheit mit, wohingegen Männer erfolgreiche Frauen oft als Konkurrenz wahrnehmen.
„Erfolgreich im Doppelpack“. Ein Zwillingspaar macht auch erfolgreich Werbung für Medikamente (Generika). So können sie sich gegenseitig mit Diclofenac (wie Voltaren) eincremen. Und dann weiter – auf ihrer Bergtour. Eben, hoch hinauf, hinaus …