Was für eine Füdliwerbung!

Nur weil man ein Klischee umkehrt, wird es auch nicht besser. (Foto Suistudio)

Angedacht war die neue Kampagne des Modehauses Suistudio als Provokation. Denn das holländische Label mit Sitz in Amsterdam kehrte den klassischen Werbespiess um: Attraktive Frauenmodels in Hosenanzügen posieren auf den Hochglanzfotos selbstbewusst mit gänzlich nackten Männern.

Viel mehr als ein schöner Rücken, ein durchtrainierter Bizeps und ein nacktes Hinterteil ist auf den Fotos allerdings nicht zu sehen. Und eines der «provokantesten» Bilder zeigt im Vordergrund einen gestählten Adonis, der auf einem schwarzen Ledersofa (ink. Pelzdecke!) liegt, während die Frau besitzergreifend die Hand auf seinen Po legt.

So what?

Klischees umkehren reicht nicht

Ich kann mir gut vorstellen, was sich die clevere Agentur, die für diese Werbung verantwortlich ist, gedacht hat: «Wir landen den grosse Scoop und prangern den Sexismus in der Werbung an!» Leider nein. Denn indem man Klischees einfach umkehrt, werden sie nicht besser, sondern sie bleiben genauso plump.

Rein visuell ist die Kampagne ansprechend, aber typischerweise steht nicht die Powerfrau, sondern das männliche Model im Mittelpunkt, das implizieren soll, wie sich starke Frauen heute die Zeit mit einem Toyboy vertreiben. Auch diese Aussage ist sprichwörtlich abgelutscht und so stereotyp, wie wenn man einen Sugardaddy mit seiner prallen Gespielin zeigt.

Ganzkörpereinsatz: Der französische Modedesigner Yves Saint Laurent empörte die Öffentlichkeit, als er 1971 für seinen Duft Homme blankzog. Foto: Yves Saint Laurent

War es 1971 noch ein echter Skandal, als der französische Modedesigner Yves Saint Laurent nur mit seiner Brille bekleidet nackt für seinen Herrenduft Homme warb, ist die Suistudio-Kampagne vergleichsweise höchstens ein laues Lüftchen. Nur ganz zufällig wurde sie gleichzeitig mit der Eröffnung der ersten US-Stores in New York geschaltet. «Not dressing men», «wir ziehen keine Männer an», lautet denn auch der Claim des Labels.

Flaue Reaktionen

Im Netz gab es Diskussionen, ob diese Kampagne nicht genauso sexistisch sei wie jene mit Frauen, an die wir uns leider schon lange gewöhnt haben. Und das ist sie auch, weil keiner der Männer sein Gesicht zeigt, sondern nur seinen Körper präsentiert.

Auch etwas flau das Statement der Vizepräsidentin von Suistudio USA, Kristina Barricelli, die auf Nachfrage des  deutschen «Tagesspiegels» sagte: «Die Suistudio-Kundin ist interessant und hat die Freiheit, das zu tun, was sie will, wie zum Beispiel einen erotischen Abend zu geniessen oder sich bei einem Serienmarathon auf dem Sofa zu entspannen. Das ist einzig und allein ihre Entscheidung.»

Na, dann wähle ich aber mit Sicherheit den Serienmarathon.

28 Kommentare zu «Was für eine Füdliwerbung!»

  • Heinz sagt:

    Natürlich ist die Werbung Sexistisch. Aber anders als die Frauen kümmert das keinen Mann.

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    werbung ist generell manipulativ und klischee-gesteuert. und dämlich. in 99% aller fälle. not depending on any subject. und. je oberflächlicher die gesellschaft, desto erfolgreicher die werbung. darum hat sie hochkonjunktur. wie auch die drogensucht in diesem métier.

  • Samuel Müller sagt:

    Es gibt einen einfachen Grund, weshalb die Werbung nicht verfängt: Nackte Männer sehen einfach nicht gut aus.

    • Michael sagt:

      Das ist bloss deine Meinung.

    • Roland K. Moser sagt:

      Ich sehe lieber eine Frau, natürlich im Bikini oder so, die ein Männer-Deo präsentiert, als einen Mann in der Badehose oder angezogen.
      Bei Kleidern ist es natürlich anders.

    • Jacques sagt:

      „Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das schöne nennen konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt: in diesem Triebe nämlich steckt seine ganze Schönheit. Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen“ (Arthur Schopenhauer).
      Trotzdem sehe ich dieses weibl. Geschlecht gerne 😉

      • Samuel Müller sagt:

        Die Sache ist ganz einfach: Bei nackten Männern ist die ästhetische Zielgruppe von vornherein auf „Regenbögler“ beschränkt, während bei einer nackten Frau sämtliche übrigen Männer positiv und sämtliche Frauen zumindest nicht negativ reagieren. Deshalb ziehen nackte Männer in der Werbung nicht.

  • Paul sagt:

    Wenn wir schon bei den abgelutschten Klischees sind: Die gibt es auch im Bereich der Sprache. «Blankziehen» (dank der BILD-Zeitung in jeder Bildlegende mit etwas Nackigem) zum Beispiel.

  • Oliver Liechti sagt:

    PS: Ich wurde in jungen Jahren mehrmals von Frauen am Füdle betatscht, mit zweideutigen Sprüchen angesprochen, etc…Was soll’s? Der Mensch ist ein sexuelles Wesen. Ich wehre mich oder nehme es lächelnd als Kompliment. Kein Problem. Ich bin schwul, also müsste es mich eigentlich umso mehr stören… Mir fällt auf, dass in den Medien die Frauen permanent als Opfer der bösen Männer erscheinen. Ist das wirklich so? Sind die Hetero-Männer derart und permanent am Frauen-Belästigen?

    • Roalndo sagt:

      Keines Wegs Herr Liechti. Dieses Thema wird masslos übertrieben und falsch dargestellt. Es mag vielleicht sein, dass in der Teppichetage ein anderer, flauer Wind weht und somit die Männer andere Anforderungen an eine Sekretärin haben. Aber im Grossen und Ganzen hat die Mehrheit weder Zeit noch Lust. Ich hatte mal eine Chefin deren Outfit stark nuttig war und ihren grossen Brüsten regelrecht zur Schau stellte. Ich wusste sehr genau weshalb sie dieses Outfit pflegte. Reihenweise folgen zuerst Männer raus die es gewagt haben, in das Dekolleté zu Blicken. Dann folgten die Frauen, die ihr zickiges Gehaben nicht mehr ertrugen und sich wehrten. Ich kündigte während meinen Ferien von 8 Wochen und 4 Wochen Überzeit-Kompensation. Ich hatte genug.

  • Oliver Liechti sagt:

    „War es 1971 noch ein echter Skandal, als der französische Modedesigner Yves Saint Laurent nur mit seiner Brille bekleidet nackt für seinen Herrenduft Homme warb, ist die Suistudio-Kampagne vergleichsweise höchstens ein laues Lüftchen. “
    Weil YSL früh dran war und heute halbnackte Männer an der Tagesordnung sind. Deshalb auch der Pumping-Hype inklusive Steroid-Gesundheitsdesaster bei Halbwüchsigen und vermehrte Essstörungen bei Männern (war kürzlich ein Bericht im tagi-online.). YSL würde heute kaum mehr eineN heiss machen.
    Micht dünkt der Sexismus-Vorwurf eine Projektion vieler Frauen verursacht durch sexuelle Frustration. Ich darf das sagen, ich bin schwul – kein Eigeninteresse – nur Beobachtung. Andersrum, wie sähe für Frauen ansprechende Werbung aus, ohne Titel: Füdli-Werbung ?

  • Karl-Heinz sagt:

    Es gibt Dinge, die mich erregen können. Diese Fotos gehören definitiv nicht dazu.
    Was solls, ich sehe es sehr entspannt.

  • fufi sagt:

    Also, wenn ich da an die „umgekehrte“ Werbung denke,
    also, da denke ich, dass der Mann verkehrt rum liegt?

  • Charles Neuer sagt:

    OMG… und das soll nun männliche Empörungsstürme provozieren und am besten gleich noch einen veritablen Shitstorm im Netz?
    Haha, da hat also irgendjemand tatsächlich geglaubt, Männer seien SO einfach gestrickt.
    Das muss jetzt aber eine Enttäuschung sein.

  • Marcel Zufferey sagt:

    Bislang dachte ich, wir durchliefen „nur“ eine dekadente Phase. Doch das scheint zu kurz gegriffen: Mittlerweile weisen unsere „Debatten“ langsam pathologische Züge auf. Dieser ganze Snow Flake-Hype nervt mich nur noch! Wir werden noch in einem totalitären Überwachungsstaat enden, an dessen Spitzen hochneurotische Moralisten sitzen, die allen ganz, ganz genau vorschreiben, was sie wann in welcher Form denken, wahrnehmen, fühlen und tun dürfen. Und wie sie sich artikulieren dürfen, ebenfalls- wenn überhaupt.

  • Niklas Meier sagt:

    Warum ist mir das eigentlich so egal?

  • Dave Hill sagt:

    Ein nackter Mann oder Männerhinter als Werbung? So what? Sexismus? Aber nicht doch – wir Männer sind nicht solche Heulsusen wie gewisse Frauen.

  • Johann sagt:

    Männerfüdlis können auch schön (wie knackig) sein. Meines vielleicht auch, in meiner Jugend. Wenn Frauen darauf ’starrten‘, war ich aber nicht beleidigt (gleich welchen Alters). Wenn zwei dasselbe tun, ist es wohl nicht das gleiche. Die Po’s von Frauen ziehen mich aber, so von meiner Natur her, schon eher an.
    Da bin ich total ’normal‘.

  • sepp z. sagt:

    Was für eine dümmliche sexistische Werbung.
    Stecken da Feministinnen dahinter?

  • Leser sagt:

    Der Highheel im Schritt des Mannes. Natürlich überhaupt nichts übergriffiges..

    • Barbara Grohé sagt:

      Auf welchem Foto zu sehen?

      • Leser sagt:

        in anderes Sujet derselben Kampagne

      • Johann sagt:

        @Leser: Gönnen Sie doch der Minderheit dogmatischer Feministinnen auch ihr Freudeli. Eine Lara Croft alleine, reicht eben nicht ….
        p.s.: Ebenso wenig diese vielen taffen (tough) Supergirls. Da höre ich lieber Rainhard Fendrich selbstironisch: „Macho, Macho“. Humorfaktor ist auch wichtig. Ich liebe, – Frauen mit Humor, Charme und Realitätssinn.

  • Tofa Tula sagt:

    Frage ist natuerlich, an welches Zielpublikum sich die Werbekampagne ueberhaupt richtet.
    Vielleicht ist es aber viel einfacher. Die meisten Maenner sind nicht an ihresgleichen interessiert und Frauen gefallen auch Frauen.

  • Roland K. Moser sagt:

    Wäre die „Frau“ wie eine Frau angezogen, hätte die Werbung sicher einen positiven Effekt.
    Aber eine als Mann verkleidete Frau mit einem nackten Mann?

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