Hauptsache braun!

Hauptsache schnell braun werden, lautet die Devise der Instagram-Generation. Foto: Chris Clogg (Flickr.com)

Noch selten war das Motto «Blass ist schön» weniger im Trend als heute. In den sozialen Medien dominiert das Schönheitsideal der braun gebrannten Haut. Und auch weibliche Stars und Sternchen posten sich am liebsten im Bikini oder Badeanzug und stellen ihre perfekte Bräune zur Schau. Natürlich sollte die Bräunung möglichst schnell erfolgen, egal welchem Hauttyp man angehört. Benutzten früher viele Frauen Selbstbräuner, um sich möglichst risikolos zu bräunen, gilt die künstliche Bräune aus der Tube heute als uncool und grusig.

So wie bei der 17-jährigen Gymischülerin Jael, die ich in der Badi treffe. Sie ist mir aufgefallen, weil sie seit über einer halbe Stunde in der Mittagssonne brutzelt. Hin und wieder zückt sie ihr Handy und macht ein Selfie – von Sonnenschutzmittel keine Spur. Als ich sie darauf anspreche, lacht sie nur, und meint: «Alles easy!» Ja, ihre Mutter habe sie über die Gefahren aufgeklärt, und auch in den Heftli lese sie darüber, «aber das interessiert mich eigentlich nicht». Das Einzige, was sie störe, sei, dass sie nicht so lange in der prallen Sonne liegen könne wie ihre Kolleginnen. «Ich habe halt eine helle Haut und doofe Sommersprossen.» Auf Jaels Schultern zeichnet sich schon eine rosa Färbung ab. Die Sonnencreme, die ich ihr anbiete, lehnt sie dankend ab. «Ich will nicht die Bleichste in unserer Clique sein!» Hat sie keine Angst vor Hautkrebs? «Hautkrebs ist doch was für alte Leute!», lacht Jael.

Auch die Dermatologin Mandana Péclard sieht diesen besorgniserregenden Trend immer häufiger in ihrer Zürcher Praxis: «Die Instagram-Generation ist leider risikofreudiger geworden. Was zählt, ist der Moment, und in diesem Moment will man gut aussehen», sagt sie. Themen wie Hautalterung oder sogar Hautkrebs würden oft nicht interessieren. «Ich berate immer mehr junge Leute mit weissem Hautkrebs, kürzlich sogar schon eine 20 Jahre junge Frau.» In Grossbritannien sprechen Dermatologen bereits von einer «Bräunungsepidemie bei Selfie-verrückten Jugendlichen», die alle Warnungen über Langzeitschäden ignorieren würden.

Tipps zum gesunden Bräunen

1. Die Eigenschutzzeit der Haut ist gering. Sie liegt, je nach Typ, bei zwischen fünf und 30 Minuten. Daher ist es am besten, grosszügig ein Sonnenschutzprodukt zu verwenden, das sowohl vor UVA- als auch UVB-Strahlen schützt. Eingecremt werden sollte 30 Minuten vor dem Sonnenbad, und zwar alle Hautflächen, die der Sonne ausgesetzt werden. Auch die Lippen sollten geschützt werden.

2. Zwischen 11 und 15 Uhr sollte man der Sonne fernbleiben, denn am Mittag ist die UV-Strahlung am stärksten.

3. Durch Schwimmen, Schwitzen oder auch beim Abtrocknen der Haut geht ein Teil der Schutzwirkung verloren. Damit diese aufrechterhalten wird, regelmässig mit einem wasserfesten Produkt nachcremen.

4. Nach dem Sonnenbad duschen und die Haut mit einer Feuchtigkeit spendenden Lotion eincremen.

5. Die Haut vergisst keinen Sonnenbrand. Darum: Auch im Schatten wird man braun.

6. Teure Sonnencremes bieten nicht mehr Schutz als billige, das hat die Stiftung Warentest ergeben.

7. Sonnencreme sollte kühl und dunkel gelagert werden. Bei Produkten aus dem letzten Jahr, sollte das Haltbarkeitsdatum geprüft werden.

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35 Kommentare zu «Hauptsache braun!»

  • loulou55 sagt:

    Man müsste noch ergänzend anfügen, es ist eine westliche Modeerscheinung, möglichst braun zu sein.
    In Asien werden vermutlich genau so viel oder eher mehr „Whitening Lotions“ u.ä. Produkte verkauft, wie im Westen Bräunungsmittel, Sun Lotions und dergleichen.
    Hellhäutige sollen ihren Urlaub einfach in Asien verbringen, sie werden von den heimischen Girls und Boys bewundert und beneidet. GARANTIERT!

  • Kurt Weglinger sagt:

    Frau Péclard ist nicht Dermatologin, sondern Fachärztin für Allgemeine und Innere Medizin.

  • Jürg Casanova sagt:

    Lassen Sie doch die jungen Leute glauben, dass sie das Zentrum der Welt sind, dass sie alles besser wissen als die elitären Alten. Sie haben auch recht, wenn sie alle Abfälle einfach in den See oder den Fluss oder in die Wiesen ballern, Fische und Kühe sind selber schuld, wenn sie Nahrung nicht von Plastik unterscheiden können. Und keine Sehenswürdigkeit der Welt ist per se interessant, nur wenn ihr dümmlich grinsendes Gesicht vor Colosseum, Mona Lisa, Taj Mahal oder Golden Gate aufscheint, geht zugleich die Sonne eines überbordenden Narzissmus auf. Ich habe schon lange kein Mitleid mehr mit Leuten, die in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit und pubertären Arroganz mit ihrem hübschen Köpfchen gegen eine Wand donnern, als Quittung ist für ihre fahrlässige Lebensweise.

    • Michael sagt:

      Perfekt auf den Punkt gebracht. Nur habe ich da immer ein leichtes Problem mit der Solidargemeinschaft – obwohl ich sie nie aufgeben möchte. Man lebt am Limit, raucht unbekanntes Zeugs bis zum geht nicht mehr und hat man nach so einem persönlichen spassvollen Leben dann Schaden genommen, soll’s die Allgemeinheit wieder richten.

  • Gerhard Engler sagt:

    Zu viel Sonne ist ungesund und kann zu Hautkrebs führen. Also besser im Schatten liegen. ABER: Sonnencremes nützen NICHTS gegen Hautkrebs! Nachzulesen bei Wikipedia, Stichwort „Sonnencreme“, Abschnitt „Studien“. Bis heute gibt es keine Studie, die belegt, dass Sonnencreme zu weniger Hautkrebs führt.

    • Gerhard Engler sagt:

      … und wenn man beim Krebsliga-Link nachliest, dann steht dort, dass Sonnencremes nur ergänzend empfohlen werden. Grundsätzlich wird vor zu viel Sonne gewarnt, mit oder ohne Sonnencreme.

      • Bea sagt:

        Sonnencremes sollen sogar krebsfördernd sein.
        Auf jeden Fall verhindert Sonnencreme die Vitamin D Bildung. In der Mittagszeit, bei Sonnenhöchststand, ist die Vit. D Ausbeute am Größten, also ab in die Sonne, 10 – 15 Minuten genügen.

  • maia sagt:

    Auch im Schatten kann man sich einen Sonnenbrand holen!

  • Gustav von Bergen sagt:

    Menschen mit Stil wissen nach wie vor was gebräunte Haut bedeutet: Eine niedrige Stellung in der Gesellschaft, die Haut wird gebräunt durch harte, ungeschützte, körperliche Arbeit im Freien. Da lobe ich mir die blasse, gepflegte Haut, diese zeigt auch dass man sich nicht selber die Finger schmutzig machen muss, sondern dies anderen überlässt. Ich achte peinlichst darauf nirgends braun zu werden – ich möchte nicht zum Pöbel gezählt werden.

    • Doris sagt:

      @ Gustav von Bergen
      Handwerker, Strassenbauer etc., die draussen arbeiten, werden notgedrungen braun, aber man darf sie doch nicht zum Pöbel zählen. Handwerker sind oftmals liebenswürdige und fröhliche Menschen mit grossem Herzen. Was täten wir ohne sie?

  • Christoph Vogel sagt:

    Alle, die nie zwischen elf und dreizehn Uhr ihren unbedeckten Körper auch nur zwanzig Minuten in die Sonne halten bzw. bereits beim kleinsten Sonnenstrahl mit LSF 50 durch die Gegend rennen, sollten vielleicht doch mal einen Vitamin-D-Test machen.

    • Hanspeter Müller sagt:

      Gesicht und Hände reicht bereits in der Schweiz. 20 Min im Sommer, 40 Min Herbst/Frühling. Und im Winter zehrt man von den Vorräten des Sommers.

  • Christina sagt:

    Steht denn überhaupt ein Datum auf den Sonnenschutzmitteln? Ich habe das vergeblich gesucht.

    • tststs sagt:

      Bei Kosmetika ist in der Regel ein geöffneter Tiegel abgebildet mit einer Angabe in Monaten (Bedeutung: Ware sollte nach Öffnen des Produktes innerhalb der angegebenen Monate aufgebraucht werden).

  • Hanspeter Müller sagt:

    „Tipps zum gesunden Bräunen“ Es gibt keine gesunde Bräune, egal wie langsam sie gekommen ist. Das braun werden ist Ausdruck des gesetzten Schadens.

    • Stefan W. sagt:

      Nein, rot werden ist Ausdruck des gesetzten Schadens. Braun werden ist eine natürliche Anpassungsreaktion.
      Zu wenig Sonne kann auch problematisch sein (Depressionen, Müdigkeit, Vitamin D Mangel etc.).
      Wie so oft kommt es auf die Dosis an.

      • Hotel Papa sagt:

        Braun werden ist eine Reaktion auf UV. Und UV richtet Schaden an. Immer. Rot = mehr UV = schlechter. Aber es gibt (ausser, dass es für Vitamin D Produktion eben auch nötig ist) keine harmlose UV-Dosis.

      • Hanspeter Müller sagt:

        Sie produzieren genügend Vit D wenn Gesicht und Hände 20 Min (Sommer), respektive 40 Min Herbst/Frühling) Sonne haben (in der Schweiz, nicht dunkle Hauttöne). Ein Spaziergang über den Mittag reicht also aus für den Durchschnittsschweizer. Dieselbe Dosis reicht auch gegen die Saisonale Depression. Beides also nur eine Ausrede für Brutzeleien. Und jein, braun ist eine Reaktion, aber es ist die Reaktion auf den Schaden durch UV Licht. Es bleibt deshalb dabei: Es gibt keine gesunde Bräune.

  • werner boss sagt:

    Auch da darf man sich wieder mal fragen; was war zuerst da , das Ei, oder das Huhn! Denn würde das Eine nicht zum Anderen passen, ja dann würden diese Geräte einfach nicht gekauft. Allerdings sind die Leute, aus für mich unerfindlichen Gründen schon lange vor der angesprochenen Selfiezeit blöde an der Sonne herum gelegen, als wären die erwähnten Gefahren nicht auch ohne sonnenbaden schon gross genug! Aber das ist ja erst ein Teil des Übels! Nichterwähnt wurden die oft langen Flug- und Autoreisen zu Plätzchen wo sich die Leute rösten und eigentlich vom Land selbst keine Ahnung haben! Diese Reisen schaden allen, nicht nur den Reisenden selbst!

  • Leo Schmidli sagt:

    Der Dialog in der Badi hat sich ganz bestimmt genau so zugetragen…!

  • Georg sagt:

    „… über die Gefahren aufgeklärt, aber das interessiert mich eigentlich nicht“. Genau. Das sind die Gleichen, die aus heiterem Himmel Syphillis und HIV „bekommen“, die einfach so schwanger werden, die ihrer hochintelligenten Ernährung auf dem Indonesientrip wegen an einer Darminfektion fast eingehen, die den Mofahelm des erfrischenden Windes wegen weglassen, die „Liquids“ dubioser Herkunft für ihre Verdampfer kaufen und sich mit coolen

    • Georg sagt:

      Zigaretten krank paffen und nicht mehr wissen, was war, wenn sie nach dem Suff irgendwo aufwachen. In einfachen Worten: Blöde und weiter Verblödende – man soll das schonungslos sagen – gab es schon immer und wird es immer geben, ganz egal, wieviel Aufklärung und Gesundheitsmotivation man betreibt. Leider liest man so viel Appetitverderbendes über solche Leute. Wir anderen bezahlen ja gerne.

  • Benevol sagt:

    Wenn es so schlimm mit dem Hautkrebs wäre, wie alle weismachen, dann müssten ganze Generationen von ihm dahingerafft geworden sein, denn noch vor kaum mehr als 30 Jahren war der höchste Sonnenschutz, den man in der Schweiz kaufen konnte, die 6 oder 8, „normal“ war LSF 4… Naja, wie immer wird alles extrem overhyped.

    • Georg sagt:

      Erstens sind in der Tat viele dahingerafft worden, und zweitens hat man „früher“ nicht wahrgenommen, dass sie daran dahingerafft worden sind (Erstumor auf der Haut nicht erkannt, Zweittumor in der Lunge etc.).

      Ihre Aussage zeigt mal wieder, Herr B., dass der Fortschritt gegen das Unwissen erkämpft werden muss.

      • Hotel Papa sagt:

        3. Wurde man früher häufig nicht so alt, dass sich der Krebs manifestieren konnte (Hauprisikofaktor für so gut wie jeden Krebs ist hohes Lebensalter), und 4. ist die UV-Belastung heute objektiv tatsächlich höher (Stichwort Ozonloch).

      • Stefan W. sagt:

        Man wurde „früher“ gar nicht mal so viel weniger alt. Die im Artikel erwähnte 17-jährige hätte sich 1917 im Schnitt auf weitere 54 Jahre freuen können, 1950 sogar über weitere 66 Jahre. (Siehe Generationssterbetafeln vom Bundesamt für Statistik). Der Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung ist zum grossen Teil auf den Rückgang Säuglings- und Kindersterblichkeitsrate zurückzuführen. Da ist die 17-jährige schon fast drüber hinaus und hatte dann auch vor Jahrhunderten eine recht gute weitere Lebenserwartung. Sokrates war 70 Jahre alt, als er den Schierlingsbecher trank. und soweit man weiss, starb er bei guter Gesundheit.
        Also genug Zeit für Hautkrebs.
        Und das Ozonloch spielt eher auf der Südhalbkugel eine Rolle. Ich denke „zweitens“ ist das Wesentliche.

  • Michael sagt:

    Ich denke, mit Jaels Äusserung – Hautkrebs ist doch was für alte Leute! – hat sie durchaus recht. Nur durch ihr stundenlanges ungeschütztes Sonnenbaden legt sie den Grundstein, das sie im Alter Hautkrebs bekommen könnte. So ist Jugend nun mal gestrickt. Leben im hier und jetzt und was morgen ist, ist ihnen egal. Waren wir nicht alle mehr oder weniger so ? Ich bestimmt ! Und war es nicht auch schön, so unbeschwert in den Tag hinein leben zu können ? Jetzt mit 60+ kommen mir tausend für und wider Gedanken bei fast jeder Aktion die ich mache. Das nervt…

    • Vierauge sagt:

      das kommt drauf an, wie man „alt“ definiert. Ich hatte meine ersten Melanom-verdächtigen Flecken Ende 20.
      Immerhin bekommen wir also durch die „Instagram-Generation“ einen grossangelegten Feldversuch zum Thema UVB und Hautkrebs sowie UVA und Hautalterung.

      • Helvetia sagt:

        Und wer regelmässig ins Solarium geht oder viel in der Sonne bruzelt, hat mit 30 dann die Haut eine 50-Jährigen… Es muss nicht immer gleich Hautkrebs sein, vorzeitige Hautalterung ist auch nicht erstrebenswert.

  • Helene Fischbacher sagt:

    Immer wieder sieht man im Sommer Schweizer Männer, bleiche Waden, schwarze Socken dazu und womöglich noch Sandalen tragend. Nogo! Entweder braune Waden und schwarze Socken, sonst weisse Socken wenn überhaupt!

    • Hotel Papa sagt:

      Wäre das Opfer dieses Ergusses eine Frau, müsste dafür sofort ein Ausdruck wie Slut-Shaming o.ä. her.
      .
      Wenns Ihnen nicht passt: Es gibt ein einfaches Gegenmittel. Wegschauen.

      • Samira sagt:

        Wieso nogo – die Männer können in Sandalen sehr gut laufen. Sie hingegen müssten weglaufen, wenn es ihnen nicht gefällt, denn die sandalentragenden Männer sind im Recht.
        Ihre Bemerkung ist klar ein nogo.

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