Primal Eating: Eine Diät, die gar keine ist

Von Kopf bis Fuss

So sieht ein Steinzeitmenü aus: Viel Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Früchte und Nüsse. Foto: Magone (iStock)

Normalerweise habe ich es nicht so mit Diäten. In der Theorie tönt ja vieles einleuchtend und vor allem vielversprechend, aber in der Praxis? Nein, danke! Trotzdem bin ich immer neugierig, was für neue Ernährungsformen es gibt, die mir schmecken und guttun würden. Und wenn man damit ein paar Kilos verlieren könnte, hätte ich nichts dagegen. Und so wurde ich hellhörig, als eine meiner Freundinnen von Primal Eating schwärmte, das sowohl vollwertig und schmackhaft als auch gesund sein soll.

Erfunden wurde diese Diät vom amerikanischen Ex-Profiathleten Mark Sisson. Sein Buch «The Primal Blueprint» gilt als neue Bibel der Ernährungslehre und wurde innert kurzer Zeit eine halbe Million Mal verkauft. Eigentlich ist diese Diät eine Weiterentwicklung der Paleo-Ernährung, bei der die Menschen so essen sollten wie in der Steinzeit, als man weder Weizen noch Hülsenfrüchte kannte. Erlaubt sind bei Primal Eating vor allem Gemüse und Obst, Fleisch und Eier, Meeresfrüchte, Nüsse und Samen.

Kampf den Kohlenhydraten

Paleo war für meinen Geschmack zu extrem, ausserdem mag ich keinen Fisch und bin allergisch auf Meeresfrüchte. Darum war ich neugierig, ob mir Primal Eating schmecken würde. Auch hier steht die ursprüngliche Form des Essens im Mittelpunkt, verzichtet wird auf üppig Zucker und Zusatzstoffe in der Nahrung. Kohlenhydrate sind in geringen Mengen erlaubt. Und im Gegensatz zu Paleo darf auch vollfette Milch konsumiert werden. Dies gilt natürlich nur für Menschen, die nicht unter einer Lactose-Unverträglichkeit leiden.

«Primal Eating entspricht einer natürlichen Kostform, die wir seit Urzeiten kennen. Die Ernährungsform, die wir aber in unserer heutigen Zeit kennen, kämpft oft damit, den Kohlenhydratkonsum in Schach zu halten – überall lauern Brötchen, Sandwiches, Gebäck, Snacks und Süssigkeiten», sagt die ernährungspsychologische Beraterin Sara Barcos.

Tatsächlich wird Gemüse meist nur noch – wenn überhaupt – als Beilage angerichtet und dient eher dazu, das schlechte Gewissen zu beruhigen. «Mit dem Primal Eating wird man gezwungen, sich mit den Lebensmitteln auseinanderzusetzen, Zeit für das Kochen aufzubringen und das schnelle, energiereiche Fast Food zu umgehen», sagt Barcos.

Proteine unterstützen Muskelaufbau

Anfänglich fiel es mir nicht ganz leicht, mich «ursprünglich» zu ernähren. Doch ich merkte schnell, wie gut mir die Umstellung tat. Meine Heisshunger-Attacken, die mich meistens am Nachmittag heimgesucht hatten und denen ich auch meistens nachgegeben hatte (man gönnt sich ja sonst nichts), sind ausgeblieben. Und meine Verdauung normalisierte sich. Ich hatte nie Hunger, sondern fühlte mich satt. Ich ass vor allem Gemüsegerichte, wenig Fleisch, dafür umso mehr Eier, Nüsse, Süsskartoffeln und Samen. Das Kochen gestaltete sich unkompliziert, weil viele Nahrungsmittel in ihrem ursprünglichen Zustand gegessen werden.

Innert zwei Wochen habe ich zwei Kilos verloren, obwohl ich nie das Gefühl hatte, Diät zu machen. Für Menschen, die regelmässig Sport treiben, ist Primal Eating gut geeignet, da der hohe Protein-Anteil den Muskelaufbau unterstützt. Meinen Schoggigluscht habe ich allerdings nie ganz verloren, und ich werde auch in Zukunft nicht ganz auf Süsses verzichten. Aber es muss ja nicht immer gleich die ganze Tafel Schokolade sein.

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18 Kommentare zu «Primal Eating: Eine Diät, die gar keine ist»

  • Kohler Dominik sagt:

    Immer wieder das Märchen, von den erst rund 10’000 Jahren in den wir angeblich erst Weizen essen. Nein, wir bauen den Weizen seit rund 10’000 Jahren systematisch an. Ich denke aber, dass die Menschen die Pflanzen schon vorher sammelten und assen. Wieso sollten sie sonst plötzlich anfangen etwas anzubauen?

  • tststs sagt:

    Es reicht schon, auf das Essen zu verzichten, dass auch unsere Grosseltern nicht assen/kannten.
    Führt zu:
    – weniger Fertignahrung (und all den versteckten Inhaltsstoffen)
    – regionale Produkte
    – saisonale Ernährung
    – näher an unserer „genetische Programmierung“
    Nur auf eines sollte man verzichten: fixe Essenszeiten!

    Wer Gewicht verlieren will, sollte zusätzliche Bewegung einbauchen.

  • Elisabeth sagt:

    Ich habe in 4 Monaten 11 kg abgenommen und bis jetzt, 1 Jahr später, das Gewicht gehalten.
    Grundlage einer veränderten Ernährung war für mich, dass ich diese Kostform mag, ansonsten Finger weg.
    Ich bin immer noch von Paleo begeistert. Eine leichte Krise hatte ich durch das für mich viele Fleisch, da habe ich eben viel Fisch gegessen.
    Regionale Produkte und Bioqualität bevorzuge ich schon Jahre.
    Wenn ich alles 3x umdrehe, ob es geniesbar sei, darf ich auch nicht mehr Luft holen.

  • Michael Häberli sagt:

    Wenn man in zwei Wochen trotz reichlich Nahrung zwei Kilo abnimmt ernährt man sich ausgesprochen unausgewogen.

  • Bianca Müller sagt:

    Wie man auf der einen Seite die Low-Carb-Ernährung so ablehnen und nun Primal Eating so hochloben kann, wo die Grundlagen relativ nah beieinander liegen (Verzicht auf Kohlenhydrate, insb. raffinierte Zucker und insgesamt verarbeitete Lebensmittel), erschliesst sich einem nun nicht so ganz… und lässt die etwas intensivere Beschäftigung mit der Thematik (insbesondere Auswirkungen dieser Ernährungsformen z.B. auf den Hormonhaushalt komplett ausser acht).

    Zudem muss ich mich Herrn Rothacher anschliessen, das Gemüse und die Früchte, wie wir sie heute essen, sind das Resultat von Züchtungen (auf Farbe, Süsse, Grösse etc) und haben mit den ursprünglichen/wilden Formen nicht mehr viel zu tun.

  • Stibe sagt:

    Ich esse salz-, zucker- und fettarm. Dank salzarm essen habe ich viel Gewicht verloren. Ansonsten koche ich immer frisch, vorallem Eigenkreationen. Ich führe einen werbefreien Amateurblog: Rezepte: https://lustvollkochen.wordpress.com oder http://www.facebook.com/mwZlk

  • Felx Mathys sagt:

    Diät vergessen, bringt auf Zeit absolut nichts.
    Es gibt nur eines. Friss täglich weniger Kalorien wie du verbrauchst.
    Das funktioniert super.

  • Rolf Rothacher sagt:

    Alle diese rückwärts-gewandten Diäten sind sinnfreie Mode-Erscheinungen. Beispiel Milch: der Mensch kennt Milch als Nahrungsmittel erst seit 20’000 Jahren. Mit „Urzeiten“, wie im Artikel beschrieben, hat das nichts zu tun. Oder nehmen wir Gemüse und Obst: die heutigen Sorten haben nichts mit der Ernährung von zehntausenden von Jahren zu tun. 100% der heute angebauten Sorten gab es damals nicht. Dasselbe mit Nüssen oder Fleich. Nur Meeresfrüchte/Fisch (aus Wildfang) würden den Urzeiten entsprechen.
    Mittels viel Fett (Nüsse, Milch) und vielen Proteien (Fleisch, Fisch) haben wir nichts anderes als die altbekannte und äusserst schädliche Atkins-Diät: sie beeinflusst den Serotonin-Haushalt ungünstig, führt langfristig zu Depressionen. Warum wurden die Ur-Menschen nur 30 Jahre alt?

    • G. Gmünder sagt:

      @Rothacher: Daumen hoch – aus historischer und biologischer Sicht sind sowohl „Paleo“ und „Primal Eating“ Humbug. Der Mensch und dessen Verdauung veränderte sich stark in den letzten 10’000 Jahren. Z.B. kann er bestimmte Bakterien nicht mehr halten, die ihm bei Energiegewinnung aus Gemüsen, Wurzeln usw. helfen würden. Die Domestizierung des Weizens ist längst auch in unserem Erbgut angekommen. Gluten-/weizen-/kohlehydratfreie Ernährung kann sogar ungesund sein, weil auf Vollkorn verzichtet wird, welches z.B. auch vor Herzkrankheiten schützt. Sinnfreie Modeerscheinungen trifft es auf den Punkt.

      • Peter Huber sagt:

        Ach ja, wieder einmal das Märchen mit dem gesunden Vollkorn. Es gibt nicht eine einzige gesundheitsfördernde Substanz in Getreide, die man nicht besser und schneller über Gemüse und Früchte aufnimmt. Nicht ein einziges Vitamin. Nicht ein einziger Mineralstoff. Nicht mal Ballaststoffe.
        Die Bestandteile wie Phytinsäure und Gluten können von unserem Verdauungssystem nicht verarbeitet werden und verursachen dementsprechend Verdauungsprobleme und Entzündungen im Darm. Wer gesund leben will verzichtet am Besten auf alles Getreide.

    • Heidi Herrmann sagt:

      Da kann ich nur zustimmen. Atkins-Diät wie auch Paleo sind nachgewiesener Massen ungesund. Das kann Frau Barcos aber nicht wissen. Gemäss ihrer Webseite ist sie Biologielaborantin und hat keine Ausbildung als Ernährungsberaterin. Die Ausbildung als „ernährungspsychologische Beraterin“ ist ein Phantasie-Titel ohne Eidgenössische Anerkennung des Instituts IKP.

  • Flo, die echte! sagt:

    Ein sehr interessanter Artikel – ich bin zur Zeit auf der Suche nach einer „Diät“, einer Diät die ich auch über lange Zeit, resp. für immer befolgen kann.
    Das ganze Konzept erscheint mir durchaus einzuhalten zu sein. Und da man ausser auf Kohlenhydrate auf nichts verzichten muuss, einfach und lecker zu sein.

    • Sisifee sagt:

      Ich würde es in dem Fall mit einer sachten Ernährungsumstellung versuchen. Ich war nach der letzten Stillzeit komplett aus dem Takt, inkl. Übergewicht. Ich habe eine Ernährungsberaterin konsultiert, deren Empfehlungen auf meinen Gewohnheiten aufbauen. Ich esse nicht gross anders, habe aber das Verhältnis von Kohlenhydraten und Gemüse umgedreht. Ich esse nur noch 1x pro Tag etwas Süsses und meine auch nicht mehr, ich müsse frühstücken, obwohl ich keinen Hunger habe. Es sind bald 5 kg weg (in drei Monaten), ohne Diät, ohne Frust, ohne Kalorienzählen, ohne Hunger- und Verzichtsgefühl.

  • Hanspeter Niederer sagt:

    Sie haben das Leid der Tiere nicht berücksichtigt und das stark erhöhte Risiko für Zivilisationserkrankungen wie Krebs beim Verzehr von Tierprodukten. Wie steht es mit dem Hunger der Kinder in der 3.Welt, welchen von „unseren“ „Nutztieren“ das Essen weggefressen wird? Wie steht es um den Regenwald, der für das Tierfutter abgeholzt wird? Fragen über Fragen … Werden Sie vegan, Frau Aeschbach, und alle diese „blöden“ Fragen verschwinden aus Ihrem Kopf und rumoren nicht mehr in Ihrem Gewissen, das Sie bestimmt haben.

    • Urs sagt:

      Verstehe ich voll und ganz, Herr Niederer. Vegan ist voll gut.
      Die Soja kommt auf dem brasilianischen Urwald. Die Mandeln, welche mir meinen Käse und meine Milch liefern, kommen aus aus dem wasserarmen Kalifornien, wo sie von Millionen Einwegzuchtbienen bestäubt werden.
      Die «gesunden» Cashews werden teilweise problematisch in Indien produziert und hierhergeflogen. Vermutlich gibt es noch viel mehr problematisches veganes Essen.
      Wie stark würde sich das auswirken, wenn wirklich die Mehrheit der Europäer vegan leben würden?
      Könnte man nicht einfach «vernünftig» lokal produzierte Lebensmittel geniessen, wenn es passt, auch ohne Fleisch.

      • Michael Häberli sagt:

        Und wo kommen die Tierfuttermittel schon wieder her? Ach ja, sie werden importiert. Von wo denn? Ach ja, von genau dort, wo sie behaupten dass das vegane Futter herkomme. Bitte keine Tatsachen verdrehen. Soja ist in erster Linie Tierfutter und für Tierfutter wird der Regenwald abgeholzt, nicht für die paar Veganer. Ihr Essen isst den Veganern das Essen weg, nicht umgekehrt.

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