So einfach geht Pariser Chic

Von Kopf bis Fuss

Autorin, Geschäftsfrau, Muse: Ines de la Fressange lebt den authentischen Pariser Stil wie keine Zweite. Foto: Yoan Valat (Keystone)

Vor wenigen Jahren gab es einen regelrechten Hype um die französische Frau. Oder genauer gesagt: um die Pariserin. Deren Stil und Lebensart waren die Vorlage für haufenweise Ratgeber, die sich der Entschlüsselung des Geheimnisses des französischen Chics annahmen. Und so lernten wir von den vornehmlich französischen Autorinnen vieles über die besonderen Fähigkeiten der Französinnen, nämlich: niemals dick zu werden, immer chic gekleidet zu sein, um Jahre jünger auszusehen und selbst im grössten Chaos noch eine gewisse Lässigkeit zu versprühen.

Das Rezept dafür? Simpel, aber nicht ganz einfach umzusetzen. Lässig, stilvoll, charmant könne man werden, so wurde versprochen, wenn man sich nur französisch genug benähme. Eine gewisse Mühelosigkeit auszustrahlen, der man nicht ansieht, dass dahinter eine ausgeklügelte Strategie steckt, war also gefragt. Und natürlich gab es viele Vorbilder, wie beispielsweise die Autorin Caroline de Maigret. Sie war die Vorzeigepariserin, die im scharfen Kontrast zur amerikanischen Schönheitsqueen mit gebotoxter Stirn und aufgespritzten Lippen stand. Eine, die das Unperfekte zeigte, ohne an Eleganz zu verlieren.

Doch jedes Klischee nützt sich irgendwann ab, und so begann auch jenes der mythischen Französin mit ihren kunstvoll verwuschelten Haaren, dem fast nicht vorhandene Make-up und der geheimnisvollen Attitüde etwas zu langweilen.

Stilvoll ohne Shopping-Marathon

Inès de la Fressange wird dieses Jahr 60. Foto: François Guillot (AFP)

Ich hatte also mit der lässigen Französin ziemlich abgeschlossen, bis mir das neue Buch von Inès de la Fressange mit dem bedeutungsschwangeren Titel «Was ziehe ich heute an?» in die Hände fiel. Die 59-Jährige ist ja quasi «das Original» der lässigen Französin und hat als Model, Muse und Unternehmerin Lifestyle-Geschichte geschrieben. Und ja, sie ist eine jener französischen Stilikonen, die dieses unaufgeregte gewisse Extra  authentischer als die meisten verkörpern.

Ihr erstes Buch «Pariser Chic – Der Style Guide» war informativ und erheiternd, ein Original, das von vielen kopiert wurde. Auch ihr zweiter Streich hebt sich mühelos von anderen Möchtegern-Ratgebern ab. Zwar zelebriert de la Fressange auch hier den sogenannten Pariser Chic, aber sie macht das auf intelligente Art und Weise, indem sie die Leserin nicht bedrängt, ständig neue Kleider zu kaufen, um ja keinen Trend zu verpassen, sondern zeigt, wie man mit schon Vorhandenem, der blauen Jeans, dem schwarzen Rolli, dem weissen Hemd oder den Boots, einen stilvollen Auftritt hinlegt. Und dies auch ohne Shopping-Marathon.

Anhand verschiedener Fotos werden Basic Looks mit einfachen Komponenten, von der preisgünstigen Ausführung bis zur Luxusvariante, gezeigt. Das mag zwar auf den ersten Blick ein bisschen langweilig tönen, ist es aber nicht, wie der zweite Blick ins Buch beweist. Denn es geht hier nicht darum, einen Stil zu kopieren, sondern einen eigenen zu entwickeln oder zu verfeinern. Denn Stil, Eleganz und Sinnlichkeit haben bekanntlich nichts mit der Nationalität zu tun. Auch wenn mich der Pariser Chic, ehrlich gesagt, durchaus immer noch ein bisschen inspiriert.

Inès de la Fressange, Sophie Gachet: «Was ziehe ich heute an? Pariser Chic. Einfach perfekt für jeden Anlass», 2017, Knesebeck Verlag, 160 Seiten, 150 Abbildungen

 

 

 

 

 

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11 Kommentare zu «So einfach geht Pariser Chic»

  • Bernhard Ecklin sagt:

    Schön, dass auch jüngere Journalistinnen Inès de la Fressange entdecken.
    Sie steht wie keine andere für das was man schlichtwegs „chic“ nennt, mitnichten nur „Pariser Chic“. Aber, aber, liebe Frau Aeschbach, vom Pariser Chic gönnerhaft und unangebracht behaupten, er würde einen doch noch ein wenig inspirieren, das ist etwa so, als behauptete ein mässig begabter Musiklehrer aus dem Aargau, auch aus Mozart liesse sich Inspiration holen.
    Legen Sie doch die Latte ruhig höher, es sei denn Sie schrieben für die Leserschaft Patrizia Bosers..oder hätten, auch das ist denkbar, schlicht nicht verstanden, wofür Pariser Chic generell und Inès de la Fressange speziell stehen. Das allerdings wäre ein Jammer, vor allem in Ihrem Beruf.

  • Anandrea sagt:

    Hallo Andrea – Wer sich nur ein bisschen tiefgründig mit Mode, Ästhetik, Design und Kultur auch außerhalb der Kantonsgrenzen auseinandersetzt, schafft es nicht, Inès de la Fressange nicht zu kennen. Dabei sollte das eigene Alter auch Bereicherungen und Wissen keine Grenzen setzen. Oder gehen Sie davon aus, dass die Welt vor Ihrem Geburtsjahr noch nicht existierte? Schade um so einen Kommentar wie der Ihrige. Wie gut gibt es noch Personen, die über Basiskenntnisse verfügen.

    • Andrea sagt:

      Ich kenne Ines de la Fresssange. Die Muse von Karl Lagerfeld. Er hatte aber auch noch weitere Musen. Diese sind modetechnisch nicht weniger interessant. Mir ging es eher darum, dass man so „alte“ Namen nicht hochstilisieren sollte, zumal es auch andere Modeikonen gibt. Vor allem gibts interessante Bloggerinnen und Blogger. Die bieten weitaus mehr als die frühere Fressange.

      • Andrea sagt:

        Bildgooglen Sie doch den Namen und schauen Sie was sie anhat. Absolut 0815. Nicht mehr. Sie ist aber eine vergessene Ikone und will uns ihr Buch verkaufen. So siehts aus.

      • andere Tina sagt:

        @Andrea: Was meinen Sie denn, was die Mode-Bloggerinnen machen? Sie generieren Besucher-Klicks auf ihren Seiten und schalten Werbung auf und verdienen damit. Natürlich will I. de la Fressange ihr Buch verkaufen. Ebenso wie die Bloggerinnen so viele Besucher wie möglich auf ihren Seiten haben wollen, um Geld zu machen. Aber I. de la Fressange hat zumindest ein Gesicht, das viele offenbar auch nach Jahren noch erkennen. Mode-Bloggerinnen treten mittlerweile rudelweise im Internet auf, sodass man leider nur noch von einem Mainstream-Phänomen reden kann. So sieht’s aus.

      • beatrice sagt:

        @Andrea,

        ich habe Ines gegoogelt und weiss genau was sie meinen. ziemlich normal – 08/15 eben.

        ich habe einen aehnlichen Stil aber bei meinen Koerpermassen (1.63m / 65 kg) sieht das Ganze eben nicht so grazil aus wie bei Ines. Und das ist doch genau der Punkt. Ist man so gross und so schlank, sieht doch irgendwie alles toll aus. Man muss nichts kaschieren, nichts verlaengern oder herausheben. weil es eben keine Speckroellchen zu kaschieren gibt. Nicht schwierig toll auszusehen mit diesen Modelmassen.

        Ich war nie gross wie ein Model aber als junge Frau sehr schlank (50kg/KG 34). Da hat auch (fast) alles einfach toll ausgesehen.

        und soll jetzt bitte keiner kommen mit: „…Stil ist eine Frage der inneren Haltung….“ und „…Schoenheit kommt von Innen…“

  • Isidor Knickli sagt:

    Der „Pariser Chic“ relativiert sich ganz enorm, wenn man sich in Paris mal die dort herumstochernden Frauen ansieht. Ich habe wenig Orte kennengelernt, wo soviel angeschmuddeltes, überschminktes, verwachsenes, missgestaltetes und verwarztes herumgelaufen ist (allenfalls Rom bietet ähnliches). Literatur und überlieferter Schein sind dort leider etwas vollkommen anderes als der Augenschein. Da wundert es mich auch kaum, dass eine 60-jährige für diesen angeblichen „Pariser Chic“ herhalten muss. Vorbei, sage ich nur, vorbei.

  • Maxine Richter sagt:

    Die Pariserin……das total überschätzte Wesen……Man sieht selten so viele abgelöschten, arroganten und ungepflegte Frauen wie in Paris. Da lobe ich mir doch Rom, München, Wien…….aber ist halt cooler vom Pariser Chic zu schreiben, als vom Münchner Chic….

  • Andrea sagt:

    Muss man Ines de la Fressange heutzutags kennen oder kennen sie nur diejenige welche heute ca. 60 sind? Ich denke man orientiert sich heute über die verschiedensten „Blogistas“, die durchwegs auch stilbildenden Charakter haben. Schade um den Artikel.

    Ach ja und wer tolle Ideen hat zu „Punk and RocknRoll mit Business Chic“, bitte hier mitteilen. Danke. Ich versuche mich schon seit einer Ewigkeit daran dies hinzubekommen.

    • Sofia Baffo sagt:

      Ich erinnere mich an ein Bild von Kate Moss mit elegantem Anzug (breit geschnittene Hosen mit passender Weste) kombiniert mit Converse-Schuhen. Ein kleines Detail, aber es beeindruckt. Auch elegante, nicht billig wirkende Gummistiefel (beim Regen very British) + Damenanzug mit eher kurzem Rock und Strümpfe in Nude (durchsichtig, das ist Pflicht). Vivienne Westwood Anglomania ist natürlich die Referenz, insbesondere diese voluminös geschnittenen Jacken und Oberteile. Haarschnitt: Punkig, sofern es passt, und eine Krawatte als Frau. Schmuck: Choker (ohne Nieten, wäre definitiv übertrieben) und mehrere Ohrringe (sonst keine weiteren Piercings, nur kleine diskrete auf das ganze Ohr verteilt). Nicht sparen bei Smokey Eyes und ein goldiger Zahn wäre noch was, aber das muss zum Typ passen.

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