Akademische Höhepunkte zum vaginalen Orgasmus

Andrea Burri beantwortet heute keine Leserfrage, sondern berichtet aus der Welt der Sexualwissenschaften.

Frauen gehen, Wissenschaftler interpretieren: Weibliches Lustleben im Fokus. Foto: Raisa Durandi

Wissenschaftliche Studien sind bisweilen so bizarr, dass ich nicht recht weiss, ob ich lachen oder weinen soll. Beschäftigen sie sich auch noch mit dem «Mythos weiblicher Orgasmus» gehts erst recht rund, wie die Universität von West Scotland zwischen 2008 und 2011 mit einer Serie von Publikationen im «Journal of Sexual Medicine» beispielhaft bewies.

Klinische Beobachtungen führten da nämlich zu folgender Hypothese: Ein ausgeprägter Lippentuberkel (die Stelle in der Mitte der Oberlippe) dient als Indikator für die vaginale Orgasmusfähigkeit. In einer rein auf Selbstberichten basierenden Studie fanden die Autoren einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem hervorstechenden Amorbogen, wie die Stelle auch heisst, und der Wahrscheinlichkeit eines vaginalen Höhepunktes während des Geschlechtsverkehrs. Dasselbe gelte nicht, so die Studie, für Orgasmen durch Masturbation.

Wer sinnlich geht, kommt besser

Ähnlich amüsant geht es weiter. Auch die Art und Weise, wie Frauen sich fortbewegen, lasse Schlüsse über ihre Orgasmusfähigkeit zu. «Darauf spezialisierte» Sexologen interpretierten die Gangart von 16 Frauen mit Orgasmusproblemen mithilfe von Videoaufnahmen. Sie fanden, wer hätte es gedacht, einen Zusammenhang zwischen einer fluiden, sinnlichen, energetischen Gehweise und der Fähigkeit, einen vaginalen Orgasmus zu erleben.

In schönem Einklang mit Freuds Thesen berichten die Autoren weiter darüber, dass Frauen mit psychologisch unreifen Abwehrmechanismen eher Gefahr liefen, während des Sex keinen Orgasmus zu haben. Ein unreifer Abwehrmechanismus ist zum Beispiel die Verleugnung innerer Wünsche. Aber auch der Gebrauch von Kondomen. Der soll sogar einen Hinweis auf einen schlechten mentalen Zustand geben.

Die Relevanz von Studien erhärtet sich üblicherweise mit der Wiederholung ihrer Resultate in anderen Publikationen. Ob die University of Scotland diese akademische Klimax je erreichen wird?

Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri beantwortet einmal wöchentlich eine Leserfrage zum Thema Sexualität und Liebe. Diese wird vertraulich behandelt und ohne Namensnennung publiziert. Schreiben Sie uns an [email protected].

9 Kommentare zu «Akademische Höhepunkte zum vaginalen Orgasmus»

  • Daniel Max Meier sagt:

    Ganz schwacher Artikel einer Wissenschaftlerin! In dem man versucht andere lächerlich zu machen, kommt man der Wahrheit keinen Schritt näher. Viel interessanter wäre doch gewesen, den aktuellen Forschungsstand von beiden Seiten zu beleuchten oder aber im Minimum die von Ihnen abgelehnten Studien, wenigstens mit Ergebnissen anderer Studien zu widerlegen oder die methodischen Fehler aufzuzeigen?

    • Stephan sagt:

      Ich denke, in diesem Artikel wurden genug Fehler aufgedeckt, dass man festellen kann, dass mehr Zeit investieren unnötig ist.

  • Widerspenstige sagt:

    Wie viele Studentinnen waren an dieser Studienerfassung in Prozent beteiligt? Sie haben ein Minenfeld betreten mit diesem Artikel, Frau Sexologin.

    Das Wesentliche ist doch die Intensität und Dauer eines weiblichen Orgasmus – egal woher dieser ausgelöst wurde. Nur das Ergebnis zählt.

    Frage: Wann erscheint ein wissenschaftlicher Artikel hier über den Unterschied zwischen einem männlichen und einem weiblichen Orgasmus sprich deren Intensität aufgrund unterschiedlicher Nervenstränge und besonders deren Reichweite im Körper? Irgendwo habe ich im Hinterkopf gespeichert, dass Frauen ca. 20’000 Nervenzellen dafür in Bereitschaft haben und Männer ca. 4x weniger? Dies kann doch inzwischen biologisch gut erhärtet werden oder besteht immer noch Unklarheit?

    • Fred sagt:

      Wieviel sind 4 x weniger als 20000? Ich meine minus 60000.
      Go get your math right.

      • Sabina Tschudi sagt:

        Du auch Fred. 4x weniger als 20000 sind 5000.

      • Pascal sagt:

        Fred hat recht, Sabina. Rechnen ist an sich einfach – aber man muss halt sauber rechnen.
        Schritt für Schritt, zum nachvollziehen:
        „4 mal weniger als 20’000“:
        Wir starten mit 20’000.
        4 mal 20’000 ist 80’000.
        20’000 weniger 80’000 ist -60’000.

        Was die Widerspenstige und du wahrscheinliche meinen, ist ein Viertel von 20’000. Das wäre effektiv 5’000. Aber das ist halt nicht, was da steht.

        Bringt uns das in diesem Thema weiter? Nicht wirklich, ausser… wenn jemand schon in so einfachen Rechenaufgaben schludert, muss man dann nicht davon ausgehen, der Rest des Textes sei ebenso dahingerotzt?

  • Rolf Rothacher sagt:

    Solche Studien erinnern an die Phrenologie im 19. Jahrhundert, mit der man aufgrund der Kopfform auf den Charakter des Menschen schloss, eine wichtige Wegbereiterin für Vorurteile gegenüber allem Fremden.
    Dass man heute so etwas noch „Wissenschaft“ nennt, zeigt auf, dass der Mensch nicht lernfähig ist, sondern dieselben Fehler immerzu wiederholt.
    Die „Relevanz“ einer Studie steigt mit ihrer Erwähnung in anderen Studien, richtig. Genauso, wie die amerikanische Studie über den Einfluss von Cholesterin auf Herzinfarkte hundertfach FALSCH zitiert bzw. interpretiert wurde, während die korrekte schwedische Studie zum selben Thema von der „Wissenschaft“ totgeschwiegen wurde, auf dass wir uns seither falsch ernähren, genauso, wie es die Industrie von der Wissenschaft verlangte.

    • Olivier Fuchs sagt:

      Schlechtes Beispiel Phrenologie. Aus der Kopfform wurde vor allem auf den Charakter von Individuen zu schliessen versucht: Krimineller, Prostituierte, … Im Bereich des weiblichen komplizierten verborgenen sexuellen Gefühls ist anzunehmen, dass doch ein merklicher Teil von der Anaromie abhängt, da ja mechanische Reize wirken sollten. Im Gehirn gibt es das normalerweise nicht.

  • Hotel Papa sagt:

    Klassische Argumentation, dass in diesem Feld nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf.
    .
    Bisher haben wir null weitere Evidenz für das eine noch das andere. Aber Leute die sich die Arbeit gemacht haben, das eine zu finden. Aber sie werden dafür lächerlich gemacht.

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