Warum gibt es Homophobie?

Manche Menschen grenzen sich demonstrativ von dem ab, was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Foto: Raisa Durandi
Schwulenfeindlichkeit ist noch immer weitverbreitet – auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft. Woher kommt das?
Unter Homophobie versteht man gegen homosexuelle Menschen und deren Lebensweisen gerichtete Feindseligkeit, ja manchmal sogar Hassgefühle. Ganz allgemein gilt, dass Fremdes und uns Unbekanntes oft erst einmal unser Misstrauen weckt, uns manchmal sogar Angst macht. Das kann daraufhin auch Aversion und Hass auslösen. Zudem hegen wir tendenziell eine Ablehnung gegenüber Ansichten und Handlungen, die unseren eigenen widersprechen.
Natürlich vermag «Andersartigkeit» auch unsere Neugierde zu wecken, doch tendenziell überwiegen zunächst Vorsicht und Angst. Worin die Ursache oder der Ursprung der Homophobie liegt, dazu gibt es – wie bei so vielem – eine Reihe unterschiedlicher Theorien, wobei ich hier nicht auf alle eingehen kann.
Stereotypen und Normen
In meinem letzten Beitrag habe ich die potenziellen Gefahren einer Typisierung der Geschlechter und einer sozialen Normierung diskutiert, welche gerade in Bezug auf die Sexualität eine wichtige Rolle spielen. So auch bei der Homophobie. Aus sozialpsychologischer Sicht sind nämlich das soziale Erlernen solcher Stereotypen und die Erstellung respektive die Existenz gesellschaftlicher Normen eine mögliche Ursache der Homophobie.
Dabei werden uns bereits im Kindesalter eine Reihe von Erwartungen und Ansichten, mit welchen wir unserem sozialen Umfeld begegnen, mitgegeben. So wachsen wir meist in Umgebungen auf, in denen heterosexuelle Verhaltensweisen die Norm sind – Norm im Sinne von «üblich», aber auch gesellschaftlich gebilligt und erwünscht. Ähnlich verhält es sich auch mit religiösen Normen. Jahrzehntelang wurde uns eingetrichtert, dass Sex lediglich der Fortpflanzung dient und nur zwischen Mann und Frau stattzufinden hat. Alles andere wurde und wird zum Teil nach wie vor als Sünde beschimpft. Das geht so weit, dass dem Konzept der Liebe kein Platz geschenkt wird – schon gar nicht in der Homosexualität.
Ängste und Identitätsprobleme
Die Tiefenpsychologie begründet die Existenz von Homophobie mit der Abwehr von Ängsten als zentralem Argument. Angst vor eigenen homoerotischen Neigungen, Angst vor Angriffen auf das traditionelle Familienkonzept, die generelle Angst, «anders» zu sein und von der Norm abzuweichen. Eng mit den beiden Theorien verknüpft ist die soziologische Perspektive, bei der Homophobie dazu dient, die eigene Männlichkeit oder Weiblichkeit zu beweisen und sich geschlechtlich zu positionieren.
Wissenschaftliche Belege gibt es für die meisten Theorien. So kam eine US-Studie zum Schluss, dass ein signifikant grösserer Teil der homophoben Probanden durch homoerotisches Videomaterial erregt wurde im Vergleich zu den nicht homophoben Probanden. Ein wesentliches Problem bei diskriminierendem Verhalten ganz allgemein ist: Vorurteile, wenn sie mal vorhanden sind, verstärken sich dadurch, dass wir selektiv oft nur noch diejenigen Verhaltensweisen und Merkmale wahrnehmen, welche dem Stereotyp entsprechen, und so die Abneigung noch verstärken. Dieser Mechanismen sollten wir uns alle bewusst sein und verstärkt versuchen, sie zu durchbrechen.
Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri beantwortet einmal wöchentlich eine Leserfrage zum Thema Sexualität und Liebe. Diese wird vertraulich behandelt und ohne Namensnennung publiziert. Schreiben Sie uns auf sexologisch@tages-anzeiger.ch.
40 Kommentare zu «Warum gibt es Homophobie?»
Als Hetero möchte ich den mehr oder weniger offen schwulenfeindlichen Kommentatoren hier etwas sehr Simples erklären: Minderheiten geht es nicht um eure zähneknirschende „Toleranz“ oder „Akteptanz“, sondern um ihre Rechte, die es anstandslos zu gewähren gilt. Da könnt ihr noch so lange einen auf Rumpelstilzchen machen, in wenigen Generationen werden Homo-Ehen und deren Adoptivkinder etwas ganz Normales sein und ihr werdet euch eine andere Minderheit aussuchen müssen zum Diskriminieren, wenn ihr bis dahin immer noch nichts dazugelernt haben solltet.
Viele haben wohl Mühe, dass Menschen-Paare, welche selber von Natur aus nicht fähig sind, sich zu reproduzieren, nun eben auch noch Kinder haben wollen, obschon dies für mich kein Recht ist. Wäre ich zeugungsunfähig geboren/so-geworden/oder-wie-Auch-immer, würde mich dem Schicksal fügen. Zumindest würde ich Ehrlich sein und nicht auf Salami-Taktik machen. Aber viele hinterlistige Wege führen nach Rom
„Sich dem Schicksal zu fügen“ hat die Menschheit noch nie weitergebracht. Meinen Sie nicht, dass den zahllosen Waisen Adoptiveltern lieber wären als gar keine? Ach, ich vergass, um diese geht es Ihnen ja nicht. Auch nicht um die Ansprüche von Menschen mit drängendem Kinderwunsch. Ihnen geht es ganz allein darum, Ihren eigenen völlig irrationalen Natürlichkeitswahn zu propagieren.
Ich will niemandem etwas aufzwingen ob einem Individuum oder der Menschheit, die sie herbeizitieren. Wo käme ich auch hin, anderen etwas indoktrinieren zu wollen (so wie zB. anderen Political-Correctness aufzwingen). Ich habe einfach etwas gegen nicht-ganz-so-ehrliche Herangehensweisen (Salami-Taktik) und gebe solchen Attitüden auch keinen Support (wenn ich mich verarschen will, gehe ich in den Spiegel schauen). Der Rest ist eine persöhnliche Meinung. Punkto der Waisen…schöner Ablenker aber darum geht es nicht. Es ist einfach diese Ami-Attitüde wenn etwas nicht geht, wird entweder die Kreditkarte gezückt und man „löst“ das Problem oder man wirft eine Bombe drauf und „löst“ es so. Es gibt kein Universal-Recht auf Kinder nur weil es besserbetuchte so sehen
Man könnte die Homosexuellen ja auch fragen, woher sie denn die Heterophobie haben?
„…Schwulenfeindlichkeit ist noch immer weitverbreitet – auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft…“
So aufgeklärt ist unsere Gesellschaft auch nicht. Wenn man sieht, wie stark die Religionen, vor allem der Islam, in Europa und der Schweiz noch geschützt werden, sehe ich keine aufgeklärte Gesellschaft.
Und ob es zu einer aufgeklärten Gesellschaft gehört, dass sie Homosexualität akzeptiert, müsste man auch noch ausjassen.
Nein, dieser Jass ist eigentlich beendet. Wir haben heute eine mehr oder weniger klare Definition, was Aufklärung bedeutet: Eine aufgeklärte Gesellschaft ist tolerant hinsichtlich Religion und sexueller Orientierung. In einer aufgeklärten Gesellschaft sind Bürgerrechte und Handlungsfreiheit wichtig – auf welcher Grundlage wollen Sie den rund 10% homosexuellen Bürgern die gesellschaftliche Akzeptanz ihrer sexuellen Ausrichtung verweigern?
Sie können allerdings persönlich Homosexualität nicht akzeptieren, das geht schon. Und wenn Sie dann mal in der Mehrheit sind, können Sie ja wieder neu jassen und die Aufklärung wieder rückgängig machen.
Es hat sich längst ausgejasst. Wer mündigen und volljährigen Mitbürgern vorschreiben will, wie und mit wem sie intim zu verkehren haben, ist hoffnungslos rückständig.
Herrliche patriarchalische Diskussion hier ! Homophobie bezieht sich nicht nur auf die gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern ! Sie beinhaltet auch die gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen. Aber wo finde ich das in diesem Blog hier ? Nirgends ! Es geht hier nur um schwule Männer – und indirekt die Angst der Männer, mal von einem schwulen Mann angesprochen zu werden. Dagegen finden Männer lesbische Frauen bei weitem nicht so schlimm wie schwule Männer. Manchesmal sogar eher anziehend. Ob das wohl daran liegen mag, das sie sich mit ihnen in ihrer kruden Phantasie gerne einen Dreier vorstellen ?
das ist keine krude, sondern eine sehr schöne Phantasie! – Weshalb werten Sie einen Dreier ab, aus moralischen Gründen?
Es ist krude, weil die meisten Lesben wohl definitiv keine Lust auf einen Dreier (oder Zweier) mit einem Mann haben. (Deshalb sind sie Lesben.) Die Phantasie, dass mann eine Lesbe ‚kurieren‘ kann, indem mann sie nur richtig ’nimmt‘, ist ein typisches Beispiel von hoffnungslos machoidem Denken.
Hmm, Sie haben recht, Amazone.
Aber das ist nicht meine Aufffassung, ich dachte nicht an einen Dreier mit Lesben – da wäre ich wirklich unnütz… schade!
Es nervt, dass jedermann, der Homosexualität nicht als normal empfindet gleich als homophob bezeichnet wird.
Leider darf man sich heute nicht mal mehr dazu äussern, dass Homosexualität in der Natur wohl eher eine Verirrung ist (denn bekanntlich kann man sich so nicht fortpflanzen), oder dass Homosexualität nicht angeboren ist oder dass es therapierbar ist.
Sofort wird Keule der „Homophobie“ geschwungen oder Diskriminierung unterstellt.
Man kann gegen Homosexualität sein, aber muss Leute mit homosexuellen Leuten deshalb doch nicht abweisen oder gar hassen.
Das Wort Homophobie sollte wirklich verwendet werden, wenn jemand einen Hass oder Angst vor Homosexuellen hat.
Homosexualität ist nicht therapierbar, weil es keine Krankheit ist. Als Abart ist sie so angeboren wie z.B. Linkshändigkeit.
@Jürg: Es nervt, dass jedermann, der Homosexualität nicht als normal empfindet, Homosexuelle als „Verirrung der Natur“ zu bezeichnen wagt (dankeschön!), aber selbst nicht als homophob gelten möchte. Und es ist Anmassung pur, der Natur Verirrung zu unterstellen – in der Natur dreht sich NICHT alles ausschliesslich um Fortpflanzung. Homosexualität wurde bisher bei über 5000 Tierarten nachgewiesen.
@Jürg: Was für eine tragische „Verirrung der Natur“, dass Sie von einer beheizten Wohnung aus, mutmasslich in unnatürliche Bekleidung gehüllt, auf einem strombetriebenen Gerät in einem weltweiten Datennetz derartigen Unsinn von sich geben.
Verhütung steht für Sie in dem Fall auch ausser Frage, nehme ich an? Denn bekanntlich kann man sich so nicht fortpflanzen…
Schon mal einen Schwulenporno geshen? Jetzt wissen Sie warum.
Wäre die Frage nicht besser „warum zwingen die mich Ihre sexuelle Anschauungen auf?“ Ich habe aber DEM gegenüber eine Abneigung, keine Phobie. Es geht schon lange nicht mehr um Respekt, sondern um die Obsession der LGTB, um ihren Narzissmus. Ich soll tolerant sein, aber diese Minderheit ist es nicht.
Warum kann es nicht egal sein, wer wen liebt? Ob ein Paar aus einem Mann und einer Frau, einem Mann und einem Mann oder einer Frau und einer Frau besteht, ist doch schlussendlich egal. Es ist Liebe. Und Liebe ist Liebe!
Wer zwingt Ihnen etwas auf? Hat je jemand von Ihnen verlangt, dass Sie homosexuell werden? Ich habe diverse schwule und lesbische FreundInnen, durchaus auch „homopolitisch“ engagierte, und mir wurde noch nie vorgeworfen, dass ich Hetera bin.
Ich finde schon, dass die LGTB offensiv auftreten, auch bezüglich Gesetzgebung und was Kinder akzeptieren sollen (Berichte dazu gab es genügend).
@Kathrin Balmer: Na ja, wenn Sie es als offensiv empfinden, wenn jemand dafür kämpft, die gleichen Rechte zu haben wie Sie…
Was Sie meinen mit „und was Kinder akzeptieren sollen (Berichte dazu gab es genügend)“ verstehe ich nicht.
Einen Punkt bekommen Sie von mir aber für Ihre Ehrlichkeit. Denn ich bin auch der Meinung dass es sich bei „Homophobie“ (wie auch bei der „Fremdenangst“) meistens nicht um Angst sondern um Hass handelt.
Hass kommt von Angst.
@Dominique Kim: Es ist nicht Obsession oder Narzissmus, sondern Notwehr der Betroffenen. Die ungefragte, offen gezeigte Abneigung der Nicht-Betroffenen (also Heteros wie Ihnen) ist oft schwer zu ertragen, und ist die Ursache vieler Suizide. Unsere Vision ist, dass – wie in der Natur heute schon – die Orientierung irgendwann der Gesellschaft einfach schnuppe ist. Nicht mehr und nicht weniger. Dann wird Ruhe sein. Seien Sie einfach froh, dass SIE nicht auch so kämpfen müssen, um von der Geschlechtsreife an unbehelligt und ohne permanent als „Abnormal“ bezeichnet zu werden leben zu können – ich möchte das auch mal gern erleben. Wirklich.
@Rüdiger: wer weiss was gewisse Heteros so hinter verschlossenen Türen treiben, da gäbs sicher auch das eine oder andere „Dreckige“….
Bin selbst übrigens hetero….
Homophobie? Es hat nichts mit Angst zu tun. Vielmehr geht es mir schlicht wider meine natürlichen Empfindungen, wenn Gleichgeschlechtliche miteinander intim werden. Es ekelt mich dermassen wie sich ein Veganer ekelt, wenn er im Restaurant jemanden beim Verzehr eines blutigen Steaks zusehen muss. Dagegen kann ich nichts machen. Als heterosexueller Mann fühle ich mich nun mal nur von Frauen angezogen. Männer stossen mich sexuell ab. Wieso also verlangt man, dass jeder alles lieben muss? Ich kann zwar andere stehen lassen, aber ich muss ihre Verhaltensweise nicht akzeptieren. Diese ständige Tabuisierung, dass man nur ja nichts Negatives gegen schwule Praktiken sagen darf, wird am Schluss das Gegenteil des Gewünschten auslösen.
@Eric: Es geht auch wider *meine* natürlichen Empfindungen (als Homosexueller), wenn Heteros miteinander intim werden. Aber im Gegensatz zu Ihnen drücke ich das nicht jedermann ungefragt auf’s Auge und meckere dann über die Gegenreaktionen. Jeder so, wie er mag – DAS ist Respekt und Akzeptanz.
Was für eine überflüssige Diskussion.
Es geht nicht ums mögen oder nicht mögen.
Sondern dass irgendwann es einfach nur noch furchtbar nervt.
Seit wann muss in einer Gesellschaft jeder geliebt werden?
es geht nicht darum, geliebt zu werden – sondern dass in einer Gesellschaft jede/r _akzeptiert_ werden muss.
Es würde Sie vermutlich weniger nerven, wenn Sie selbst LGBTQ wären. Wenn Sie das nicht sind, und auch nicht homophob – wieso lesen Sie dies dann überhaupt?
„Seit wann muss in einer Gesellschaft jeder geliebt werden?“
Müssen natürlich nicht, jedoch ist es schön, zumindest von einer Handvoll Menschen geliebt zu werden. Was Sie sicherlich nachvollziehen könnten, wäre dieses Szenario in Ihrem Fall nicht gänzlich hypothetisch.
@Rüdiger: Anal-Sex gibt’s auch bei Heterosexuellen.
Das macht ihn nicht attraktiver. Schwule sind aber auf diesen reduziert. Oder habe ich etwas verpasst?
o ja, das haben Sie. Sex besteht aus viel mehr als nur Penetration. Und Homosexualität besteht aus viel mehr als nur Schwulsein.
Sie müssen Analverkehr ja nicht praktizieren, wenn Sie ihn nicht mögen.
@Vierauge. Darf ich aber etwas, was ich ekelerregend finde, weiterhin ekelerregend finden? Oder muss ich da PC-mässig auf den Kanon einschwenken, da mir ansonsten der Pranger droht?
@Rüdiger: Sie dürfen Analsex ekelerregend finden. Es ist aber nicht nötig, das bei jeder Gelegenheit zu betonen. Das wirkt sonst ein wenig besessen und dann könnte man plötzlich noch meinen, da stecke eine geheime Faszination dahinter…
Anal-Sex ist für mich einfach etwas dreckiges…
und was hat das mit dem Thema zu tun?
Angesichts der riesigen Popularität von Hetero(!)-Analsex-Pornos scheinen Sie ganz klar eine Abweichung von der Norm zu sein. Seien Sie vorsichtig, sonst werden Sie plötzlich noch ausgelacht und diskriminiert.
Persönlich frage ich mich aber eh, was eine derart belanglose Äusserung Ihres völlig uninteressanten persönlichen Geschmacks mit der Thematik zu tun hat. Ich schreibe hier ja auch nicht, dass ich „Golden Showers“ mit russischen Prostituierten nicht so toll finde..
Heteros haben die Wahl ob Sie Geschlechtsverkehr oder Analsex haben wollen. Schwule können nur Anal-Sex haben. Bei Geschlechtsverkehr ermöglicht es den Heteros sich von Natur aus fortzupflanzen. Und da sich nun mal Gleichgeschlechtliche Paare wie Heteros gebahren wollen (die ach so verpöhnte Bünzli-Ehe wird konform und Kinder will man auch haben, genau wie die verhassten Heteros) kommt mir unwiderruflich immer deren Akt und dessen Unfähigkeit in den Sinn sich nicht fortzupflanzen zu können. Und da ich wie gesagt Anal-Sex dreckig finde (Schoggi-Schtechen)…