Die traurige Goldmarie

Paris Jackson wartet auf die Modeschau von Dior Homme während der Fahsionweek in Paris.Foto: Pascal Le Segretain (Getty Images)
Seien wir doch ehrlich: Hätte sie nicht ihren berühmten Nachnamen, wäre Paris Jackson (18) eine junge Frau wie viele andere auch. Durchschnittlich hübsch, mit einem leicht trotzigen Gesichtsausdruck, machte sie in den letzten Monaten vor allem von sich reden, weil sie tränenreich darüber berichtete, dass sie in den sozialen Medien gemobbt werde. Und auch sonst hatte es Paris in ihrem Leben bisher nicht leicht gehabt. Ständig im Fokus der Medien, rutschte sie nach dem frühen Tod ihres Vaters Michael Jackson in Depressionen und Alkoholprobleme. 2013 unternahm sie gar einen Suizidversuch. Darauf liess sie sich in einer therapeutischen Einrichtung behandeln.
Der Asche entstiegen
Doch in der heutigen Zeit kann sich ein Status sehr schnell ändern, und aus Aschenputtel Paris ist über Nacht eine Goldmarie geworden. Jedenfalls, was ihren Vermarktungswert betrifft. Vor kurzem stand sie für das renommierte Modelabel Chanel zum ersten Mal als Model vor der Kamera. Die Tochter des King of Pop verfügt durchaus über eine gewisse Strahlkraft, aber ihr wichtigster Überzeugungsfaktor ist ihr berühmter Nachname. Zusammen mit Soldaten posierte sie vor dem Eiffelturm und schlüpfte in die Rolle von Leinwandikone Marilyn Monroe und in jene der jungen Madonna.

Für einmal lachend: Für ein Chanel-Fotoshooting posierte Paris Jackson kürzlich mit Soldaten in Paris. Foto: Instagram.com/parisjackson
Doch Paris Jackson ist lange nicht der einzige Spross, der über einen Familienbonus verfügt und diesen auch ausspielt. In der letzten Zeit waren es vor allem Rockstar-Töchter und -Söhne wie beispielsweise Georgia May Jagger, Lennon Gallagher und der Enkel von Bob Dylan, Levi Dylan, die durch ihre Modeltätigkeit im Scheinwerferlicht standen. Aber auch der Adel sorgt dafür, dass der Modelnachwuchs nicht ausstirbt: Das augenblicklich wohl berühmteste Beispiel für ein Model mit edlem Stammbaum ist Cara Delevingne (24), deren Vorfahren mit der Königsfamilie verkehrten. Die 22-Jährige, die für ihren wilden Partystil berühmt ist, gehört wie Edie Campbell zu den exklusiven Lagerfeld-Musen. Natürlich kommt auch Campbell aus besten Kreisen. Nicht zu vergessen: Die Töchter der Schauspielerin Andie MacDowell und die Töchter Arnold Schwarzeneggers – sie werden derzeit überall gehypt.
Begehrt bei Modelagenturen
Natürlich würde der Prominachwuchs nie durch eine Castingshow tingeln oder gar Klinken putzen. Ist auch nicht nötig. Die Modelagenturen reissen sich um jeden neuen Promispross, der einigermassen dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Und so fällt es gar nicht auf, dass die durchaus attraktive Tochter von Mick Jagger, Georgia May Jagger, mit ihren 1,70 Metern im «wahren» Modelleben keine Chance hätte. Natürlich verfügen die jungen Prominenten über jede Menge Follower – die Währung, auf die es ankommt – auf ihren Instagram-Accounts.
Vergessen sind auch die Zeiten, in denen vor allem russische Models aus ärmlichen Verhältnissen mit unaussprechlichen Nachnamen auf dem Cover der Hochglanzmagazine landeten. Was sie gegenüber ihren Konkurrentinnen auszeichnete, war ihr knallharter Ehrgeiz, denn das Modeln war der Ausweg aus einem trostlosen Alltag. Models aus besten Kreisen brauchen keinen eisenharten Willen, denn wenn es mit dem Schaulaufen nicht klappt, können sie ja anderen «Leidenschaften» nachgehen. Was Paris Jackson betrifft, ist zu hoffen, dass es nicht bei diesen 15 Minuten Ruhm bleibt. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Society-Models verfügt sie über keinen Clan, der sie bei einem weiteren Absturz auffangen wird.
4 Kommentare zu «Die traurige Goldmarie»
Von Kopf bis Fuss; – „Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt“; sang Marlene Dietrich; schön gekleidet und mit Stil im blauen Engel als Lola Lola. Aber auch die Dietrich war nicht immer glücklich – und vereinsamte später gar in Paris. Ein ‚heiteres Gemüt‘ – ist eben auch ein Geschenk – der Natur.
Glaub ich nicht. Die meisten jungen Mädchen sehen vergleichbar gut wie Frau Jackson aus. „Schön“ ist im Übrigen ein sehr schillender Begriff. Selbstverständlich kann man Frau Jackson sehr schön finden, man kann sie aber auch nur durchschnittlich schön oder gar nicht schön finden, das hängt vom Betrachter/der Betrachterin ab und das wissen junge Mädchen sehr wohl.
Hallo? Frau Aeschbach wird doch wohl noch ehrlich sein dürfen. Ich finde das wohltuend, in einer Zeit, in der jede Frau in Hochgalnzmagazinen und bunten bBlättern wahllos als «bildschön» bezeichnet wird. Sowieso, wenn es sich um den Spross von Prominenten handelt. Das ist weder stutenbissig von Frau Aeschbach, noch chauvinistisch von mir. Objektiv ist Paris Jackson ein durchschnittlich hübsches Mädchen. Schön, sehr schön oder gar «atemberaubend schön», ist anders. – Im Übrigen bringt es nichts, Mädchen (oder Jungs) einzureden, sie seien «sehr schön» oder «hochintelligent». Es gibt nämlich nicht nur Minderwertigkeitskomplexe, sondern auch Selbstüberschätzung und ein Nichtklarkommen mit der Realität. Beides ist verbreiteter als Minderwertigkeitskomplexe. Wieso wohl?
„Ausweg aus dem trostlosen Alltag“. Das scheint für immer mehr junge Frauen ein dominantes Thema zu sein, und je hübscher desto eher. Man wird aber den Eindruck nicht los, dass dabei die Definition von „trostloser Alltag“ sehr subjektiv ist. Für viele scheint schon die Aussicht auf eine „normale“ Lehre mit anschliessend jahrelangem „Chrampfen“ in einem 08/15-Job für einen Lohn, bei dem man seine Ausgaben einschränken muss, „trostlos“. Viel zu langweilig, viel zu wenig „fame“, viel zu wenig „geil“, viel zu wenig „fun“. Der permanente Internetkonsum hilft mit, schon früh den Wunsch nach superbequemem Schickimicki-Lifestyle zu bilden, nach diversen „Vorbildern“ Party und Konsum nach Lust und Laune als Lebensziel zu verinnerlichen, bequem und gesponsert natürlich.