Der Hype um die Blackroll

Roll-out statt Work-out: Das Faszientraining mit der Blackroll soll nicht nur bei Rückenschmerzen Wunder wirken. Fotos: Blackroll.ch

Mein Kreuz schmerzt. Ich spüre es vor allem nach einem langen Arbeitstag am Computer. «Massiere deinen Rücken doch einmal mit einer Blackroll», rät eine Kollegin. Ich recherchiere und erfahre, dass das sogenannte Blackroll-Faszientraining einer der grossen Fitnesstrends ist. Als die Schauspielerin Gwyneth Paltrow auf ihrem Lifestyle-Blog Goop über das Training schwärmte, löste sie damit in den USA einen wahren Boom aus.

Inzwischen sind die Rollen, die es mit glatter und genoppter Oberfläche und in unterschiedlichen Härtegraden und Farben gibt, bei den verschiedensten Anbietern erhältlich. Der Absatz ist enorm, die Versprechungen sind es allerdings auch: Die «rollende» Massage, die man mit fast jedem Körperteil ausführen kann, funktioniert nach dem Prinzip der aktiven Regeneration und soll das Bindegewebe stärken, Muskelverspannungen lösen und die Durchblutung steigern.

Faszien wie einen Schwamm ausdrücken

Meine erste Rolle, die ich gekauft habe, ist schwarz und aus Schaumstoff, der sich wie Styropor anfühlt, aber stabiler ist. Sie hat die Dicke von zwei Wallhölzern. Wie wirkt sich jetzt ein Training auf unseren Körper aus? «Das Fasziennetz ist aus übereinanderliegenden Schichten aufgebaut, die aneinander entlang gleiten können», erklärt mir die Personaltrainerin Faye Gallos. «Wer sich nicht genug oder falsch bewegt, riskiert, dass die Schichten verkleben oder verdicken.»

Eine Massage mit der Blackroll soll den Flüssigkeitsaustausch in den Faszien anregen, ist der Bindegewebeforscher Robert Schleip überzeugt. Dadurch würden die Faszien, ähnlich wie ein Schwamm, ausgedrückt und Stoffwechselprodukte über die Lymphe abgeführt.

Mir gefällt, dass ich die Übungen zu Hause machen kann. Im Netz finde ich zudem einige gute Übungs-Videos. Fürs erste Training positioniere ich die Blackroll unter meinem Kreuz und beginne, sanft hin und her zu gleiten. An den schmerzenden Stelle stoppe ich kurz, und rolle danach weiter. So massiere ich nicht nur mein Kreuz, sondern meinen ganzen Rücken, bis hinauf zum Nacken.

So trainiere ich während einer Woche jeden Abend eine Viertelstunde, und schon nach einigen Tagen habe ich das Gefühl, dass sich die Verhärtungen etwas gelockert haben. Allerdings empfinde ich meine Rolle als zu hart. Faye Gallos rät zu einer etwas weicheren: «Vielen Frauen ist die klassische Blackroll zu hart.»

Auf in den Kampf gegen Cellulite!

Meine zweite Blackroll ist darum wesentlich angenehmer im Handling. Nach dem Rücken nehme ich mir die Aussenseite der Oberschenkel vor. Dazu lege ich mich auf die Seite, und stütze mich mit dem Ellenbogen ab. Eine Übung, die mir nicht auf Anhieb gelingt, da sie einiges an Gleichgewicht voraussetzt. «Du musst dir dein Bindegewebe wie einen Teig vorstellen», sagt Gallos, «er wird geknetet und so warm und geschmeidig.» Während ich ächze, stelle ich mir vor, wie mein Teig, ähm, meine Cellulite, die ja eine Bindegewebsschwäche ist, langsam verschwindet. Allerdings brauche es drei Monate, bis man erste Erfolge sehe, dämpft Faye Gallos meinen Optimismus.

Am Ende der zweiten Woche kommt es zu einer Stagnation. Zwar empfinde ich die Selbstmassage immer noch als angenehm, aber die Rückenschmerzen melden sich wieder. Faye Gallos warnt denn auch vor übertriebenen Erwartungen: «Es gibt in der Fitnessbranche immer wieder neue Trends, die Wunder versprechen. Die Rolle ist sicherlich eine sehr gute Faszientrainings-Variante, jedoch spielt die Art des Trainings am Ende keine grosse Rolle. Hauptsache, man bleibt in Bewegung.»

Kein Ersatz für das Fitnessstudio

Was meine Bindegewebsmassage betrifft, so bleibe ich weiter am Ball, sprich an der Rolle. Ich habe ja noch einige Monate Zeit, bevor die Bikini-Saison starten wird. Auch an der Rückenmuskulatur werde ich weiter arbeiten, allerdings ersetzt die Blackroll in meinem Fall (leider) das zusätzliche Training im Fitnessstudio oder beim Physiotherapeuten nicht.

17 Kommentare zu «Der Hype um die Blackroll»

  • Andreas Stoecklin sagt:

    Blackroll löste meine Schulter Probleme (Impingement) und der Gang in die Physio und zum Chiropraktiker wurde unnötig.
    Dazu ausreichend Sport und Bewegung und eine gesunde Ernährungsweise

  • Daniel sagt:

    Wie bereits mehrfach erwaehnt: Die Rolle ist kein Hype und auch nicht neu. Es ist auch kein Trainingsgeraet sondern ein Regenerationstool, wie auch das Stretching, nach dem Training. Nicht mehr und nicht weniger. Oft wird es von Laeufern benutzt (ideal fuer Waden, Oberschenkel, wenn richtig eingesetzt auch fuer ITBS). Somit verstehe ich den Hintergrund des Artikels nicht so recht.

  • Michael sagt:

    Da sich alle an den Kopf langen, wenn sie den Preis für diese Schaumstoffrolle sehen, will ich hier von selbstgemachten Alternativen lesen. Gerollter Schlafsack, Isomatte? Mit Zement gefüllte PET-Flasche?

    • Daniel sagt:

      Die PET-Flasche funktioniert auch – jedoch einfach mit Luft gefuellt – habe ich schon als Notloesung versucht.

  • Pat sagt:

    Blackroll ist kein Hype sondern sein Jahren ein tolles Trainingstool das für viele Läufer, Triathleten und Breitensportler eingesetzt wird. Wenn regelmässig angewendet hilft es definitiv Verletzungen vorzubeugen und den Bewegungsapparat geschmeidig zu halten. Es empfiehlt sich ein Fachgeschäft aufzusuchen wo man auch probieren kann, denn es gibt viele unterschiedliche Produkte für verschiedene Anwendungen. Es gibt viele Billigkopien mit Schadstoffen und viel weniger härte die nicht ans Original herankommen. Blackroll hat z.B. Kompetenzzentren in allen Regionen der Schweiz – dort sind Profis. Ich war bei Powerlab in Uster – wo Athleten arbeiten die wissen von was sie sprechen.

  • Simone W. sagt:

    Die Blackroll ersetzt nicht, sie ergänzt das Training.
    Ist sicher für alle geeignet, die sich vom Sport nicht nur mehr Kraft und Ausdauer, sondern auch eine höhere Beweglichkeit und Wohlgefühl erhoffen.

    Wenn es um Rückenmassage geht, ist dieser kleine Helfer das Non-Plus-Ultra:
    https://www.blackroll.ch/produkte/blackroll-duoball/

    Und bevor jetzt wieder die Motzer kommen: Nope, zwei Tennisbälle in einer Socke sind mir einfach zu wenig hype…. 🙂

    • Pat sagt:

      der duoball ist genial. hab ich auch. der ist auch in den ferien immer dabei. egal ob für rücken, wade, schienbein. oberschenkel, gesäss! hammerteil!

  • Tina Balmer sagt:

    Befreundete Fitnesstrainer haben ALLE so ein Ding zuhause oder nutzen es zumindest im Studio für sich selbst. Bei meiner schlecht durchbluteten, sensiblen Haut tut es besonders an den Beinen sogar mit der weichen Rolle anfänglich höllisch weh aber es lohnt sich; vor den Übungen kann ich fast nicht im Schneidersitz sitzen, meine Beine fühlen sich klamm an, sehen ungesund bläulich und fleckig aus – danach ist der Schneidersitz ein Leichtes und die Haut ist warm und rosig, ein Effekt, der bis zum Schlafengehen anhält. Jetzt noch weniger Müll essen, mehr schlafen, mit weniger Intensität aber dafür Regelmässigkeit Sport treiben und es kommt gut. Die Verbissenheit meiner Jugend ist aber definitiv weg, ich mag mich auch trotz (oder sogar wegen?) meinen unfotogenen „Krautstampfern“…

  • Mrs Katana sagt:

    Ich benutze die Blackroll vor und nach dem CrossFit Training. Es hilft Muskelverspannungen vorzubeugen.
    Ich glaube aber nicht, dass man damit Cellulitis wegbringt (da nützen Squats definitiv mehr!) oder die als Therapie für Rückenschmerzen nutzen sollte…

  • Anna sagt:

    Mein Orthopäde sagt „nein“ zur Blackroll bei meinem Rückenleiden; er und seine Kollegen verstehen den Hype aus medizinischer Sicht nicht. Bei mir dient die Blackroll als Fussstütze beim Stehpult, so habe ich wenigstens nicht umsonst Geld ausgegeben.

  • Greenroll sagt:

    Ich bin ausnahmsweise froh um den Hype um diese Blackroll, obwohl ich meine erste selber gemacht habe, und meine grün , weicher und etwas kleiner ist.
    Auf die Idee mit dieser Rolle wäre ich selber nie gekommen, und wenn ich nicht zu faul bin sie zu benützen, bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat.

  • Cybot sagt:

    Hypes sind selten mehr als Hypes. Viel einfachere Lösung: Eine 5-Minuten Rückentraining-App. Die kostet nichts (oder höchstens ein paar Franken, wenn man auf die Werbung verzichten will), braucht keine Geräte und am besten: Sie erinnert einen täglich daran, etwas zu tun. Bei mir funktioniert das sehr gut, die Rückenschmerzen sind schon fast weg, seit ich das mache.

  • Karl-Heinz Failenschmid sagt:

    Die Blackroll ist eine Prise Gewürz in einem grossen Kessel. Der Körper hat unzählige Muskeln, Sehnen und Gelenke. Dies erfordert auch ein sehr vielseitiges Training, um Allem gerecht zu werden. Dabei sollte beachtet werden, dass jeder Muskel einen Antagonisten, Gegenspieler hat. Wird einseitig trainiert, z.B. durch Chrunches, entsteht eine muskuläre Disbalance, wiederum ein Auslöser für Schmerzen. Mein Grundprinzip ist, möglichst moderat und vielseitig zu trainieren.

  • Leo Schmidli sagt:

    Vielleicht etwas Sinnvolles machen und Kreuzheben ausführen, um den unteren Rücken zu stärken.

  • Cara sagt:

    Die Blackroll ist zur Regeneration nach dem Training gedacht – sie ersetzt dieses nicht. Bei Verspannungen (inkl. Rückenbeschwerden) ist sie ein Hilfsmittel in der Therapie – nicht mehr und nicht weniger.

    Vor Jahren gab es schon Versandhäuser, die Handroll-Geräte gegen Cellulite angeboten hatten … der einzige Effekt waren Handgelenkschmerzen 😉

  • Melanie sagt:

    Die Blackroll gibt es schon lange… der Hype ist auch schon lange vorbei. Ist aber ein durchaus nützliches Gerät.

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