Das Struwwelpeter-Baby

Schon im Alter von 5 Monaten war Heather ein kleiner Star. (Foto: Dukas)
Heather Serna aus Singapur ist erst 21 Monate alt – und schon eine Internetsensation. Ihre Berühmtheit hat sie ihren Haaren zu verdanken. Bereits mit wenigen Monaten waren diese stolze 15 Zentimeter lang, viel länger als jene von vergleichbaren Babys in diesem Alter. Aber nicht nur die Länge des Haars ist verwunderlich; die Wuchsrichtung ist es ebenfalls: Es sieht aus, als wäre die Kleine elektrisch aufgeladen.
Es gibt Kinder, deren Haare sich nicht bändigen lassen und die sich weder in Form schneiden noch kämmen lassen. Allerdings ist das sogenannte Struwwelpeter-Syndrom selten. Den Namen hat das Phänomen aus dem Buch des Frankfurter Arztes und Psychiaters Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845. Die Titelfigur Peter mag Schere und Kamm nicht an sich heranlassen, und darum wuchsen seine Haare und seine Nägel in alle Richtungen.
100 Fälle weltweit
Heathers Haare lassen sich zwar kämmen, aber sie haben ihr ausgesprochen eigenes Leben. Warum Kinder so ungewöhnliche Haare haben, wurde jetzt in einer neuen Studie erforscht. Es gibt mindestens rund 100 Kinder weltweit, die über das Struwwelpeter-Gen verfügen. Aber die Dunkelziffer soll viel höher sein.

Prof. Dr. med. Regina Betz ist Fachärztin für Humangenetik am Uni-Klinikum Bonn.
Regina Betz vom Institut für Humangenetik der Uni Bonn und ein britischer Wissenschaftler, der sich auf seltene Haarerkrankungen spezialisiert hat, wollten mehr darüber erfahren. Analysen der Zellkulturen, welche die Forscher, zusammen mit Kollegen der Universität Toulouse durchführten, zeigten, dass drei Gene wichtig für Haarproteine sind. Wenn eines dieser drei Gene nicht funktioniert, dann verändere sich die Struktur beträchtlich. Zum ersten Mal beschrieben wurde das Phänomen 1973: Bei einem Kind mit extrem krausen und trockenen hellblonden Haaren, die sich nicht bändigen liessen.
Gesundheitlich hat das Struwwelpeter-Syndrom keine Auswirkungen. Die Haare sehen vielleicht lustig aus oder sind lästig, aber das ist alles. Und die beste Nachricht: Mit zunehmendem Alter werden die Haare wieder «normaler». Eigentlich schade für Heather.
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