Umstrittenes Palmöl

Lukratives Geschäft: Eine Palmölplantage in Tamiang, Indonesien. Foto: Hotli Simanjuntak (EPA, Keystone)
Seit dem 1. Januar 2016 gilt in der Schweiz eine Deklarationspflicht für Palmöl. Ist es in einem Lebensmittel vorhanden, muss es als Zutat namentlich erwähnt werden. Und an Produkten fehlt es nicht: Margarine, Nuss-Nougat-Creme, Pizza und Knuspermüesli – viele Lebensmittel werden mit Palmöl hergestellt.
Hoher Preis für die Umwelt
Seit Jahren steht Palmöl wegen seiner fragwürdigen Produktionsbedingungen in der Kritik. Auch aus Sicht der Gesundheit sind diese Produkte kritisch. Der relativ hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Palmöl kann nach Ansicht von Medizinern zu einer Verschlechterung der Blutfette führen. Dadurch steigt erwiesenermassen das Risiko für Gefässverkalkung und Diabetes. Palmöl steht zusätzlich im Verdacht, krebserregend zu sein, denn bei starkem Erhitzen von Palmöl können sogenannte Fettsäureester (3-MCPD) entstehen. Die Empfehlung der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK) zum Verzehr von Palmölprodukten lautet: «Mit grösster Zurückhaltung zu verwenden.» Grund sind diverse Fettsäureester, welche auch bei der industriellen Verarbeitung entstehen. Diese wurden erst 2006 entdeckt und gelten als gesundheitsschädlich. Das weltweit wichtige Pflanzenöl ist zwar günstig, hat aber einen hohen Preis für Mensch, Tier und Klima.
Palmölplantagen sind sehr lukrativ, weil mit grossen, jährlich mehrfachen Ernten zu rechnen ist. Indonesien ist zum grössten Palmölproduzenten der Welt gewachsen. Zusammen mit Malaysia produziert es über 80 Prozent der Weltproduktion. Opfer sind wertvolle Tropenwälder. Durch die Brandrodung und die Trockenlegung von Sumpfwäldern werden zusätzlich grosse Mengen an Treibhausgasen wie Kohlendioxid freigesetzt, und versprühte Chemikalien verseuchen den Boden.
Palmöl hat ein hervorragendes Schmelzverhalten und weist bei Zimmertemperatur eine feste Konsistenz auf, weshalb die Verwendung in der Industrie heute sehr weit verbreitet ist. Es eignet sich besonders gut, um feincremige Füllungen herzustellen und so einen zartschmelzenden Genuss zu bieten. Dabei fällt der Verdacht auf einen Nuss-Schokoladen-Brotaufstrich, den sich Kinder, aber auch Erwachsene fingerdick aufs Brot schmieren, oder auf einen der vielen Schokoriegel mit cremigen Füllungen. Der beliebte Nuss-Schoko-Aufstrich enthält allerdings zwei Drittel Zucker und ein Drittel Fett – jeder weiss, dass das ungesund ist.
Die Alternativen
Interessant, aber auch wirklich erschreckend ist, dass Palmöl an zweiter Stelle der Zutatenliste steht. Spätestens jetzt schliessen alle Schokobrotaufstrich-Fans den Browser – aber halt! Bitte noch kurz weiterlesen, denn es gibt gesündere Alternativen. Die Alnatura-Biovariante oder die Hausmarke Frelitta von der Migros enthalten markant weniger Palmfett, dafür mehr Rapsöl, welches das Prädikat «empfehlenswert» hat. Im Bioladen habe ich einen Schoko-Nuss-Brotaufstrich von Rapunzel gefunden, der Palmöl ebenfalls in geringen Mengen enthält. Und bei Coop gibts einen knusprigen Brotaufstrich aus Ovomaltine mit wenig Palmöl. Genaue Angaben zu den Mengen sind schwierig zu machen, da eben nur aus der Reihenfolge der Zutaten und dem Nährwertgehalt ungefähre Rückschlüsse auf die Mengenverhältnisse gezogen werden können. Wer ganz ohne Palmöl mit Schoko-Nuss-Geschmack auf dem Brot auskommen will, dem empfehle ich die Selfmade-Variante. Naturbelassenes Palmöl ist bei uns nur in Asia-Läden erhältlich. Es ist von dunkelroter Farbe und eigenartigem Geschmack und daher nur für ausgewählte Gerichte zu verwenden.
Vor allem auch in der Kinderernährung ist Zurückhaltung mit Produkten mit Palmöl geboten. Mein Tipp: Lehren Sie Ihre Kinder geniessen, das heisst, in kleinen Mengen Schokoriegel oder Schokobrotaufstriche als Genusserlebnis lutschen oder schlecken. Das machen Kinder ja von Natur aus gern. Ein Genussmittel ist per Definition etwas, das nicht nähren muss, Genuss für besondere Situationen darstellt. Also hier Mass halten. Gesunde und übrigens auch kostensparende Alternativen zu Schokoladenprodukten mit Palmöl sind getrocknete Früchte und Nüsse, zum Beispiel das bewährte Studentenfutter. Ein Tipp: Kinder mögen Überraschungspäckli als Znüni oder vor dem Sport. Da kann es ja auch einen Mini-Riegel drin haben. Und zum Schluss nochmals eine Idee zum Nachmachen: Backen Sie Ihren hungrigen, sportlichen Kids Brownies selbst – mit extra viel Nüssen, Kakaopulver, Butter, Zucker und Mehl und keiner Spur von Palmöl.
6 Kommentare zu «Umstrittenes Palmöl»
Es gibt auch ein super feine Praliné-Brotaufstrich von Favarger (CH), ohne Palmöl.
Eine Sauerei! Wer sich einmal mit dem Thema tiefer auseinandersetzt, wird wohl gerne darauf verzichten, sofern es überhaupt noch möglich ist.
Tausende Quadratkilometer Urwald, welcher die Lunge unserer Erde ausmachen, werden für dieses Miliardengeschäft zerstört, die Böden mit riesigen Monokulturen von Ölpalmen durch Kunstdünger und Herbizite und nicht zuletzt durch Gifte welche die Palme selbst in den Boden abgibt, vergiftet. Indige Völker werden regelmässig von den Palmölkonzernen bedroht und von ihrem Land vertrieben. Selbst die Regierungen sitzen dabei im selben Boot mit den Konzernen. Eine Tragödie über welche leider nur wenige sprechen oder wegschauen. Hauptsache die Gewinne winken.
Wer sich mit dem Thema wirklich befassen möchte: Regenwald.org
Den selbstgemachten Schoko-Nuss Brotaufstrich kann ich nur empfehlen.
Im Internet wimmelt es nur so von Rezepten und Youtube Anleitungen zB von Slivki Show. Einfach Googeln und man hat Qual der Wahl.
Die Vorteile sind offensichtlich. Man kann mit etwas Übung nicht nur den Geschmack selber bestimmen, man hat auch die volle Kontrolle über die Zutaten. So kann man an Stelle von Palmöl zB einfach reine Butter, eine einheimische Zutat, nehmen. Die bringt von sich aus, ohne industrielle Härtung, schon eine cremige Konsistenz.
Es kostet zwar etwas Zeit, dafür hat man die Garantie, dass wirklich das drinn ist was man will.
Und für Kinder sind solche Projekte unendlich wertvoll, denn sie ermöglichen ihnen ein natürliches Verhältnis zu ihrem Essen.
In letzter Zeit geht doch der Trend aus gesundheitlicher Sicht eindeutig von ungesättigten Fetten hin zu gesättigten (gerne auch tierischen – oder eben Palmöl) Fettsäuren. Vor diesem Hintergrund finde ich die Aussage, dass das Produkt ohne Palmöl und mit Sonnenblumenöl die gesündere Alternative sei äusserst gewagt. Gerade Sonnenblumenöl steht nun nach neusten Erkenntnissen nicht gerade zuoberst auf der Liste der gesunden Öle. Nicht das ich wüsste, was stimmt, aber solange das alle anderen auch nicht wissen ziehe ich Butter der Margarine vor (aus geschmacklichen Gründen) und halte mich mit Ratschlägen zurück.
Zur Alnatura Nuss-Nougat-Creme hat Warentest festgestellt: „Schimmelpilzgifte aus den Haselnüssen verderben aber den Genuss.“ und „Gefährlich sind von den Schimmelpilen gebildete krebserregende und erbgutverändernde Aflatoxine.“ (aus Warentest 04/16)
Leider macht Alnatura auch mit seinen anderen Produkten regelmässig ähnliche „Schlagzeilen“
Bei allem was wir essen bleibt wohl ein abwägen. Die Menge macht das Gift.
Es ist schwierig Esswaren, wie auch Pflegeprodukte (Shampoo usw.) ohne Palmöl zu finden.Sogar in Biberli, den meisten Farmerstängel hat es Palmöl. Leider sind Alternativen wie z.B. Soja wegen der Anbaufläche auch nicht unbedingt besser, da auch dort wegen der grossen Nachfrage Wälder abgeholzt und agrafähig gemacht werden.
Wenn sie jemanden ewig auf Produkte starren sehen, bin ich das die versuchte das Kleingedruckte der Zutatenliste zu lesen.