No Vamp, please!

Von Kopf bis Fuss

Sieht meist nur mit professionellem Make-up gut aus: Ein Model mit dunklen Lippen und Kleidern von Dior an der Paris Fashion Week im März 2016. Foto: Etienne Laurent (Keystone)

Es zog sich wie ein (tief)roter Faden durch die Herbst-Winter-Schauen der internationalen Designer: dunkler Lippenstift in den verschiedensten Schattierungen. Pflaume bei Dior, Schwarz bei Marc Jacobs, Blauschwarz bei Fenty x Puma by Rihanna. Bei Rodarte setzte man auf dunkles Weinrot und bei Mary Katrantzou auf Feige. Smokey Lips scheinen die Smokey Eyes definitiv abgelöst zu haben. Allerdings sind sie sehr viel schwieriger zu tragen. Jedenfalls, was uns Frauen betrifft, die nicht täglich von einer Visagistin geschminkt werden. Was an dem blutjungen Model Kendall Jenner oder an der Schauspielerin Rachel McAdams mit Schneewittchenhaut noch irgendwie speziell aussieht, gibt uns «Normalos» einen düsteren Vampira-Look.

Vielleicht verhelfen dunkle Lippen zu etwas mehr Autorität oder Strenge, erotisch sind sie definitiv nicht. Und sie machen einen Mund schmaler; etwas, das die meisten Frauen nicht anstreben, genauso wenig wie den leicht gelben Touch, den ein braunstichiger Lippenstift den Zähnen verleihen kann. Und allfällige Hautunreinheiten werden bei ganz dunklen Lippen stärker betont.

Ein schauerliches Comeback

Aber nicht nur von der Ästhetik her vermag mich der neue Trend nicht zu überzeugen. Tiefdunkle Lippen sind alles andere als praktisch, hinterlassen sie doch ihre Spuren überall. Vielleicht bin ich bezüglich dunklem Mund auch schon etwas geschädigt, trug ich doch in den 1990er-Jahren dunkelbraunen Lippenstift, der damals hochaktuell war. Bis sich mein damaliger Freund weigerte, meine «Bitterschokoladen-Lippen» zu küssen, weil es ihn ekelte. Und so war meine Braune-Lippen-Phase schnell wieder vorbei.

Wenn ich heute Fotos von damals anschaue, schaudert es mich ein bisschen; es ist etwa das gleiche Gefühl wie bei den geblumten Leggings und der Pudel-Dauerwelle, die ich damals ebenfalls trug und die als schlimmste Modesünden in meine Vita eingegangen sind. Und um diese Liste nicht zu verlängern, bleibe ich im Alltag bei einem natürlichen Rosé und einem klaren Rot. Man muss ja nicht jeden Trend mitmachen.

 

4 Kommentare zu «No Vamp, please!»

  • Jean-Jacques sagt:

    Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen?
    Plötzlich färben sich die Klassefrauen,
    weil es Mode ist, die Nägel rot !
    Wenn es Mode wird, sie abzukauen
    oder mit dem Hammer blauzuhauen,
    tun sie’s auch. und freuen sich halbtot.
    ———-
    Wenn es Mode wird, die Brust zu färben,
    oder falls man die nicht hat, den Bauch . . .
    Wenn es Mode wird, als Kind zu sterben
    oder sich die Hände gelbzugerben,
    bis sie Handschuhn ähneln, tun sie’s auch. -usw.
    (Erich Kästner, 1930-er Jahre).

  • Georg sagt:

    Scheint ein Mann mit Stil und Rückgrat zu sein, Ihr Ex, Frau Aeschbacher: Lippenstiftbedeckte Lippen küssen ist in der Rat Ekel erregend.

    • francesca sagt:

      Georg: Was hat das mit „Rückgrat“ haben zu tun, nur weil man eine Frau mit Lippenstift nicht küssen mag. Ich hätte dafür Mühe, einen Mann zu küssen, der einen dicken Bauch, eine Glatze, Stinkfüsse und gelbe Zähe samt Mundgeruch hat und vor allem den, der kleinkariert und altbacken seines mühsamen Weges geht.

  • Andrea sagt:

    Das geht ja noch. Das aller-allerschlimmste sind dunkel umrandete Lippen mit hellem Lippenstift. Das sieht vielleicht entsetzlich aus.

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