Das gehört in die Reiseapotheke

Darf auch hübsch aussehen, wenn das Richtige drin ist: die Reiseapotheke. (www.benfenty.com)
Mein Vater war Chemiker – und ein verhinderter Arzt. Wenn wir in die Ferien verreisten, trug er stets einen abgewetzten, braunen Lederkoffer mit sich, auch wenn es nur für ein Wochenende ins Wallis ging. Kleine Wehwehchen wurden von ihm stets sorgfältig verarztet – er blühte richtig auf, wenn er offene Blasen, einen entzündeten Insektenstich oder einen Sonnenstich behandeln konnte.
Es scheint, als hätte ich seine Liebe zum Verarzten geerbt. Auch ich reise stets mit einem Necessaire mit Erste-Hilfe-Mitteln und heisse in der Familie «Nurse Silvia». Ich lasse mich gerne ein bisschen auslachen, denn ich weiss, wie dankbar mein Umfeld für meine Hilfe ist, wenn die Dinge schlechter stehen. Und ich verarzte mich auf Reisen bei einem kleinen Bobo lieber selber, als meine Zeit in einem Wartezimmer irgendwo auf der Welt zu verbringen. Jedenfalls wenn es irgendwie geht.
Niemand möchte an den schönsten Tagen des Jahres krank werden. Aber leider lässt sich das nicht immer vermeiden. Umso besser, wenn man Mittel dabei hat, die erste Hilfe leisten. Nicht zu vergessen sind natürlich die persönlichen Medikamente, denn vor Ort ist es oft schwer bis unmöglich, die identischen Produkte zu finden. Gute Erfahrungen habe ich bei kleineren Beschwerden auch mit einer homöopathischen Reiseapotheke gemacht.
Der Inhalt meiner Reiseapotheke:
1. Magen und Darm
Durchfall ist nicht nur äusserst unangenehm, sondern kann auch zu einem gefährlichen Mangel an Flüssigkeit oder Elektrolyten führen. Im schlimmsten Fall landet man in einem Krankenhaus am Tropf. Mittel mit Loperamid wirken schnell und zuverlässig. Wenn mit der Verdauung gar nichts mehr geht, hilft ein leichtes Abführmittel.
2. Haut
Die Haut ist bei Reisen in die Ferne oft einigen Strapazen ausgesetzt. Bei Insektenstichen und leichtem Sonnenbrand empfiehlt sich ein kühlendes Gel, das man zum Beispiel auch im Kühlschrank aufbewahren kann, damit die Wirkung noch besser ist. Bei Sonnenbrand, Sonnenallergien und entzündeten Stichen helfen spezielle Produkte mit Hydrocortison, die es auch ohne Rezept in der Apotheke gibt. Mückenschutzmittel sorgen dafür, dass es (hoffentlich) nicht so weit kommt.
3. Wohlbefinden
Reiseübelkeit kann die tollsten Ferien zur Qual machen. Besonders Kinder reagieren auf ungewohntes Schwanken im Auto oder Flugzeug. Wächserne Haut und kalter Schweiss bis zu Übelkeit und Erbrechen sind typische Anzeichen für Reisebeschwerden. Mediziner sprechen von der Bewegungskrankheit, auch Kinetose genannt. Gegen Reisebeschwerden gibt es vorbeugende Medikamente, etwa Kaugummis mit Antihistaminika oder Präparate mit dem Wirkstoff Cinnarizin. Sie können allerdings müde machen. Wer sich hinters Steuer setzt, sollte damit vorsichtig sein. Eine Alternative sind Ingwerpräparate. Neben Medikamenten zeigen hier auch homöopathische Mittel Erfolg.
4. Allergien
Wer unter ausgewiesenen Allergien leidet, hat meistens schon die richtigen Medikamente bei sich. Für alle anderen: Ein Antiallergikum hilft bei kleineren Übeln wie Insektenstichen, Heuschnupfen oder Nesselfieber.
5. Bauch
Das üppige, manchmal auch fette Essen oder ungewohnte Kost kann zu Sodbrennen, Aufstossen oder Blähungen führen. Darum sollte ein Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden, das auch pflanzlicher Natur sein kann, mit in die Reiseapotheke.
6. Wunden
Schnell hat man eine Schürfung, einen Schnitt oder einen Kratzer eingefangen. Ein Desinfektionsmittel ist nötig, damit nichts Schlimmeres entsteht. Spezielle Wundcremen können auch auf offene Wunden aufgetragen werden.
7. Erkältungen
Eine der häufigsten Beschwerden in den Ferien. Erkältungsmittel, die man schon bei den ersten Beschwerden einnehmen kann, tun gut. Hat es einen schlimm erwischt, dann helfen nur noch Nasensprays, Hustenmittel und Fiebersenker. Isotonisches, steriles Meerwasser hilft zur Nasenreinigung bei Schnupfen oder Problemen mit dem Druckausgleich.
8. Schmerzen
Es zwickt und zwackt, der Kopf schmerzt, im Rücken zieht es. Zu Hause würde man vielleicht länger warten, bis man eine Tablette nimmt. Die Ferien sind zu wertvoll, um zu leiden. Darum gehören Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen ins Gepäck.
9. Füsse
Die neuen Zehenteiler drücken, die Pumps scheuern die schweissnassen Füsse auf. Dann hilft nur noch Kleben. Neben den klassischen Heftpflastern hilft vor allem die neue Generation von gepolsterten Blasenschutzpflastern vor weiterem Leiden.
10. Hilfsmittel
Antiseptische Gaze und Watte, Fiebermesser, Pinzette, Kondome usw. gehören ebenfalls zur Ausrüstung.
Fachliche Beratung: Stefan Rennhard, Facharzt für Allgemeinmedizin, Niederhasli
2 Kommentare zu «Das gehört in die Reiseapotheke»
Reiseapotheke? Klar, wenn man vom Arzt Medikamente verschrieben bekommt, müssen die logischerweise mit. Aber Gesunde? Ist mir noch nie eingefallen, eine Reiseapotheke mitzunehmen, und ich bin doch recht viel rumgekommen – keine Badeferien oder Städtereisen. Im Zweifelsfalle wirken die lokal erhältlichen Sachen viel besser als unser Zeug. Gerade auch bei Durchfallerkrankungen. Und sollte es was anderes sein als der ambitionierte Lehnstuhldoktor meint, würde es ein lokaler Arzt am besten wissen. Schmerzmittel kriegt man im Ausland zudem in jedem Supermarkt, dito die Pflästerli. Am wichtigsten scheint mir ein Sonnenschutzmittel Faktor 50 zu sein, wenn man wirklich seiner Gesundheit einen Gefallen tun möchte
Loperamid ist gefährlich bei Durchfall mit Bakterieller Infektion und bei Kindern unter 6 Jahren. Es sollte auch nicht länger als 2 Tage eingenommen werden. Zudem fehlt in den Empfehlungen viel Wasser und etwas Salz und Zucker zu trinken um die Verluste zu kompensieren.
Salben mit Hydrocortison führen zu einem ausgeprägten Reboundphänomen und nicht jede „Allergie“ ist eine.
Wer die empfohlenen Antihistaminika gegen Allergien einnimmt ist nicht mehr fahrtauglich für die Wirkzeit und sollte auch nicht mehr Maschinen bedienen.
Solche „Empfehlungen“ um sich den Arzt oder Apotheker zu sparen sind schlicht gefährlich.