Geliebte Feindin

A woman sun bathes in a park during a heat wave in Brussels, June 30, 2015. Temperatures in Belgium are expected to reach 36 degrees Celsius, according to weather forecaster from the Belgian Royal Institute of Meteorology. REUTERS/Eric Vidal - RTX1IH1U

Sonne, Sonne, Sonne: Sie macht uns Freude – und manchmal auch krank. Foto: Eric Vidal (Reuters)

Meine erste Begegnung mit einem Sonnenbrand hatte ich mit zwölf Jahren. Damals war ich mit meiner acht Jahre älteren Schwester nach Teneriffa gereist. Kaum angekommen, legte sie sich an den Pool und blieb dort drei Stunden liegen. Auf die Frage nach Sonnencreme rümpfte Jeannette nur die Nase und meinte: «Ich bin vom Hauttyp her eine Italienerin, ich habe das nicht nötig.» Nach drei Stunden Sonnenbaden war aus der Südländerin allerdings ein Krebs geworden, der die nächsten drei Tage bei 39 Grad Fieber und mittelschweren Verbrennungen bäuchlings auf dem Bett im Hotelzimmer lautstark vor sich hinstöhnte.

Heute lachen wir über diese Geschichte und darüber, wie unbeschwert wir früher mit dem Thema Sonne umgegangen sind. Meine Schwester noch viel mehr als ich. Als hellhäutige und sommersprossige Blondine hatte ich schon früh gemerkt, dass ich zu viel Sonne nicht vertrage, und so überliess ich Jeannette die verschiedensten Experimente – wie jenes, sich mit Olivenöl bestrichen auf den Liegestuhl zu legen und braten zu lassen.

Trotzdem: Im Verlauf der Jahre sind auch bei mir einige Sonnenschäden zusammengekommen. Zwar hatte ich selten einen Sonnenbrand, aber als junge Frau setzte ich mich regelmässig unter die «Höhensonne», quasi ein tragbares Solarium, das in den 1970er-Jahren der letzte Schrei war. «Heute sehe ich meiner Praxis vor allem Spätschäden von früheren Sonnenbestrahlungen», sagt die Dermatologin Mandana Péclard. «Ein weisser Hautkrebs entsteht meist erst nach 20 Jahren exzessiver UV-Bestrahlung.» Sind Solarien für Sonnenanbeter, die schon gebräunt an den Strand wollen, bei mässigem Gebrauch erlaubt? «Ich rate davon ab», sagt Péclard». «Sie können nicht nur Hautkrebs auslösen, sondern machen auch Falten.»

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Für die Dermatologin Dr. med. Mandana Péclard steht der Sonnenschutz über allem.

Es geht hier nicht darum, die Sonne zu verteufeln. Fakt ist aber, dass sie in den letzten Jahren stärker geworden ist und wir darum den Schutz vor allfälligen Schäden erhöhen sollten. Doch was ist mit dem lebenswichtigen Vitamin D? Es ist erwiesen, dass ein Grossteil der Bevölkerung an einem  Mangel leidet. «Das stimmt», sagt Péclard, «allerdings gilt es, die Risiken abzuwägen. Einen Vitamin-D-Mangel kann ich medikamentös ausgleichen, Hautkrebs nicht.»

Heute muss niemand mehr einen Sonnenbrand befürchten, wenn er sich an gewisse Grundsätze hält. Hier 10 wichtige Tipps:

1. Bei der Wahl der Produkte auf die EU-Zertifizierung achten! «Ist diese angegeben, das heisst sie beinhaltet UVA- und UVB-Schutz, kann man seine Produkte nach Lust und Laune wählen», sagt die Expertin. Und: «Preisgünstige Produkte sind genauso gut wie teure.»

2. Bei Sonne im Alltag Sonnenschutzfaktor 30 verwenden, in den Ferien im Süden Schutzfaktor 50! Zwar kann man den genauen Faktor beim Sonnenschutz über 30 nicht mehr genau bestimmen, aber so ist man auf der sicheren Seite.

3. Einmal am Tag eincremen reicht nicht, auch wenn uns die Werbung dies weismachen will. Je nach Beschäftigung und dem Grad des Schwitzens ist es sinnvoll, sich alle zwei Stunden zu cremen, und das nicht zu knapp. Eine Handvoll Sonnencreme für den ganzen Körper ist sinnvoll.

4. Sich am besten vor dem Spiegel eincremen und Stellen wie die Lippen, Nase, Ohren, Nacken und Fussrücken und die Achselhöhlen nicht vergessen.

5. Im Zweifelsfall einen mineralischen Sonnenschutz wählen, der sich nicht mit der Haut verbindet! «Chemischer Sonnenschutz steht im Verdacht, hormonähnliche Wirkung zu haben», sagt Mandana Péclard. «Kinder bis zwölf sollten vorzugsweise nur mit mineralischem Sonnenschutz eingecremt werden.»

6. Kinder und Jugendliche sollten sich besonders gut schützen. Im Gegensatz zu Erwachsenen sind die Schutzmechanismen von Haut und Augen bei ihnen noch nicht voll ausgebildet. Kleinkinder sollten überhaupt nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. «Bei kleinen Kindern empfehle ich Kleidung mit integriertem Sonnenschutz», sagt die Dermatologin.

7. Schatten und Kleidung bieten den besten Schutz vor UV-Strahlen. Im Schatten ist allerdings zu beachten, dass die Stärke der UV-Strahlung immer noch 30 bis 50 Prozent betragen kann. Und nicht alle Textilien schützen gleich gut. Dicht verarbeitete Stoffe schützen besser als leichte. Künstliche Fasern bieten einen besseren Schutz als Baumwolle oder Leinen. Kräftige Farben sind als Schutz besser geeignet als Weiss. Und nasse Kleider sind durchlässiger für UV-Strahlen.

8. Eine dicke Wolkendecke heisst nicht, dass man keinen Sonnenschutz braucht. Auch so können 30 bis 70 Prozent der schädlichen UV-Strahlen durchscheinen.

9. Kein Sonnenbaden zwischen 11 und 15 Uhr.

10. Kopf und Augen nicht vergessen! Sonnenhut und Sonnenbrille sind bei heissen Temperaturen ein Muss.

20 Kommentare zu «Geliebte Feindin»

  • Daniel Heierli sagt:

    Natürlich muss man einen Sonnenbrand vermeiden. Auch darf man keinesfalls meinen, als Bürokäse in zwei Wochen Ferien wirklich braun werden zu können.

    Wenn man sich allerdings im Alltag beim kleinsten Sonnenschein gleich panikmässig mit einer Handvoll 30er Creme einreibt, hat die Haut keine Chance, sich an die Sonne zu gewöhnen. Wehe, wenn die Creme dann einmal nicht griffbereit ist…

    P.S.: Es scheint eine Deformation Professionelle der Dermatologen zu sein, die Risiken von Vitamin-D-Mangel zu verharmlosen.

    • Christoph Bögli sagt:

      Aber gerade für den durchschnittlichen Schweizer „Bürokäse“ ist die Gratwanderung halt besonders schmal, erst recht zu Sommerbeginn. Da reicht es oft schon, wenn man „nur kurz“ die ja noch nicht soo starke Frühlingssonne geniessen will um den Schlamassel anzurichten. Und die folgenden Regenerations- und Schutzmassnahmen ruinieren die Angewöhnung erst recht. Darum m.E. lieber etwas zu schnell zur Sonnencreme greifen als zu leichtfertig damit umgehen (Panik braucht es aber natürlich keine).

      Im übrigen ist es gerade für einen pigmentarmen „Bürokäse“ in unseren Breitengraden extrem einfach, an die notwendigen Vitamin D-Mengen zu kommen. Im Schnitt ein paar Minuten täglich auf Hände und Gesicht dürften da reichen, zumal bei einer angemessenen Ernährung..

    • Tanja sagt:

      Als rothaariges Kind der 70er erinnere ich mich mit grausen an die stundenlangen Schulwanderungen/Velotouren übers Feld oder noch schlimmer, die Sporttage, welche trotz Sonnencreme (damals höchstens mit ssf30 erhältlich) immer einen Sonnenbrand zur Folge hatten.
      Dank australischer Sonnencreme und konsequenter Einschränkungen sind diese Zeiten glücklicherweise vorbei!! Doch noch heute werden meine Beine -die Ende August eben noch genauso bleich aussehen wie im Mai- kommentiert. VitaminD-Mangel hab ich trotzdem keinen.

    • Hanspeter Müller sagt:

      Frau Dr. Péclard ist Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin („Hausärztin“) und nicht Dermatologin.

      • beauty sagt:

        Das stimmt so nicht Herr Müller
        Sie ist Dermatologin aber nicht Fachärztin für Dermatologie.

      • Hanspeter Müller sagt:

        @ beauty: Das ist so nicht korrekt. Frau Dr. Péclard ist Mitglied der FMH und muss sich deshalb auch an die Richtlinien der FMH halten zur Titelausschreibung und Eigenwerbung.

  • Vierauge sagt:

    Liebe Frau Aeschbach,
    bis auf Punkt 5 – die derzeit verwendeten UV-Filter stehen nicht im Verdacht, hormonähnliche Wirkungen zu haben, das ist nur ein Gerücht – ist das perfekt! Vielen Dank für die guten Vorsorgetips.

    • Hanspeter Müller sagt:

      Das ist kein Gerücht. Die Studien wurden unter Anderem von Frau PD Dr. Schlumpf am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Fakultät Zürich durchgeführt und publiziert.

  • heinrich zwahlen sagt:

    Aber gerade für natürliches Vitamin D ist die Sonne um die Mittagszeit unerlāsslich. Allerdings genügen schon 15 Mintiten und auch bei bedecktem Himmel sollte man jeden Tag etwas Zeit draussen verbringen.
    Vitam D Mangel ist enenso für einige Krebsarten verantwortlich wie zuviel Sonne für Melanoma! Menschen in Ländern mit viel Sonne scheinen da wesentlich besser dran zu sein. Nur auf Künstliche Vitamine alleine würde ich mich nie verlassen, da streiten sich eben die Dermtologen mit anderen Ärzten.

    • Hanspeter Müller sagt:

      Um genügend Vitamin D herzustellen braucht es April-September am Mittag nur gerade 5-10 Minuten je nach Hautbeschaffenheit. Am Morgen und Nachmittag braucht es einfach länger, reicht dann aber auch aus. Nur November bis Februar hilft auch die Mittagssonne nicht, weil die UV-Strahlung zu gering ist. Details sind auf der Seite des BAG publiziert.

  • Zschokke Rose sagt:

    Die Kleidung sollte nicht schwarz oder zu dunkel sein. Bei Empfindlichkeit kann man trotz Hut/Mütze einen Sonnenstich bekommen. Ist mir leider trotz Vorsichtsmassnahmen schon zweimal passiert.

    • Gerber sagt:

      Das sind zweierlei Sachen. Schädliche, kurzwellige Strahlen durchdringen dunkle Stoffe schlechter als helle. Für Kinder ist der Sonnenschutz über die Mittagsstunden unerlässlich.

      • Peter Müller sagt:

        Bei UV ist die Dämmung kaum von der Farbe, sondern mehr von der Art des Stoffes abhängig.
        Die langwelligeren Wärmestrahlen werden von hellen und roten Stoffen besser reflektiert und bei dunklen absorbiert. Also ist es auf und unter schwarz deutlich wärmer.
        Legen Sie ein weisses und ein rotes Schnedebrett o.ä. aus gleichem Material einige Zeit in die Sonne. Das dunkle Teil können Sie bald nicht mehr anfassen.

  • Alain Burky sagt:

    Ich bin zwar nicht besonders Sonnenbrand anfällig. (Haut wird automatisch schnell braun). Am Anfang muss ich aber schon aufpassen. Also immer Sonnenschutz. Schlimmste Rötungen/ Verbrennungen aber auf Bergtouren. (Beine). Aber in Zukunft schütze ich meinen Kopf mit einem Hut. Am Strand (im Süden) eingeschlafen bekam ich einmal einen Sonnenstich. Sehr unangenehm. Wie Grippe im Sommer mit Schüttelfrost und Übelsein. Gefahr in der Bretagne viel kleiner.

  • edith schmidt sagt:

    die sonne ein energiespender.. auch im schatten… auch mit kleidern und mit hut! genussvoll unter dem sonnenschirm oder im schatten eines ausladenden baumes sitzend die grandios besonnte umgebung geniessen… meine ( dank meinem alter und den dazugehörenden unverträglichkeiten ) einsichten und neuen ansichten.. altersflecken vertragen null sonne, dh mit höchstem sonnenschutz golfen laufen schwimmen, heute sind die zeiten anders, ich halte mich daran! ich konnte mich in jungen jahren ja genügen in der sonne ahlen… auch mit sonnenschutz aber ohne grosse mühe, heute macht mir die direkte sonneneintrahlung mühe, augen tränen, kopfschmerzen treten ein, man wird mit dem alter klüger und klüger, evtl gezwungenermassen, und doch: die sonne bleibt der! aufheller! edith

  • Jürg Steffen sagt:

    A propos Kunstfasern. Bitte warnen vor sogenannten Sonnenschirmen die am Badestrand verkauft werden. Habe mich gefährlich verbrannt obwohl ich immer im Schatten eines solchen Schirmes lag. Irgendwelche Kunststoffe schützen offensichtlich NICHT vor UV!

    • Esther Müller sagt:

      Am Strand wirkt ein Sonnenschirm nur begrenzt, da der Sand und das Wasser sehr viel Strahlung reflektieren. Also gilt dort noch mehr als sonst: eincremen und nicht zu lange bleiben….

  • ABCDEFG sagt:

    Allerdings gilt für Punkt 9 die echte Zeit, nicht die mitteleuropäische Sommerzeit. Je nachdem, wo man sich nämlich im Sommer in Europa aufhält, rutscht der Sonnenhöchststand ziemlich in den Nachmittag. Das vergessen die meisten.

    • Christian Bänninger sagt:

      Man sagt dem dann „wahrer Mittag“, und der ist bei uns so um 13:30 herum.

      • Peter Müller sagt:

        Ja, der Sonnen-Höchststand ist in der Schweiz um 12:30 Uhr, was in der Sommerzeit 13:30 Uhr entspricht.

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