Der letzte Sargnagel für den BMI

(Illustration: medicalnewstoday)
Der BMI – kurz für Body-Mass-Index –, die Formel aus Körpergrösse und Gewicht, gilt als Indikator, der einiges über den Gesundheitszustand und allfällige -risiken aussagen soll. Und den Profis dient er oft als Schnelleinschätzung der Figur. Die BMI-Formel wurde bereits 1832 entwickelt. Das Ergebnis liefert einen Richtwert, sollte aber nicht als absolut verstanden werden, da jeder Mensch eine eigene Statur hat und das Verhältnis von Muskel- und Fettgewebe nicht beachtet wird. Doch der BMI wurde in letzter Zeit immer mehr angezweifelt. Denn fitte Menschen, die etwas zu viel auf den Rippen haben, gelten heute als gesünder als Dünne, die nicht fit sind.
Eine neue Studie nährt jetzt die Zweifel an dem, was derzeit als Normalgewicht definiert wird. Jahrzehntelang galt als ausgemacht, dass man mit einem Normalgewicht wohl am gesündesten leben sollte. Bereits 2007 rüttelte die US-Epidemiologin Katherine Flegal am Dogma, dass man normalgewichtig am längsten lebt: Ihre Untersuchung von Sterberegistern ergab damals, dass leicht Übergewichtige ein niedrigeres Risiko aufweisen, an verschiedenen Krankheiten zu sterben. In einer neuen Arbeit hat sie gemeinsam mit Kollegen 97 Studien mit insgesamt 2,88 Millionen Teilnehmern ausgewertet. Sie kommen zum Schluss, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 ein niedrigeres Risiko haben, innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu sterben, als die sogenannten Normalgewichtigen. Erst ab einem BMI von über 30 steigt das Risiko an.

Dr. A. Janet Tomiyama versetzt dem BMI den Todesstoss. (Foto: DiSH Lab)
Ein Team von Forschern der UCLA (University of California Los Angeles) sowie der University of California Santa Barbara greift dieses Thema nun wieder auf: «Wir denken, dass der BMI ein wirklich derber und schrecklicher Indikator für das Messen der Gesundheit ist», sagt die Studienleiterin A. Janet Tomiyama in der «Los Angeles Times».
In ihrer Untersuchung stellten sich Tomiyama und drei Kollegen die Frage, wie sich der BMI zu einer ganzen Reihe von entscheidenden Werten verhält wie etwa Blutdruck, Triglycerid-Werte, Cholesterin, C-reaktives Protein usw. Die Basis der Studie waren rund 40’000 Personen, deren Daten in einer nationalen Gesundheitserhebung aufgenommen worden waren.
Dabei zeigte sich, dass etwa die Hälfte der laut BMI übergewichtigen Personen, gemessen an den wichtigsten Indikatoren, gesund waren. Auch 29 Prozent der schwer übergewichtigen (adipösen) Personen und selbst 16 Prozent der Schwergewichte mit einem BMI von über 35 hatten gute Werte.
Nun ist dies ja noch lange keine Entwarnung, aber die Daten besagen letztlich auch, dass Übergewichtige mit knapp 1,5-facher Wahrscheinlichkeit schlechtere Werte haben als Normalgewichtige. Bis jetzt galt bereits leichtes Übergewicht (mit einem BMI von 25 bis 30) als gesundheitsschädlich. Tomiyama, die an der UCLA das DiSH Lab leitet, zu den Studienergebnissen: «Das sollte der letzte Sargnagel für den BMI sein.»
Hier können Sie Ihren BMI berechnen lassen.
30 Kommentare zu «Der letzte Sargnagel für den BMI»
Es gibt Studien die besagen, dass nur bei 3% der Männer und 0% der Frauen ein Übergewichtiger BMI auf die Muskelmasse zurück zu führen ist. Umgekehrt gibt es aber viele Normalgewichtige bei denen der Fettanteil trotz Normalgewichts zu hoch ist. Mit anderen Worten: Der BMI ist eher noch zu nett.
Davon abgesehen ist der Umgang mit Statistik offenbar für viele Menschen nicht leicht. Natürlich gibt es auch Menschen mit Übergewicht die keine der typischen Übergewichtserkrankungen haben und natürlich gibt es auch Normalgewichtige mit Diabetes und Bluthochdruck. Das Risiko an einer solchen Krankheit zu erkranken ist aber für Übergewichtige erhöht, was ja auch in den hier genannten Studien bestätigt wird, obwohl diese das Bild schon zugunsten der Übergewichtigen verzerren (siehe Beitrag Lea)
die neuesten berechnungen und die neuesten abklärungen und die neuesten untersuchungen sind alles momentane leicht aus den angeln zu hebende resultate.. ich bin überzeugt den letzten sargnagel bestimmen nicht wir! die möglichkeiten dies zu bestimmen liegen irgendwo zwischen zufall und schicksal. auf jeden fall denke ich sind, dass sich beim leben lebendig und genussvoll lebensfroh zu fühlen eine sichere grösse sein könnte um diese zeit die wir hier verbringen echt auch bewusst werden zu lassen.. also lasst es euch gut gehen.. ob sprenzel oder
rundlich! hauptsache ihr seid zufrieden… gruss aus dem warmen fröhlichen kapstadt wo wir nicht so wahnsinnig auf den bmi schauen. wir leben! edith
Wurde der sog. uralte BMI nicht für das Militär erfunden? Einteilung von Rekruten. Der kümmert mich wenig. Bin nicht Soldat. Und auch nicht Staats-Soldat. Hauptsache – ich fühle mich – wohl und zufrieden!
…der letzte Sargnagel für den BMI…!?
Nein! – Die richtige Interpretation lautet:
Die statistisch höchste Lebenserwartung (WHO) liegt bei einem BMI von 26.5! Das ist doch alles was zählt und was man wissen muss!
Der BMI taugt durchaus für die Mehrheit der Menschen. Wie viele Schwarzenegger’s & Co. gibt es denn, welche massiv mehr Muskelmasse haben? Wer einen BMI unter 18 oder über 30 hat, hat „gewichtsmässig“ ein Problem und sollte überprüfen ob er genug für seine Gesundheit und Fitness tut. Je nach Lebensweise wird die Antwort ja oder nein sein.
Bemerkenswerter Beitrag von F.F.
Gibt sicher genetisch bedingte Unterschiede. Ich kann es mir beispielsweise leisten, ohne Sport (ausser etwas Ski fahren und latschen zum Bhf und Arbeitsplatz) nicht Gewicht aufzubauen. Und ich esse (und koche) sehr gerne.
F.F.: Ob der BMI taugt oder nicht – ist gar nicht die Frage. Die Frage wäre, ob es vernünftig ist, gem. BMI zu leben. Und da ich gegen jede Art von Diktaturen bin, verzichte ich gerne auf BMI. Als freier Mensch – notabene!
Da ein Gewichtsverlust vor dem Sterben an einer Krankheit normal ist, ist die Studie mit dem Sterberegister etwa gleich unsinnig, wie wenn für eine Raserunfallstudie geschaut wird wie viele Unfälle von Fahrern verursacht werden, die in weniger als 50 Minuten von Zürich nach Bern (120km) benötigen.
Die UCLA Studie hingegen bestätigt genau, dass der BMI ein geeigneter Indikator für schlechte Blutwerte (und ich wage zu behaupten auch die damit verbundenen Beschwerden) ist. Da sie aufzeigt, dass nur 30% der Normalgewichtigen ungesunde Werte haben. Hingegen haben 50% der Übergewichtigen ungesunde Werte, 71% der schwer Übergewichtigen und gar 84% der sehr schwer Übergewichtigen. Dies ist sehr signifikant und sogar deutlicher als, dass durch Rauchen Lungenkrebs verursacht.
Die UCLA Studie zeigt nur auf, dass je mehr sich ein Mensch bewegt, desto gesünder ist er. Und selbstverständlich sind Menschen mit Normalgewicht in der Regel körperlich weit aktiver als Schwergewichtige mit Bodymass-Index >35.
Doch nur vom BMI auf die Gesundheit zu schliessen, ist schlichtweg falsch, wenn 1/3 der Normalgewichtigen nicht gesund sind. Und auch nicht in den Statistiken ist der Umstand, dass alle Säugetiere mit zunehmendem Alter völlig natürlich Gewicht ansetzen und sich altersbedingt auch weniger bewegen, weil z.B. durch den vielen Sport alle ihre Gelenke zerschlissen sind.
Ich rechne noch nach der alten Formel: Grösse (cm) – 100 = theoret. Normalgewicht in kg. Bei mir geht das seit langem gut auf. (Früher eher leicht ‚Untergewicht‘). Und ich esse (und trinke) immer, worauf ich Lust habe. Ich nehme an, das ist ‚genetisch‘ so eingestellt. (Vielleicht durch eine Art Thermostat). Bin 173 cm gross; bei ca. 70 kg. Also noch Luft nach oben …
Natürlich kann ich da nur lachen. Der BMI hat nie was über Fitness ausgesagt. Die neue komische Bauchumfangmessung (94cm) ist genauso schwach belegt.
Es ist ja logisch, dass Proportionen (Muskelanteil/Brustumfang/Grösse etc) und Fitness (Ausdauer/Schnellkraft/Geschicklichkeit etc) und Alter mit zu berücksichtigen ist. Und das bringt man nicht auf 1 Zahl herunter gebrochen.
ich freue mich, dass es mir gut geht. LG MBI28
Der BMI kam mir schon immer suspekt vor. Eine Person mit viel Muskelmasse wiegt ja mehr als jemand der vielleicht die gleiche Kleidergrösse, aber statt Muskeln Fett hat.
Meine Berechnungsformal hat einen variablen, sich auf das Zwischenresultat beziehenden, Korrekturfaktor. So bleibe ich immer locker im Normalbereich.
Formel: BMI-V2.
Letztlich treiben Sie ein bisschen moppelfreundliche Zahlenakrobatik. Gucken wir uns Ihre Aussage doch einmal genauer an:
„Dabei zeigte sich, dass etwa die Hälfte der laut BMI übergewichtigen Personen, gemessen an den wichtigsten Indikatoren, KRANK waren. Bei den schwer übergewichtigen (adipösen) Personen waren bereits 71% KRANK und schließlich 84% der Schwergewichte mit einem BMI von über 35 wiesen schlechte Werte auf.“
Klingt schon ganz anders, ist aber exakt die gleiche Aussage.
Gut erkannt. Mit Statistik wird extrem viel Unsinn getrieben.
Wie gesund sind die adipösen (leider meist sehr junge) Mitmenschen, die sich als Pendler morgens jeweils keuchend und auch oft hustend und in extrem langsamer Weise Treppen rauf- und runterbewegen ? Sehe ich doch jeden Tag. Einziger Sport: krampfhaftes Rumhängen am Handy damit die Patschfinger schlanker werden und beim Umsteigen gleich eine Zigarette………. just great
Inwiefern ist das ein Sargnagel? Hier steht ja ganz klar im Artikel: „ab einem BMI von über 30 steigt das Risiko an“. Also kann man den BMI sehr wohl für eine Risikoaussage heranziehen. Eine Person mit 160cm und 77kg hat z.B. BMI 30.
Wie der Artikel sagt, wird das Verhältnis von Muskel- und Fettgewebe im BMI nicht beachtet. Mit einer Körpergrösse von 1.83 und einem Gewicht von 107kg hatte Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten einen BMI von 32 und wäre damit stark übergewichtig. Wie gesund Boldybuilding ist, v.a. mit Anabolika , ist eine andere Frage aber wenn man Schwarzeneggers Silhouette mit dem Bild am Anfang des Artikels vergleicht, sieht man, dass der BMI alleine kein sinnvolles Mass für Fettleibigkeit oder gar Gesundheit ist. Den BMI sollte man beerdigen, was aber nicht heisst Fettleibigkeit sei unproblematisch.
Genau, denn Schwarzenegger war übergewichtig. Zuviel Muskeln sind genau so schlecht wie zuviel Fett. Heutzutage sollte ein sportlicher, ausdauernder und leicht muskulöser Körper das Ziel sein. Schwarzenegger hatte Erfolg, aber lassen sie sich davon nicht blenden. Die meisten Muskelmänner haben kein Erfolg. Wer will einen Muskelbepackten Kasten wo der Kopf winzig aussieht, einstellen. Auf der Bank, Versicherung ??? Vielleicht LKW Fahrer.
Ok, diese Aussage von Giampa ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Man treibt Sport für die Figur die man am Arbeitsplatz haben soll? Echt jetzt? Ich treibe zwischen 6 und 10 Stunden Sport in der Woche und habe einen BMI von 31. Ich habe zwar etwas Bauch, aber dick würde ich mich nicht nennen. Selbst mein Arzt meint, dass ich zwar statistisch viel zu schwer sei, aber sehr fit. Was soll ich nun mit dem BMI anstellen? Beruflich bin ich sehr erfolgreich und nicht als LKW-Fahrer. Es wird nach Frauenquoten geschrieben und Sie wollen vom Körperbau den Erfolg ablesen?
Entwarnung für alle Dicken: Sie sind neuerdings bloss noch „leicht übergewichtig“. Zeit also, zu konsumieren, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln: Endlich wieder ungehemmt Fett fressen, Kohlenhydrate reinschaufeln und sich einen Deut drum scheren, was für einen Anblick man den anderen bietet. Am besten dann auch gleich in hautengen „Leggings“ oder im Minirock. Dass das überfettete Amerika das Dicksein als normal erklärt wird ja niemanden wirklich wundern.
Herr Schneider, bitte essen Sie etwas mehr, dann werden Sie sicher wieder relaxter und umgänglicher.
Gruss von einem fitten BMI 26.8…
Ja, ich schere mich keinen Deut darum, welchen Anblick ich anderen biete. Für mich zählt allein, dass ICH mich wohlfühle und gesund bin und bleibe. Man kann es eh nie allen rechtmachen, irgendjemand wird immer etwas auszusetzen haben. Ich rate also diesbezüglich zu etwas mehr Entspannung..
Lieber Zimy,
herzliche Grüsse von einem sogenannten „Spränzel“ oder sog. Halbgewicht. Ich esse, trinke, rauche – also bin ich. Ansonsten fühle ich mich „sauwohl“ mit meinem Halbgewicht. Und mag auch alle anderen Gewichtsklassen, zur gegenseitigen Entspannung. Gene wirken immer mit …
Lieber Herr Schneider
ich kenne weder Ihr BMI noch Ihr Äusseres. Ich kann deshalb nicht sagen, ob mich Ihr Äusseres „grusen“ würde, oder nicht.
Ihr Beitrag tut es aber. Wieso so agressiv?
Da die Leute immer fetter werden, wird der BMI kurzerhand für untauglich erklärt. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass der BMI einfach halt sehr ehrlich ist und halt schon die Wahrheit zeigt. Man kann dann davon weglaufen oder sich stellen. Auch ich führte mein deutliches Übergewicht (nach BMI) auf „schwere Knochen“ zurück, da ich in Kleidung ja ganz gut aussah. Aber die Wahrheit war, dass um den Unterkörper verteilt zig Kilo Fett verteilt waren, welches sich über Jahre angesammelt hatte. Dagegen half nur Nahrungsumstellung auf Kohlenhydrate-und Fettarme sowie Eiweissreiche Ernährung verbunden mit Fitnesscenter und Radsport/Schwimmen. 1-2 Stunden Sport am Tag genügen. Mein Rezept dafür : Nicht lange überlegen, einfach machen. (z.B. Fernsehzeit gegen Sport umtauschen.)
Man sucht seine verlorenen Autoschlüssel im Licht einer Strassenlaterne, obwohl man weiss, dass man diese im Dunkeln verloren hat. Aber im Licht kann man wenigsten was sehen. So kommt mir der Link auf die BMI-Berechnung am Ende des Artikels vor.
Der BMI als Messgrösse ist nicht tod, sondern seine Normwerte sind anzupassen und damit auch den Stellenwert der Grösse zu relativieren. Und wie immer in der Medizin: Man sollte seine Diagnose nicht auf einen einzelnen Wert abstellen
Ich verstehe den BMI so, dass er aussagt, ob man Übergewicht oder Untergewicht oder Normalgewicht hat oder nicht.
Daraus auf anderes zu schliessen ist recht abenteuerlich.
… fast, der BMI sagt etwas über eine Gesellschaft aus, nicht über ein Individuum (hier gibt es andere Indikatoren, wie z.B. ein Spiegel).
joo 🙂