Sind Blondinen glücklicher?

Zweimal die gleiche Frau, aber mit anderer Frisur: Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy vor (l.) und nach ihrem Selbstoptimierungs-Crash. Foto: PD

Zweimal die gleiche Frau, aber mit anderer Frisur: Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy vor (l.) und nach ihrem Selbstoptimierungs-Crash. Foto: PD

Do blondes have more fun? Ich bin leider nicht prädestiniert, diese Frage zu beantworten, war ich doch mein ganzes Leben blond. Weissblond als Kind, orangeblond (dank Henna) als Teenager, platinblond während meiner Zeit als TV-Moderatorin (mein Chef meinte, das würde dem Publikum gefallen), mausblond während meiner «Natur pur»-Phase und goldblond (mit etwas chemischer Unterstützung) heute. Ich weiss also nicht, ob ich als Schwarzhaarige glücklicher gewesen wäre.

Eine, die das beurteilen kann, ist die Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy, die zeit ihres Lebens brünett war und jetzt für ein Projekt ein Jahr lang eine blonde Mähne trug (die Echthaar-Extensions kosteten gut 2000 Franken). Doch die Haare waren nicht das Einzige, was die 47-jährige deutsche Journalistin in ihrem Leben verändert hat. Ein Jahr lang hat von Kürthy Selbsterfahrungen gesammelt und einen Crashkurs in Sachen Selbstoptimierung gemacht. Die grosse Frage, die sie beantworten wollte, war: Wie fühlt man sich, wenn man «das Beste» aus sich herausholt? Und dies nicht nur äusserlich, sondern auch durch innerliche Veränderungen. Ihre Erlebnisse erzählt sie im Buch «Neuland – Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand» (Wunderlich-Verlag).

An einem Abend im Dezember 2014 hatte sich von Kürthy entschieden, ihr Leben radikal zu ändern. «Ich hatte einiges angesammelt an Unzufriedenheiten, Weihnachtskilos und Träumen.» Von da an unterzog sie sich 27 Massnahmen: Sie fastete unter anderem in einer Medical-Wellness-Klinik, schwieg in einem Retreat im Kloster, absolvierte ein Überlebenstraining in der Wildnis, machte Sterbebegleitung in einem Hospiz, trainierte bis zum Umfallen in einem Yoga-Camp, liess sich die Fettzellen vereisen und die Stirn mit Botox lahmlegen.

Auch für den Alltag legte sie sich eine To-do-Liste zurecht:

  • Kein Alkohol.
  • Kein weisser Zucker (nein, auch kein einziges Gummibärchen).
  • Keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr.
  • Nichts zum Anziehen shoppen.
  • Keine Einkäufe im Internet.
  • Erreichbarkeit einschränken («digitale Diät»).
  • Einen Sommer lang so dünn, so blond und so schön wie möglich sein und dann mal schauen, ob sich das lohnt.
  • Sport vier- bis sechsmal die Woche.
  • Mehr Ruhe und Konzentration finden.

Die «neue» Ildikó war kaum mehr wiederzuerkennen. Die natürliche und sympathische Brünette wurde innert eines Jahres zu einer hochgestylten Blondine, die dank ihres Optimierungsprogramms nicht einmal mehr von den eigenen Kollegen erkannt wurde. Auf die Frage, was die grösste Herausforderung bei all diesen Massnahmen war, antwortet sie: «Blond und schön werden – das war wirklich eine schwer zu nehmende Hürde.»

Ildikó von Kürthy: Neuland – Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand.

Ildikó von Kürthy: Neuland – Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand. Wunderlich, 2015.

Heute, ein Jahr nach ihrem Selbsterfahrungs-Turboprojekt, ist Ildikó von Kürthy wieder brünett und einige Kilo schwerer. Wie glücklich sie bei ihrer Aktion wurde, sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Die Autorin hat zu ihrer normalen Haarfarbe zurückgefunden. So darf vermutet werden, dass der Glücksquotient als aufgepimpte Blondine nicht besonders hoch war.

«Neuland» ist eine unterhaltende Lektüre, mit jeder Menge Selbstironie geschrieben. Obwohl die Autorin kein Klischee auslässt, wirken ihre Erzählungen nie klischiert. Mit schonungsloser Ehrlichkeit und pointierter Schreibe hält sie uns Schönheits-, Glücks- und Sinnsuchern einen Spiegel vor: Ein ideales Buch für alle, die immer Sehnsucht haben, aber nie genau wissen, wonach.

12 Kommentare zu «Sind Blondinen glücklicher?»

  • Beatrice sagt:

    man gebe einmal „Ildikó von Kürthy“ bei google ein und schaue sich sonstige fotos an.

    die aufnahmen fuer das buchcover, und dunkel und blond, sind beide nicht wirklich naturgetreu. schon verrueckt was fotoshop alles kann. ob blond oder nicht.

  • Dilek Demirel sagt:

    Noch was, bin eine dunkelhaarige Hetero-Frau, wenn ich aber in den Norden reise, kann auch ich mich an den wunderschönen, natürlich blond aussehenden Frauen erfreuen. Sieht schon toll aus, vorausgesetzt man hat maximal eine Nuance heller nachgeholfen. Ich finde es grundsätzlich nicht schlimm, wenn jemand hübscher ist als ich. Also echt Frau v. Kürthy, am Ende ist wohl nur banaler Neid und Eifersucht das Problem…

    • Kurz und Blönd sagt:

      Zwei tolle Kommentare, merc!
      Uebrigens – und ich glaube deswegen finde/fand ich die Sprüche der dunkelhaarigen Frauen jeweils so absurd: Blond ist nicht gleich schöner. Definitiv nicht.

  • Dilek Demirel sagt:

    Schon okay, wenn 17jährige solche Selbstoptimierungs-Versuche machen, aber heutzutage zieht sich die Pubertät bis ins Senium. Frau v. Kürthys Sorge um ihr Aussehen und Lebensglück treibt seltsame Blüten, sie ist aber nur eine von wahrscheinlich vielen Millionen Mittelalterlichen, welche deswegen ihre Menschenwürde, Vernunft und Intelligenz aus den Augen lässt. Der Wiegeterror ist ja praktisch omnipresent. Immerhin verdienen sich einige eine goldene Nase und ein paar Arbeitsplätze werden auch geschaffen dank solchen Komplexhaufen. Selbstverständlich sollen sich auch Ältere gut kleiden und hübsch aussehen, wenn sie wollen, aber der Geist soll doch bitteschön weiterreifen. Ist doch dumm, wenn man nicht auch die Vorteile vom Älterwerden für sich nutzen kann. .

  • Hannes Müller sagt:

    Meine rothaarige Frau setzte sich mal für einen Anlass im Grüeschäft eine schwarze Perücke auf und wurde von niemandem erkannt. Sie hat sich amüsiert – und bleibt bei rot.

  • Rodolfo sagt:

    Ich hatte auch immer gedacht, ich hätte sehr viel verpasst, indem ich so gelebt hatte, wie ich gelebt hatte.
    Bis ich das, was ich verpasst hatte, dann mal tatsächlich machte.
    Ich fühlte mich „fehl am Platze“, „im falschen Film“ und komplett unbeholfen und unwohl.
    Jetzt mache ich wieder das, was ich schon früher gemacht habe, aber mit dem total befreihenden und beschwingten Gefühl, überhaupt nichts wesentliches verpasst zu haben. So fühle ich mich heute wie neu geboren und lebe im „jetzt“ und bin bei mir, wie ein kleines Kind, aber gross und erfahren, was ja sogar noch besser ist!

  • Geri Marivir sagt:

    Die Metamorphose ist in der Tat beeindruckend. – Aber nicht nur die Richtung von brünett nach blond verspricht Erfolg. Ich glaube, dass die umgekehrte Richtung von blond nach brünett ebenso frappierend sein könnte.
    In Tat und Wahrheit geht es wohl darum, dass e i n Mensch sich so stark verwandelt, dass man ihn kaum oder gar nicht wiedererkennt.
    Das Hineinschlüpfen in eine andere Verpackung z.b. (von männlich nach weiblich oder vice versa) wird ebenfalls als „Sensation“ empfungen, nicht nur von den Freunden und Bekannten, sondern auch vom Protagonisten selber. – That’s it!

  • edith schmidt sagt:

    blond geboren und das auch noch aushalten. nicht inmer einfach.heute ein paar jährchen später, wenn mein mann mir beim autofahren wieder einmal nicht glaubt, kann ich getrost sagen : ich bin ja nicht blond sondern weiss.. interessanterweise hatte ich nie lust brunette zu werden. eher noch blonder. da waren dann jahrelang highlights coiffure besuche. eine meiner töchter hingegen wollte unbedingt mal eine braune mähne. sie war dann 3 monate jeden morgen so etwas von unglücklich, dass sie sich zur totalen umfärbmethode entschloss und dieser auch ein paar haare opferte. schlagartig war sie wieder sich selbst und geheilt für wirklich alle zeiten. meine glück als blondine ist, dass zur altersbedingten weiss/grau frage nicht so sehr eine massive veränderung bevorsteht wie bei brünetten… edith

  • Kurz und Blönd sagt:

    Als Blondine wird man in einer erstaunlichen Regelmässigkeit mit klischierten und teils halb-lustigen Sprüchen beglückt. Von Frauen, wie von Männern.
    Die Frauen sind ausnahmslos dunkelhaarig. Der Klassiker und oft gesehen: Irgendwann im Leben tragen auch diese holden Geschöpfe einen chemischen Blondschopf. Das ist dann jeweils der Punkt, wo ich innerlich ziemlich für mich grinsen muss. Und ja, spätestens dann haben Blondinen wohl mehr Fun.
    PS: die Sprüche hören spätestens mit 40 und als Kurzhaarige auf.

  • marie sagt:

    tipp: bevor man sich die haare blond färben lässt, eine blonde perrücke besorgen und sehen ob es einen steht – da ich es einmal vor hatte, bin ich so vorgegangen. danach habe ich entschieden, nicht blond zu werden. es stand mir nämlich überhaupt nicht. aber ganz klar: warum nicht einmal ein „solches projekt“?
    […4-6x sport die woche sind mir aber 4-6x zu viel ;)]

    • Karl-Heinz Failenschmid sagt:

      4-6x sind ihnen zu viel? Ich biete ihnen eine Lösung an:
      besorgen sie sich eine Gymnastikunterlage an, gibts immer wieder beim Discounter. Wenn sie bei ihren Streifzügen durch die Wohnung in der Nähe vorbeikommen, schnappen sie sich die Unterlage und machen 10 Liegestützen und oder 10 Crunches und oder 1 Minute Planking. Einfach immer wieder einstreuen, ohne festen Plan. Glauben sie mir, es geht im Tagesablauf auf und macht Spaß.

      • Jörg Ulli alias WildCat sagt:

        Gratuliere zu dieser ’salomonischen‘ und weisen Empfehlung, die sich auch bei mir hervorragend und regelmässig nach diesem ‚Schema‘ in den Alltag integrieren lässt 😉 wunderbar auch geeignet zum passiven TV-Konsum 🙂
        Dabei konzentriert man(n) / frau sich auch auf ganz andere körperliche Aspekte als die Haarfarbe! Übrigens gefallen mir Frauen mit blonden Haaren sehr gut (meine Partnerin ist dunkelblond), aber noch viel anziehender wird JEDE Frau, wenn sie neben äusserlichen Werten auch geistig-seelisch mit INNEREN Werten auf sich aufmerksam macht und diese inneren Werte ehrlich und liebevoll im Alltag lebt! Viel Freude & Spass am innerlich und äusserlich an sich selbst ‚Arbeiten‘ wünsche ich allen. Der Gewinn: Zufriedenheit mit mehr Lebensqualität!

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