Keine eingebildete Kranke
Am Anfang war die Müdigkeit. Dann begann ich zu frieren. Und zwar bei 24 Grad Zimmertemperatur im warmen Pulli. Wenig später bekam ich Muskelkater, ohne dass ich mich körperlich angestrengt hätte. Die Schmerzen wurden stärker, die Anzeige der Waage schnellte nach oben: drei Kilo mehr in einem Monat. Ich fühlte mich schwer, körperlich und seelisch, und meine Gedanken waren so trüb wie die Wintertage vor meinem Fenster.
Mein Hausarzt tippte auf ein Virus, meine Frauenärztin auf sehr frühe Wechseljahre. Ich war mir sicher, dass beide nicht recht hatten, aber es fiel mir schwer, meine diffusen Beschwerden zu beschreiben. Als die Schmerzen nach einigen Wochen nicht aufhörten, begann ich, an mir selber zu zweifeln. Bildete ich mir das alles ein? Es schien mir ja organisch nichts zu fehlen. Eine gute Freundin riet mir, einen Rheumatologen aufzusuchen. Ich und Rheuma? Eine seltsame Vorstellung. Rheuma hatten doch meistens alte Menschen, dachte ich damals.
Doch ich folgte dem Rat meiner Kollegin und landete in der Praxis eines Rheumatologen. Er untersuchte mich, indem er mir auf ein paar Körperstellen drückte. Ich schrie auf, es fühlte sich an, als hätte er mir eine Scherbe in die Haut gedrückt. Dann stellte er mir einige Fragen: Wann die Schmerzen am stärksten seien, ob ich am Morgen das Gefühl hätte, unausgeschlafen zu sein, wie hoch mein Stresspegel sei – und einige mehr. Seine Diagnose kam schnell und prägnant: «Sie haben Fibromyalgie, ein Weichteilrheuma, für das es im Moment noch keine Heilung gibt.» Man könne es mit Medikamenten im Griff behalten, und auch regelmässige körperliche Betätigung könne die Schübe, die mehrmals jährlich ausbrechen würden, mildern.
Ich war schockiert. Weichteilrheuma? Woher bloss? In unserer Familie gab es keine Fälle von rheumatischen Beschwerden. Ich war sonst gesund, hatte keine weiteren Krankheiten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Diagnose zu akzeptieren und mich über Fibromyalgie kundig zu machen.
Fibromyalgie, das Wort ist eine Mischung aus Griechisch und Latein und bedeutet «Faser-Muskel-Schmerz». Es steht für eine chronische, bis heute noch nicht heilbare Krankheit. Während sich die übrigen Formen von Weichteilrheuma – von ausstrahlenden Schmerzen abgesehen – auf eine Körperstelle beschränken, macht sich die Fibromyalgie als generalisiertes Weichteilrheuma in allen möglichen Regionen des Körpers bemerkbar.
Ich hatte Glück, dass mein Rheumatologe meine Krankheit nach wenigen Monaten Schmerzen diagnostizierte. Meistens vergehen zwischen fünf und zehn Jahre, bis man sie erkennt. Bis vor wenigen Jahren wurde Fibromyalgie als Lifestylekrankheit und Hypochondrie abgetan. Vielleicht auch, weil fast doppelt so viele Frauen davon betroffen sind als Männer. Heute schätzt man in der Schweiz zwischen 40’000 und 400’000 Betroffene.
Eine amerikanische Arbeitsgruppe veröffentlichte 2010 neue Kriterien für die Diagnose der Fibromyalgie. Die neuen Diagnosekriterien setzen auf eine Befragung der Betroffenen mit dem Ziel, die Schmerzen in 19 definierten Körperregionen auf einer Skala zu erfassen. Ähnlich werden die übrigen Beschwerden auf einer Symptomschwereskala eingetragen. Wiederholte Befragungen im Laufe von Monaten und Jahren erlauben es, die Entwicklung der Schmerzen zu verfolgen.
Erst vor 20 Jahren hat die WHO die Fibromyalgie in ihre offizielle Liste von Krankheiten aufgenommen. Doch es gibt Hoffnung: Erst vor kurzer Zeit fand man Hinweise darauf, dass Veränderungen an den Nervenzellen zu den Schmerzen führen können. Anfang 2013 veröffentlichten die Neurologin Claudia Sommer von der Uniklink Würzburg und ihre Kollegen den ersten Beitrag darüber: Fibromyalgie-Patienten wiesen weniger Nervenzellen im Gewebe auf als Gesunde. Kurz danach berichteten andere Forschungsgruppen über ähnliche Ergebnisse. Warum das so ist, weiss man bisher nicht.
Auch wenn die Fibromyalgie als unheilbar gilt, lassen sich die chronischen Schmerzen durchaus lindern und auch die übrigen Beschwerden mit einigem Erfolg behandeln. Die Leitlinien der Europäischen Rheumaliga und der Amerikanischen Schmerzgesellschaft empfehlen ein Programm aus drei Therapieformen: körperliche Aktivität und sportliches Training, psychologische und psychosomatische Therapie sowie medikamentöse Therapie, oft in Form von Antidepressiva.
Sportliche Betätigung mit Schmerzen? Eine Vorstellung, die für mich undenkbar war. Aber ich versuchte es: keine Hochleistung, sondern Pilates, Walking und Stretchen. Und bald fühlte ich mich besser. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass ein an die Leistungsfähigkeit angepasstes Training die Fibromyalgie lindern kann. Ich reagiere auch gut auf Wärme, die meine Muskeln entspannt. Auch die Tatsache, dass mein Leiden einen Namen hat, hat mir geholfen, und dass ich heute weiss, dass ich mir die Schmerzen nicht eingebildet habe.
Mehr Informationen über Fibromyalgie: Rheumaliga Schweiz.
21 Kommentare zu «Keine eingebildete Kranke»
Ohhh Mann, all die keine Fibromyalgie haben,,wollt ihr mal einen Monat all die Schmerzen Symthome,,,gerne tausche ich,,,,ich hatte 59 Kilo Leistungs Sportler,, und trotzdem Fibromyalgie erkrankt,,,, Immer Ernährung Gewicht man,,, wir sind ja alle doof und tun nix dagegen,,,bin 46 und in Erwerbsfähigkeits Rente,,,bis Regeleintrizalter,,,, seit 2Jahren Bald,,,weil i nimmer kann,,,,weil alles psychisch is hahahahagahahaha,,,,, die Psyche is kaputt weil die Schmerzen und das was alles rundherum kaputgeht weil man zu nix mehr zu gebrauchen is,,,,mann wird ausgereizt wenn man nicht mehr mit halten kann in der Leistungs drück orientierten Gesellschaft,,,,,Beruf wie Privat,,,ein Monat unsere KRANKEIT mit allem was dazu gehört,,, und ihr Redet anders darüber.,, schönen Abend
Dass die Schulmedizin bei all den epidemisch auftretenden Zivilisations-Krankheiten die falsche Ernährung nicht in Betracht zieht, ist gelinde gesagt ein Skandal. Wer an Rheuma leidet, muss zwingend auf pflanzenbasierte Ernährung ohne gesättigte Fette umstellen, den Alkoholkonsum einstellen und den ganzen Tag über stoffwechselfördernde Tees trinken.
Fibromyalgie ist kein Rheuma!! Und ich habe meine Ernährung umgestellt es hat nicht an den Schmerzen verändert
Wikipedia zu Fibromyalgie: „Die Umstellung auf vegane Rohkost zeigte innerhalb von sechs Wochen deutliche Verbesserungen in verschiedenen subjektiven Parametern der Fibromyalgie (Morgensteifigkeit, Schmerzen in Ruhe und Allgemeinzustand).“
herr niederer,
auch in wiki steht nicht alles über fibromyalgie und über die gesammten beeinträchtigenden symptome! und wiki wird von wem erstellt?und nicht jeder Fibromyalgiepatient ist gleich. dem einem hilft es, dem anderen nicht.der eine ist noch leistungsfähig , der andere eben nicht und meistens geht es immer weiter bergab.
Sind sie an fibromyalgie erkrankt? ich glaube, nein, ich bin mir sicher , das nur bretroffene das ausmaß wirklich begreifen können. natürlich ist ernährung ein sehr wichtiger teil, auch ich habe schon lange meine ernährung umgestellt, geholfen hat es leider nicht. wieviel man ausprobiert braucht man keinen betroffene sagen , die täglich dieser pein ausgesetzt sind.
Meine Frau erhielt vom Psychiater Lyrika, als Begleitmedikament gegen Depressionen.
Nach ca. einem halben Jahr verschwanden die Fibromyalgie-Schmerzen.
Sie sind nie mehr aufgetreten, auch nach absetzen des Medikaments.
Lyrica ist ein vielseitiges Medikament:
– Es wirkt Angstlösend
– Antiepileptisch und
– hilft gegen Neuropathische Schmerzen.
Wow – vielen Dank. Hoffe, ich kann das auch irgendwie bekommen!
Zum Einen nimmt man bei Fibromyalgie niedrig dosierte Antidepressivas gegen die Schmerzen. (Sie wirken aufs Schmerzzentrum) und zum Zweiten gibt es keine Heilung bei Fibromyalgie… Ich denke deine Frau hatte eher psychosomatische Probleme… Aber wie dem auch sei – schön, dass es ihr wieder gut geht.
Auch Mich hat es erwischt …man bestätigte Mir nach vielen Jahren ..Fibromyalgin „….nur die Hausärztin hat Mir nicht genau erklärt…was diese Krankheit bedeutet…denn vor vielen Jahren hatte man bei Mir eine Rheumatoide Arthritis festgestellt…Ich bekam Tabletten…wenig später war das weiße in Meinen Augen gelb…Sie schlugen Mir auf die Leber…Ich suchte eine andere Rheumatologin auf…Sie bestätigte dann : Keine Rheumatoide Arthritis sondern “ Arthrose „. Jeder sagte was anderes !!! Ich war mit Meinem Latein am Ende…
dr. med. b. kuklinski hat einen anderen (revolutionären?) ansatz zur betrachtung und behandlung von krankheiten (u.a. fibromyalgie) – mit beeindruckenden erfolgen.
http://www.dr-kuklinski.info
sehr empfehlenswert – nicht nur bei fibromyalgie!
Kann ich bestätigen, diese Ernährungsumstellung ist einen Versuch wert!
bitte schreiben sie aber auch dazu das die behandlung keine kk übernimmt, zumindest nicht in deutschland und woanders möglicherweise auch nicht. viele haben durch ihre erkrankungsdauer und versuche gesund zuwerden kaum noch rücklagen , auch weil sie nach gewisser zeit zwangsläufig ins sozialsystem abtrifften.
möglich das dies ein guter ansatz ist, das will und kann ich nicht bestreiten.
Nun, wenn man Schmerzen mit Krankheit gleichsetzt, ja, dann sind sie krank. Es werden zunehmend psychische Probleme , die sich körperlich manifestieren, mit einer körperlichen Diagnose versehen. Früher waren von dieser Art Beschwerden vor allem Migrantinnen aus dem Süden betroffen -alles tut weh, bzw. tutti fa male Syndrom. Die Hauptsache ist, sie zeigen Eigenverantwortung und tun etwas für ihr Wohlbefinden. Ich wünsche ihnen weiterhin alles gute.
Was für ein Blödsinn. Der Nervenschwund kann gemessen werden. Auch gibt es ein Verfahren aus Mexico, wo man mittels eines Pupullentests Fibro nachweisen kann. Mein HNO meint, mir fehle nichts, meine Neurologin meinte, ich bilde mir alles nur ein und wollte mir Psychopharma verschreiben und auch Dr. Prof. XXX von Uni Klinik ZH hat es nicht gerafft. Schade, darf ich keine Namen nennen. Alle Unfähig … Man sollte denen die Lizenz entziehen. Was nicht in den (20 Jahre alten ….) Schulbüchern steht, das gibt es auch nicht … basta …
Liebe Elvi, wenn Fibro nur aus Schmerzen bestehen würde, so hätten Sie Recht. Das ist aber 1 von ungefähr 100 Sympthomen. Kopfschüttel.
Ich glaube kaum , auf grund ihrer aussage das sie betroffen sind, sonst würden sie so eine aussage nicht machen! fibromyalgie zeigt sich nicht nur mit schmerzen, mein arzt(spez. auf fibromyalgie)uns auch er gibt zu das die forschung nur langsam vorwärts kommt, bezeichnete sie als die…. mit den 1000 gesichtern.
ein kurzer auszug; müdigkeit, erschöpfung, reizblase/darm,be,nachlassende kraft bei anstrengung, gefühlsstörungen, ödeme,schlafstörungen, herzstolpern,konzentrations/wortfindungsstörungen…. und ich könnte die liste noch fortsetzen ,was aber ausufern würde.
Ja genau so is es,,,
Wünsche Ihnen mal die so doof reden nur mal einem Monat all die Symptome dann redet er anders,,Immer die Ernährung und das Gewicht,,,,hahahah,,,war 59 Kilo Leistungsfähigkeit Sportler,,und trotzdem hab ich Fibromyalgie,,,,
Informieren Sie sich über bioidentische Hormone und Fibromyalgie.
Is ja klar, jeder weiß es besser, jeder hat ein Wundermittelchen zur Hand, klar und an der Ernährung liegt es auch…….selten soviel Mist gelesen sorry….
Da kann ich nur zustimmen. Als ob wir Betroffenen nicht schon ALLES versucht hätten… Wir sitzen schließlich nicht nur untätig rum und jammern 😉
dem kann ich mich nur anschliießen. jeder sollte sich glücklich schätzen den es nicht betrifft.
es ist schon erstaunlich wieviel nichtbetroffene meinen gute ratschläge geben zu können, wo selbst ärzte machtlos sind. und selbst diese wissen kaum etwas über die erkrankung.