Macht BH-Tragen wirklich krank?

Von Kopf bis Fuss

«The lift that never lets you down»: Amerikanische BH-Werbung aus den Fifties. Bild: PD

Mein erster BH war fliederfarben. Ein hauchzartes Stückchen Stoff, mehr Schmuck als Halt. Den hatte ich mit 17 auch nicht nötig. Beim letzten, den ich gekauft habe, halten sich Schönheit und Nutzen die Waage. Als Frau mit etwas mehr Oberweite beneide ich Geschlechtsgenossinnen mit der Figur einer Kate Moss, für die BH-Bügel ein Fremdwort sind. Und die im Sommer einfach ein Trägerleibchen tragen können ohne etwas drunter.

Nicht nur unbequem, sondern schädigend sei das BH-Tragen, sagt der Sportmediziner Jean-Denis Rouillon. Der Professor lehrt und forscht am Universitätsklinikum in Besançon und hat eine Langzeitstudie veröffentlicht, die ihn in die Schlagzeilen und in viele Zeitungen und Magazine brachte. 15 Jahre lang hat der ehemalige Betreuer des französischen Ski-Nationalteams Brüste vermessen und Studien über die Wirkung des BH-Tragens gemacht. Seine Folgerung: Frauen, die keinen BH tragen, hätten länger straffere Brüste. «Das Muskelgewebe straffte sich und wurde fester, die Trägerinnen hatten keine Rückenschmerzen mehr, und teilweise bekamen sie auch mehr Luft», sagte er gegenüber Welt.de.

Dass BHs der Gesundheit schaden, ist allerdings ein Mythos. Die Ursache dieses Ammenmärchens geht auf eine Fallstudie aus dem Jahr 1991 zurück. Sie besagte, dass Frauen, die im Alltag keinen BH tragen, ein geringeres Risiko eingehen würden, an Brustkrebs zu erkranken. Die Wissenschaftler der Studie glaubten, dass ein zu enges Anliegen der BH-Bügel Gifte in den Brustdrüsen eingeschlossen halte und dadurch das Brustkrebsrisiko erhöhe.

Von Kopf bis Fuss

Sängerin Katy Perry verzichtete an der Golden-Globe-Verleihung auf einen BH – mutmasslich aus gesundheitlichen Gründen. Foto: Keystone

Nichts gegen die Forschungsarbeiten von Professor Rouillon. Wobei sich mir schon die Frage stellt: Was ist der innere Antrieb eines Mannes, sich während 15 Jahren dem Vermessen der weiblichen Brust zu widmen? Aber der wirkliche Haken an der Geschichte: Die meisten der 320 Teilnehmerinnen dieser Studie sind Sportlerinnen zwischen 15 und 30 und tragen kleine Cupgrössen. O-Ton Rouillon: «Für Mütter oder übergewichtige Damen gilt die Anti-BH-These nicht.»

Nun ist aber erwiesen, dass die Brüste der Frauen in den letzten Jahren immer üppiger wurden, ein D-Körbchen ist heute keine Ausnahme mehr, sondern normal. Auch gibt es heute jede Menge gute BHs, die weder einschneiden noch die Luft abschneiden. Anscheinend ist das dem Professor entgangen. Er appelliert an die Frauen, in ihrer Freizeit auf den BH zu verzichten. Ich wittere in seinen Aussagen einen gewissen Voyeurismus eines alternden Mannes mit einer Lolita-Vorliebe. Die Wahrheit, was das BH-Tragen betrifft, ist nämlich ziemlich unspektakulär: Ein BH kann den Busen zwar unterstützen, allerdings nicht straffen. Das schafft höchstens Sport.

 

 

 

17 Kommentare zu «Macht BH-Tragen wirklich krank?»

  • Flo sagt:

    ich denke ds gesundheitliche Problem liegt unter anderem auch daran das sehr viele Frauen nicht den richtigen, gut sitzenden BH kaufen und dann trotzt Schmerzen auch tragen.
    Da lob ich mir doch die damals in jedem Warenhaus beratenden damen die für jeden Busen, jede figur das passende Stück gefunden haben.
    Schon seit Jahrzehnten trage ich zu Hause keinen BH und trotzt meines Alters „bestehe“ ich noch den Bleistifttest!

  • hpg sagt:

    Ich finde es immer wieder schön, wenn die Natur ihren Lauf lassen kann, besonders in unserer Gesellschaft der Kleiderzwänge. Wieso soll der Mensch eingreifen, wennn Mutter Natur jede Frau anders gestaltet hat? Ausnahmen sind natürlich gesundheitliche Gründe, wo eine gewisse „Stütze“ am Platz ist. Aber sonst würd ich sagen, besonders wenn es jetzt gegen den Frühling zugeht: Soviel Natur wie womöglich, soviel Kunst wie nötig. Schlimmer finde ich, dass man der Natur ja nicht mehr trauen kann, da allenthalben Silikon am Werk ist. Da müssen Frauen für eine völlig perverses Männerphantasie oft leiden. Wonderbra hin oder her.

    • Flo sagt:

      Da müssen Frauen für eine völlig perverses Männerphantasie oft leiden – müssen Frauen???
      Ist es nicht eben so oft der Konkurenzgedanke mit Freudinen u.ä. die Frauen dazu bringen solches zu tun?

  • edith schmidt sagt:

    ein gut sitzender BH ist für mich wie der erste kaffe am morgen! unumgänglich weil sonst das laufen hüpfen und gut geformte dasein kein spass macht oder sogar beschwerlich werden kann im lauf des tages.. ich nehme zwar nie den lift, damit meine beinmuskulatur gut geformt wird, aber es käme mir nie in den sinn den BH als muskel- oder haltekiller zu bezeichnen.. diese muskeln trainiere ich beim schwimmen.. aber tagsüber brauche ich ein ,, lifting,, am liebsten push… mal maxi… euch allen viel grandiosen halt in allen lebenslagen… edith

  • Tina sagt:

    Ich trage keinen BH. Nur wenn der Busen mal schön oder „anständig“ aussehen muss. Z.B. für ein Date oder ein Meeting. Der Körper gewöhnt sich an diese Art und man kann den Busen wirklich durch Haltung, Rückenmuskulatur, Dekolletee, stützen. Es fängt übrigens nicht an zu hängen. Ohne BH fühle ich mich sehr frei, nichts zwängt oder engt ein. Ich kanns jeder Frau empfehlen.

  • Hanspeter Müller sagt:

    Die beschriebene Studie gibt es nicht. Weder in Fachliteratur noch Pseudofachliteratur lässt sich etwas finden. Die älteste Quelle ist ein Radiobericht von gut 1 Min. auf france info von April 2013, der von CBS aufgenommen wurde und sich dann über die Welt verteilte. Die Anzahl der Studienteilnehmerinnen schwankt zwischen 130 und 330 je nach Artikel. Prof. Rouillon ist Sportmediziner, war Betreuer der F Ski-Nationalmannschaft und weiss ganz sicher, dass ein Busen nicht trainierbar ist, weil er aus Fett-, Drüsen- und Bindegewebegewebe besteht und der Muskel dahinter liegt. Erinnert mich an die Studie, die beweist dass Schokolade essen hilft beim Abnehmen.

  • Sara sagt:

    Lieber Michael, wie sie BH-Tragen mit Gespräche führen vergleichen, das ist mir jetzt gerade etwas schleierhaft. Für ein Gespräch braucht es ja immer zwei Personen, beim BH ist das doch eine ganz andere Sache. (Abgesehen von der Tatsache, dass sich -bis jetzt- gerade zwei Männer zu diesem Thema geäussert haben, symptomatisch irgendwie)

  • dr house sagt:

    abgesehen davon, dass ein BH ein unbequemes kleidungsstück ist, möchte ich bemerken, dass der busen selber durch sport nicht straffer wird. er enthält nämlich keine muskeln. die liegen unter dem busen. und was am BH-tragen schädlich sein kann, sind die materialen und farbstoffe. da wäre ich, wenn mir meine gesundheit lieb wäre, vorsichtig.

    • Pumuckl sagt:

      Lieber Dr. House. Ahnung hat man nicht, wenn man sich mitteilt, sondern wenn man weiss was man von sich gibt.
      1. Der Busen ist der Bereich der Brust, der nach innen geht und nicht nach draussen. Sprich der Spalt zwischen den Brüsten. Daher haben auch Männer einen Busen.
      2. Es ist wohl richtig, dass man die Brust selber nicht trainieren kann, aber das Binde- und Stützgewebe sehr wohl.
      3. Davon ausgehend, dass Training am gesamten Körper Fett „verbrennt“, werden auch die Brüste kleiner und – so das Binde- und Stützgewebe dann noch vorhanden und funktional ist auch straffer.

      Aber was weiss ich schon. Bin ja nur ein Kobold

      • Lulu sagt:

        Falsch, ohne BH Sport zu treiben verwandelt grosse Brueste zu Omletten.
        Desshalb trage ich zwei BH’s beim Sport und meine DD’s richten sich perfeckt nach Oben mit 36 Jahren.
        Schauen sich doch die Busen der Frauen in Naturvoelckern an oder einer Hipioma, Gravitaet!

      • Pumuckl sagt:

        Geschätzte Lulu. 1. Gehe ich mal davon aus, dass Ihre Brüste zwar sicherlich für Sie selber stehen, nicht aber für den Rest dieser Welt. 2. Doppel D ist (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) noch keine Standardgrösse. Da braucht es gelegentlich schon Hilfsmittel. Ein Mann mit nem 40 cm Penis braucht wahrscheinlich auch häufiger ein Suspensorium. 3. Was bitte ist an der Aussage zum Busen falsch? Was an der Aussage, dass Binde- und Stützgewebe trainiert werden kann? Was an der Aussage, dass das Speicherfett bei Sport am ganzen Körper „verbrannt“ wird und nicht nur an einigen wenigen Stellen? ….
        4. Mit 36 haben Sie ja kaum je einen Hippie live gesehen. Aber vergleichen ihre jungen Brüste mit denen einer alten Frau? Und leiten daraus auch noch Schlussfolgerungen von allg. Gültigkeit ab?

      • Hanspeter Müller sagt:

        @Pumuckl: Ihre Aussagen zum Busen sind tatsächlich alle falsch. Ein Busen geht nach Aussen, darum heisst es zB Finnischer Meerbusen. Das ist eine Ausbuchtung der Ostsee. Was Sie meinen ist das Decolleté. Binde- und Stützgewebe ist tatsächlich nicht trainierbar. Das sind Fasergewebe mit Einlagerungen und sind nicht beweglich. Trainierbar sind einzig Muskeln und die sind hinter der Brust. Und zuletzt durch Abnehmen wird der Busen nicht straffer. Wenn Fett innen drin weg geht („verbrannt wird“) und die Hülle gleich bleibt (Haut schrumpft nicht einfach so) wird das Ganze schlaffer. Kann Ihnen jedes Jojo-Opfer bestätigen.

      • Pumuckl sagt:

        @ Müller. Ooops. Da haben Sie sich aber ein bisschen zu weit aus dem Fenster gehängt Herr Müller. Busen steht für „Bucht“ … und wenn Sie sich den finnischen … oder auch sonst einen Meerbusen mal angeschaut hätten, wäre Ihnen sogar schon optisch aufgefallen, dass Ihre Aussage …. nun ja … ziemlich dünn ist. Schliesslich sind wir ja die Landbewohner und das Wasser kommt zu uns rein – nicht raus.
        Zur Trainierbarkeit von Binde- und Stützgewebe sollten Sie mal die Fachliteratur lesen. – In Ihrem Fall würden die Titel der Artikel schon reichen um Sie zu wiederlegen. Also viel Spass beim googlen.
        Und da Haut durchaus elastisch ist, ist auch Ihre letzte Aussage so nur teilweise richtig. Schauen Sie sich mal eine Frau 1 Jahr nach der Entbindung an. Ooops. Der Bauch hat sich verändert.

      • Hanspeter Müller sagt:

        @ Pumuckl: „sollten Sie mal die Fachliteratur lesen“, „viel Spass beim googlen“. Wenn Sie Ihre Fachkenntnisse durch Titel lesen bei google erwerben sagt das genug. Ich lese Fachliteratur im Original, und zwar vollständig. Das ist der Unterschied zwischen Laie und Fachperson. Und die aktuelle Literatur ist mir durchaus bekannt. Binde- und Stützgewebe ist nicht trainierbar in dem Sinne, dass sich ein Busen dadurch anhebt. Und Haut ist zwar elastisch bis zu einem gewissen Grad, aber nicht über Wochen und Monate und nicht „selbstliftend“.
        Enthymologisch hat Busen und Bucht nichts miteinander zu tun. Inhaltlich auch nicht. Auch hier gibt es keinerlei Fachliteratur, die Ihre Behauptung untermauert. Der Einzige, der Ihre These vertritt ist Andreas Busch, Autor und Automobilkaufmann.

    • Pumuckl sagt:

      @ Müller. Es ist doch immer wieder toll, wie selbsternannte Fachleute (wie scheinbar Sie), ihre eigenen Interpretationen für massgeblich halten.
      Aber wie schon weiter oben gesagt….. Was weiss ich schon …. ich bin ja nur ein Kobold.
      Uuuuund tschüss

  • Michael sagt:

    Seltsame Frage nach dem Antrieb ! Da könnte man dann auch fragen warum jemand Proktologe wird. Seltsam ist allerdings eher, wenn jemand dem anderen Geschlecht etwas vorschreiben möchte, was selber nie erfahren werden kann – Männer den Frauen etwas über den BH, Frauen den Männern etwas über Gespräche beispielsweise.
    Rein physikalisch kann ich mir als Mann nur vorstellen, das es ab einer gewissen Cupgrösse für Frauen angenehmer ist, einen gut sitzenden BH zu tragen, als alles der Schwerkraft oder Querbeschleunigung zu überlassen.

    • Annalena sagt:

      Dass Männer keinen Zugang dazu haben, wie es ist, einen BH zu tragen, ist verständlich: Männer mit einer „unterstützungspflichtigen“ Gynäkomastie sind mir noch nie begegnet. Bei den Gesprächen sieht das etwas anders aus, da verfügen beide Geschlechter über die notwendigen Organe. Was hindert also Frauen daran, mit Männern über Gesprächskultur zu kommunizieren?

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