«Peinliche» Beschwerden, über die man ungern spricht
Bandscheibenvorfall, Nackensteife, Gallensteine: Es gibt wenige Krankheiten, über die man sich nicht austauscht. Und selbst Depressionen, Panikattacken oder ein Burn-out werden nicht mehr totgeschwiegen. Und doch gibt es sie, die Beschwerden, die man lieber verschweigt und selbst bei einem Arztbesuch nur mit Überwindung rausrückt. Denn dieser könnte ja denken, es sei mangelnde Hygiene oder etwas, das man durch eigene Nachlässigkeit selber verursacht hat.
Im letzten Sommer bekam ich während der Ferien in Frankreich durch die grosse Hitze unter der linken Brust einen Ausschlag. Die kleinen, mit Wasser gefüllten Bläschen juckten sehr stark, und weder kaltes Wasser noch eine Zinksalbe brachten Linderung. Es blieb mir also keine andere Wahl, als in einer Apotheke nachzufragen, was ich dagegen tun könnte. Und es geschah genau das, wovor ich mich gefürchtet hatte. Nachdem ich den Ausschlag geschildert hatte, sagte die Apothekerin mit lauter Stimme: «Sie haben einen Pilz!» Sie sagte das auf Französisch, aber es tönte nicht besser als auf Deutsch. In diesem Moment fühlte ich mich wie eine Aussätzige und entgegnete flüsternd: «Ich dusche aber täglich.» «Das hat nichts damit zu tun», sagte sie energisch, und reichte mir eine Tube mit einer Creme. «Dreimal täglich anwenden, und wenns nicht besser wird, zum Arzt», trötete sie weiter. Der Halbwüchsige, der neben mir an der Kasse stand, lächelte mich schief an, und es hätte mich nicht gewundert, wäre er ein paar Schritte vor mir zurückgewichen.
Hätte ich also schweigend leiden sollen? Nein, die Symptome hätten sich verstärken können. Im Ausland kann man es sich meistens nicht aussuchen, wer einen in einem solchen Fall berät. Man ist froh, überhaupt Hilfe zu bekommen. Ganz anders zu Hause. Da würde ich mich von einer Person meines Vertrauens beraten lassen, sei es mein Hausarzt oder der Apotheker, der hoffentlich ohne Megafon Auskunft gibt.
Weitere «peinliche» Beschwerden:
Hämorrhoiden
Schätzungen zufolge haben über 50 Prozent aller Menschen jenseits des 30. Lebensjahrs krankhaft vergrösserte Hämorrhoiden. Krankhaft sind die Schwellkörper, die in der Schleimhaut des unteren Enddarms ein dichtes Gefässpolster bilden, erst dann, wenn sich in diesen das Blut staut und nicht mehr ungestört abfliessen kann. Man spricht dann auch von einem Hämorrhoidalleiden, das mit hellroten Blutungen, Juckreiz und Schmerzen einhergehen kann. In der Schwangerschaft, bei Übergewicht und Verstopfung kann es zu einer Zunahme von Hämorrhoiden kommen.
Was hilft? Nicht zu stark pressen. Denn dabei steht der Analbereich unter einem hohen Druck, was vergrösserte Hämorrhoiden begünstigt. Im Anfangsstadium helfen Kamillenbäder und Hamamelis-Salbe oder verschiedene Cremes und Zäpfli aus der Apotheke. Kleine Änderungen des Lebensstils, mehr Bewegung, ballastreichere Ernährung bringen ebenfalls Linderung. Schwangerschaftsbedingte Hämorrhoiden gehen nach der Geburt oft zurück. Bei Blutungen im Analbereich ist ein Arztbesuch empfohlen.
Mundgeruch
Man liest zuweilen, dass man den eigenen Mundgeruch wahrnehmen könne, wenn man in die hohle Hand atmet, aber das funktioniert nicht. Am besten wirkt, was am schwierigsten umzusetzen ist – jemanden zu fragen, dem man vertraut. Und nein, «Mundgeruch kommt nicht, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, vom Magen aus», sagt Andreas Filippi, Professor an der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Basel und dort verantwortlich für die Mundgeruch-Sprechstunde. Bei etwa 90 Prozent der Fälle sind Bakterien im Mundraum die Übeltäter. Sie produzieren Schwefelverbindungen und so einen unangenehmen Duft.
Was hilft? Ein Besuch beim Zahnarzt und eine gründliche Zahn- und Zungenreinigung, evtl. eine Parodontitisbehandlung.
Blasenschwäche
Eine der meistverschwiegenen Beschwerden: Eine Umfrage von Always Discreet ergab, dass sich 65 Prozent der betroffenen Frauen nicht zu einem Arztbesuch durchringen können. Frauen, die unter Blasenschwäche leiden, können nicht mehr kontrollieren, wann sie mal müssen. Die häufigste Form von Blasenschwäche ist die sogenannte Belastungsinkontinenz. Husten oder Lachen führt zu unkontrolliertem Urinverlust, in schwereren Fällen bereits Laufen, Treppensteigen und schliesslich Liegen. Blasenschwäche ist nicht gefährlich, für die Betroffenen aber sehr unangenehm. Vor allem junge Mütter sind dafür anfällig: Ihr Beckenboden ist durch Schwangerschaft und Geburt geschwächt und wird durch das Tragen des Babys zusätzlich belastet. Bei älteren Frauen kann eine Blasenschwäche entstehen, weil sich der Hormonhaushalt verändert. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind Übergewichtige und Frauen mit schwachem Bindegewebe.
Was hilft? Beckenbodentraining oder Medikamente.
Reizdarm
Die Krankheit, die auch Irritable Bowel Syndrome (IBS) genannt wird, bleibt oft jahrelang unerkannt. Laut Schätzungen sind 10 bis 12 Prozent aller Erwachsenen betroffen – mehr Frauen als Männer. Medizinisch betrachtet, handelt es sich bei IBS um eine funktionelle Darmstörung mit unterschiedlichen Symptomen wie Bauchkrämpfen, chronischem Durchfall, Verstopfung. Oder es besteht eine Mischform, bei der sich die Beschwerden abwechseln. Viele Betroffene leiden unter Dauerstress und müssen sich immer in der Nähe einer Toilette aufhalten.
Was hilft? Unbedingt medizinisch abklären lassen! Es könnten eine chronisch entzündliche Erkrankung, Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten dahinterstecken.
Warzen
Warzen sind Hautveränderungen, die durch Viren ausgelöst werden. Fast jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens von Warzen befallen – sie sind zwar unschön und lästig, aber sie verschwinden auch ohne Behandlung meist wieder von selbst. Normalerweise wehrt unser Immunsystem solch ungebetene Eindringlinge ab, doch wenn die körpereigene Abwehr geschwächt ist, können sie die Haut befallen. Am häufigsten treten durch Papillomviren ausgelöste Warzen an Händen und Füssen auf.
Was hilft? Kälte- oder Lasertherapien, chemische Mittel, Pflaster oder Tinkturen.
13 Kommentare zu ««Peinliche» Beschwerden, über die man ungern spricht»
Über Hämorrhoiden spricht man in der Tat nicht gerne und vor allem auch nicht gerne mit seinen Freunden/Bekannten. Das ist irgendwie auch ein doofes Thema. Was halt viele Menschen gar nicht so wissen, ist, dass wir alle Hämorrhoiden haben und dass diese Gefäßpolster eben wichtige Funktionen übernehmen. Ich beuge inzwischen gegen Hämorrhoiden effektiv vor und ich bin dafür in die Hocke im 35 Grad Winkel gewechselt. Der Hoca Toilettenhocker hat für die Hocksitzhaltung seinen festen Platz vorm Sitzklo. In der Hocke muss man eben nicht pressen, so dass Hämorrhoiden sich im Anfangsstadium auch nicht vergrößern. In der Hocke ist einfach die schmerzfreie Darmentleerung möglich. Ich möchte die Hocke nicht mehr nicht praktizieren für meine dringenden Geschäfte.
Hallo ,
ich möchte gerne einen Tipp loswerden, der auf jeden Fall bei Hämorrhoiden sowie beim Krankheitsbild Reizdarm vorbeugende Abhilfe leisten kann. Ich habe mir im letzten Jahr einen Toilettenhocker online bestellt. Ich meine das Modell heißt hoca Toilettenhocker, seitdem habe ich angenehme Toilettengänge und die Hockposition, die man durch den Hocker einnehmen muss, erleichtert total die zu verrichtenden Geschäfte auf Toilette und das sogar ganz ohne Pressschmerzen. Ich habe online gute Videos dazu gesehen, da kann ich den Mediziner Dr. Johannes Wimmer empfehlen. Der erklärt das super verständlich, warum die Hockposition eine vertraute Angelegenheit beim Absolvieren des Stuhlgang ist.
Viele Grüße
Wie wäre es in der Apotheke eine Beratung unter 4 Augen zu verlangen. Zudem gibt es heute invielen Apotheken Beratungsräume.
In etwa 40%: aller Apotheken arbeiten sowohl Apotheker wie auch Apothekerinen. Diesem Wunsch kann also auch entsprochen werden.
In Apotheken haben Sie keine Wartefristen um einen Termin zu bekommen.
Wählen Sie Ihre Vertrauensapotheke nach Ihren Bedürfnissen.
Loris
Wurmbefall der ganzen Familie :o( Find ich noch schlimmer als Läuse. Solche hatten wir zwar noc nie, aber Parasiten. Nur schon realisieren, was man hat und dann eben auch das Medikament bekommen in der Apotheke: „Ja sind sie denn gaaaaaaaanz sicher, dass sie Würmer haben? Sonst dürfen sie das Medikament nicht nehmen!“ Herrgott noch mal! Die grusigen Viecher müssen ja nicht gleich einen Fototermin mit mir haben, damit ich sicher bin!
Andere Länder andere Sitten! In Mexiko werden Anti Wurm Mittel in der Fernsehwerbung gezeigt, und die Gesundheitsbehörde empfiehlt regelmässige Entwurmungen der ganzen Familie, wie übrigens auch die Veterinäre.
Jede mir bekannte Apotheke verfügt über ein kleines Séparée, in dem man auf Wunsch die Beschwerden unter vier Augen beschreiben kann. Habe ich zwar noch nie benötigt, aber das ist vielen Leuten nicht bekannt.
diese aufgelisteten sehr unangenehmen krankheiten sind wirklich das, was sich niemand wünscht.. meistens versucht man dann zuerst über safari etwas zu erfahren oder man geht in eine apotheke wo sie einen nicht kennen… nur oft wäre ein sofortiger artzbesuch wohl das einfachste und schnell heilenste… denn so rumdökterlen hilft oft über wochen wenig bis überhaupt nicht und kratzt an den nerven! dann doch lieber ein momentan etwas unangenehmes sich outen beim spezialisten… wenn dann ein zweites mal das schiklsal zuschlägt wäre es sinnvoll man hätte den namen der medikamente noch, so kann man sich mind dann! den arztbesuch ersparen… soviel selbstverantwortung darf ein zweites mal schon sein… edith
manchmal mach auch ich safari…
Als Mutter von 4 Kindern hatte ich leider schon oft mit Warzen zu tun. Was gerade auch bei Kindern gut hilft, ist Chelidonium 10% von Weleda oder wenn die Warze zum Beispiel am Finger ist, Isoliertape draufkleben, nach einigen Tagen ist sie weg.
Auch in schweizer Apotheken ist es mit der Diskretion nicht weit her, wie ich letzthin mit einem Verdacht auf Fusspilz feststellen musste.
Warum gibt es so einen riesigen Grau- und Schwarzmarkt für die berühmten „blauen Pillen“? Nicht nur weil sich viele Leute unter Leistungsdruck setzen, sondern auch weil es für viele Männer unerträglich ist so etwas bei Arzt und Apotheker (schlimmer noch: einer attraktiven Apothekerin) anzusprechen und als „Versager“ dazustehen. Deshalb bestellen viele Männer lieber zweifelhafte Kopien im anonymen Internet und lassen sie diskret per Post liefern. Auch ich hatte solche Probleme in einer Stress-Phase und wurde mit diesen Hemmungen konfrontiert – und staunte, wie wenige meiner Kollegen diese Hemmungen überwinden und im Gespräch (mit Arzt und Apotheker) eine befreiende Normalität erleben.
Bei der „attraktiven Apothekerin“ muss man den Wunsch nach den „berühmten blauen Pillen“ (es sind Tabletten) nicht „ansprechen“. Man kann wortlos das Rezept auf den Tresen legen, denn ohne Rezept gibt es die in der Schweiz nicht. Und den Graumarkt gibt es vor allem der exorbitanten Preise wegen. Nicht alle Kopien übrigens sind zweifelhaft.
vielleicht gibt es einen grau- und schwarzmarkt, weil die pillen nur auf rezept erhältlich sind?