Warum das Männerbürzi bünzlig ist

Auch bei offiziellen Anlässen ein Bun-Träger: Leonardo DiCaprio bei der Auszeichnung zum Friedensbotschafter durch die Vereinten Nationen. Foto: Timothy A. Clary, AFP

Nicht nur ich interessiere mich brennend für alles, was mit Haaren zu tun hat, auch immer mehr Männer wollen mehr über dieses Thema wissen. Auf Welt.de habe ich gelesen, dass 2015 bei Google erstmals häufiger nach Männerhaar als nach Frauenfrisuren gesucht wurde. Und dies nicht nur in Bezug auf Haarausfall und Glatzenpanik. Immer mehr Männer wollen nämlich Tipps, wie man die Haare am besten wachsen lassen kann, wie man sie pflegt, welche Schnitte im Trend sind und wie man einen «Man Bun» frisiert.

«Man Bun» ist übrigens nicht die Kurzform für ein männliches Bunny, sondern der Ausdruck für einen Haarknoten, den ein moderner Mann auf dem Hinterkopf, mal ein bisschen höher, mal ein bisschen tiefer, trägt. Je nach Haarfülle oder Haarlänge fällt er mal üppiger und mal bescheidener aus. Wichtig ist, dass der Knoten nicht zu frisiert aussieht. Er sollte immer ein bisschen nachlässig wirken, so, als hätte man ihn nach dem Aufstehen innert Sekunden frisiert.

Berühmte Träger des Vogelnestes gibt es viele: Die Schauspieler Jared Leto und Leonardo DiCaprio waren quasi die Vorreiter, sie trugen ihn bis vor kurzem. Allerdings geriet ihnen dies nicht zu ihrem Vorteil, vor allem DiCaprio sah mit seinem ungepflegten Bart und den fettigen Haaren aus wie ein Penner. Aber nicht nur Schauspieler fanden Gefallen am Bürzi, auch der Fussballer Zlatan Ibrahimović und der Geiger David Garrett sind, nach wie vor, Bun-Träger.

Der Männerdutt ist nach Skinny Jeans, Beuteltasche und Nerdbrille also das angesagte Körpermodeaccessoire. Im britischen «Guardian» mutmasste man sogar, dass der Bun «der neue Bart» sei. Da in der Schweiz fast jeder zweite Mann eine Form von Gesichtsbehaarung trägt und diese bekanntlich bereits wieder aus der Mode gekommen ist, dürfen wir uns auf neue haarige Zeiten freuen.

Im Netz, in Blogs und auf Youtube wird dem Bürzi gehuldigt, es gibt unzählige Guides, und 1,4 Millionen Männer und Frauen folgen dem amerikanischen Fitnesstrainer Brock O’Hurn, dem «König des Buns», der auf Youtube gern auch mal lasziv mit nacktem Oberkörper zeigt, wie er sein langes Haupthaar zu einer losen Schnecke dreht.


Ist ja nicht wirklich kompliziert, hier trotzdem eine kleine Videoanleitung. Quelle: Youtube

Apropos Tiere: Ich finde das Getue um den neuen Knoten des Mannes ehrlich gesagt etwas affig und bünzlig – denn so viel aufgesetzte Lässigkeit ist alles andere als cool. Das Gegenteil ist der Fall.

Nicht dass Sie jetzt glauben, dass ich Männer mit langen Haaren grundsätzlich unattraktiv finde. Im Gegenteil, ich liebe Männer mit ungezähmten Locken und Wellen und habe auch Verständnis, wenn sie diese zusammenbinden, denn es gibt ja durchaus gewisse Beschäftigungen, bei denen die lange Pracht stört. Aber dieses eitle «Ich bin ja so was von lässig»-Getue, «meiner Attraktivität kann nicht mal eine Grosi-Frisur etwas anhaben», geht mir so auf die Nerven, dass ich hoffe, dass dieser Trend bald von einem nächsten abgelöst wird. Schlimmer wirds ja nimmer.

 

32 Kommentare zu «Warum das Männerbürzi bünzlig ist»

  • Peter Bünzli sagt:

    Wirklich bünzlig sind nur Menschen, die das Wort bünzlig verwenden müssen.

  • Anna Meier sagt:

    Er steht nicht allen, aber wenns zum Typen passt ist ein Manbun einfach nur unglaublich sexy… 😀 Und da ich eh keinen Mann fürs Leben suche sondern lieber Affären habe, sind Äusserlichkeiten nun mal sehr wichtig 😀

  • Widerspenstige sagt:

    Also mir ist es eigentlich völlig egal, wie er seine Frisur trägt. Hauptsache, er pflegt sich pragmatisch, kommt selbstbewusst daher und hat das Zeug dazu, mich als emanzipierte Frau als solche zu behandeln. Was nützt mir ein Mann mit toller Kurzhaarfrisur, wenn er mir nicht mal die Einkaufstaschen tragen und nicht die Türe aufhalten will? Eben. Gaaanz pragmatisch denken und locker bleiben 😉

    • Bärner sagt:

      Ähem, als emanzipierte Frau öffnen Sie sich die Türe aber selbst und tragen die Einkaufstasche gefälligst auch alleine. Indem Sie auf diese Punkte pochen, beweisen Sie, dass Sie nicht wirklich emanzipiert sind!

    • Widerspenstige sagt:

      Sie sehen es so, Bärner, ich und noch ein paar andere emanzipierte Frauen und Männer in meinem Umfeld sehen es so wie ich es beschrieben habe. Emanzipation heisst nicht per se, dass man Stil und Klasse dabei aussen vor lässt – bei Frau wie bei Mann. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

      • Christoph Bögli sagt:

        Recht angestaubte Perspektive. Emanzipiert hiesse wohl eher, dass man selbstverantwortlich und unabhängig vom Geschlecht respektvoll und hilfsbereit mit einander umgeht. Wenn ich physisch stärker als meine Freundin bin, trage ich natürlich die schwerere Tasche, aber jene zu behandeln als wäre sie aus Glas, wäre schlicht beleidigend. Im übrigen, anders herum nimmt sie mir natürlich auch was ab wenn ich (zu) schwer schleppe – oder hält mir die Tür auf weil ich dann keine Hand frei habe. Das sollte eigentlich ein intuitives Geben und Nehmen sein. Zu meinen, nur weil man eine Frau, wäre müsste jeder Mann einem alles nachschleppen und den Diener machen ist ziemlich daneben..

      • Widerspenstige sagt:

        Hihi, das habe ich erwartet, dass Christoph B. oder so noch auftauchen und mir widersprechen. Natürlich haben Sie recht, dass dieses Beispiel mit dem Einkaufstaschentragen und Türeaufhalten situativ bedingt ist. Das habe ich nicht präziser ausgedrückt und Sie haben das ganz Klasse gemacht, Christoph. Bin angenehm überrascht und nein, den Diener spielen lassen ist nicht so mein Ding. Das überlasse ich dann entsprechenden Rollenspielern…

  • Hefti Rolf sagt:

    Ich dachte das seien Fans von Samuraifilmen oder Budosportler.

  • Peter E. M. Schudel sagt:

    In ganz Asien ist das Bürzi bei Männer jahrtausende alte Tradition, folglich auch wieder kein neuer Trend…

  • arbeiter sagt:

    Also, ganz einfach geradezu lächerlich, ein Mann mit langen Haaren, für mich noch ein Bubi. Und wird es immer bleiben. Ein rassiger, kurzer Haarschnitt lässt mich mehrfach hingucken. Also Männer, bleibt gepflegt und lässt diese bünzlis. Und richtig, im Sommer sehe ich dies bei Frauen auch, ein Top, die BH Träger aber breiter, einfach gruuuuusig.

    • Tina Balmer sagt:

      Ab Cup D wirds halt schwierig mit den dünnen Trägern. Meine Lösung – Trägertop mit eingebautem Support plus BH mit dünnen Trägern. Bloss sind solche Tops meist nicht so schön.. Trägerlose BHs sind eher etwas für trägerlose Kleider, unter Tops zeichnen sich diese nämlich unschön ab. Grundsätzlich ist mir aber eher egal, ob sich jemand an meinen BH-Trägern stört, mein Gott, schaut woanders hin. Wenn Leute stinken, in Parfum getränkt sind, mit offenem Mund kauen, laut Musik hören oder Kebab im Tram essen ist es jedenfalls viel störender, da man nicht einfach weghören oder wegriechen kann.

      • Peter E. M. Schudel sagt:

        Ja, aber das Thema war doch Männer mit Bürzi… Wieso stört sich Frau am männlichen Aussehen und selber sind sie nicht mal in der Lage, BH-Schalen, trägerloser BH und normaler BH zu unterscheiden…!!!

  • Antonio sagt:

    Wie Männer ihre langen Haare tragen, geht mir ziemlich am „A…“ vorbei. Das ist ihre Sache. Ich trage/trug meine langen Haare immer offen, wallend offen. Vielleicht habe ich eine Affinität für Indianer, besonders Sqauws. Das Attribut ‚bünzlig‘ finde ich auch schon ziemlich ‚ausgelutscht‘. Das ist mir ebenso egal.
    Dann eben gepflegter Indio-Bünzli 😉

    • Dieter Neth sagt:

      Das muss dann aber Squaw heissen, Herr Stadtindianer! Vielleicht sollten Sie sich mal wirklich bei den Indios umsehen. Wenn schon lange Haare, dann mit Stirnband gebändigt oder zum Zopf geflochten. Nix mit wallend offen, da verfängt man sich nur im Dornengestrüpp, oder die Mähne kommt einem beim Pfeilbogen-Schiessen in die Quere. Oder beim Maisanbau, was die ja viel mehr machen als jagen. Eine Männerfrisur muss praktisch sein, sonst setzt einen die Indianerin nämlich vors Zelt oder Haus – als Nichtsnutz! Das sind nämlich rechte Emanzen.

  • Peter sagt:

    Für dieses ‚Männerbürzi‘ gibts meiner Meinung nach nur eine Bezeichnung: Sch…eusslich. Schon bei Frauen sieht ein Dutt meistens ömelig aus. Aber Männer mit so etwas… grässlich. Wie kommt man dazu, sich derart zu verunstalten?

    • ruf sagt:

      Richtig scheusslich und unschweizerisch.
      Möglicherweise hätte Oskar Freysinger ohne seine
      Unfrisur bessere Chancen in den BR gewählt zu werden. Ein Bundesrat mit Bürzi ist schwer vorstellbar.

  • Peter E. M. Schudel sagt:

    Wenn Frauen nur an Männern rumnörgeln können, aber im Sommer dann ein Top mit Spaghetti-Träger und darunter einen BH, dessen Träger doppelt so breit sind und erst noch anders farbig… Um das noch zu toppen, ein rückenfreies Kleid und quer drüber einen BH… Ihr habts grade nötig…

  • Mein Hund trägt ihn jeden Tag. Er sitzt am richtigen Platz und bewegt sich, wenn er ein Weibchen trifft. Wer kann das als Mann von sich sagen?

  • Lutz sagt:

    Anti-Hipster ist auch Hipster

  • edith schmidt sagt:

    es kann kein mensch aus sich so viel schönheit heben, dass sie ihn ganz verdeckt! seines wesens ein stück sieht immer dahinter hervor!
    rainer maria rilke.
    edith

  • Ueli sagt:

    Wer als Mann sich Modemagazine anschaut und dann Lust darauf hat mit Pennervollbart und Bürzi rumzulaufen – besitzt in etwa so viel Individualität wie eine Ameise.

  • Ich weiss ja nicht, was für ein Problem Sie haben. Meines Wissens ist dieses „Bürzi“ einfach eine Hochsteckfrisur.
    Dickes Haar > Wilde Locken > Wachsen lassen > lustige Frisur > Bürzi (= Ordnung ins Chaos bringen)

    Regt euch doch bitte über wichtigere Dinge auf als über Frisuren. Ihr Möchtegern ANTI-Hipster!

  • Anita sagt:

    Ich mag Männer, die aussehen wie Männer, sich benehmen wie Männer. Was nicht heisst, dass sie nicht gepflegt sein dürfen oder nicht mit Messer und Gabel umgehen können… Aber wenn einer länger im Bad hat als ich, mehr Körperpflegeartikel als saubere Socken hat, dann ist das eher abtörnend.
    Also ihr Männer, bitte nicht jedem Modefurz folgen. Es gibt Frauen, die euch gerade wegen eurer Individualität mögen und kein Massenprodukt wollen!!
    Einen schönen Sonntag!

  • Hans Hintermeier sagt:

    „dass 2015 bei Google erstmals häufiger nach Männerhaar als nach Frauenfrisuren gesucht wurde“: Die Männer werden immer mehr zu Frauen! Einstige Männertugenden (Unkompliziertheit, Unabhängigkeit, Natürlichkeit, Stärke…) zählen ja nichts mehr (werden belächelt) und die Frauen scheinen gerne solche Männer zu haben, die gleich lang vor dem Spiegel stehen wie sie und über „Mode“ sprechen. Der „moderne“ Mann passt sich den Ansprüchen der Frau an, weil er keine eigene Ausrichtung/Ziele mehr hat. Die Kosmetikindustrie freut sich, kann sie nun auch bei den Männern richtig abkassieren. Ob die Frauen wohl auf lange Frist zufrieden sind mit einer 2. Frau (aka Mann) im Haushalt?

    • Matt Kimmich sagt:

      Und im Umkehrschluss sollen Frauen kompliziert, abhängig, unnatürlich/affektiert und schwach sein, damit sie als weiblich gelten? O_o

      Es bleibt dabei: Tugenden in männlich/weiblich zu unterteilen, ist sinnlos und hilft kurz- und langfristig weder den Männern noch den Frauen.

      • Hans Hintermeier sagt:

        Nein, meinte sicherlich nicht den Umkehrschluss, den Sie gezogen haben. Es nervt vielmehr, dass man heute den Männern die ganze Zeit einredet, dass sie schwach sein dürfen/sollen (den Frauen redet man das Gegenteil ein, dass sie stark sein müssen), das ist auch nicht Gleichberechtigung!

  • Andreas sagt:

    Schon toll wie es gesellschaftsfähig geworden ist, das Aussehen von Männern zu kritisieren und ihnen nahezulegen, wie sie es doch besser machen sollen. Würde man die die Rollen tauschen, würde daraus sofort ein Genderthema forciert und von Oppression gesprochen.
    Schlimmer gehts nimmer.

    • Tina Balmer sagt:

      Ist das nicht einfach Gleichberechtigung? Frauen sind, unabhängig von Charakter, Intelligenz, Humor, Ausbildung und anderen Errungenschaften, ja jeweils genau so viel wert wie ihre Fähigkeit, entgegen jeder statistischen Probabilität möglichst so auszusehen wie es 0.5% der weiblichen Bevölkerung tun. Das nimmt je nach innerer Stärke und Alter sehr viel Gedanken- und Schaffenszeit ein, in der sich Männer mit relevanteren Dingen befassen. Ein fieses Gedankenkorsett, dessen konstequentes Ablegen oft auf externe Gegenwehr stösst, schliesslich darf man sich unmöglich „gehen lassen“.

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