Sieben Tipps gegen Hungerattacken
Eigentlich bin ich ein vernünftiger Mensch. Und es gibt Lebensbereiche, in denen ich eine gewisse Struktur und Disziplin für unverzichtbar halte. Da wäre mal der Job und … – sorry, mehr fällt mir momentan nicht ein. Also sagen wirs so: Ich gebe mir echt Mühe, ein strukturiertes und vernünftiges Leben zu führen, wenn es um so wichtige Bereiche wie Gesundheit, Finanzen und Ernährung geht.
Nehmen wir Letzteres. Weil ich weiss, dass ich punkto Essen zu einem gewissen Laissez-faire neige – für mich sind ein Pain au Chocolat und Thon mit Mayo kein kulinarischer Gegensatz, sondern ein kulinarischer Höhepunkt –, versuche ich, mich im Alltag möglichst ausgewogen zu ernähren. Regelmässige Mahlzeiten, vollwertige Nahrungsmittel, Produkte aus der Region helfen dabei. Und okay, hin und wieder etwas Schokolade. Oder etwas mehr. Zum guten Glück ist mein Mann ein wunderbarer Koch; das hilft ungemein bei der gesunden Ernährung. Ohne ihn würde ich wohl verhungern – oder mich von Pain au Chocolat und Thon mit Mayo ernähren.
Bei aller Vernunft: Es gibt dann diese Nächte, wo mich die Begierde überkommt und ich morgens um eins vor dem Kühlschrank stehe und mich der Kühlschrank-Cuisine hingebe. Dieser Begriff stammt übrigens nicht von mir, sondern von meiner geschätzten Kollegin Meike Winnemuth, die sich hin und wieder dem gleichen Phänomen ausgesetzt sieht. Sprich: Sie findet die fliegende nächtliche Verköstigung köstlich. In ihrer Kolumne im Magazin «Stern» schrieb sie: «Kühlschrank-Cuisine ist eine Kunst, der bislang viel zu wenige Bücher gewidmet wurden. Gar keines, soweit ich das überblicke. Sehr schade, denn hier vereinen sich Schnelligkeit, Kühnheit, Improvisationsgabe und Geschmacksabenteuerlust zu einem kulinarischen Hochgenuss. Kühlschrank-Cuisine ist, was man wirklich essen will. Nicht was man essen sollte, weil es sich so gehört, oder essen müsste, weil es knapp vor Ablauf des Verfallsdatums ist.»
Und so gebe ich mich bei meiner nächtlichen Orgie einem ausgefallenen Mix aus einer reifen halben Avocado mit zwei Scheiben Schinken, einem harten Ei mit Meersalz, einem kleinen Stück reifem Gruyèrekäse, einem kleinen Rest hausgemachtem, kaltem Kartoffelstock und zum Schluss einem Kübelchen Chocolate-Fudge-Brownies-Glace von Ben & Jerry’s hin. Die Zutaten zur Kühlschrank-Cuisine können übrigens variieren; es wird gegessen, was es hat. Ohne Rücksicht auf allfällige Verbote und Kalorien.
Eine besonders appetitanregende Episode dieser Art erlebten übrigens auch schon mal Kim Basinger und (der damals noch ziemlich appetitliche) Mickey Rourke im Film «9½ Weeks».
Kim Basinger und Mickey Rourke am Kühlschrank: Food-Szene aus «9½ Weeks». (Quelle: Youtube)
Damit solche herrliche Kühlschrank-Cuisine eine genussvolle Seltenheit bleibt, hier siebenTipps gegen (nächtliche) Heisshungerattacken:
1. Gescheit einkaufen
Wenn ich keine Chips, Schokolade, Cola und Co. zu Hause habe, kann ich sie auch nicht essen und trinken. Und Kühlschrank-Cuisine mit ausschliesslich gesunden Dingen ist nur halb so lustig.
2. Gut frühstücken
Die einen bringen am Morgen nichts runter, für mich sind genügend Ballaststoffe, Vitamine und Eiweiss wichtig. Ohne diese Grundlage steigt bei mir die Gefahr von Heisshungerattacken mit unnötiger Nascherei. Obst, Nüsse, Joghurt oder Quark gehören am Morgen bei mir dazu.
3. Bewegung
Eine nützliche Vorsorgemassnahme gegen Essensgelüste aus Stress, Frust oder Langeweile. Das muss nicht unbedingt Sport sein, ein Spaziergang tut es auch.
4. Genug schlafen
Habe ich zu wenig geschlafen, bin ich oft unleidlich, müde und traurig. Das Naheliegende sind dann Kohlenhydrate und Zucker, um die Laune zu heben. Aber Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index heben den Blutzuckerspiegel nur kurz an. Dann rauscht er nach kurzer Zeit in den Keller, und die Lust respektive die Unlust ist wieder da.
5. Drei vollwertige Mahlzeiten essen
Esse ich bei den Hauptmahlzeiten richtig genug, neige ich weniger zu Heisshungerattacken. Nasche ich zu viel zwischendurch, habe ich das Gefühl, nicht richtig gegessen zu haben. Mich sättigen Eiweisse in (Bio-)Fleisch, Fisch, Magerquark und Frischkäse am besten. Und für unterwegs habe ich immer Mandeln dabei, falls ich in ein «Hungerloch» fallen sollte.
6. Genügend trinken
Mühsames Kapitel, wenn man, wie ich, zu den Wenigtrinkern gehört. Aber ein grosses Glas Wasser vor dem Essen hemmt meinen Appetit. Ehrlich gesagt, schaffe ich regelmässig keine zwei bis drei Liter pro Tag, wie gewisse Experten raten. Aber anderthalb sind es alleweil, und das reicht mir.
7. Geduld haben
In der Regel dauern Heisshungerattacken gerade mal eine gute Viertelstunde. Deshalb besteht eine gute Strategie darin, dem Bedürfnis nicht sofort nachzugeben und sich mit einer anderweitigen Beschäftigung abzulenken. Falls gar nichts anderes hilft: Zähne putzen!
18 Kommentare zu «Sieben Tipps gegen Hungerattacken»
ich habe gerade leber gallen tee gekauft und mehrere tuben zahnpasta.dann den kühlschrank aussortiert, wobei ich zum sicher sein, selbstverständlich alles zuerst probiert habe, danach einen löffel honig in den leber gallen tee( ohne schmeckt das gefärbte wasser ja schrecklich)und einmal die zähne geputzt: also ein wunder geschah nicht: eine kathastrophe kam zur türe herein:mein mann mit der klaren aussage,dass wir beide jetzt zusammensitzen,käse brot und wein auf dem tisch das familienmenue für s wochenende besprechend..das bis mitternacht.. darum fällt heute die kühlschrschrankparty aus.edith
Neben Stress, Frust und Langeweile spielen eingespielte Gewohnheiten eine grosse Rolle bei der Lust auf „Mehr“. Die Nahrungsaufnahme sollte als isolierte Tätigkeit gepflegt sein und nicht zusammen mit anderen Gewohnheiten kombiniert werden, v.a. nicht mit Fernsehen, Surfen im Internet u.ä. Unser Gehirn assoziiert dann irgendwann mal Fernsehen oder Internet mit Essen, und lässt dabei jedes Mal das Bedürfnis nach Knabbereien aufkommen.
Der Tip mit dem Zähneputzen ist gut! Das hilft tatsächlich (vorübergehend) gegen Lust auf Knabbern zwischen den Hauptmahlzeiten, besser als Kaugummi oder Bonbons.
Gscheit essen!!
Keine Convenience-Produkte in sich hineinstopfen. Die machen dick, liegen schwer im Magen und nach kurzer Zeit kommt trotzdem wieder der Kohldampf!
Ich frage mich schon, was einen dazu veranlassen kann, sich mitten in der Nach an den Kühlschrank zu schleichen um sich all diesen Food und dann noch in dieser Kombination reinzuschaufeln. Vielleicht ist das aber psychisch bedingt. Wie auch immer: man lasse es sich schmecken…
„Ich frage mich schon, was einen dazu veranlassen kann, sich mitten in der Nach an den Kühlschrank zu schleichen[…]“. Z.B. eine nicht erkannte Schilddrüsenunterfunktion. Und ganz viele andere kleinere oder grössere gesundheitliche Probleme. Manchmal lohnt sich die Suche nach einer physiologischen Ursache, manchmal endet sie nie und ist nur frustrierend. Aber nicht alles, was sich auf Anhieb nicht erklären lässt, ist psychologisch bedingt.
Ich habe nichts von „psychologisch“ geschrieben. Sie sollten richtig lesen. Im Übrigen wusste ich gar nicht, dass „grössere und kleinere gesundheitlichen Probleme“ nachts zwangsläufig an den Kühlschrank treiben müssen, sondern dachte, dass nächtliche Gänge dorthin mit der Zeit viel eher genau dazu führen – aber jetzt, wo Sie’s sagen….
Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion führt ganz sicher nicht zu Heisshunger im Gegenteil!
Da der Körper auf Sparflamme läuft, man ist müde, friert und hat keinen Appetit. Falls man trotzdem normal viel isst, nimmt man zu (da weniger Verbraucht wird).
Heisshungerattacken könnten allenfalls von einer Schilddrüsenüberfunktion oder von der falsch Einnahme von Schildrüsenhormonen stammen (zB. Selbstmedikation, weil laut Dr. Google oder dem einfühlsamen Heilpraktikanten, Übergewichtige eine Schildrüsenunterfunkton haben).
da ich tagsüber arbeite und aktiv bin, schlafe ich nachts. wie bloss käme ich dazu, nachts um 1 vor dem kühlschrank zu stehen?
Genauso denke ich auch. Wer seinem Tagewerk intensiv nachgeht, schläft nachts und pirscht sich bestimmt nicht an den Kühlschrank um sich vollzu(fr)essen.
Wenn man tagsüber nur das isst, wovon man meint, man müsse es essen, und nicht das, was der Körper braucht… holt sich der Körper eben irgendwann sein Recht. Und das halt am einfachsten dann, wenn die bewusste Kontrolle ausgeschaltet ist.
Man braucht keine komplizierten Theorien zu spinnen, wo ganz gewöhnliche Mangelernährung und Hunger vermutlich dahinter stehen.
gute erfahrungen habe ich mit einer tasse fencheltee gemacht- so 2 stunden vor dem schlafengehen. auch joghurt natue in einer expressotasse als bettmümpfeli wirken wunder. je enthaltsamer man am tag isst, desto mehr werden nächtliche (ess)gelüste,
gehen sie liebevoll mit sich selbst um. viel erfolg,
Guter Tip! Um 1 Uhr morgens ist die Leber das aktive Organ. Probieren Sie mal Leber-Gallen-Tee zum einschlafen, dann wird das Durchschlafen einfacher.
Ja die guten Ratschläge gegen Hungerattken!
Wenn sie nur immer unzusetzen wären – da happerts bei mir gewaltig. Ich kann den ganze Tag absolut vernünftig essen und Abends wenn ich dann vor dem Fernseher hocke oder ein Buch lese – dann bricht manchmal der Damm. Und wie ein Tsumani übekommt mich das „Hungergefühl“ und das nicht nur im Kopf, sondern mein Magen knurrt doch tatsäch Dann suche und finde ich immer eine Alternative zum vernüntigen Einkauf. Das geht manchmal so weit das ich mich an noch geschlossenen Configläsern vergreife. Selbst ein Schloss am Kühlschrank würde mich da nicht hindern
Es sei einer wegen seelischer Grausamkeit gegen seine Angetraute geschieden worden. Er hatte einen Spiegel in den Kühlschrank montiert…
*duckundwech*
„Kühlschrank-Cuisine ist, was man wirklich essen will.“
Man muss wirklich nicht darauf warten, bis es Nacht ist und man heimlich den Kühlschrank plündert, um zu essen, was man wirklich essen will! Wer immer isst, was er oder sie wirklich essen will, muss nachts nicht das nachholen, was man sich selbst am Tag verbietet.
Es braucht aber eben manchmal vertieftes in sich Hinenhören, um zu merken, was der Körper von einem will. Das Spielkind in einem schreit oft ziemlich laut obendrüber „Schoggi!“
ich hatte mal in einer Confiserie gearbeitet… ich garantiere Ihnen, die Lust auf Schoggi verschwindet da recht schnell. Und es war hochklassige Schoggi, nichts Billiges!
Aber Sie haben natürlich vollkommen recht: in sich hineinhören braucht Übung, um sinnvolle Informationen rauszukriegen. Irgendwann muss man halt damit anfangen… aber „Essen nach Gefühl“ steht leider nicht als einer der Punkte im Artikel. schade.
Muss nicht sein, Ein Freund hate eine Schoggifabrik. (Ehrlich!)
.
Ihm schmeckts immer noch.