Ist das was Schlimmes, Doc?

Um es vorwegzunehmen: Man muss nicht zum Arzt, wenn das Augenlid zuckt. Foto: Gaëtan Bally (Keystone)
Es war ein heiss ersehntes Rendez-vous. Ich hatte mich nach allen Regeln der Kunst zurechtgemacht und wartete auf meine Verabredung, die sich, so hatte er mir per SMS mitgeteilt, einige Minuten verspäten würde. Meine Nerven waren zum Zerreissen gespannt, selbst das Gläschen Weisswein hatte mich nicht beruhigen können. Plötzlich begann der Deckel meines linken Auges zu vibrieren. Himmel, dachte ich, bitte nicht! Ich wollte doch einen guten Eindruck machen, und ein zuckendes Augenlid würde verraten, wie aufgeregt ich war. Ich versuchte, mich zu entspannen, schloss die Augen und stellte mir vor, an einem menschenleeren Strand zu sein. Und in der Tat, meine Glieder wurden schwerer – kein Wunder bei diesem autogenen Training –, aber das Lid zuckte immer noch, als hätte es ein Eigenleben. Leicht panisch bestellte ich ein Glas Rotwein und leerte es in wenigen Zügen. Während ich trank, dachte ich noch, dass zwei Gläser Wein auf praktisch leeren Magen keine gute Idee sind, aber Hauptsache, ich würde mich beruhigen. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, und das Zucken war weg, dafür hatte ich einen sitzen.
Das lang erwartete Date kam. Er wirkte sehr gestresst, als er sich vis-à-vis setzte. Seine Hände zitterten leicht, als er vom Stau erzählte, in dem er gesteckt hatte. Ich schaute ihm tief in die Augen, die so blau wie ein Bergsee waren, da begann sein rechtes Augenlid zu zucken. Ich konnte nicht an mich halten und brach in hysterisches Gelächter aus, was einerseits mit dem Alkohol zusammenhing, aber auch mit der Absurdität der Situation. Er war nur so lange etwas beleidigt, bis ich ihm erzählt hatte, wie es mir ergangen war.
Symptome wie das Lidzucken – sind das Warnsignale oder nur harmlose Wehwehchen? 10 alltägliche Beschwerden:
1. Zuckendes Augenlid
Harmlos. Ist zwar ziemlich irritierend, aber nicht gefährlich. Ursachen sind Nervosität, Stress und Überreizung. Geht meistens von allein weg. Es macht Sinn, sich nicht zu sehr auf das Zucken zu konzentrieren, sonst neigt man dazu durchzudrehen.
2. Nächtliche Wadenkrämpfe
Meistens harmlos. Ein Krampf ist äusserst schmerzhaft, oft kommt er von einer Sekunde auf die andere. Was hilft, ist der Sprung aus dem Bett und einige Schritte zu machen. Meistens liegt ein Magnesiummangel vor. Treten die Krämpfe häufig und heftig auf, sollte man trotzdem einen Arzt zu Rate ziehen.
3. Barthaare bei Frauen
Sollte abgeklärt werden. Bei dunkelhaarigen Frauen nicht unüblich. Wachsen die Haare allerdings plötzlich, sollte die hormonelle Situation, vor allem der Testosteronspiegel, untersucht werden. Ursachen könnte eine Schilddrüsenstörung sein oder das Einsetzen der Wechseljahre.
4. Eingerissene Mundwinkel
Meistens harmlos. Wenn es selten passiert, dann ist es kein Grund zur Beunruhigung. Ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel könnte die Ursache sein. Aber auch Infekte mit Hefepilzen, Herpesviren oder Bakterien können die Ursache sein. Im Zweifel den Arzt fragen.
5. Stark vorgewölbte Nägel
Zum Arzt. Sie gelten als Hinweis einer Herz- oder Lungenerkrankung, kommen auch bei Darmentzündungen vor. Längsrillen sehen zwar nicht besonders schön aus, sind aber in den meisten Fällen harmlos. Besonders häufig treten sie im Alter auf, da das Nagelwachstum sich verlangsamt und die Durchblutung weniger wird.
6. Sternchen sehen
Meistens harmlos. Man steht schnell auf, und schon wird einem schwarz vor Augen. Meistens eine harmlose Schwankung des Blutdrucks.
7. Helle Streifen auf der Haut
Harmlos. Sieht die Haut aus, als wäre sie gerissen, sind das Dehnungsstreifen, die in der Pubertät, nach der Schwangerschaft oder nach einer Diät auftreten können. Vorbeugen lässt sich mit speziellen Cremes oder Lotionen.
8. Heisere, raue Stimme
Abklären lassen. Vor allem, wenn man nicht erkältet ist oder war, kann eine lang anhaltende Heiserkeit auf Probleme mit der Schilddrüse oder Hormonschwankungen hindeuten.
9. Geplatztes Äderchen im Auge
Harmlos. Kein Grund zur Sorge. Bei häufigem Vorkommen könnte es auf einen hohen Blutdruck hinweisen. Dann zum Arzt.
10. Irritierte Kopfhaut
Meistens harmlos. Es reicht meist ein Gang in die Apotheke. Oft sind Unverträglichkeiten von Nahrungsgmitteln oder einem Shampoo schuld. Bevor man weitere Abklärungen vornimmt, wäre ein Wechsel auf milde Kosmetika sinnvoll.
Fachliche Beratung: Elke-Maria Müller, Dipl. Heilpraktikerin, Winterthur
7 Kommentare zu «Ist das was Schlimmes, Doc?»
Ich kenne viele dieser aufgezählten Beschwerden und ich bin froh zu lesen was es bedeutet. Danke dafür 🙂
Zu Punkt 1. Hatte ich auch längere Zeit, zusammen mit jahrelangen Kopfschmerzen. Haus- und zwei Augenärztinnen diagnostizierten „Nervosität, also psychisch“. Untersuchung beim Optiker (grosse Deutsche Kette) ergab: Angeborenes Lähmungsschielen eines Auges. Mit dem Hinweis dann auch von einer Augenärztin bestätigt. Im Alter konnten die Muskeln das Schielen ncht mehr kompensieren und zitterten.
Lösung: Keilbrille (Prismen) und nach drei Tagen waren die jahrelangen Kopfschmerzen vorbei und gaben mir eine tolle neue Lebensqualität. Der Hausrzt fand es dann „schon noch interessant…“.
Punkt 1 Augenlidzucken ist meist ein Indikator von Magnesiummangel und oft saisonalbedingt. Es kommt öfter in den Wintermonaten vor. Abhilfe schaffen Multivitamintabletten oder Ähnliches.
Wer ist schon so ein Hypochonder? Dieser Beitrag lässt mich recht ratlos zurück, obschon hier Ratschläge erteilt werden
Die Erklärungen zu den einzelnen Punkten sind nicht à priori falsch, greifen aber für meinen Geschmack punktuell zu kurz. Grad bei Punkt 6 sowie 8 bleiben relevante mögliche Ursachen unerwähnt. So kann zB das Auftreten von Sternchen auch auf Probleme der Netzhaut hinweisen. Punkt 8 ist sowieso ein zu breites Gebiet das nicht in einem Satz abgehandelt werden kann.
Bei solchen medizinischen Fragen würde ich mich nicht nur auf eine Heilpraktikerin abstützen, auch wenn Sie mit ihr bis dato gute Erfahrungen gemacht haben.
Da bin ich vollkommen Ihrer Meinung, mich hat Punkt 8 ebenfalls sehr irritiert. Eine unklare Heiserkeit, die länger als 3 Wochen andauert, gehört zeitnah (!) abgeklärt. Und zwar von einem Spezialisten mit entsprechendem Gerät. Es gibt viele Ursachen, aber eine bösartige Erkrankung ist nicht selten und sollte möglichst früh ausgeschlossen werden.
mit zunehmendem alter wird man pragmatischer! es hilft wirklich meistens ein gutes genüssliches essen und ein glas wein bevor man mit irgendwelchen wehwehchen zum arzt rennt.. mein erfahrung vorallem bei unwohlsein: viel schlaf und genügend ruhe ! kann schon helfen..das magnesium aber ist ein ein täglicher bestandteil der nahrung. wenn man sich aber extrem schlecht fühlt, ist oft ein gespräch mit dem arzt gut, denn eine diagnose ist immer auch nur möglich wenn der patient ! und der arzt die unstände wie es dazukam herausfiltern. leider ist angst ein schlechter ratgeber. edit