Die 10 hartnäckigsten Gesundheitsmythen

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Nach ein paar Gläschen Champagner kann aus der unscheinbaren Nachbarin von nebenan schon mal eine Marilyn Monroe werden. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch. («Das verflixte 7. Jahr»/20th Century Fox).

Wenn es um unser Wohlergehen geht, halten sich einige Gesundheitsmythen hartnäckig in unseren Köpfen. Hätten alle gesundheitlichen Prophezeiungen gestimmt, die mir im Laufe meines Lebens angedroht wurden, würde ich jetzt schielen («Wenn du die Augen verdrehst, bleibt dir das eines Tages!»), ich wäre vielleicht sogar blind («Bei schlechtem Licht lesen schadet den Augen») – oder ich wäre nie mehr erkältet («Kalt duschen härtet ab»). Nichts davon ist eingetroffen, aber einige Mythen haben durchaus ein Körnchen Wahrheit in sich oder stimmen sogar.

Hier meine Top Ten:

1. Man kann sich jemanden schön trinken

Stimmt. Je länger der Abend, desto schöner die Gäste, heisst es. Britische Wissenschaftler testeten die Wirkung von Alkohol an 84 Studentinnen und Studenten. Sie teilten diese in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe bekam einen Viertelliter alkoholische Getränke, die andere alkoholfreie. Danach mussten die Gruppen die Attraktivität von Menschen des gleichen oder andern Geschlechts beurteilen. Das Ergebnis: Die leicht alkoholisierte Gruppe empfand die Menschen auf den Fotos durchwegs attraktiver, als es die nüchterne tat. Übrigens bezog sich das auch auf Fotos des eigenen Geschlechts.

2. Fluorid in der Zahnpasta ist giftig

Falsch. Anders, als es der Name vermuten lässt, hat Fluorid kaum etwas mit dem hochgiftigen reinen Fluor zu tun. Fluorid, das als Salz vorkommt, ist weitgehend ungefährlich. Es schützt in den geringen Mengen, wie sie in Zahnpasta enthalten sind, die Zähne vor Karies. Eine Gefahr für die Gesundheit von Knochen und Zähnen wäre es erst, wenn jemand über Jahre hinweg immer wieder grössere Mengen Zahnpasta essen würde.

3. Beim Sprung ins kalte Wasser kann das Herz stehen bleiben

Stimmt teilweise. Leidet ein Mensch unter Herz- und Gefässerkrankungen, kann ein plötzlicher und abrupter Temperaturwechsel gefährlich sein. Für gesunde Menschen besteht kein Risiko, sonst müsste ja das kalte Bad nach der Sauna lebensgefährlich sein.

4. Mit der richtigen Ernährung kann man den Alterungsprozess verlangsamen

Stimmt teilweise. Eine gesunde Ernährung trägt zu einem gesünderen und optisch jüngeren Hautbild bei. Es gibt bestimmte Lebensmittel, etwa grüne Gemüsesorten, die dank ihres hohen Vitamin-B-Gehaltes kleine Entzündungen lindern. «Gesundes von innen kann vorbeugen und gegen Falten wirken», sagt die Dermatologin Sabine Zenker. Eine sehr hohe Schutzwirkung gegen freie Radikale haben auch Beeren und Tomaten. Omega-3-Fettsäuren, die in fetten Fischsorten vorhanden sind, können die Haut festigen. Wunder vollbringen kann aber auch eine gesunde Ernährung nicht.

5. Kaffee entzieht dem Körper Wasser

Falsch. Ein beliebtes Thema, über das immer wieder rege diskutiert wird. «Mehrere Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Flüssigkeitshaushalt des Körpers kaum von derjenigen von Wasser unterscheidet», sagt Professor Johannes Mann in der «Welt am Sonntag». Wer Kaffee trinke, scheide demnach bis zu 84 Prozent der aufgenommenen Flüssigkeit innerhalb eines Tages wieder über den Urin aus. Wer reines Wasser trinke, scheide bis zu 81 Prozent aus. Kurzzeitig erhöhe Koffein zwar die Filterfunktion der Nieren, sodass mehr Urin gebildet werde. Dieser Effekt lasse aber schnell wieder nach.

6. Wechselduschen härten ab

Stimmt. Die meisten Menschen, die regelmässig kalt duschen, behaupten, sie seien weniger häufig krank. Forscher des Kompetenzzentrums für Naturheilverfahren der Uni Jena untersuchten die Wirkung von kneippschen Wasseranwendungen an Patienten mit chronischer Bronchitis. Zehn Wochen lang härteten sich die Probanden mit kalten Güssen und Waschungen ab. Nach dieser Zeit war die Zahl der Lymphozyten im Blut der Probanden um 13 Prozent gestiegen. Die Zahl der Infekte sank. 

7.  Spät am Abend essen macht dick

Umstritten. Bis jetzt galt: Es spielt keine Rolle, wann man isst, Hauptsache die Energiebilanz stimmt. Eine Studie von Wissenschaftlern der Northwestern University in Chicago stellt diese Erkenntnisse nun infrage. Die Forscher analysierten das Essverhalten von verschiedenen Probanden und stellten fest: Auch der Zeitpunkt des Essens könnte einen Einfluss auf Übergewicht haben. Fazit: Das Thema wird die Wissenschaft und uns noch länger beschäftigen.

8. Lesen bei schlechtem Licht schadet den Augen

Falsch. Es stimmt nicht, dass das Lesen bei schummrigem Licht den Augen schadet, schreiben Rachel C. Vreeman von der Indiana University School of Medicine und der Kinderarzt Aaron E. Carroll vom Regenstrief Institute Indianapolis. Man müsste jeden Abend mehrere Stunden bei Dämmerlicht lesen, damit die Augen Schaden nehmen würden. Durch eine vermehrte Anstrengung kann allerdings kurzfristig die Sehkraft abnehmen. Das Auge erholt sich aber schnell.

9. Wir gähnen, weil wir einen Sauerstoffmangel haben

Stimmt teilweise. Natürlich gähnen wir bei Sauerstoffmangel mehr. Aber das Gähnen kann auch andere Ursachen haben: Forscher der Universität Wien haben herausgefunden, dass Menschen im Sommer mehr gähnen als im Winter. Das Gähnen helfe, das Gehirn zu kühlen, schreiben die Wissenschaftler in der Zeitschrift «Physiology and Behavior». Je höher die Temperatur, desto öfters gähnen wir.

10. Frauen frieren schneller als Männer

Stimmt. Frauen und Männer können die Wärme nicht gleich gut speichern. Das liegt einerseits am Körperbau, auch Muskeln spielen eine Rolle. Je mehr man davon hat, desto mehr Wärme kann er speichern. Ausserdem ist die Frauenhaut dünner, auch das fördert das Kälteempfinden.

 

23 Kommentare zu «Die 10 hartnäckigsten Gesundheitsmythen»

  • Chris Fogg sagt:

    Ist mir ein Rätsel wieso Frauen schneller frieren. Dachte Fett und Orangenhaut sei ein guter Isolator?

    • Gabriela sagt:

      Gute Erfahrungen mit der Wampe gemacht? Beleidigungen beiseite: Schlechtere Durchblutung.

    • Benni Aschwanden sagt:

      Es liegt nicht nur an der Muskel- und Fettmasse, sondern vermutlich auch am autonomen (vegetativen) Nervensystem, das die Durchblutung unbewusst steuert. Die Hautgefässe scheinen bei den Frauen schneller „zuzumachen“, d.h. es gelangt weniger Blut in die Haut, sie kühlt folglich rascher ab. Das wiederum kann hormonelle oder psychische Hintergründe haben. Bei Stress oder Nervosität sind z.B. kalte Hände normal, eben durch das autonome Nervensystem gesteuert.

  • Dieter Neth sagt:

    Schon wieder dieser scharfe Mythos! Da braucht man nur die durchschnittliche Lebenserwartung in Mexiko anzusehen um zu wissen, dass das nicht stimmt. Hier mit unserem geschmacklosen Schweizer Essen ist diese mehrere Jahre höher als in jenem NORDAMERIKANISCHEN (JA!) Land, welchem die Welt alle Chilies verdankt. Dort gibt es sogar Schleckstengel für Kindergärtner mit Chilipulver.Und nein, gesund ist das alles nicht. Sodbrennen, Gastritis, Blinddarmreizung gibt es in Mexiko sehr häufig. Aber wozu 85 werden und kein richtiges Essen?Her mit dem scharfen Zeug. Altsein ist sowieso doof.

  • Digi Monk sagt:

    Es gibt nicht nur die körperliche Gesundheit, die für uns sehr wichtig ist, es gibt auch die geistige Gesundheit. Die hat nichts mit der körperlichen Gesundheit zu tun. So also kann jemand körperlich gesund sein aber geistig nicht. Jemand kann körperlich krank sein aber geistig gesund.

  • Tobias sagt:

    zu Punkt 4: es heisst, dass Vegetarier und Veganer im Schnitt (!) bis zu knapp 10 Jahren länger leben, auch wer viel scharf isst, soll im Durchschnitt länger leben.

    • Markus sagt:

      Die Frage ist warum diese länger Leben! Es ist wahrscheinlich nicht die Vegane-Kost, sondern, das diese Menschen generell gesünder leben. Weniger Übergewicht, kaum Alkohol etc. etc.

    • Stefan Meier sagt:

      10 Jahre länger mit weniger Freude essen müssen… So stelle ich mir Strafe vor.

    • Hanspeter Müller sagt:

      Sie leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor. Die Behauptung geht zurück auf eine Studie über die 7-Tags-Adventisten mit erheblichen statistischen Mängeln. Fischesser und gelegentliche Fleischesser wurden dabei den Vegetariern zugeordnet und den regelmässigen Fleischessern gegenübergestellt. Aber die 7-Tags-Adventisten rauchen nicht, trinken nicht und führen einen speziellen Lebensstil. Es gibt sogar Hinweise, dass Veganer kürzer leben gegenüber normalgewichtigen Fisch- oder wenig Fleisch-essern.

  • Ralf Schrader sagt:

    Der hartnäckigste Irrglauben besteht darin, einen Zusammenhang zwischen Gesundheit, Medizin, Altern und Wohlbefinden sehen zu wollen. Keiner der 10 Tipps hat Bezug zu Gesundheit oder Medizin, nur zu Befindlichkeit.

    Medizin beschäftigt sich nur mit Krankheit, nicht mit Gesundheit. Das Wort ‚Gesundheit‘ kommt in der medizinischen Nomenklatur überhaupt nicht vor.

    Altern hat weder mit Gesundheit, noch mit Krankheit oder Medizin etwas zu tun. Gesundheit ist ein kultureller Begriff, nicht das Gegenteil von Krankheit. Auch mit Krebs kann man gesund sein.

    • marie sagt:

      …ganz der alte, der herr schrader (im positiven sinne!) und bin mit ihnen einig.
      interessant ist aber der aspekt, sich jemanden schön zu trinken. ich hab’s versucht. keiner von denen ist aber unter alkoholeinfluss jemals zu steve steve mcqueen geworden. also nehme ich an, dass ich auch im umgekehrten fall jemals zur marilyn monroe geworden bin. tant pis!
      die chose bleibt interessant. und gegen ein/zwei gin&tonic spricht ja nichts – kein wunder, alkohol enthemmt und dabei wird man offener, das macht automatisch attraktiver.
      nur unter zuviel alk mutiert man zum hooligan. geht gar nicht!

      • Ralf Schrader sagt:

        Nicht umsonst finden die meisten Paarungsrituale in Alkohol- geschwängerten Umgebungen statt. Ohne Alkohol, so behaupte ich mal, würden viele Männer, ausser im TV, nie eine nackte Frau sehen und wir würden nicht erst in 200 Jahren aussterben.

      • marie sagt:

        🙂 um gottes willen; 200 jahre (vor sich hin runzeln).

      • stefan scherer sagt:

        Wir sterben in 200 Jahren aus? Um Gottes Willen, wer kommt denn dannzumal an meine Beerdigung?

      • Ralf Schrader sagt:

        200 Jahre = 7 Generationen bei rund 30 Jahren Generationslänge. Bei einer kumulativen Fertilität von 1.4 hat die Generation x+1 30% weniger Menschen als x.

        7x wird der heutige Bestand Schweizer mit 0.7 multipliziert. Da bleiben zwar rechnerisch noch 650.000 übrig, aber die sind zu 85% älter als fortpflanzungsfähig und auch nicht mehr da.

        Junge gibt es nicht mehr, weil die biologisch Jungen gleich auswandern. Also 400.000 Greise, die sich nicht mehr fortpflanzen.

  • edith sagt:

    beim lesen der ersten kommentare, kommt mir ganz schnell der satz in den sinn, den meine grandma immer sagte, wenn sie mir zwar etwas empfohlen hatte, das sie eigentlich für sich erfolgreich angewendet hatte, (zum beispiel ; 2 glas wasser nach weingenuss vor dem zu bett gehen) : probiers aus, nützts nichts, so schadets nicht… also einfach ausprobieren all der guten ideen, die nehmen die einem noch vernünftig erscheinen und abwarten… abwarten und tee trinken… soll gutes gedächtnis fördern… mindestens mal abtauchen in gute gedanken.. auch eine art der gehirnkühlung…edith

  • Bernhard Piller sagt:

    8. Lesen bei schlechtem Licht schadet den Augen?
    In der Wachstumsphase des Menschen kann dies jedoch die Kurzsichtigkeit fördern. Das Wachstum des zuerst weitsichtigen Auges wird durch hohe Kontraste und starkes Licht gebremst. Beim Lesen und vor allem beim Lesen bei schlechtem Licht wird dieser Effekt geschwächt und führt dazu, dass das Wachstum nicht genügend gebremst wird. Ein zu langes Auge führt dann zu Kurzsichtigkeit.
    Versuche bei jungen Hühnern haben gezeigt, dass wenn dem Huhn eine trübe Kontaktlinse eingesetzt wird, das Huhn im Erwachsenenalter kurzsichtig ist.

    • Stefan Studer sagt:

      So wie Sie es formulieren, stimmt das nicht. Es ist nicht das Lesen bei schlechtem Licht, dass das Wachstum des Augapfels bei Kindern negativ beeinflusst. Es ist das fehlen von Sonnenlicht während des Tages. Bei hellem Licht, empfohlen wird etwa drei Stunden bei mindestens 10 000 Lux Sonnenlicht, wird genug Dopamin im Auge produziert, um das Längenwachstum des Auges zu bremsen. Daher sind Kinder, die als Stubenhocker nicht ins Freie und ans Tageslicht gehen, stark von Kurzsichtigkeit betroffen. Wenn ein Kind also genug Sonnenlicht pro Tag erhält, dann kann es ruhig am Abend lesen.

    • Gerhard Engler sagt:

      ich zweifle aber daran, dass Ihre Behauptung auch bei Menschen durch Studien belegt isr.

      • Bernhard Piller sagt:

        Die Erklärung hat durchaus eine gewisse Logik. Die Länge des Auges bzw der Abstand zwischen Linse und Retina muss extrem genau sein. Wenn es keinen Regelmechanismus gäbe (eben hier die Schärfe der Abbildung), würde der Körper es nicht schaffen, diese Präzision zu erreichen.
        Ich glaube auch, dass nachgewiesen werden kann, dass Leute, die sich sehr oft im Freien aufhalten, weniger Kurzsichtigkeit haben als „Stubenhocker“.

      • Hanspeter Müller sagt:

        Ist sie auch nicht. In gesissen Gebieten in Asien sind bis zu 80% der Menschen kurzsichtig. Das ist, weil da die Sonne viel kürzer und schwächer scheint als in Mitteleuropa 😉

  • N. Schenker sagt:

    Redaktion: „Mythos“ bedeut doch in diesem Zusammenhang „falsche Vorstellung“. Die 10 Aussagen wären laut diesem Titel also alle falsch. („als Mythos entlarvt“.) Alternative: hm. Schwierig. Aussagen? Meinungen? Behauptungen!

  • Peter sagt:

    Es kommt nicht auf die Aussage (ja/nein) an, sondern auf die 10 Themenpunkte. Die gelten trotzdem.

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