Das Geschäft mit blutjungen Models

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Die 16-jährige Lily Rose gilt als neue Lagerfeld-Muse und macht Werbung für die neue Brillenlinie The Pearl Collection. Foto: Chanel

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Die 14-jährige Sofia Mechetner eröffnete die Dior-Haute-Couture-Schau. Foto: Dior.

Sie heissen Lily Rose, Kaia und Sofia. Sie haben Haut und Haare wie Seide, Figuren wie Gazellen, ihre Gesichter sind «unverbraucht». Und sie sind zwischen 13 und 16 Jahre alt und arbeiten erfolgreich als Models. Lily Rose und Kaia haben prominente Eltern, Sofia kann dafür mit einer märchenhaften Entdeckungsgeschichte aufwarten.

Die 14-jährige Israelin soll Designer Raf Simons in einer Boutique in der Pariser Avenue Montaigne aufgefallen sein. Eine Woche später schon durfte sie die Dior-Haute-Couture-Schau eröffnen – in einem transparenten Kleid. Die Medien stürzten sich auf die Cinderella-Story: Sofia Mechetner kommt aus einer sehr armen Familie aus Holon, einem Städtchen südlich von Tel Aviv. Die Mutter hielt die Familie mit Gelegenheitsjobs als Putzfrau und Näherin über Wasser. In der «Washington Post» war zu lesen, dass sich Sofia Mechetner tagsüber um ihre Geschwister kümmerte und Hausarbeiten erledigte. Aus Platzmangel soll sie auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen haben. Als sie immer wieder auf ihre Grösse und ihre Schönheit angesprochen wurde, meldete die Mutter sie bei einer Modelagentur in Tel Aviv an. Der Rest ist Model-Geschichte.

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Die 13-jährige Kaia Gerber im Magazin «CR Fashion Book». Foto: CR Fashion Book.

Kann man Sofias Karriere als Zufallstreffer bezeichnen, sind die noch jungfräulichen Karrieren der 13-jährigen Kaia Gerber, der Tochter von Topmodel Cindy Crawford, und Lily Rose Depp, der 16-jährigen Tochter von Vanessa Paradis und Johnny Depp, ausgeklügelte Inszenierungen. Kaia, das Ebenbild ihrer Mutter, wurde kürzlich von einer prominenten Agentur unter Vertrag genommen und spielt bald in einem Kinofilm mit. Sie wurde schon für die «Vogue» und sehr prominent für Carine Roitfelds Magazin «CR Fashion Book» fotografiert. Und Lily Rose gilt als neue Lagerfeld-Muse und macht Werbung für die neue Brillenlinie The Pearl Collection.

Dass junge Mädchen eine höchst verführerische Wirkung haben, ist nichts Neues. Man denke nur an Nabokovs Lolita oder an Brooke Shields, die 1981 als 15-Jährige mit ihrer Calvin-Klein-Jeans-Werbung die Gemüter erhitzte. Oder an die Nymphen des britischen Fotografen David Hamilton. Doch was früher Einzelfälle waren, ist heute Alltag geworden. Und die Designer und Agenten sind ständig auf der Suche nach «Frischfleisch».

Der Werbesport für Jeans von Calvin Klein mit der 15-jährigen Brooke Shields erregte 1981 die Gemüter. Video: YouTube

Viele Mädchen wollen um fast jeden Preis modeln. Aber oft steckt auch der Ehrgeiz der Eltern dahinter. Bei Shields war es ihre Mutter, die sie vermarktete. Heute zieht Cindy Crawford die Strippen im Hintergrund, und auch Vanessa Paradis unterstützt ihre Tochter bei deren ersten Schritten im Modelbusiness. Bei beiden Müttern sind die erfolgreichen Tage als Covergirls gezählt, da scheint es ganz nützlich zu sein, Nachwuchs in der eigenen Familie zu haben. Eigentlich unverständlich, denn beide Frauen wissen, wie hammerhart die Branche ist.

Fast schon zynisch mutet an, dass Sofia ihrerseits das Modeln als Überlebenshilfe ansieht. Das israelische Fernsehen wollte wissen, was sie nun mit ihrem Dior-Honorar anfangen werde. «Ich denke, dass wir in eine grössere Wohnung ziehen», sagte Mechetner. Sie freue sich auf ein eigenes Zimmer.

14 Kommentare zu «Das Geschäft mit blutjungen Models»

  • Christian Duerig sagt:

    Model ist ein Beruf. Dafür muss man sich anstrengen. Der Startschuss für Models kann mit der Geburt fallen, so wie bei den Royals. Der erstgeborene Sohn wird Nachfolger. Falls kein Sohn, dann halt die erstgeborene Tochter. Basta. Das ist das Model.
    Das Geschäft mit Models ist viel komplexer, als dass man es verurteilt. Wohin die Menschheit steuert, können wir nicht wissen. Fakt ist: Viele verdienen gutes Geld, andere gehen zugrunde.
    Haben Sie ein gutes Herz ? Was meint ihr Doktor ? Was sagt ihre App ?
    Wir versuchen mit Gesetzen etwas zu schützen, das es nicht wert ist. Denkmalschutz !

  • Christian Duerig sagt:

    Die klassische Musik erfährt gegenwärtig eine gewaltige Veränderung. Yuja Wang spielt so gut Klavier, dass sie bestimmt, wie das Orchester sie begleiten muss. Der Dirigent wird zum Vermittler. Es ist Yuja die dirigiert.
    Mit der Violine ist es Hilary Hahn, die dirigiert. Was wird Umi Garrett eines Tages tun ???
    Längst bestimmen die Frauen, was sie mit der Musik mitteilen wollen. Mit dem Bikini verurteilten sie die Atombombe. Mit der Mode teilen sie mit, was sie im Leben zu erreichen versuchen. Mit der guten Figur verurteilen sie die Fetten. Mit Frauenläufen verurteilen sie die Männerfaulheit.

  • Christian Duerig sagt:

    Alle unsere Gesetze dienen nur den Konservativen.
    Auf YouTube existiert die sehr, sehr lehrreiche Dokumentation über „China’s Sexual Revolution“. Studieren Sie während 44 Minuten, was eigentlich abgeht. Sie erkennen, dass wir alle in Käfigen leben. Wir glauben in der Schweiz frei zu sein, bis Sie versuchen frei zu werden. Sie werden sofort ausgegrenzt. Man lobhudelt das Gemeinschaftswesen, das für wenige ein einträgliches Geschäft ist. Ich befürchte, dass China uns total überrennen wird, denn die chinesischen Powerfrauen denken nicht so wie wir. Sie werden die chinesische Regierung ersetzen.

  • Christian Duerig sagt:

    Endlich erwachen die Frauen und bestimmen ihr Leben selbst. Coco ist unsterblich. Wer Selbständigkeit erreicht, der gewinnt das Leben. Dass die Erfolgreichen viele Nachahmer finden, die auf der Strecke bleiben, kann keine Geiss weglecken. Wie im Sport gibt es keine Solidarität. Der Federer kümmert sich nur um sein Image. Vermutlich werden Federfans für Tennis-Unterricht tief in die Kasse greifen müssen.
    Jede hübsche, talentierte, junge Frau soll sich glücklich fühlen, wenn sie einen Förderer (einen Sugardaddy) findet. Er ist das Sprungbrett in ein angenehmeres Leben. Gutes Geschäft !!!

  • Luise sagt:

    Andere Länder, andere Sitten. In Europa läuft es etwas anders. Man sieht hier auch zunehmend ältere Models. Der Jugendschutz scheint bei uns noch einigermassen zu funktionieren.

  • Christina sagt:

    Somit wird also ein infantiles Frauenideal propagiert, hart an der Grenze zur Pädophilie. Ist das nun der erweiterte Backlash gegen die selbstbestimmten, leistungsfähigen Frauen?

    • plop sagt:

      Nun, das Beispiel von „LilyRose“ zeigt ja eher was anderes – die schaut ja um Jahre älter aus, als sie es ist – eine sexy, taffe Frau, voll im Style und super-selbstbestimmt. Sonst würde ja das finanzkräftige Zielpublikum nicht angesprochen…

      Und vielleicht sind diese jungen Models auch ein Zeichen unserer „hyper-leistungsfähigkeit“ – wenn man mit 14 beginnt, kann man mit 20 ja dann mal ein Studium beginnen, rechnen Sie mal, was so ein Mensch unserer Gesellschaft bringt wenn die Leistungsfähigkeit nochmal um ein paar Jahre verlängert wird – hui, da wird’s mir bitz schlecht…

  • Anna sagt:

    Ist Kinderarbeit nicht eigentlich verboten :-)) ? Oder fragen wir anders: warum sollte ich mich als Ü30ge Frau von solchen Anblicken ermutigt fühlen, teure Kleider oder Juwellen zu kaufen? Nach den anorexischen Modells muss ich mich jetzt mit pubertären Mädchen (unbewusst) vergleichen und identifizieren ?

  • silvie sagt:

    Gute Frage, Hier die Antwort: Sofia wurde ja in Israel entdeckt. Dann reiste sie mit ihrer Agentin nach Paris um sich bei verschiedenen Modeagenturen vorzustellen. Und eben: auch ohne Geld kann man sich ja in einer exklusiven Boutique umsehen;-)

  • marie sagt:

    hier scheint die geschichte von sofia ein wenig ausführlicher zu sein.
    http://www.jewlicious.com/2015/07/sofia-mechetner-the-new-face-of-dior-is-a-14-year-old-israeli-from-holon/

    auch wenn meine frage naiv oder verwerflich scheint, ich meine sie ernst. was ist so erstrebenswert, ein wandelnder kleiderbügel zu sein? als model/mannequin ist man ja nichts anderes.

    • plop sagt:

      Fame.

      Bestätigung.

      Beautyscheiss.

      Oder vielleicht nur eine Sammlung schöner Fötelis von sich selbst? Eins kann ich ein bisschen nachvollziehen (ich hätte meine Beine auch schon mal fast für ein Foto (=Geld) hingegeben): Wenn man so einen Körper und Gesicht hat, kann das schon sehr verlockend sein. Geschenktes Kapital, sozusagen. Was danach kommt, mag ich mir gar nicht vorstellen. Mir tun diese jungen Frauen leid. Verseucht von unserer Gesellschaft.

      • Luise sagt:

        Mitleid brauchen weder die jungen Models noch ihre Mütter. Es ist einfach ihr Weg. Und warum ist Fame – Bestätigung – Beauyscheiss per se negativ? Natürlich gibt es da die Schattenseite. Aber nicht nur. Ich traue den jungen Frauen zu, den Weg, den sie eingeschlagen haben, auch wieder zu ändern. Schön sein und die Schönheit auch zeigen ist so alt wie die Menschheit.

    • Peter Vogler sagt:

      Diese Models verdienen damit ziemlich viel Geld,in kurzer Zeit mehr Geld als es ein Berufsmann,eine Berufsfrau während des ganzen Arbeitsleben verdienen.

  • Alyeska sagt:

    Warum sollte sie sich auch mal in nem teureren Laden umsehen? Das kann sie auch als armes Mädchen.
    Viel interessanter ist die Frage, wie sie mit diesem Background überhaupt nach Paris gekommen sein soll?

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