Zehn Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit

Die Natur schlug aus, und ich schlief ein.

Vor kurzem war bei mir die Luft raus. Ich keuchte, wenn ich meine Einkäufe in den zweiten Stock tragen musste. Fühlte mich schon am Morgen angeschlagen, müde und schlapp. Draussen herrschte das schönste Wetter, ich wollte mich nur einigeln und weiterdösen. Mein Hausarzt, den ich aufsuchte, klärte mich nach einer genauen Untersuchung auf, dass ich an Frühlingsmüdigkeit leide, so wie fast jeder Zweite in der Schweiz. Betroffen seien vor allem Wetterfühlige, Menschen mit niedrigem Blutdruck, Frauen und Jugendliche, sagte er.

Frühjahrsmüdigkeit im Mai? «Die zurzeit herrschenden grossen Temperaturunterschiede – die Sonne heizt ein, in der Nacht wirds immer noch frostig – stressen den Körper total», sagt die Heilpraktikerin und Gesundheitstherapeutin Elke Müller aus Winterthur. «So muss er sich immer wieder auf veränderte Verhältnisse einstellen.»

Frühjahrsmüdigkeit beginnt im Kopf, das ist das Ergebnis einer Studie der Georgetown University in Washington D.C.: Der Winter leert im Gehirn die Speicher des Aktivitätshormons Serotonin. Zugleich zirkuliert das Schlafhormon Melatonin in höherer Konzentration im Blut. Dann hat der Körper seine Reserven verbraucht und nun Schwierigkeiten mit der Umstellung von der dunklen zur hellen Jahreszeit. Längeres Tageslicht im Frühling kurbelt die Serotoninproduktion wieder an. Gleichzeitig ist die Melatoninkonzentration aber auch tagsüber noch hoch. Dieses Hormonungleichgewicht bringt den Körper durcheinander und kann ein Grund für die bleierne Müdigkeit sein.

10 Tipps, um der Frühjahrsmüdigkeit zu trotzen

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Wechselduschen aktivieren den Kreislauf. (Herando Tascon/Flickr)

1. Raus aus dem Bett: Ich hasse kaltes Wasser, aber habe mich zum Wechselduschen überwunden. Dieses bringt Kreislauf und Hormone in Schwung. Damit es nicht zu arg ist: zuerst eine warme Dusche, dann kaltes Wasser erst über Füsse und Beine laufen lassen, dann über die Arme, immer von unten nach oben.

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Raus ins Grüne! (Su Bristo/Flickr)

2. An die frische Luft: und zwar bei jedem Wetter. Sonne kurbelt die Bildung von Serotonin an, das hebt die Laune. Das nachmittägliche Tief am Schreibtisch bekämpft man mit einem kurzen, schnellen Spaziergang. Bei mehr Zeit: spazieren gehen, und das nicht zu knapp. Selbst an regnerischen Frühlingstagen bekommt der Körper draussen ausreichend muntermachendes Licht.

3. Ein Mittagsschläfchen halten: mein Lieblingstipp. Allerdings nicht länger als 30 Minuten, sonst produziert der Körper wieder Melatonin, das müde macht.

4. Koffein für die Ohren: Musik, zumindest wenn sie schnell genug ist, regt an. Liegen die «beats per minute» (bpm) deutlich über dem eigenen Puls (ca. 70 Schläge pro Minute), dann stimuliert das die Aktivitätszentren im Gehirn. Besonders munter machen, so zeigen Untersuchungen mit Sportlern, Stücke mit einer Taktzahl von etwa 130 bpm (z. B. Black Eyed Peas‘ «I Gotta Feeling»).

5. Kopf hoch beim Schlafen: Ich habe, wie viele Frauen, einen niedrigen Blutdruck. Mein Kreislauf kommt morgens nur schwer in die Gänge, selbst wenn mir mein Mann einen doppelten Espresso ans Bett bringt. Darum habe ich mir angewöhnt, Kopf und Oberkörper etwas erhöht zu lagern. Dadurch fällt der Blutdruck beim Aufstehen weniger stark.

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10-Minuten-Mediationen wirken Wunder. (curationpics/Flickr)

6. Meditation to go: Buddha wäre erstaunt, welche Meditationstechniken via Smartphone Einzug in unseren Alltag gehalten haben. Und zwar in professionellen 10-Minuten-Sessions. Der Brite Andy Puddicombe hat als buddhistischer Mönch in Asien Meditationstechniken studiert und die App Headspace erfunden. Dazu braucht man nur ein Smartphone und Kopfhörer.

7. Scharf essen: Radieschen sind ein traditionelles Naturheilmittel gegen Frühjahrsmüdigkeit, sagt Autorin Susanne Seethaler («Das Heilwissen der Bauern»). «Ab Mitte April liefern die Knollen sehr viel Eisen. Dieses Spurenelement ist wichtig für Blutbildung, Zellatmung und die Produktion von Energie in der Zelle.»

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Scharf macht munter, zum Beispiel Radieschen. (Vicco Gallo/Flickr)

8. Frischetherapie: Ätherische Öle können die Stimmung innerhalb weniger Sekunden aufhellen. Eine belebende Wirkung hat die Kombination aus Bitterorange und Bergamotte. Geranie wirkt geistig belebend und erfrischend. Lemongras stimuliert das Immunsystem.

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Ätherische Öle sorgen für Wohlbefinden. (RNoel1/Flickr)

9. Massage: Neben Bewegung zählen Berührungen zu den besten Methoden, um sich besser zu fühlen. Eine Möglichkeit, seinen Energiehaushalt wieder auf Vordermann zu bringen, bietet Akupressur. Meine Lieblingsmassage gegen Müdigkeit: beide Ohrläppchen mit Daumen und Zeigefinger massieren und dann mehrmals daran ziehen. Oder den rechten Arm um den Hals schlingen und die Schulterblätter sanft massieren.

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Akupressur löst Verspannungen. (Ariel Bo Bariel/Flickr)

10. Eiweiss gibt Energie: Ein Forscherteam um den Neurologen Denis Burdakov von der Uni Cambridge hat nachgewiesen, dass Eiweiss die Ausschüttung von Orexin stimuliert. Ein Botenstoff, der belebend wirkt und die körperliche Aktivität steigert.

6 Kommentare zu «Zehn Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit»

  • Matthias sagt:

    Obwohl ich Nick Burgin zustimmen muss, kann ich sagen, dass sich auch bei dem Glauben an das Gegenteil ein Placebo Effekt einschleichen kann. Manche denken, dass sie für Placebo nicht anfällig sind, aber viele gehen gerade aus einer Massage sehr entspannt und voller neuer Energie heraus und nutzen diese besonders im Frühjahr. Ich selber finde die med. Massage Bern Angebote optimal, da auch mit der Kinesiologie die „innere Energie“ angeregt wird.

  • Irene feldmann sagt:

    Man kann diese Müdigkeit erklären, analysieren und praktisch beheben doch ein Faktor bestimmt alles: seien Sie glücklich, mit sich selber, voller wünsche und Tatendrang und so strangulieren sie jede frühlingsmüdigkeit..;)

  • Franz Oppliger sagt:

    Ich kenne keine Frühjahrsmüdigkeit. Bin immer gleich fit, wohl von Natur aus. (Vielen Danke an meine lieben Urahnen). Trotzdem geniesse ich am Morgen einen feinen Café au lait – mit einer feinen Parisienne. das brint mich noch mehr – in Schwung.

  • edith sagt:

    orexin: das fasziniert mich! sicher wöchentlich 1-2 mal ein ei, dann auch viel fisch! sind die japaner ( die! fischesser ) eigentlich nie frühlingsmüde? das wäre wissenszusatz. denn wenn in tokio dieses schlappsein weniger grasieren sollte, wie in zürich, müsste man wirklich die essgewohnheiten ändern, wenn aber hierzulande die echte müdigkeit anhält: wäre ein grosser radieslisalat mit zitrone und pfeffer und salz eine gute energiezufuhr, ( diese wurzel wurde von mehreren naturheilärzten als hoch eisenhaltig eingestuft), und eisenmangel ist erwiesen! macht müde! edith ps rezept bei jamie

  • Simon Hirschhofer sagt:

    Morgen früh: Lächeln auf, kurzes, knackiges Training, kaltes Wasser über das Gesicht und ein proteinreiches Frühstück – da brauche ich nicht einmal mehr Kaffee 🙂

  • Nick Burgin sagt:

    Frühjahrsmüdigkeit ist reine Einbildung und ist wissenschaftlich nicht existent.

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