Warum Tanzen so sexy ist

Tanzt sich frei: Rumer Willis mit ihrem Tanzpartner Valentin Chmerkovskiy in «Dancing with the Stars». Foto: ABC
Laufen ist gut. Schwimmen auch. Überhaupt alles, was einen auf Trab bringt. Aber manchmal habe ich Lust auf eine neue Sportart. Nicht dass ich diesbezüglich Vorbildcharakter hätte, ich bin mässig sportlich und meine Disziplin lässt auch zu wünschen übrig. Aber hin und wieder probiere ich gerne etwas Neues aus, oder etwas, das mir schon früher Spass gemacht hat. Als kleines Mädchen hatte ich Ballettstunden, aber als Teenager hörte ich damit auf, weil ich es affig fand. Doch jetzt hat es mich wieder gepackt. Und weil es mit dem Tanzen ein bisschen wie mit dem Velofahren ist – was man einmal gelernt hat, vergisst man nicht so schnell wieder –, habe ich einen neuen Versuch gestartet. Die junge Tänzerin Véronique Tamaccio, die in grossen europäischen Kompanien getanzt hat, unterrichtet mit ihrem Programm Ballet for Everyone Tanzbegeisterte, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, in einem 60-Minuten-Work-out.
Was ihrer Meinung nach den Ballettboom ausgelöst hat? «Ganz klar der Film ‹Black Swan› mit Natalie Portman», sagt Tamaccio. Dass ihre Kunden aber auch über die Jahre dem Tanzen treu bleiben, habe damit zu tun, dass es eines der effektivsten Trainings sei. «Die älteste Tänzerin, die ich habe, ist über 70», erzählt Tamaccio, «und die sagt, dass Tanzen das schönste Fitnessprogramm überhaupt ist.» Das kann ich unterschreiben: Für mich ist Tanzen die erotischste Fitness überhaupt. Ob alleine oder zu zweit: Bei keiner anderen Sportart spüre ich meinen Körper besser.
Wer tanzt, gibt Auskünfte über sein Verhältnis zum eigenen Körper. Und über seine Sexualität. Ob er andere Menschen gern anfasst. Ob er sinnlich, anschmiegsam, dominant, schüchtern oder entspannt ist. Man kann potenziellen Partnern vermitteln, welche körperlichen Qualitäten man hat. Koordination, Rhythmusgefühl, Schnelligkeit – das alles sind Faktoren, die beim Tanzen eine wichtige Rolle spielen. «Auch wenn man überhaupt nicht im Sinn hat, mit irgendjemandem etwas anzufangen, allein darzustellen, was möglich wäre, was man drauf hat, ist doch ein wesentlicher Aspekt der persönlichen, sozialen und sexuellen Identität – und deshalb wichtig für das Selbstbewusstsein», sagte Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».
Bei einer Studie mit Tango-Paaren habe man zudem festgestellt, dass bei beiden Tanzpartnern verstärkt das Sexualhormon Testosteron ausgeschüttet werde. «Ausserdem konnten wir nachweisen, dass bei Tango-Tänzern durch die Musik während des Tanzens die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Speichel sinkt. Ohne Musik ändert sich im Cortisolgehalt dagegen wenig», sagt Kreutz. Die Schauspielerin Cameron Diaz verriet dem Magazin «Elle» einen ganz eigenen Sportcocktail für den Traumbody. Auf die Frage, was denn mehr Kalorien verbrenne, 30 Minuten Tanzen oder Sex, antwortete Cameron Diaz: «Das kommt ganz darauf an, welche Art von Sex man hat. Aber ich würde sagen, versuchen Sie beides. Beides am selben Tag!»
Laut finnischen Forschern der Universität Jyväskylä zeigen spontane Tanzbewegungen auch die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen. Sie wählten 60 Personen aus, denen gewisse Grundeigenschaften zuzuweisen waren. Dann spielten sie ihnen 30 Songs aus den Genres Jazz, Latin, Techno, Pop, Rock und Funk vor. Kameras mit Bewegungserkennung und anschliessende Computer-Analyse lieferten den Forschern Daten. Extrovertierte bewegten sich energetisch mit viel Raumbedarf, Neurotiker tanzten nervös, Verträgliche bewegten sich weich. Aufgeschlossene wiederum zeigten eine besondere Rhythmusbetonung, Gewissenhaftigkeit zeigte sich vor allem durch das Einhalten einer festen Schrittfolge beim Tanzen.
In TV-Sendungen wie «Let’s Dance» in Deutschland oder «Dancing with the Stars» in den USA zeigen Promis, dass sogar Tanzmuffel durch intensives Training brillieren können. Die amerikanische Show feiert 2015 ihr zehnjähriges Jubiläum. Besonders begeistert die junge Rumer Willis, die Tochter von Bruce Willis und Demi Moore. Rumer, die wegen ihres Aussehens – sie schlägt diesbezüglich ihrem Vater nach – in der Vergangenheit immer wieder als «Kartoffelkopf» bezeichnet wurde, tanzt sich zurzeit frei und berührt mit ihrer Entwicklung das Publikum.
Aber das Tanzen ist immer noch eine Frauendomäne. Männer fürchten sich nicht selten davor, sich beim Tanzen eine Blösse zu geben. Auf einer Party oder in einem Club herrscht auf der Tanzfläche Frauenüberschuss, an der Bar halten sich wie immer vorwiegend Männer an ihren Drinks fest. Und erst bei einem gewissen Alkoholpegel überwinden sie ihre Scheu – und spielen Luftgitarre.
Auch eine Art zu tanzen.
17 Kommentare zu «Warum Tanzen so sexy ist»
Meine Frau und ich haben in den 1970erm internationale Turniere in den Standarttänzen bestritten. Dies taten wir während 10 Jahren. Anforderung: Nebst absoluten Taktsinn die Bereitschaft, täglich 2 Std. sich dem Trining zu widmen und viel Geld für Trainerstunden aus zu geben.
Resultat: Höchster Genuss an Bewegung, Freude am perfekten zZusammenspiel mit dem Partner. Eine herrliche Art, Sport zu betreiben. Ich möchte diese Zeit nicht missen.
Ich habe mich zeitlebens als Bewegungsantitalent gesehen. Aber seit nun mehr über 20 Jahren betreibe ich Aikido (jap. Selbstverteidigungskunst). Vor etwa zwei Jahren habe ich wieder begonnen zu Tanzen (Paartanz) und musste feststellen, dass beides extrem viel gemeinsam hat. Es geht bei beidem um die Harmonisierung mit einer Körperbewegung durch taktile Wahrnehmung und Führung durch Verlagerung des Schwerpunkts. Zielgerichtet ist beides. Spass an der Bewegung und Tuchfühlung des Partners sowieso.
Tanzen ist Lebensfreude und gleichzeitig Ausdruck unserer Persönlichkeit. Musik und Bewegung sind die unsichtbaren Flügel welcher jeder beanspruchen kann. Oft spüren einige von uns einfach nicht sich selber und so wird die Musik abgestellt und der Stuhl vorsichtig zurecht gerückt sodass man stundenlang ruhig und bewegungslos sich der Zeit hingibt……
rumer willis tanz gefällt mir.. weil sie sich mit hartnäckigkeit sichtbarer freude, lerneifer und genialem bewegungsablauf dem tanzen hingibt… beim paartanz ist aber teamarbeit sehr wichtig, ein wichtiger bestandteil, den nicht viele beherrschen..auch mir liegt das alleine tanzen , das sich einfach zur musik passend bewegen viel mehr.. daher ist bestimmmt der heutige trend alleine zu tanzen auch so beliebt, weil das unseren ganz eigenen rhytmus trainiert und genussvoll den aufgestauten stress verscheucht. edith
Ich war koordinativ immer sehr stark und habe mehrere sportarten auf hohem niveau betrieben. Tanzen aber konnte ich nie. Hat mir auch keinerlei spass gemacht. Never. Mir fehlte das ziel der bewegung. Denn tanzen empfand ich immer als bewegung zum selbstzweck. Mir gefiel nur zweckgebundene bewegung: tore schiessen beim eishockey. Gegner ausspielen beim tennis. Gegner werfen im judo. Etc. Auch am musikgehör lags sicher nicht. Ist vorhanden.
Aber dann, vor 2 – 3 jahren, hats mich plötzlich gepackt. Keine ahnung warum. Aber es ist so. Und seit da bin ich ein leidenschaftlicher tänzer.
Da der Tanz das ritualisierte Balzspiel des Menschen ist, muss es zwangsläufig etwas mit Sex zu tun haben.
Ich bin ein Bewegungstalent. Und bewege mich viel und gerne, auf alle möglichen Arten. Als Junge bin ich schon auf die höchsten Bäume geklettert. Aber das Tanzen – überlasse ich lieber solchen, die es können und mögen …
Das Männer nicht tanzen ist nur die halbe Wahrheit. In südlichen Ländern bleibt KEINER auf dem Stuhl. Diese Männer haben einfach nicht so ein Tanzkomplex wie Mitteleuropäische Männer.
Es ist noch nicht so lange her, da war ich an einer Geburtstagsparty an der die Band King Kora spielte. 99% der Gäste(also Männer und Frauen) haben durchgetanzt bis zum Schluss. Sogar die Band war erstaunt!
Es hält fit, entspannt und macht glücklich. Bin ca. 3 Wochen vor Niederkunft und gehe nach wie vor 1-2 pro Woche Tango tanzen.
Wer tanzt, weil es sexy ist, hat schon verloren.
Wer tanzt, weil es Spass macht, kann nur gewinnen.
Wenn ich der Partnerin auf den Füssen herumtrample, dann ist das sicher nicht sexy. Genauso wenig wie in einem Club ohne Rhythmusgefühl herumzuhüpfen.
Beim (Paar-) Tanzen geht es genau darum, etwas zu tun und gleichzeit aufmerksam zu sein. Also die Frage, wie kann ich mir selber Raum geben, ohne dem Gegenüber diesen wegzunehmen. Auch ein Rhytmusgefühl lässt sich entwickeln, wenn man bereit ist, sich auf die Musik einzulassen.
Daher denke ich, dass tanzen eine super Übung ist, bestimmt, aber aufmerksam mit seiner Umwelt durchs leben zu gehen. Tanzen kann jeder, der will. So aussehen wie beim John Travolta muss es auch nicht. Denn jemanden nachäffen sieht meistens blöd aus. Sich selber sein, auch beim tanzen, ist originell!
Und dann gibt es noch solche, die können es einfach nicht! Und da hilft auch kein Tanzkurs. Genausowenig wie aus einem Untalentierten in der Clubschule zu einen Maler, oder jemand ohne Musiktalent bei Bohlen zum Superstar wird. Sendungen, auch Filme, („Footloose“) wo aus absoluten Tanz-Mauerblümchen im Nullkommanichts ernsthafte Travolta Konkurrenten entstehen helfen auch nicht unbedingt, Männer auf die Tanzfläche zu locken.
Das stimmt nicht, Dieter. Das ist ein Ausrede. JEDER kann tanzen. Es liegt im der Ur-Natur des Menschen. Ist doch egal, wenn es nicht nach Travolta aussieht!
Mir fehlt so ziemlich jegliches Talent zum tanzen.
Ähm, wollen Sie uns sagen, in einem durchschnnittlichen „Club“ werde getanzt? Nun, ich will tolerant sein und das Zucken auf der Tanzfläche immerhin als Bewegung durchgehen lassen… 🙂
Ja, die Musik spielt eine grosse Rolle! Darum ist Tango auch so beliebt.