
Die St. Galler Nationalrätin Yvonne Gilli von den Grünen findet, die Frauen seien die grossen Verlierer der Rentenreform.
Offenbar verdienen die Frauen bei der Post bei gleicher Qualifikation weniger als Männer. Diesen Eindruck musste bekommen, wer sich am Freitag die «Arena» des Schweizer Fernsehens zumutete. Da beklagte sich doch eine Postangestellte vor laufender Kamera über die ungleichen Löhne von Mann und Frau. Solange Frauen weniger verdienten als Männer, sei eine Erhöhung des Frauenrentenalters nicht gerechtfertigt, sagte sie. Sie befürchte, dass sie nun die AHV-Rente erst mit 65 erhalte. Zudem sagte sie, dass es die Frauen seien, die im Alter die kranken Verwandten pflegten, und nicht die Männer.
Die St.Galler Nationalrätin Yvonne Gilli von den Grünen dankte der Postangestellten für ihr Votum und meinte, die Frauen seien die grossen Verlierer in der vom Ständerat verabschiedeten Altersrentenreform. Wie bitte? SVP-Nationalrat Pirmin Schwander aus dem Kanton Schwyz war der einzige Mann in der sechsköpfigen Politikerrunde. Er hat es unterlassen, den in Selbstmitleid versinkenden Frauen das Phänomen der Witwenrente zu erklären.
Ich fühle mich deshalb genötigt, an dieser Stelle diese Unterlassung auszubügeln. Der Ständerat will nämlich bei den Witwenrenten null Abstriche machen. Dies im Unterschied zu Bundesrat Alain Berset, der als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei keineswegs im Ruf steht, den Frauen gegenüber feindlich gesinnt zu sein. Laut Alain Berset hätten Frauen in Zukunft nur noch dann Anspruch auf eine Witwenrente, wenn sie unterstützungspflichtige Kinder haben. Dadurch liessen sich bis zu 340 Millionen Franken einsparen.
«Witwenrenten für kinderlose Frauen sind eine Folge des gesellschaftlich überholten Ernährermodells», schreibt der Bundesrat. Kinderlosen Frauen könne eine Erwerbstätigkeit zugemutet werden.
Der Ständerat, angeführt vom Freiburger Christdemokrat Urs Schwaller, ist offenbar anderer Meinung. Er will kinderlosen Witwen eine Erwerbstätigkeit nicht zumuten. Man könne den Frauen ihre Lebensform nicht vorschreiben.
Ich bin gespannt, was der Nationalrat dazu sagen wird.