Alles sauber

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Also, erstens macht mich das ganz kirre, dass Yahoo sich offenbar nicht für ein neues Logo entscheiden kann. Da kann man ja verrückt werden. Make up your mind! Und dann heute zunächst mal Folgendes, meine Damen und Herren: Stephen Fry hat völlig recht. Der bekannte britische Autor, Schauspieler, Regisseur und Moderator hat gerade angesichts der staatlichen Verfolgung von Homosexuellen in Russland in einem offenen Brief an das IOC und den britischen Premier David Cameron die kommenden Winterspiele von Sotschi 2014 mit der Olympiade in Nazi-Deutschland von 1936 verglichen. Auch die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat recht: «Mit der Ausgrenzung von Homosexuellen geht Russland einen weiteren grossen Schritt in Richtung einer lupenreinen Diktatur», sagte sie der «Welt am Sonntag». Und aus der Schweiz hört man dazu: leider mal wieder gar nichts.

Und nun zum Ende aller Dinge. Beziehungsweise zu den letzten Dingen. Offenbar sind das nicht mehr vier, also Tod, Jüngstes Gericht bzw. Apokalypse, Himmel und Hölle. Sondern fünf: Tod, Jüngstes Gericht bzw. Apokalypse, Himmel und Hölle und Grabstein-Reiniger. Siehe oben. Zwischen Schimmelmittel und Rostflecken-Entferner. Man will ja einen ordentlichen Eindruck machen. Der treue Leser dieser Rubrik weiss, dass ich an die Freiheit des Marktes und den souveränen Konsumenten glaube. Und dass ich ausserdem gerne einkaufen gehe. Und in der Tat schon manches feilgeboten sah. Doch gelegentlich bin ich trotzdem überrascht darüber, was wir alles kaufen können. Ich meine, wären Sie auf den Gedanken gekommen, in einen Baumarkt zu gehen und den Regaleinräumer zu fragen: «Verzeihen Sie, guter Mann, haben Sie Grabstein-Reiniger?» Und dann tut sich noch folgende Frage auf: Brauchen wir das wirklich?

20 Kommentare zu «Alles sauber»

  • Carolina sagt:

    Der Grabsteinreiniger erinnert mich daran, dass sich erst mit dem Tod eines Angehörigen eine andere Welt öffnet: die Welt der Friedhöfe. Ja, seitdem mein Vater gestorben ist, beobachte ich regelmässig eine kleine Armee von (meistens) älteren Damen, die vollausgestattet mit Schrubber, Steinreiniger, Pinseln etc ihre Gräber pflegen und untereinander Tipps austauschen. Diese Welt sollte unbedingt von irgendwelchen Home-Shopping-Sendern entdeckt werden, da schlummert ungeahntes Potential!

    • thomas Hürlimann sagt:

      Hallo

      Man kann nicht alles in das Lächerliche ziehen. Ich habe den Grabstein meiner Mutter 44 jährig an Krebs gestorben, selber war ich 23 , nie als wichtig empfunden. In Erinnerung hatte ich sie immer in unserem Familienhaus, wo sie gelebt hatte. Jedoch verstehe ich die Leute, welche auf dem Friedhof immer noch auf eine Weise Kontakt zu Ihren Liebsten suchen. Der nicht verarbeitete Tod meiner Mutter hatte mir damals eine Depression von 2 Jahren beschehrt von der ich mich später zum Glück gut erholt hatte und danach selber eine Familie gegründet habe..

    • Astrid Meier sagt:

      Es sind Menschen, die weiterhin ihre Angehörigen pflegen, ihnen was Gutes tun wollen. Traurig aber wahr: viele ältere Damen (und Herren) sind in der Welt nutzlos geworden und haben nur die Toten, um sich nützlich zu machen…

  • Cybot sagt:

    Vermutlich ist das das gleiche Prinzip wie bei einem „Schimmelentferner“, den ich mal gekauft habe. Ein 2-Dezi-Fläschchen hat 8 Fr. gekostet. Hinterher hab ich dann festgestellt, dass da drin nicht viel mehr als Javelwasser war, das man in Literflaschen für 2 Fr. bekommt und genau so gut funktioniert. Auch beim Grabsteinreiniger ist letztlich ganz normales Putzmittel drin, wetten? Souveräne Konsumenten, genau.

  • MajorTom sagt:

    Ich lese Ihren Blog wirklich gerne, nur:
    Brauchen wir wirklich so viele deutsche Wörter, für die es in unserer Sprache jede Menge Alternativen gibt, Herr Tingler, das macht mich ganz kirre . . .

  • Anh Toan sagt:

    Der Grabsteinreiniger ist Sinnbild, dass der Tod nicht das Ende aller Dinge ist, im Unterschied zur Apokalypse, auch Himmel und Hölle haben kein Ende, sie sind ewig, sofern man an sie glaubt. Der Doggter glaubt an den freien Markt, ich glaube an Winnetou, andere an polierte Grabsteine.

    Putin will sich mit dem reload von „section 28″ oder *clause 28“ im Glanze der Freiheitskämpferin Maggie T. sonnnen, ob er Grabsteinreiniger zum aufpolieren des von den linken Laboursozialisten abgeschaffte Gesetz benutzte, entzieht sich meiner Kenntnis.

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