Sind Sie konflikttauglich?

Heute vorweg: natürlich war das Rassismus. Das mit Oprah Winfrey, meine ich. Sie wissen, wovon ich spreche, meine Damen und Herren: Den Handtaschenvorfall. Handbaggate. Der milliardenschweren schwarzen Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey wird der Kauf einer Handtasche verweigert, und zwar im Zürcher Geschäft «Trois Pommes», das einer mageren weissen Frau namens Trudi Götz gehört, die zu Tina Turners Hochzeit in einer Art Kimono erschien, der für ihr Alter entschieden zu kurz war. Und die sich jetzt damit rauszureden versucht, das Ganze sei ein «Missverständnis» gewesen. (Nicht das mit dem Kimono; das mit der Handtasche.) Wie peinlich. Es ist hier völlig egal, ob die Handtasche aus möglicherweise politisch inkorrektem Material war. Es ist ebenfalls völlig egal, ob Frau Winfrey möglicherweise eine narzisstische Neigung hat. Der Vorfall war einfach genau das, was Oprah Winfrey in ihm gesehen hat: ein rassistischer Anflug einer wohl nicht allzu hellen Verkäuferin, die da in Trudi Götzens Lädchen steht und findet, dass eine schwarze Frau sich keine Handtasche für 35’000 Franken leisten kann, und ich persönlich hoffe, dass diese Verkäuferin gefeuert wird. Denn solche Vorfälle sind ein Indiz für einen Provinzialismus, der diesem Land nicht steht. Sowie ein Indiz dafür, dass die Dienstleistungsqualität in Zürich oft erbärmlich ist, gerade an den teureren Adressen. So. Und nun weiter im Text. Wir bleiben bei Konflikten. Ob in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz oder bei der Reklamation im Restaurant oder bei der Rückgabe dieser zu kleinen Badehosen: Konflikte lauern überall. Sind Sie dem gewachsen? Oder neigen Sie zu Flucht und Vermeidung? Machen Sie den Test! Sie kennen ja inzwischen das Prinzip: Entscheiden Sie sich einfach für eine Antwort pro Punkt. Und dann sehen Sie in der Auflösung nach. Viel Glück!
- In Auseinandersetzungen ...
A) ... verstehen Sie gelegentlich überhaupt nicht, was die andere Seite überhaupt will.
B) ... gelingt es Ihnen aufgrund Ihrer Empathie, sich in andere einzufühlen und die Differenzen affirmativ beizulegen.
C) ... haben Sie keinerlei Skrupel, emotionale Erpressung einzusetzen, jemanden betrunken zu machen oder ein Pony zu erschiessen, solange Sie nur kriegen, was Sie wollen.
D) ... argumentieren Sie nach dem Stilmuster «Mussolini vom Balkon». - Zur Konfliktlösung in der Beziehung ...
A) ... benutzen Sie Ich-Botschaften, eine nicht-bedrohliche Körpersprache und wertschätzendes, positives Vokabular.
B) ... zählen Sie erstmal in Gedanken bis 5, um nicht überzureagieren.
C) ... versuchen Sie, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
D) ... verbinden Sie Anfragen mit Happy-Botschaften («Ich habe zwei Karten fürs Rugby Final in Twickenham, Kleines, kommst du dafür mit an diese Schiffstaufe?»). - Bitte wählen Sie, was für Sie in Konfliktsituationen absolut tabu ist:
A) Ich schreie nicht in überfüllten Geschäften. Das sieht unschön aus.
B) Ich stampfe nicht mit dem Fuss auf. Das kann zu Verstauchungen führen – und kein Konflikt der Welt ist es wert, dafür einen Absatz zu ruinieren.
C) Ich schmolle nie, wenn niemand zuschaut. Das lohnt sich nicht.
D) physische Gewalt (ausgenommen gegen Sachen) - Mit welcher Aussage können Sie sich am ehesten identifizieren?
A) Wenn jemand in meiner Nähe hustet, fühle ich mich provoziert.
B) Ich wäre lieber tot als dick.
C) Manchen Leuten muss man einfach sagen, was richtig ist.
D) Ich könnte eher auf Sauerstoff verzichten als auf mein Recht. - Zum Stichwort «Kommunikation» assoziieren Sie:
A) Harmonie
B) Langeweile
C) dass mich andere Leute nicht mit ihrem Schrott behelligen
D) Mussolini vom Balkon
AUSWERTUNG:
Sie haben gewählt:
meistens A)
Sie sind ein wenig konfliktscheu. In der Tat. Ungefähr so wie eine japanische Nonne.
meistens B)
Sie flüchten nicht vor Konflikten; aber Sie vermeiden sie von vornherein. Wo Sie nur können.
meistens C)
Sie machen das gar nicht so schlecht. Sie sind auf Ausgleich bedacht. Das kann man diplomatisch nennen. Oder schlüpfrig wie ein Aal. Auf jeden Fall haben Sie es weit gebracht. Obschon Ihre Seele mutmasslich schwärzer ist als Ihre Lunge, würden Sie nicht zögern, Erstere zu verhökern im Tausch gegen Ewige Jugend, weil Ihnen das Unsummen bei Ihrem nächsten Aufenthalt in La Prairie erspart.
meistens D)
Sie gehören zu der Sorte, die sich nicht scheut, beim Abendmahl den Wein wieder auszuspucken, wenn er nicht den richtigen Jahrgang hat. Mit anderen Worten: Sie haben keine Scheu vor Konflikten. Sie provozieren sie. Bewerben Sie sich doch mal bei Trudi Götz.
Im Bild oben: Ganz klar D: Femen-Aktivistinnen. (Flickr/Irish Typepad)
40 Kommentare zu «Sind Sie konflikttauglich?»
Oprah beklagt sich zu Recht über Rassismus, sie meint aber nicht den auf Hautfarbe bezogenen Rassismus, sondern den auf Konfektionsgrösse und Jugendwahn bezogenen Rassismus:
In einer Edelboutique ist, wer über Grösse 36 braucht, nicht erwünscht.
Anh Toan: Das schöne an Handtaschen ist, dass für einmal die Konfektionsgrösse völlig egal ist. Und die Damen in TG’s Boutiquen haben sowieso nur ein Interesse: zu verkaufen!
Ritter: Tut mir echt leid!
(Sorry, meine Antwort-Funktion geht nicht….)
Carolina: Das Prinzip, welches erlaubt Handtaschen für 35’000 USD zu verkaufen, beruht auf Angebotsverknappung: Nicht jeder, der soviel ausgeben kann für eine Handtasche, darf diese kaufen, sondern nur ein erlauchter Kreis Auserwählter. Die Konfektionsgrösse ist wesentliches Kriterium bei der Auswahl. Ist Oprah nicht bereits „out“, weil sie von der Verkäuferin nicht erkannt wurde? Oder wurde sie?
Frau Turner hat noch nie über Rassismus in CH geklagt. Eine Lady, keine arrogante Diva!
An Frau Götz finde ich bemerkenswerter, dass sie ihre Angestellte schützt, als die Länge ihres Kimonos.
„ich persönlich hoffe, dass diese Verkäuferin gefeuert wird“ Dann müssen Sie mindestens die halbe Schweiz feuern. Rassismus ist nun mal Teil der kulturellen Identität der Schweiz. Gehen Sie mal in ein Zürcher Geschäft und reden Deutsch. Oder auf die Post. Nicht Halskrankheit, sondern Deutsch! Dann wissen Sie, was Rassismus ist. Er ist allgegenwärtig. Noch besser funktioniert das allerdings im Kanton Schwyz.
Dass eine eingebildete Ziege auch mal zurück stecken muss, gehört so. Aber eingebildete Zicken sind halt nicht konfliktfähig.
Deutschenfeindlichkeit in der Schweiz ist kein Rassismus. Sondern Nationalismus.
Bis jetzt der gescheiteste Kommentar, den ich zu diesem „Vorfall“ im Trois Pommes gelesen habe!