Sind Sie konflikttauglich?

Blog Mag663

Heute vorweg: natürlich war das Rassismus. Das mit Oprah Winfrey, meine ich. Sie wissen, wovon ich spreche, meine Damen und Herren: Den Handtaschenvorfall. Handbaggate. Der milliardenschweren schwarzen Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey wird der Kauf einer Handtasche verweigert, und zwar im Zürcher Geschäft «Trois Pommes», das einer mageren weissen Frau namens Trudi Götz gehört, die zu Tina Turners Hochzeit in einer Art Kimono erschien, der für ihr Alter entschieden zu kurz war. Und die sich jetzt damit rauszureden versucht, das Ganze sei ein «Missverständnis» gewesen. (Nicht das mit dem Kimono; das mit der Handtasche.) Wie peinlich. Es ist hier völlig egal, ob die Handtasche aus möglicherweise politisch inkorrektem Material war. Es ist ebenfalls völlig egal, ob Frau Winfrey möglicherweise eine narzisstische Neigung hat. Der Vorfall war einfach genau das, was Oprah Winfrey in ihm gesehen hat: ein rassistischer Anflug einer wohl nicht allzu hellen Verkäuferin, die da in Trudi Götzens Lädchen steht und findet, dass eine schwarze Frau sich keine Handtasche für 35’000 Franken leisten kann, und ich persönlich hoffe, dass diese Verkäuferin gefeuert wird. Denn solche Vorfälle sind ein Indiz für einen Provinzialismus, der diesem Land nicht steht. Sowie ein Indiz dafür, dass die Dienstleistungsqualität in Zürich oft erbärmlich ist, gerade an den teureren Adressen. So. Und nun weiter im Text. Wir bleiben bei Konflikten. Ob in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz oder bei der Reklamation im Restaurant oder bei der Rückgabe dieser zu kleinen Badehosen: Konflikte lauern überall. Sind Sie dem gewachsen? Oder neigen Sie zu Flucht und Vermeidung? Machen Sie den Test! Sie kennen ja inzwischen das Prinzip: Entscheiden Sie sich einfach für eine Antwort pro Punkt. Und dann sehen Sie in der Auflösung nach. Viel Glück!

  1. In Auseinandersetzungen ...

    A) ... verstehen Sie gelegentlich überhaupt nicht, was die andere Seite überhaupt will.
    B) ... gelingt es Ihnen aufgrund Ihrer Empathie, sich in andere einzufühlen und die Differenzen affirmativ beizulegen.
    C) ... haben Sie keinerlei Skrupel, emotionale Erpressung einzusetzen, jemanden betrunken zu machen oder ein Pony zu erschiessen, solange Sie nur kriegen, was Sie wollen.
    D) ... argumentieren Sie nach dem Stilmuster «Mussolini vom Balkon».

  2. Zur Konfliktlösung in der Beziehung ...

    A) ... benutzen Sie Ich-Botschaften, eine nicht-bedrohliche Körpersprache und wertschätzendes, positives Vokabular.
    B) ... zählen Sie erstmal in Gedanken bis 5, um nicht überzureagieren.
    C) ... versuchen Sie, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
    D) ... verbinden Sie Anfragen mit Happy-Botschaften («Ich habe zwei Karten fürs Rugby Final in Twickenham, Kleines, kommst du dafür mit an diese Schiffstaufe?»).

  3. Bitte wählen Sie, was für Sie in Konfliktsituationen absolut tabu ist:

    A) Ich schreie nicht in überfüllten Geschäften. Das sieht unschön aus.
    B) Ich stampfe nicht mit dem Fuss auf. Das kann zu Verstauchungen führen – und kein Konflikt der Welt ist es wert, dafür einen Absatz zu ruinieren.
    C) Ich schmolle nie, wenn niemand zuschaut. Das lohnt sich nicht.
    D) physische Gewalt (ausgenommen gegen Sachen)

  4. Mit welcher Aussage können Sie sich am ehesten identifizieren?

    A) Wenn jemand in meiner Nähe hustet, fühle ich mich provoziert.
    B) Ich wäre lieber tot als dick.
    C) Manchen Leuten muss man einfach sagen, was richtig ist.
    D) Ich könnte eher auf Sauerstoff verzichten als auf mein Recht.

  5. Zum Stichwort «Kommunikation» assoziieren Sie:

    A) Harmonie
    B) Langeweile
    C) dass mich andere Leute nicht mit ihrem Schrott behelligen
    D) Mussolini vom Balkon

AUSWERTUNG:

Sie haben gewählt:

meistens A)

Sie sind ein wenig konfliktscheu. In der Tat. Ungefähr so wie eine japanische Nonne.

meistens B)

Sie flüchten nicht vor Konflikten; aber Sie vermeiden sie von vornherein. Wo Sie nur können.

meistens C)

Sie machen das gar nicht so schlecht. Sie sind auf Ausgleich bedacht. Das kann man diplomatisch nennen. Oder schlüpfrig wie ein Aal. Auf jeden Fall haben Sie es weit gebracht. Obschon Ihre Seele mutmasslich schwärzer ist als Ihre Lunge, würden Sie nicht zögern, Erstere zu verhökern im Tausch gegen Ewige Jugend, weil Ihnen das Unsummen bei Ihrem nächsten Aufenthalt in La Prairie erspart.

meistens D)

Sie gehören zu der Sorte, die sich nicht scheut, beim Abendmahl den Wein wieder auszuspucken, wenn er nicht den richtigen Jahrgang hat. Mit anderen Worten: Sie haben keine Scheu vor Konflikten. Sie provozieren sie. Bewerben Sie sich doch mal bei Trudi Götz.

 

Im Bild oben: Ganz klar D: Femen-Aktivistinnen. (Flickr/Irish Typepad)

40 Kommentare zu «Sind Sie konflikttauglich?»

  • Ylene sagt:

    Und Sie waren natürlich dabei in Zürich und wissen nun genau, was gelaufen ist, gell. Ja, es gibt arrogante, rassistische, sexistische und / oder homophobe Schweizerinnen – oder EV. in diesem Fall hier Italienerinnen. Eventuell. Ein wenig verdächtig ist halt, dass es Oprah auch schon als rassistische Diskriminierung anschaut, wenn sie eine Viertelstunde nach Ladenschluss während einem privaten Verkaufsevent in einem Laden auftaucht und dann nicht bedient wird – so wie bei Hermes in Paris vor 9 Jahren. Und was zur Hölle hat das mit Götz‘ Bekleidung bei Turners Hochzeit oder Körperbau zu tun?

  • diva sagt:

    danke für diese einleitung, hr doktor. sie haben das handbaggate auf den punkt gebracht. übrigens, wegen des kimonos von frau götz: ich dachte, es seine eine art morgenmantel… (hi hi)… ich habe in dem ganze täschligate von den betroffenen noch nie das wort «entschuldigung» gehört! weder von frau götz noch von der verkäuferin.nein, man sucht nach rechtfertigungen für sein handeln… «entschuldigung» oder «es tut mir leid» oder gar «es war (m)ein fehler!», hört man schweizern NIE. schon gar nicht von sogenanntem dienstleistungpersonal. das schweizer höflich sind, ist definitiv ein märchen.

    • Martin sagt:

      Schon der Version der Verkäuferin zugehört? Die ist halt dummerweise weiss.

      PS: Sie ist übrigens Italienerin und nicht Schweizerin

    • Anne Baynor sagt:

      Sie haben 100%-ig recht und reden mir aus der Seele. In solchen Nobel-Boutiquen sollte die Kundin immer noch Königin sein, egal ob schwarz od.weiss. Schliesslich wird von ihr erwartet, dass sie ein Vermögen für fast nichts ausgeben soll. Die Geschichte ist wirklich eine Schande, da die CH-Seite bis jetzt tatsächlich nur nach Rechtfertigungen sucht sich aber nicht entschuldigen will.

    • Philipp Rittermann sagt:

      es lohnt im heutigen politischen und sozialen umfeld auch nicht mehr, höflich zu sein, schon gar nicht als schweizer, geschweige denn als eidgenosse.

  • Philipp Rittermann sagt:

    das war kein rassismus, sondern übersteigerter geltungsdrang von winfrey. so macht man aus einer mücke einen elefanten. aber gut. zum test.
    1) d (ganz klar).
    2) a (ganz klar).
    3) d (nicht immer ganz klar)
    4) c
    5) d (ganz klar).
    fazit: die menschheit ist dumm und will aufgeklärt werden.

  • Heiner Hug sagt:

    Sie behaupten ohne auch nur eine Begründung zu nennen. Das ziemt sich nicht für einen Philosophen. Diesmal ist ihr Behaupten zudem weder originell, noch witzig.
    Ich finds cool wenn eine Diva mal was nicht bekommt. Ihre Vorurteils-Beurteilung des Falles ist einfach umgekehrter Rassismus. Wäre das gleiche Madonna oder Laura Bush passiert, wäre die ganze Welt auf Seiten der Verkäuferin.

  • Monaco sagt:

    Bravo, Herr Tingler!! Ich habe mich schon das ganze Wochenende gefragt, wie Sie auf den Oprah-Vorfall reagieren werden – danke für die sachliche Klarstellung! Am allerschlimmsten fand ich in dem Zusammenhang den Kommentar von Hugo Stamm, wo Oprah noch als Narzisstin verhöhnt wird…nur peinlich der Schreiber! Auch die Kommentare, die Oprah Dekadenz vorwerfen, sind völlig daneben – erst die teuren Sachen anbieten und Geld damit machen wollen und dann diejenigen als dekadent beschimpfen, die sie kaufen wollen, resp. anschauen – jetzt lacht die ganze Welt über die Schweiz, ganz tolle Werbung…

    • Philipp Rittermann sagt:

      da lache ich doch lieber über frau winfrey und ihre star-allüren. ich hoffe, sie bereist die schweiz nie wieder.

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