Mit Leib und Seele

Spätestens seit Beginn der Moderne haben bestimmte Sportarten ein Image-Problem. Tischtennis, zum Beispiel, gilt seit jeher als uncool. Dann gibt es noch jene Formen der Leibesertüchtigung, die Modeströmungen unterworfen sind. Nehmen Sie Tennis. Das war mal schick, hat aber seinen Höhepunkt mittlerweile lange überschritten (in den Worten von Jeff Bingham: «Du willst Tennis spielen? Wer bist du – eine siebzehnjährige russische Oligarchentochter?»). Und schliesslich, natürlich und zum Glück, existieren die zeitlos coolen Varianten von Sport. Die fünf besten habe ich hier mal für Sie aufgelistet. Das wären:
- Rugby
Rugby ist so viel schöner als Fussball. Die Spieler sehen auch viel cooler aus. Nicht diese überbezahlten Metrosexuellen mit viel zu viel Zeug im Haar. Hier werden Ideale von Fairness und Bewegung hochgehalten, keine Gucci-Taschen. Ein Gentlemen’s Sport mit echten Männern.
- Thaiboxen
Thaiboxen ist eigentlich kein Sport, sondern eine Kampfkunst. Und super für den ganzen Körper. Das wichtigste beim Muay Thai ist nicht brachiale Kraft, sondern Konzentration und Schnelligkeit. Und man muss tough sein. Zäh wie Juchtenleder, wie meine Oma immer zu sagen pflegte.
- Lacrosse
Lacrosse, der Teamsport der amerikanischen Ureinwohner, den in Kontinentaleuropa kein Mensch kennt, ist im Grunde die amerikanische Form von Rugby (viele Leute denken, American Football wäre die amerikanische Form von Rugby, das stimmt aber nicht). Auch Lacrosse verlangt Ganzkörpereinsatz – und Stil. Sportarten mit ein bisschen Stil, zu denen neben Lacrosse und Kickboxen beispielsweise auch Basketball gehört, haben den Vorteil, dass Sie bei ihrer Ausübung in aller Regel auch dann gut aussehen, wenn Sie kein Champion sind. Achtung: Golf gehört entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht zu den stilvollen Sportarten. Golfspielen ist vielmehr, in den Worten von Sebastian Horsley, «the nearest thing to being dead on this planet». Und falls dieser Satz noch eines Beweises bedürfte, müsste man sich bloss angucken, wie langweilig Tiger Woods ist. Und dass trotz Sex-Skandal.
- Bridge
Warren Buffett, Gazillionär und Menschenfreund, liebt Bridge. Buffett, der die Reputation eines ausdauernden Spielers hat, wird der Ausspruch zugeschrieben: «If I'm playing bridge and a naked woman walks by, I don't even see her.» Das hätte auch von Martina Navratilova stammen können. Die Tennislegende und Gewinnerin von 59 Grand-Slam-Titeln liebt nämlich ebenfalls Bridge. Von ihr ist folgende Einschätzung überliefert: «Bridge schult die Logik, den Verstand, schnelles Denken, Geduld, Konzentration und Beziehungsfähigkeit.» Mehr kann man von Sport nicht erwarten.
- Cheerleading
Besonders, wenn Männer das machen. Richtige, schwere, behaarte, heterosexuelle Männer. So war es nämlich am Anfang dieser Sportart, die aus Elementen des Turnens, der Akrobatik, der rhythmischen Sportgymnastik und des Skandierens besteht. Die ersten Cheerleaders kamen aus den USA, wo Cheerleading im Jahre 1898 anlässlich eines Football-Duells zwischen der University of Minnesota und der Northwestern University mit organisierten Anfeuerungsrufen aus dem Publikum seinen Anfang nahm. Damals waren ausschliesslich Männer Cheerleaders. Erst im Laufe der Zeit wurden auch Frauen zum Cheerleading zugelassen. Schliesslich sogar an Bord von Flugzeugträgern. If I could turn back time.
Bild oben: Tackle während eines Rugby-Spiels zwischen Australien und den British and Irish Lions in Brisbane, 22. Juni 2013. (Keystone/Dan Peled)
34 Kommentare zu «Mit Leib und Seele»
Wenn Sebastian Horsley meint, Golf sei «the nearest thing to being dead on this planet», dann müsste man aber konsequenterweise aus dem Ausspruch von Warren Buffet, «If I’m playing bridge and a naked woman walks by, I don’t even see her.», folgern, dass Bridge-Spieler nicht nur annähernd, sondern ganz und gar tot sind … (ich stelle mir vor, Bridge ist ein ideales Spiel fürs Jenseits. Man hat dort unendlich und beliebig viel Zeit, sich mit derart langatmigen Dingen zu beschäftigen.)
Ja, genau, DK, das geht mir auch so. Ich bin passionierte Bridge-Spielerin und hoffe tatsächlich auf ein Jenseits mit zeitlos langen Sitzungen, im Diesseits ist einfach keine Zeit. Meine bessere Hälfte hofft übrigens, dass das Jenseits ein 6570-Loch-Golfplatz ist…..
Und, Herr Tingler: I’m sure most women would actually love to turn back time, at least re this aspect – men as cheerleaders…..
Guter Artikel und es freut mich, dass Rugby in der Liste erscheint. Beim Bild oben handelt es sich aber genau genommen nicht um England als Gegner von den Wallabies sondern um die British & Irish Lions, welche die Tour in diesem Jahr mit einem 2:1 gegen Australien gewannen.
leider
rugby ist ja kein eigentlicher sport; es handelt sich mehr um eine unheilige kombination von schwingen und fussball. thaiboxen hingegen ist ein sport; boxen unter einsatz der beine mit kurzdistanz, viel körperkontakt, und ausblendung der meisten regeln – das ist keine kampfkunst und nahe an der wirtshausprügelei. kickboxen hingegen ist eine kampfkunst, (grössere distanzen, weniger körperkontakt und einsatz von tae(kwondo). auf 4 und 5 gehe ich gar nicht ein, das sind beschäftigungsarten für teetrinker und hat nichts, aber auch gar nichts mit sport im weitesten sinne zu tun. und lacrosse…….
Komm doch mal rüber nach Oz ne Runde Rugby spielen und entscheide dann ob es ein Sport ist oder nicht…
wo liegt oz, herr egli?
finde Rugby auch sehr cool, das Bild zeigt aber einen Ausschnitt eines Tests der British and Irish Lions, nicht England. Wie der Name sagt gehören auch walisische, schottische und irische Spieler dieser speziellen Mannschaft an, welche sich nur alle vier Jahre formiert für eine Tour.
Danke für den Hinweis. Die Redaktion.
..gut gewähltes zitat von Sebastian Horsley 🙂 cooler beitrag, mal ein paar andere sportarten, vorallem mit nr. 1 bin ich sehr einverstanden.