Sind Sie ein guter Beifahrer?

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Was wäre das Reisen im Auto ohne Beifahrer – diese zauberhaften Geschöpfe, die uns den Kaffee reichen und manchmal von rechts beherzt auf die Hupe drücken. Allerdings gibt es da gewisse Unterschiede. Man könnte es so ausdrücken: Manche Beifahrer sind wie der niedliche kleine Ersatzreifen, den man nimmt, wenn den anderen die Luft ausgeht: der kleine Ersatzreifen fährt Sie bis zur nächsten Tankstelle, aber versuchen Sie nicht, längere Reisen damit zu unternehmen… – Was also macht einen guten Beifahrer aus? Sind Sie einer? Testen Sie sich selbst anhand der folgenden Auflistung der schlimmsten Beifahrersünden.

  1. Landkartenaltklugheit

    Funktionierende Partnerschaften beruhen auf Aufgabenteilung. Eine der obersten Pflichten des Beifahrers ist daher: das Kartenlesen. Beziehungsweise in unseren modernen Zeiten die Unterstützung des Fahrers bei der Bedienung eines satellitengesteuerten Navigationssystems. Oder beim Abgleich der Wegbeschreibung irgendeines Online-Routenplaners mit der Wirklichkeit. Seien Sie bei dieser Wegfindungsaufgabe charmant und geduldig, nehmen Sie Rücksicht auf eine beim Fahrer möglicherweise vorhandene Robustheit gegenüber Richtungsangaben (fachsprachlich: Driving Directions Deafness, kurz: DDD). Beginnen Sie keine Diskussionen über das Einschlagen von vermeintlichen Um- und Schleichwegen in Gegenden, in denen Sie sich nicht auskennen.

  2. Kommunikationsversagen

    Eine weitere Hauptpflicht des Beifahrers besteht in: Konversation. Sorgen Sie für leichte, doch anspruchsvolle Gesprächsthemen, zum Beispiel: Schmerzmittel, die nicht süchtig machen. Oder wie super Trevor Donovan aussieht. Falls Ihre bessere Hälfte das Lenkrad hält: Konfliktthemen bitte nur bei Verkehrsstockungen ansprechen. (Letzteres gilt nicht für Choleriker. Auf beiden Sitzen. Dann gilt vielmehr das Primat der absoluten Konfliktvermeidung.)

  3. Krisenhysterie

    In potenziellen Krisensituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern sollte der Beifahrer stets deeskalierend wirken, und das heisst: Bewahren Sie Ruhe. Yogi-Ruhe. Beruhigen Sie den Fahrer. Auch wenn Sie von St. Margrethen bis Niederbipp hinter einem 25 Jahre alten Nissan Cherry mit Jesusfisch-Aufkleber festhängen, dessen Fahrer bis unters Armaturenbrett geschrumpft ist und nicht über 40 fährt.

  4. Technisches Versagen

    Desweiteren ist der Beifahrer zuständig für: technische Assistenz. Greifen Sie dem Fahrer bei der Handhabung von eventuell komplizierten Fahrassistenzsystemen und sonstiger Bordelektronik unter die Arme (wenn möglich nicht im wörtlichen Sinne). Hier gilt das Gleiche wie beim Kartenlesen: Seien Sie geduldig – doch stehen Sie zu Ihren Grenzen. Schliesslich wurden Sie nicht als Co-Pilot für die «Endeavour» verpflichtet. Unaufgeforderte fahrtechnische Anmerkungen vom Beifahrersitz aus (wie «So, jetzt ist frei!» oder «Achtung, es ist rot!») werden selten goutiert.

  5. Party Pooper

    Autofahren soll Freude machen. Auch die Betreuung von Verpflegung und On-board-Entertainment gehören zur Domäne des Beifahrers. Halten Sie bei anspruchsvollen Manövern für den Fahrer seinen Iced Super Skinny Triple Venti Latte. Und tolerieren Sie es, wenn der Mensch am Steuer gerne The Pooh Sticks oder The Pastels hören will. (Ausnahme: Deutscher Soul. Das ist keine Musikrichtung, sondern ein Widerspruch in sich, den niemand akzeptieren muss.)

Damit schliessen wir unsere kleine Übersicht. Nur noch ein Warnhinweis zum Schluss: Allzu enthusiastisch sollten Sie auch nicht werden. Animieren Sie den Fahrer nicht zum Austausch von Zärtlichkeiten, selbst wenn Sie frisch verliebt sind. Das ist bereits bei Tempo 30 sehr gefährlich. Und im Stau kriegen Sie die Verkehrsverflüssigung nicht mit, wenn die Scheiben beschlagen sind. Gute Fahrt!

Im Bild oben: Der ideale Beifahrer für längere Reisen? (Keystone/Martin Meissner)

26 Kommentare zu «Sind Sie ein guter Beifahrer?»

  • feldmann irene sagt:

    ein offenes dach und ein stockbetrunkener beifahrer, dass ist meine 1. wahl!!!!

  • Katharina I sagt:

    Mein Lieblingsplatz ist hinten im abgetrennten Abteil, während vorne der Chauffeur alles allein erledigt. Und er muss mich mit „Määäm“ ansprechen. Herrlich! 8)

  • Lord Henry sagt:

    „Eine der obersten Pflichten des Beifahrers ist das Kartenlesen…“ Nun ja, Herr Dr., ich nehme an, SIe meinten es, wie Sie es geschrieben haben, sonst hätten Sie sicher, dem Gender-Wahnsinn auch in Wort und Schrift folgend, die „Beifahrerin“ explizit erwähnt. Und um deren karto- und topographischen Kenntnisse ist es erfahrungsgemäß weniger gut bestellt. Die Behauptung, Navigationssysteme würden (hetrosexuelle) Ehen retten, halte ich allerdings für zu euphemistisch…….

  • feldmann irene sagt:

    herr ritterman, als ALPHA-MÄNNCHEN und leicht ausgedrückt, controll-freak, währen sie nie in der lage, ein stockbesoffener beifahrer zu sein……..da ja FRAU geführt werden muss, könnten sie NIE ihr vertrauen einer SCHWACHEN FRAU übergeben……sorry, maybe in the next life………..ahahahahhah

    • Philipp Rittermann sagt:

      hat was…würde ich bei ihnen, auch stockbetrunken einsteigen, wär‘ ich wahrscheinlich beim ersten kurzen bremser wieder topfnüchtern. und der mit dem „controll-freak“ höre ich in der tat auch nicht zum ersten mal. somit – maybe in the next life!

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