Wer hat an der Uhr gedreht?

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So, heute mal was Kurzes, meine Damen und Herren: Ich blättere so gedankenverloren durch eine alte amerikanische Ausgabe von «Vanity Fair», nämlich die von Januar, und dann sehe ich diese doppelseitige Anzeige für eine Hautcrème, und ich blättere weiter, dann wieder zurück, weil ich denke: Diese Frau, die Frau erinnert mich an irgendwen, vage, aber an wen … Ich überlege und überlege, dann sehe ich: oben rechts in der Ecke des Bildes steht «Kate Winslet». Ich habe dies Reklamekonterfei für sie fotografiert. Ich nehme an, man hat vorsichtshalber «Kate Winslet» oben rechts in die Ecke geschrieben, denn Kate Winslet sieht nicht mehr aus wie Kate Winslet.

Ich kann Kate Winslet nicht leiden, aber darum geht’s hier eigentlich gar nicht. Hier geht’s vielmehr darum, dass wir mittlerweile in einem Zeitalter leben, wo die Leute nicht nur nicht mehr ihrem Alter ähnlich sehen, sondern inzwischen auch nicht mehr ihrem früheren Selbst. Wie auch immer es geschah: Kate Winslet sieht einfach nicht mehr aus wie Kate Winslet – oder das Phantom, was sich früher Kate Winslet nannte. Und ich rede hier nicht von digitaler Bildbearbeitung und sowas, ich rede von: einem völlig anderen Gesicht. Ungefähr so wie bei Liza Minnelli. Aber die ist 67. Kate Winslet ist 30 Jahre jünger.

Ich will jetzt hier gar keine Vorträge über den Kult um Schönheit und Jugend als ethnische Störung der Spätmoderne halten, das hebe ich mir für die Spitex-Delegiertenversammlung auf, und auch nicht über die spezifische Heuchelei von Frau Winslet, die glaube ich mal mit ein paar anderen Schauspielerinnen so eine Anti-Schönheitswahn-Bewegung ins Leben gerufen hat, örk! Nein, ich will nur die simple Frage aufwerfen: Ist es nicht besser, ein paar Alterserscheinungen in Kauf zu nehmen, und dafür wiedererkannt zu werden? Also auszusehen wie man selbst? Ist das nicht besser? Selbst wenn man Kate Winslet ist? Thanks for reading. Come again.

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