Wie bittet man seinen Nachbarn, leiser zu urinieren?

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Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir, am Esstisch sitzend, das Geplätscher der Dusche der angrenzenden Wohnung mitbekommen. Der Mieter über uns bereichert nun die Geräuschkulisse aber dermassen, dass wir handeln müssen. Wir nehmen nämlich an, dass er, Pardon, im Stehen uriniert. Das entsprechende Geräusch – erst kräftig und dann sukzessive abnehmend bis tropfend – begleitet unseren Alltag, Gäste halten mit Essen inne und starren angewidert an die Decke. Wie kann ich ihm beibringen, dass er sich hinsetzt oder immerhin den Strahl so lenkt, dass es uns nicht mehr stört? H. W. aus W.

Lieber Herr W.,

ich habe beim Lesen Ihrer Frage vor lauter Freude in die Hände geklatscht, weil die so richtig eine Herausforderung darstellt. Und als gute Mitarbeiterin liebe ich Herausforderungen.

Zunächst: Das Duschgeräusch spricht immerhin dafür, dass Ihre Nachbarn das mit der Körperhygiene ernsthaft angehen, und das ist erfreulich. Das Urinieren hingegen gehört zu jenen intimen Vorgängen, von denen man nichts mitbekommen möchte. Es verblüfft mich ja in Restauranttoiletten immer wieder aufs Neue, wie wenig die Damen darauf bedacht sind, das Ganze einigermassen diskret hinter sich zu bringen; die Geräuschkulisse ist nicht selten als unzivilisiert zu bezeichnen. Dabei wirkt ja bereits ein wenig Papier in der Schüssel lärmdämpfend. Oder eben: Man lenkt den Strahl dergestalt, dass er weniger laut ist. Erwachsene Menschen sollten dazu kognitiv in der Lage sein.

Da Ihr Nachbar sich seiner Lärmemission wohl nicht bewusst ist (es sei denn, es bereite ihm Vergnügen, das solls geben, gerade bei Männern), bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als bei ihm vorstellig zu werden. Falls er nicht kapiert, was Sie meinen, soll er sich bei Ihnen an den Tisch setzen, während Sie seine Toilette benützen – zwecks Demonstration einmal im Stehen, einmal im Sitzen und einmal mit Papier in der Schüssel. Das Problem müsste danach eigentlich leicht aus der Welt zu schaffen sein, es braucht nur etwas Rücksichtnahme seitens Ihres Nachbarn. In einem Mehrfamilienhaus erstreckt sich die halt auch auf so einen simplen Vorgang wie das Wasserlösen.

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35 Kommentare zu «Wie bittet man seinen Nachbarn, leiser zu urinieren?»

  • Jacques Tati sagt:

    Radio Eriwan hätte wohl geantwortet: „Brünzeln Sie lauter, Genosse….“.
    Die Wohnsituation deutet auch auf sogenannte Plattenbauten hin.

  • chef sagt:

    als gute mitarbeiterin (sogenannt selbsternannt) sind sie in dieser sache (…….) gescheitert.

  • Angela Nussbaumer sagt:

    Das Geräusch kenne ich von meiner früheren Wohnung… Kam der Nachbar nach Hause, fragte ich mich immer, weshalb er denn nicht in der Beiz sein Wasser löste, in welcher er soviel getrunken hatte. Aber was solls. Der arme Mensch hatte eh so seine Probleme, war unauffällig, wenn er nicht gerade betrunken stürzte und ich ein Stockwerk tiefer bange Minuten verbrachte, bis ich ihn wieder sich aufrappeln hörte.
    In meiner jetzigen Wohnung erlebe ich das intime Eheleben meiner Nachbarn, ebenfalls über mir, in Form verräterischer Geräusche, aus denen sich die Tagesform des Mannes ableiten lässt 🙂

  • herr sehr schlimm sagt:

    Unverschämt! Da nimmt sich jemand doch tatsächlich die Freiheit, in seiner EIGENEN WOHNUNG zu Duschen und im stehen zu urinieren! Da müssen sie schnell handeln, wir wollen ja nicht, dass sie davon dauerhaft geschädigt werden. Habe in diesem Zusammenhang schon von Fällen von Ohrenkrebs gehört!
    Eine riesen Sauerei sowas…..

  • michael sagt:

    man könnte es ja mal mit böse ansehen versuchen, wenn man diesen geräuschverursacher auf der treppe erwischt ! oder alternativ nicht antworten wenn er zuerst grüsst und einfach zur seite sehen. wahrscheinlich wird er dann sofort und gleich sein ganzes gehabe mental durch gehen und von alleine auf seine verfehlungen kommen, wäsche nicht rechtzeitig aus dem trockner genommen, fahrrad falsch angeschlossen und letztendlich, zu laut geduscht und gepullert.
    das reale leben ist doch viel besser als jede ausgedachte satire !

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