Alltagsproust

Ich bin zwar, zum Glück, nicht Marcel Proust – aber ich hätte trotzdem ein paar Fragen an Sie. Ja, genau, ich meine: Sie. Nehmen Sie sich drei Minuten Zeit und beantworten Sie, allein oder im Kreise lieber Menschen, den nachfolgenden Katalog von sorgfältig kalibrierten Erkundigungen, behutsam auf den modernen Menschen zugeschnitten nach dem entfernten Vorbild des sogenannten Proust-Fragebogens. Und schon erfahren Sie mehr über sich. Oder über einen Kreis lieber Menschen. Oder auch nicht. Aber dann haben Sie bloss drei Minuten verklickert. Pretty good deal.
Sind Sie im gesellschaftlichen Umgang mit aufgesetzter Höflichkeit vollkommen zufrieden, solange dadurch alles reibungslos läuft?
Was schmeichelt Ihnen mehr: Wenn jemand feststellt, dass Sie Humor haben, oder wenn jemand feststellt, dass Sie gut aussehen?
Wenn Sie an der vollbesetzten Terrasse eines Ausflugslokals vorbeigehen und jemand lacht – beziehen Sie das dann automatisch auf sich?
Finden Sie, dass Antipathien und Konfrontationen in erster Linie Energieverschwendungen sind oder schöpferische Dynamiken?
Hat Sie jemals jemand als schwierig bezeichnet?
Im Bild oben: Der französische Schriftsteller Marcel Proust.
11 Kommentare zu «Alltagsproust»
Die Fragen zu beantworten – geht wirklich viel schneller, als das „Mammutwerk“ von Proust
„À la recherche du temps perdu“ – zu lesen.
Das habe ich nie geschafft …
1) ja, ich weiss ja, wann ich angelogen werde.
2) wenn jemand feststellt, dass ich gerecht bin.
3) nein. die masse ist dumm und unwissend.
4) ist potential vorhanden, sind konfrontationen durchaus erfrischend.
5) praktisch ausnahmslos.
1. Je enger die Beziehung ist, desto weniger trifft das zu. 2. Mein ganzer Stolz steckt natürlich in meiner Hose. 3. Wenn ich betrunken bin oder anderweitig nicht der Herr meiner selbst, dann schauen mich alle Leute an und lachen mich aus. Zum guten Glück… 4. Eine Antwort darauf habe ich noch nicht gefunden. 5. Gestern zweimal, leider. Aber es ist heilsam. Heute noch nicht. Gelobe Besserung.
zu frage 5; nein, nicht direkt, meistens werde ich als frau tituliert, und dann könnte ich schwierig werden…
zu 4, was haben „schöpferische dynamiken“ zu suchen im satz nummer 4? das bedeutet?
1. Vollkommen zufrieden nicht, aber es gibt viele Situationen, in denen sie das beste oder das geringste Übel ist.
2. Die Eitelkeit freut sich mehr übers gute Aussehen. Der Verstand munkelt, Humor sei das realistischere Kompliment
3. Nein, Gott-sei-Dank nicht mehr. Mit dem Absetzen der psycho-aktiven Substanzen ist auch die Paranoia verschwunden
4. Schöpferische Dynamiken, aber nur in bestimmten Kontexten. Meist ist aufgesetzte Höflichkeit weiser und zielführender.
5. Natürlich. Aber das ist ein Kompliment, weil synonym zu: Sie weiss, was sie will und lässt sich nur bedingt verarschen.