Mode und Sex

Einer der Hauptzwecke von Anziehsachen – neben dem Schutz vor Witterung und der Möglichkeit, sein Mobiltelefon unterzubringen – ist der Putz. Man zieht sich an, um etwas darzustellen, zum Beispiel Macht, Reichtum, Coolness oder Paarungsbereitschaft. Heutzutage besteht in dieser Demonstrationsfunktion der Garderobe ihr eigentlicher Hauptzweck, wenigstens in den westlichen Wettbewerbsgesellschaften, in denen wir glücklicherweise leben.
Nun liesse sich ja denken, dass die Attraktivität und damit die Chancen für Sex stiegen, je knapper und figurbetonter die Kleidung gewählt würde. Diese Auffassung ist ebenso weit verbreitet wie falsch. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens nämlich braucht man für figurbetonte Kleidung: eine Figur. Das sollte eigentlich jedem einleuchten. Tut es aber nicht. Zweitens ist Sex-Appeal seinem Wesen nach etwas Unbewusstes. Wer versucht, ihn zu forcieren, sieht am Ende aus wie Tara Reid.
Das heisst aber andererseits nicht, dass jemand, der von Natur aus sexy ist, so ziemlich alles anziehen könnte – das ist bloss eine andere weit verbreitete Auffassung, die ebenfalls falsch ist. Leider. Richtig ist hingegen, dass viele Menschen angezogen besser aussehen als nackt (egal, wie schlecht sie gekleidet sind). Aber es existiert eben auch der gegenteilige, tragischere Fall: Jemand sieht nackt oder beinahe nackt total sexy aus, dann zieht er oder sie ein Paar Caprihosen oder ein Abercrombie-&-Fitch-T-Shirt an, und man denkt: Urrg! Nyurgh!
Sofern man also Reize hat, kann man die durch die richtigen Anziehsachen besser oder schlechter darstellen. Die dazu gehörige Regel ist endlich mal richtig, jedoch leider weithin in Vergessenheit geraten. Sie lautet: Wer es zu hart versucht, hat schon verloren. In Zeiten, in denen wir alle sowieso schon von morgens bis abends mit Reizen überflutet werden und die Alterskohorte von 14 bis 44 entweder rumläuft wie Kandidaten für «Dingsbums sucht den Superstar» oder wie Zooey Deschanel, sollte man sich vielleicht mal auf was Echtes zurückbesinnen. Nicht was vermeintlich Echtes aus einem wahnsinnig ironischen Secondhand-Laden (da wären wir ja wieder bei Zooey Deschanel), sondern zum Beispiel auf dieses Pacha-Kirschen-T-Shirt, das man seit 1994 im Schrank hat.
Durch die Ausstrahlung von Authentizität realisiert man garantiert strategische Vorteile im Paarungskampf. Im Übrigen ist der Paarungskampf – eben ein Kampf, und deshalb sollte man nicht zimperlich sein in der Wahl seiner Waffen. Uns allen ist doch schon allen mal widerfahren, dass wir, zum Beispiel in der Leihbücherei oder bei der Kommunion von Cousine Nina, vielleicht einen Tick zu ordinär angezogen waren. Aber keine Sorge, das ist, wie gesagt, heutzutage ein Massenphänomen. Janet Jackson ist das sogar einst beim Super Bowl passiert. Man nennt das «Wardrobe Malfunction».
11 Kommentare zu «Mode und Sex»
hmm…, herr tingler, würde clooney immer nur über kleider schreiben oder clint? wahrscheinlich nicht. ich weiss, dass homosexuelle männer äusserlichkeiten etwas mehr zugetan sind als heteros, aber bedenken sie, sie sind eine minderheit. die mehrheit interessiert sich nicht für ein tüchlein hier und ein offenes knöpfchen dort – das leben bietet soo viel mehr. finden sie doch bitte wieder zurück zu ihren urspünglich amüsanten betrachtungen des allzu menschlichen, das über das textile hinausgeht. das würde das lesevergnüngen wieder beträchtlich steigern und frau weber weniger konkurrenzieren.
tun sie mir den gefallen, auguschtli, gehen sie wieder in den mamablog und verschonen sie uns mit ihrem gewäsch. tausend dank.
Herr Rittermann, ein schwacher und gehässiger Kommentar Ihrerseits. Auguste macht ja einen durchaus diskutierbaren Punkt. Sie spielen auf den Mann. Brauchen wir das? Nein. Und wissen Sie, weshalb ich mir die Kommentare von Hrn Tingler mittlerweile selten durchlese? Weil permanent Balzliturgien von Rittermann und Katharina xy dazwischenstecken, idR ohne Bezug und Sinn. Ein schlichtes Ärgernis zuviel.
@Herr Rittermann, hin und wieder ein bisschen Gequassel darf es hier schon mal sein – das Leben ist ja sonst schon ernst genug. Aber, Herr Rittermann, es tut mir leid, die Grenze wurde von Ihnen überschritten.
Team Rittermann!!!
Die Kleidung wird extrem unterschätzt! Erklärt der Artikel ja auch, by the way… Die tägliche Botschaft, die man damit aussendet, geht WEIT über das Textile hinaus – und dieser Kommentar (Tüchlein hier, offenes Knöpflein dort….) zeigt: nix verstanden Auguste….
Möge Herr Tingler sich der Aufstellung der zwei Mannschaften annehmen. 😉
@Auguste. Wenn die Knöpfe einer Anzugsjacke am Ärmel geöffnet werden können („durchgeknöpft“), ist dies zumeist ein Distinktionsmerkmal eines Maßanzuges und sagt sicher nichts über die sexuelle Präferenz seines Trägers aus. Und den Leuten, die solche Anzüge tragen, bietet das Leben bereits „soo viel mehr“, daß ihnen Herrn Dr.Tinglers Ansichten etwas die Langeweile vertreibt………..
Herr Wenger, regen sie sich nicht auf. Beobachten sie einfach die Forentrolle in ihrem natürlichen Habitat. Rittermann ist hier der Platztroll und reagiert gehässig auf die Textmarke eines Männchens aus einem anderen Revier. Durch Augustes invasives Verhalten glaubt R, nicht mehr locker seine Steckenpferdchen mit dem Single Malt und dem coolen Smiley ausspielen zu können. Das gehört auf dem Newsnetz nun mal dazu: Manche Schiffe haben einen Klabautermann, das Blogmag hat den Rittermann.
Es gibt auch einen literatischen Leckerbissen zu genau diesem Thema: und zwar die Musterungsszene aus dem „Felix Krull“ von Thomas Mann, in welcher der Schönling Felix nackt unter Nackten ist und sich so seine Gedanken über Nackheit und Angezogensein macht. Amüsant!
was ein quatsch – der hauptzweck von anziehsachen ist das genussvolle ausziehen beim partner !
generell ist sexy, wer sich wohl fühlt. Wer sich in enge Kleidung zwängt und sich dabei wünscht, der Boden möge sich öffnen und ihn verschlucken, ist weniger sexy als die Dame und lockerer Jeans und T-Shirt, die sich darin vögeliwohl fühlt und das auch ausstrahlt. Von daher denke ich schon, dass wer sexy ist, alles tragen kann – aber eben nur, so lange ihm die Kleidung auch gefällt.