Schöne Grüsse

Neue Möglichkeiten für die elektronische Post
Tingler

Der Zeit weit voraus: Queen Elisabeth verschickt 1976 eine Nachricht über das Arpanet, den Vorläufer des Internets. Foto: PD

Wie verhält sich die Bise zur Brise, meine Damen und Herren? Ungefähr so wie Krystle Carrington zu Crystal Meth? Und nachdem Sie derart kritisch konditioniert wurden, zu einem anderen komplexen Problem: Der elektronische Postverkehr ist sehr viel verwickelter geworden, seitdem Queen Elizabeth II. im Jahre 1976 ihr erstes E-Mail verschickte. (An wen eigentlich?)

Inzwischen sind etliche metaphorische Fallstricke und handfeste Etiketteprobleme auf dem Feld der elektronischen Post ausgemacht und Gegenstand von vielfältigen Ratgeberformaten geworden. Zum Beispiel hinsichtlich der korrekten Grussformeln, etwa mit Blick auf die Frage: Ist es eigentlich zulässig, sich mit einem Akronym zu verabschieden, wie beispielsweise «GLG»? Was meinen Sie?

Was immer Sie meinen, falls Sie nicht die sogenannte chinesische Lösung wählen (heisst: gar keine Verabschiedung), hätte ich im Folgenden eine kleine Aktualisierung für Sie, sozusagen die letzten Schreie und Minenfelder für die E-Mail-Verabschiedung im internationalen Verkehr. Denn die Zeit steht nicht still, und noch weniger die Sitten in ihr. Das ist die zurückhaltende Umschreibung für: Man kann sich heutzutage billiger und mit weniger Aufwand daneben benehmen als jemals zuvor in der Zivilisationsgeschichte. Und bedenken Sie bitte ebenfalls: Ein Fauxpas hört nicht automatisch auf, einer zu sein, wenn die Mehrheit ihn begeht. In diesem Sinne:

  1. «LTD». Steht für «Living The Dream». Würde ich eher nicht als Verbschiedungsformel wählen. Es sei denn, Sie sind Kelly Clarkson.

  2. «Eat well» zum Abschied ist gar nicht mal so übel, als Akronym «EW» im angelsächsischen Sprachraum allerdings problematisch. Auch ansonsten gilt es zu bedenken, dass in unseren Zeiten, da Ernährung gerne zur Philosophie stilisiert wird, alles, was mit Essen zu tun hat, geeignet ist, Anstoss zu erregen. Und zwar den falschen.

  3. «Belle Journée». Meh. Eine sehr influencery Art, ein E-Mail zu beenden. «Influencer» sagt man übrigens auch nicht mehr. Das heisst jetzt «KOL». Google it.

  4. «TGIF» ist, ebenso wie «Cheers», ebenfalls nicht so glücklich. Also lieber nicht.

  5. Bleibt was zeitlos Schönes: «TTFN». Ein Klassiker und eine der bezauberndsten Verabschiedungsformeln seit je. Google it.

11 Kommentare zu «Schöne Grüsse»

  • Marek sagt:

    Warum nicht auf Deutsch verabschieden, haben Sie dazu Hemmungen?

  • Bufi sagt:

    Lieber Herr Tingler, interessanter Beitrag.. Ich hätte es aber sympathischer gefunden wenn SIE die Abkürzungen erklärt hätten. Oder sind Sie etwa Google-Aktionär (mmhh?)

    • Maria sagt:

      Die Aufforderung, etwas zu googlen, ist pädagogisch gemeint und hilft generell im Leben. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott 😉

  • Claudetheblack sagt:

    Danke, lieber Herr Tingler, dass Sie mir das reizende TTFN wieder in Erinnerung gerufen haben. Very British. You made my day.

  • Esther sagt:

    Freundliche Grüsse oder herzliche Grüsse, das geht immer. Hingegen, überhaupt keine Grüsse ist wirklich unhöflich, oder dann man schreibt sich nochmals am selben Tag. Anfangen tue ich immer mit Guten Tag, oder Hallo wenn es Bekannte sind.
    Diese Abkürzungen die sie erwähnen sind minimalist und nerven, warum kein freundlichen Gruss ? Eine sache des Anstands. Ich arbeitete für den Besitzer einer grossen Firma und er hasse all diese Abkürzungen. Sich zeit zu nehmen ist auch eine Höflichkeit.

  • Kristina sagt:

    Tittle-Tattle or Knudsen Number or Westminster.

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