Neuer Name, neues Glück
So. Wir haben, wieder einmal, genug über Kanye West geredet, meine Damen und Herren, beziehungsweise über TAFKAKW. Das steht für: The Artist Formerly Known As Kanye West, denn Kanye West heisst ja jetzt nicht mehr Kanye West, sondern: Ye. (Wir hoffen sehr, dass dies zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Kolumne nicht schon wieder anders ist.) Ungefähr so wie das beliebte Brettspiel mit den Buchstaben plötzlich nicht mehr «Scrabble» hiess, sondern «Buchstaben-YOLO», aber nur kurz, und dann doch nicht oder nicht im Ernst.
Merken Sie was? Neuer Name, neues Glück. Der Name als eine Art persönliches Framing: «Ralph Lauren» erweckt einfach glamourösere Assoziationen als «Ralph Lifshitz». So ist der Namenswechsel auch stets ein Akt der Neuerschaffung, nicht nur bei Künstlern und Möchtegernkünstlern, sondern auch bei Produkten und Unternehmen.
Das Diät-Franchising Weight Watchers zum Beispiel wollte Zugeständnisse an die Gegenwartsmode der sogenannten Körperpositivität machen (die grob gesagt darinnen besteht, dass man sich nach wie vor vordringlich mit seinem Körper und dessen Wahrnehmung durch andere befasst, jetzt aber reklamiert, so aussehen zu können, wie man wolle). Also sollten Trigger-Reizworte wie «Gewicht» oder «schlank» nicht mehr mit der Marke assoziiert werden, weshalb dieselbe sich in WW umtaufte. Man wolle mit einem breiteren Angebot zum weltweiten Partner für Wellness werden, liess WW verlauten; es gehe nicht mehr um Dick oder Dünn, sondern ums Gutfühlen, dank bewusster Ernährung, mehr Bewegung, einer positiven Einstellung oder allem zusammen. Yippie. Machen wir mal so weiter. Hier kommen ein paar Anregungen: Statt Zentralstelle für Verkehrs- und Ordnungsbussen nennen wir das jetzt: Mobilitätsservice. Oder Raumbewirtschaftungsservice. Oder Öffentliche Raumpflege. Statt vom Bundesrat (klingt viel zu patriarchalisch und altbacken) sprechen wir inskünftig vom Bundesservicegremium. Statt Käsefondue (Käse hört sich schliesslich viel zu belastend an) sagen wir: vegetarischer Geselligkeitsimbiss. Statt Flughafen Zürich sagen wir fortan: Ursula Andress International. Und statt Schweizer Buchpreis korrekterweise: Schweizerischer Literaturbetriebspreis.
10 Kommentare zu «Neuer Name, neues Glück»
Der letzte Vorschlag, der LiteraturBETRIEBSpreis ist wirklich köstlich. Denn nichts anderes ist diese aufgesetzte Verleihung jedes Jahr. Hat eigentlich schon jemand mitbekommen, dass es bei solchen Preisverleihungen (Film, Bühnenkunst, Literatur) NIE um den Preisträger, sondern IMMER nur um den Preisverleiher geht? Leute wollen selber gerne im Rampenlicht stehen und etwas vom „Glanz“ der Preisträger erhaschen! Wenn sich private Organisationen diesen „Spass“ leisten, ist das ihre Sache. Doch dass der Staat bzw. die Staatsorgane das Geld anderer Leute für ihr Ausleben ihres dummen Stolzes verschwenden, ist Selbst-Beweihräucherung.
Super, toll geschrieben. Es gäbe noch unzählige weitere Umtriebe in diesem Unsinn.
Nun ja, aber Käsefondue ist gar nicht vegetarisch. Es sei denn, Sie nehmen Käse mit mikrobiellem Lab (und nicht mit Kälberlab). Der ist für ein Fondue aber schwer aufzutreiben (die dafür verwendeten Käsesorten sind der Grund), und bei Migros und Coop ist Käse auf der Verpackung auch nicht deklariert. Sie wollen nicht, dass man sich informiert und dann entscheidet (ein PDF, das sich online findet, ist nicht wirklich zielführend).
Ich sags ja ungern, aber Fondue ist nicht vegetarisch. Da hats Lab drin und das kommt vom Rindvieh (darum sind in England bestimmte Käse spezifisch gekennzeichnet als „suitable for vegetarians“ dank vegetarischer Labalternative. Aber soweit lassen es die Schweize Fonduekäser hoffentlich nie kommen)
Es gibt auch mikrobiellen Käse für vegetarisches Fondue. Und dieser ist keinesfalls schlechter – das ist pure Ideologie.
Das wäre dann aber veganes Fondue, richtig (ausser der Weisswein wurde mit Fischblase gefiltert)?
TAFKAP-Kennen und Über-YOLO-Staunen ist eigentlich unserer Generation vorbehalten. Danke fürs Mitmachen!
Übrigens, geile Uhr!