Triumph des Waschbären

Gestrandet auf einer Fensterbank: Der Waschbär, der am 12. Juni das UBS-Gebäude in St. Paul, Minnesota, hochgeklettert war, wurde im Nu zum Social-Media-Star. Foto: Evan Frost (AP, Keystone)
Ein schier endloser Monat liegt hinter uns, meine Damen und Herren. Die ganze Welt hat über dieses Gruppenbild im Altmeister-Stil vom G-7-Gipfel gesprochen und dasselbe in endlosen Varianten parodiert, und dann erschien noch eine weitere Parodie, nämlich die jenes legendären Titelbilds der amerikanischen «Vogue», das Kim und Kanye Kardashian West zeigte (das war das Cover, mit dem Anna Wintour ihren Kardashian-Bann brach), jetzt in der Variante: Trump und Kim. Aber nicht Kim K., die bloss mit Photoshop bewaffnet ist und nicht mit Interkontinentalraketen, sondern Kim Jong-un. Denn letzten Monat war dieses Treffen, Sie erinnern sich. Und Trump und Kim gehören jetzt populärkulturell zu diesen leicht bizarren Paaren, ungefähr so wie Jerry Hall und Rupert Murdoch. Womit wir schon mitten dabei wären.
Was wir im vergangenen Monat so gelernt haben:
Liza Minnelli betont, Renée Zellweger nicht zu kennen und nichts von jenem kommenden Film zu halten, in welchem Frau Zellweger ihre (also: Lizas) Mutter Judy Garland verkörpert. Im Juni war es 49 Jahre her, dass Judy Garland an einer unbeabsichtigten Überdosis Schlafmittel starb. Frauen in Saudiarabien dürfen jetzt Auto fahren. Gleichzeitig sitzen viele Aktivistinnen, die sich dafür eingesetzt haben, immer noch im Gefängnis. Mutmasslich noch irritierender als der Judy-Garland-Streifen aus Punkt 1 war, jedenfalls für einen guten Teil der versammelten Weltpresse, jener Clip aus dem Weissen Haus zum Gipfeltreffen in Singapur. Etliche der anwesenden Journalisten hielten das Video zunächst für Propaganda aus Nordkorea. Donald Trump selbst zeigte das Werk Kim Jong-un auf dem iPad. Auch darin ähneln sich die Herren: Wenige Politiker wirken so intensiv an ihren eigenen Parodien mit. Da ist es nachgerade beruhigend (wohl nur nicht für Trump), dass zeitweise ein Waschbär die Medienherrschaft übernimmt: #MPRaccoon Die schottische Sektion der Konservativen Partei Grossbritanniens wird von einer schwangeren Lesbe geführt. Das würde auch der CVP mal guttun.
3 Kommentare zu «Triumph des Waschbären»
La Zellweger als Judy Garland? Das ist aber auch sehr weit gesucht. Warum nicht gleich das andere blonde Nature-Joghurt: Gwyneth Paltrow?
Hoffe sehr, die Präsidentin wird ihren Mutterschaftsurlaub in Anspruch nehmen. Die CVP Schweiz hat noch viel zu lernen, will sie denn nicht untergehen.
Mit sozial-liberalem Kitsch unterstreicht sie nur ihren Notstand. Die Jüngeren rücken nach und nehmen den Kulturkampf als (falsches) Vorbild. Der echte Konservative schaut vorwärts, wenn denn auch mit etwas Zurückhaltung, aber nicht reaktionär, sondern aufgeschlossen. Aber die CVP hat es hierzulande verpasst, zu dieser ursprünglichen Haltung zurückzufinden. Manche Geschichte könnte ich dazu beitragen. Aber der echte lokal begründete Konservativismus ist vielmehr vergleichbar mit dem britischen. Aber ich könnte dies nur aufgrund der persönlichen Erfahrung nachweisen, was niemanden interessieren dürfte. 🙂
Nummer 5 ist der Brüller – Danke Dr. Tingler – you made my day